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12. Unter den Ungarn gab es bis jezt nur wenige Christen. Die Masse und der Kern des Volkes waren heidnisch, eben so auch der bei weitem zahlreichste Theil der Großen und des Adels. Die zur Einführung des Christenthums gemachten Versuche, wie die Duldung so vieler Christen im Lande, schien ihnen eine grobe Beleidigung ihrer Nationalgottheiten. So lange Geisa lebte, hielt Furcht vor dessen Strenge jeden Ausbruch ihres Unwillens zurück. Aber dafür ward nun auch sein Tod für alle Heiden ein allgemeines Signal, zur Vertheidigung ihrer Gögen zu den Waffen zu greifen. In allen Bezirken und Distrikten Ungarns wehete jezt auf einmal wieder die Fahne wilder Empörung. Das Haupt derselben war ein Magnat, Namens Zezgar, einer der angesehensten und reichsten Großen in Ungarn, ausgezeichnet durch Erfahrung im Kriege, durch ungewöhnliche körperliche Stärke, und schon oft erprobte persönliche Tapferkeit. In wenigen Tagen hatte er ein zahlreiches Heer um sich versammelt; fegte sich mit demselben sogleich in Bewegung, übers fiel und plünderte die herzoglichen Domainen, bemächtigte sich mehrerer herzoglichen Städte und Schlösser, und verstärkte noch immer sein Heer durch die vielen Truppencorps, die jezt selbst aus den entferntesten Gegenden Ungarns täglich zu ihm stießen. Mit jedem Tage vermehrte sich also die Gefahr für den Herzog; und schon riethen ihm seine Getreuen, feine Residenzstadt Strigonium (Gran) zu verlassen, und in Deutschland Hülfe zu suchen. Stephan verwarf diesen kleinmüthigen Rath, zog in der Eile so viele Truppen, als er konnte, zusammen, und entschlossen, zu siegen oder unter den Trümmern feines Thrones sich begraben zu lassen, rückte er, in festem Vertrauen anf göttlichen Beistand, dem an Streitkräften unverhältnißmäßig überlegenen Feinde

Worth. d. Stolb. R. G. . 33.

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entgegen. Einige Tausend Christen dienten in seinem Heere, und vor demselben wehete die Fahne des Heils mit den Bildnissen des heiligen Martins und Georgs. Zezgar stand vor Veszprim (Weisenburg) und belagerte diese, damals sehr feste und volkreiche Stadt. Als das herzogliche Heer heranrückte, nahm er eine Stellung, die den Herzog von der Stadt völlig abschnitt, und doch zugleich so fest war, daß fie jedem Angriff zu trogen schien. Daß Stephan mit seinem schwachen Heere eine Hauptschlacht wagen würde, hielt Zezgar für unmöglich; die Absicht desselben, glaubte er, sey blos Verstärkung in die belagerte Stadt zu werfen. Zum erstenmale erschien zwar jest der junge Monarch in der Würde eines Feldherrn an der Spige eines Heeres; aber dennoch entdeckte sein kriegerischer Scharfblick, als er die feindliche Linie recognoscirte, sogleich die. schwachen Punkte ihrer Position, concentrirte alle seine Kräfte gegen dieselben, und stürzte sich an der Spige seiner, durch sein Beispiel begeisterten Truppen, mit jugendlichem Ungestüm auf den Feind, sprengte dessen Centrum, und griff nun die von einander getrennten Heertheile mit gleichem Erfolge in ihren Flanken an. Die über den ganz unerwarteten, und zugleich so erfolgreichen Angriff Stephans im höchsten Grade bestürzten Feinde ge= riethen jezt auf allen Punkten in Unordnung und Verwirrung. Desto heftiger drangen Stephans muthige Krieger in sie ein. Der Schrecken Gottes ging vor den herzoglichen Fahnen her. Ueberall ward der Feind geworfen und zurückgedrängt und endlich total geschlagen. Vollständig war die Niederlage der Aufrührer; das Schlachtfeld war mit ihren Leichen bedeckt, und die meisten der Großen, die der Fahne des Empörers gefolgt waren, und Zezgar selbst, lagen unter den Todten. Unter dem Jubel

der befreiten Einwohner von Veszprim, zog der junge Held in die entsegte Stadt.

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13. Ungemein erhob dieser glänzende Sieg Stephans Ansehen in den Augen der Nation. In seinem Siegerkranze war er für die, so ihm treu geblieben, ein Gegenstand enthusiastischer Bewunderung, für die Andern des Schreckens. Viele der Heiden, die nicht begreifen konnten, wie ihr Herzog mit einer ganz unbedeutenden Macht ein so großes, zahlreiches Heer habe völlig vernichten können, zogen daraus den Schluß, daß der Gott der Christen weit mächtiger seyn müße, als ihre Gözen, verließen sie daher, und wurden Christen. Andere wieder, in nicht minderer Anzahl, besonders von den Vornehmern und dem Adel, die, im Bewußts sein ihres strafbaren Antheils an der Empörung, den Zorn des Monarchen fürchteten, eilten nun ebenfalls durch Annahme des Christenthums ihn wieder zu versöhnen; und so darf man in Wahrheit sagen, daß unmittelbar gleich nach der bei Veszprim gewon nenen großen Schlacht auch das. Christenthum seinen triumphirenden Einzug in Ungarn hielt.

