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Breve Innocenz XI. verlegte sein Fest auf den 2. September.

19. Wie in allen Ländern, zu welchen das Christenthum erst unlängst Zugang gefunden, spürte man auch in Ungarn einige Zeit lang noch bisweilen Zuckungen des zwar überall schon hinsterbenden, doch hie und da noch nicht völlig erstorbenen Heis denthums. Die gefährlichste Krise trat ein im Anfange der Regierung Königs Andreas (1047). Mehrere Großen und Gewaltigen im Lande hatten zur Wiederherstellung des alten Gößenthums einen Bund geschlossen, der bald so mächtig ward, daß er dem König mit Gewalt die Erlaubniß entreissen konnte, zu den alten Sitten ihrer wilden Voreltern zurückzukehren, ihren ehemaligen Gögen wieder zu opfern, das Christenthum völlig auszurotten, und mit diesem auch alle Ausländer im Reiche zu vertilgen. Viele, die bisher blos aus Furcht vor den bestehenden Staatsgeseßen Christen zu seyn geheuchelt hatten, kehrten nun zu dem Heidenthum zurück. Schon fingen fie jest wieder an, ihre Köpfe zu scheren und nach alter Sitte nur drei dicht geflochtene Haarzöpfe herab hängen zu lassen. Diese sollten bei der, wie sie wähnten, nun bald eintretenden allgemeinen Christenverfolgung zum Merk male dienen, die heidnischen Ungarn von den christlichen zu unterscheiden. Wirklich wurden auch schon mehrere Geistlichen ermordet, einige Kirchen und Klöster niedergebrannt. Aber der kluge, kühne und unternehmende König hatte indessen, und zwar in sehr kurzer Zeit, seinen Thron zu befestigen, seine Macht zu erweitern gewußt. Als er sich stark genug fühlte, dem nahenden Sturm zu trogen, stürzte er eben so schnell wieder das iegt sein freches Haupt auf das neue erhebende Heidenthum. Bei

Lebensstrafe verbot er jede Ausübung heidnischer Gebräuche; gebot ferner, bei Verlust der Freiheit und des ganzen Vermögens, wieder zu dem Christenthum zurückzukehren, und zu demselben durch Bes folgung aller Gebote der Kirche sich öffentlich zu be kennen. Dem Willen des kräftigen Königs, der nachher selbst der Macht eines deutschen Kaisers die Stirne bot, vermochte niemand zu widerstehen. Zufrieden oder nicht zufrieden, gehorchte schweigend die ganze Nation; und so mußte das, was das Mittel zur Ausrottung des Christenthums seyn sollte, nun gerade dazu dienen, dasselbe nur noch mehr zu befestigen. In der That trieb dasselbe auch jezt in dem kürzen Zeitraume von zehen Jahren schon so tiefe und weit verzweigte Wurzeln, daß, als Andreas Nachfolger, König Bela, sich über den Leichnam seines ermordeten Bruders auf den Thron von Ungarn geschwungen hatte, es demselben selbst die Staatsflugheit zum Geseze machte, das Christenthum in dem Reiche aufrecht zu erhalten; daher er auch einen bald nach seiner Thronbesteigung ausgebrochenen Aufstand der noch immer ganz im Geheim sich im Lande herumtreibenden, heidnischen Parthei nun eben so schnell als leicht mit dem Schwerte niederkämpfen konnte (1060).

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20. Wir haben nun gesehen, welch große und glänzende, obgleich höchst friedfertige Eroberungen die Religion Jesu in der vorliegenden Periode machte. Aber gerade jest, während das Christenthum und alle ihm huldigenden Völker diese vielen Triumphe göttlicher Wahrheit feierten, bereiteten sich schon wieder im Morgenlande Ereignisse vor, die die Kirche des lebendigen Gottes nur in eine noch desto größere Trauer versenkten. Zuerst führte nämlich der Stolz eines nie ruhigen, herrsch und schwung

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füchtigen Priesters, der durch Künste, die nicht blos die Religion, sondern schon das Gewissen jedes redlichen Mannes verschmähet haben würde, den Patriarchenstuhl von Constantinopel bestiegen hatte, jenes unselige, leider noch immer fortdauernde Schisma herbei, wodurch die ganze Christenheit des Drients auf immer von dem Stuhle des heiligen Petrus in Rom, diesem unerschütterlichen Felsen der Wahrheit, getrennt ward; und zweitens werden wir bald darauf mit noch mehr trauerndem Blicke sehen müßen, wie von jenseits des Orus und des caspischen Meeres neue türkische Volksstämme hervorbrechen, gleich einem reissenden Strom sich über Mittelasien ergießen, in Seitenlinien neue Staaten gründen, und endlich selbst dem Oströmischen Reiche eine blühende Provinz nach der andern entreissen: Provinzen, in welchen bis dahin der Gekreuzigte angebetet ward, und in denen nun die beseligenden Wahrheiten des Evangeliums den treft und sinnlosen Träumereien des Korans weichen mußten.

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XIII.

Große Bischöfe und andere vorzüglich ausgezeichnete Heilige aus dieser Periode.

1. Noch zahlreicher, als in dem vorigen Zeit raum, ist am Ende des zehnten, und besonders in den ersten Decennien des eilften Jahrhundens die Schaar großer und erleuchteter Bischöfe, durch Frömmigkeit ausgezeichneter Ordensmänner und heiliger Einsiedler. Ganz vorzugsweise früchtbar und reich an solchen hohen Naturen war Deutschland. In allen deutschen bischöflichen Kirchen flammten Leuchten, welche die Welt und ihr Zeitalter er hellten. Den erzbischöflichen Stuhl von Köln schmückte

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der heilige Heribert und unmittelbar nach ihm Erzbischof Pilegrim, der, obgleich den Heiligen nicht beigezählt, deswegen doch nicht minder eine Zierde der cölnischen Kirche war. Auf den Stühlen von Hildesheim und Paderborn, erblicken wir die beiden Heiligen Bernward und Meinwerk und den unmittelbaren Nachfolger des Erstern, den heiligen Godhard. Zu Utrecht den heiligen Ansfried. In Salzburg den heiligen Hartwich. In Lüttich den heiligen Wolbodo. Zu Hamburg und Bremen den heiligen Libentius. In Trier den gottseligen Reginbald. Aber auch außer diesen großen, nach ihrem Tode als Heiligen verehrten Oberhirten, blühete um dieselbe Zeit noch eine Menge anderer Bischöfe, die, wenn auch ihre Namen in keinem Verzeichniß der Heiligen glänzen, dennoch allen ihren hohen Berufspflichten vollkommen entsprechend, mit erleuchtetem Eifer ihren Gemeinden vorstanden, und oft nicht blos der Kirche, sondern auch dem Reiche wesentliche Dienste leisteten; wie z. B. Geron von Magdeburg und Arnulph von Halberstadt, die beide ausgezeichnet durch Gelehrsamkeit, und mit der Gabe der Beredsamkeit geschmückt, die Wohlthäter ihrer Kirchen und aller Armen ihrer Diöcesen waren, und stets mit der größten Treue und Ergebenheit dem Kaiser anhingen; kurz man könnte sehr wohl alle deutsche Bischöfe aus dieser Periode, höchstens mit Ausnahme des habfuhtigen Giseler und des hochfahrenden, selbst den Geboten des Pabstes und des Kaisers trogenden Erzbischofes Willigis von Mainz, im weitern Sinte des Wortes Heilige nennen. - An diese lange Reiht großer und heiliger Bischöfe schließen sich nun auch noch mehrere, durch leuchtende Heiligkeit ausgezeichnete Aebte, Priester und Einsiedler an. Da jedoch nicht von allen diesen die Akten

ihrer Heiligsprechung auf uns gekommen sind; so werden wir hier nur solcher erwähnen, deren Lebens geschichte, wie Heilig oder Seligsprechung, auf jenen unverwerflichen Zeugnissen beruhen.

2. Ungleich weniger reich an solchen, von Gott vorzüglich hoch begnadigten heiligen Männern ist Frankreich in dieser Periode. Im Gegentheile bes gegnen wir hier Bischöfen, die durch Simonie bes fleckt, auf ihren bischöflichen Stühlen nur Zeitliches bezweckten, statt durch hervorleuchtendes Beispiel tugendhaften Wandels ihre Gemeinden zu stärken und zu kräftigen, diesen durch ihre eigenen Laster nur zu desto größerm Aergerniß dienten, sich förmlich vermählten, öffentlich mit ihren Frauen lebten*), oder endlich gar was beinahe wohl das ärgste seyn könnte ihre, von Gott und der Kirche ihnen anvertraute Gewalt zu Erreichung weltlicher Absichten und eigennüßiger Zwecke mißbrauchten **),

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*) Erzbischof Robert von Rouen (993), deffen Nachfolger Mauger, ferner noch um dieselbe Zeit auch Drskand von Quimper in der Bretagne, lebten in öffentlicher Ehe, während der Bischof Siegfried von Mans, Orstand's Nachbar, ohne Scheu und Scham vor seinen Diöcefsanen öffentlich eine Concubine unterhielt. Indessen müssen wir doch bemerken, daß die Zahl der das heilige Episcopat so sehr ents weibenden Bischöfe, im Verhältniß zu der großen Mehrzahl jener Bischöfe, deren sittlichen Charakter. wenigstens keine Vorwürfe dieser Art treffen, als ganz unbedeutend betrachtet werden könnte; hätte mur nicht ihr Beispiel auch auf den Clerus ihrer Diöcesen so verderblich gewirkt und diesen zu gleichem Frevet

ermuntert.

**) Wie z. B. der so eben erwähnte Erzbischof Robert von Rouen, der, blos rein weltlicher Angelegenheiten wegen mit einem Herzog von Bretagne in Strei tigkeiten verwickelt, dessen ganzes Land mit dem Interdikt belegte.

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