Aber unaufhaltsam, und ohne fernere ängstliche Berückfichtigung der noch allenfallsigen Stimmung des Volkes, oder der Magnaten, schritt nun auch Stephan zur Lösung der sich gemachten Aufgabe, nämlich zur Einführung des Christenthums. Auf ein von ihm erlassenes, gar keine Ausnahme gestattendes Edict mußten alle heidnischen Tempel und Gögenbilder: im Lande verschwinden. Aus allen christlichen Ländern berief er Geistliche und fromme Missionaire; und Männer, entflammt für die Ehre Gottes und das Heil der Menschen, strömten nun gleichsam schaarenweise, besonders aus Deutschland, nach Ungarn. Statt der heiligen Bäume und Haine prangte jegt

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überall das Bild des Gekreuzigten, denn Stephan erbauete eine Menge Kirchen, die er stets mit allem Nöthigen im Ueberfluß versah. Um aber desto mehr auf die Ausführung seiner heilsamen, christlichen Entwürfe den Segen von Oben herabzuziehen, stiftete er zugleich auch mehrere Klöster; vollkommen überzeugt, daß mehr als Predigten und Lehrunterricht das Gebet frommer, gottergebener Mönche zur Bekehrung verstockter Gemüther beitrage. Mit der in dem feindlichen Lager bei Veszprimer= rungenen Beute, die er schon vor der Schlacht Gott geweihet hatte, stiftete er ein dem heiligen Martinus geweihtes Benediktinerkloster. Man nannte es nachher das Kloster zum heiligen Berge, weil es wirklich auf einem Berge lag, auf welchem, einer Legende zu Folge, der heilige Martinus, bekanntlich aus Pannonien (Ungarn) gebürtig, öfters ganze Nächte im Gebet durchwacht haben soll. — Stephan durchreißte hierauf alle Provinzen seines Reiches. In allen großen Städten, oder nur einigermaßen bevölkerten Burgen versammelte er die Einwohner, sprach selbst zu ihnen Worte des Lebens, bat und ermahnte fie, den beseligenden Lehren seiner Missionaire nicht länger mehr ihre Gemüther zu verschließen. Aber nicht blos durch Wort und Lehre, auch durch eigene That, suchte Stephan seine Unterthanen zur Annahme des Christenthums zu bewegen. Gegen jedermann ungemein herablassend und leutselig, für alle zeitlichen und leiblichen Bedürfnisse auch des Niedrig= ften in dem Volke mit gleicher väterlicher Zärtlichkeit besorgt; unablässig zum Helfen bereit, wo man nur immer seiner Hülfe bedurfte, und stets die Hände zum Geben geöffnet, gewann Stephan auch bald die Herzen seiner Unterthanen; und da bekanntlich Liebe die beste Lehrerin ist, so folgte nun auch alles Volk gerne dem Nufe und der Stimme eines Herrn, den

es liebte, und weil es ihn liebte, auch mit grenzenlosem Vertrauen verehrte.

14. Indessen sah Stephan sehr wohl ein, daß, wenn das Christenthum unter seinem Volke immer tiefere und ausgebreitetere Wurzeln schlagen sollte, er auch die neue Kirche in ihren äußern Verhältnissen ordnen, und einen festen Bestand ihr geben müße. Er theilte daher jezt das ganze Reich in zehen Bisthümer, ernannte ausgezeichnete Männer zu Bischöfen, und unterwarf deren Sprengel der Jurisdiction des in Ungarns Hauptstadt Strigonium errichteten Metropolitansizes. Da aber diese, vie noch einige andere Einrichtungen der päbstlichen Bestätigung bedurften; so ordnete Stephan unverzüglich diesfalls eine Gesandtschaft nach Rom an den Pabst Sylvester II. An der Spize dieser Gesandtschaft stand der so eben von Stephan auf den bischöflichen Stuhl von Colocza erhobene Anastasius, ein geborner Italiäner. Eigentlich hieß derselbe Astrich, und hatte den Namen Anastasius erst bei seiner Erhebung zur bischöflichen Würde angenommen. Dem heiligen Adalbert war er, mit noch einigen andern römischen Mönchen, von Rom nach Prag gefolgt und als derselbe von den Pragern vertrieben werd, mit seinen sämmtlichen Begleitern zu Stephan nach Ungarn gekommen. Astrich, nunmehr Anastasius, war ein würdiger Schüler und Zögling des heiligen Adalberts. Stephan konnte es als eine besondere Wohlthat der Vorsehung betrachten, daß sie ihm diesen Mann geschickt hatte, dessen Begleiter ebenfalls durch frommen Eifer nicht minder ausgezeichnete Mönche waren, und der jegt dem Herzog in deffen kirchlichen Einrichtungen ungewöhnliche Dienste leistete. Die übrigen Gesandten, so wohl die Geistlichen, wie die Weltlichen, waren gleich verdienstvolle Männer; so daß

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