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Aber so wie Gott auf die Kirche seines Sohnes, in welches Land, oder nach welchem Theile des Erdkreises sie auch verpflanzt seyn mag, dennoch stets seine erbarmenden Blicke wendet, und nie zu. geben wird, daß sie die Beute gieriger, in Schafpelze verhüllter Wölfe werde; eben so gab es auch damals in Frankreich Bischöfe, die, in Verbindung mit mehrern Gott völlig und ungetheilt ergebenen Acbten, einen wohlduftenden Geruch der Heis ligkeit über ganz Frankreich verbreiteten. Zu den Erstern gehören der heilige Fulcran, Bischof von Lodeve in Languedoc, der heilige Theodorich, Bischof von Orleans, und der heilige Fulbert, Bischof von Chartres, an die noch überdieß, und zwar ohne die Grenzen der Bescheidenheit zu überschreiten, auch der von Herzen so fanftmüthige, milde und dabei so einsichtsvolle Bischof Gerard von Cambrai, wenn gleich sein Name in keinem der Martyrologien steht, sich anschließen dürfte. Von den Aebten, die in Verbindung mit den ihrer Leitung übergebenen Klöstern und den vielen darin wohnenden frommen Ordensmännern, unstreitig damals den lebenskräftigsten Theil der französischen Kirche ausmachten, und durch die bei ihren Klöstern errichteten trefflichen, und unter ihrer Aufsicht immer schöner aufblühenden Schulen, auch für fremde Länder und spätere Generationen eine ungemein segenvolle Wirksamkeit äußerten, müßen wir hier vorzüglich des heiligen Abbo, Abts von Fleury, des heiligen Gerard, Abts von Fontenelle, des heiligen Wilhelm von Dijon, und endlich des heiligen Odilo, des Sechsten in der bis dahin ununterbrochenen Reihe heiliger Aebte von Clugny, erwähnen.

3. Selbst unter den heftigsten Stürmen, welche in England wütheten; bei der völligen, damals in

diesem Reiche eingetretenen, religiösen, politischen und sittlichen Auflösung und der tiefen Versunkenheit des englischen Clerus, und als alle geistig erzeugende Kraft auf der unglücklichen Insel gänzlich verschwunden zu seyn schien, hatte Gott doch auch hier noch Auserwählte, die, beseelt von den erhabensten Gesinnungen evangelischer Selbstaufopferung, Jesum nicht blos mit dem Munde, sondern durch That und in der Wahrheit bekannten. Indessen kennen wir davon doch nur zwei, nämlich den dem Leser schon bekannten heiligen Erzbischof und Märtyrer Elphegus, und den heiligen Wolstan, der, obgleich Sohn einer sehr edeln und ungemein reichen Familie, dennoch der Nachfolge Jesu wegen Alles verließ, fich heimlich aus dem väterlichen Hause entfernte, in einem weit von der Wohnung seiner Eltern entlegnen Dorfe als Knecht die niedrigsten und härtesten Dienste verrichtete, sein ganzes, im täglichen Schweise seines Angesichts errungenes kleis nes Verdienst den Armen gab, selbst die ihm spärs lich gereichte Nahrung sammt allen Kleidungsstücken, die er erhielt, mit ihnen theilte, nur für und in Gott lebte, daher durch heilige Liebe zu seinem götts lichen Erlöser auch alle seine Arbeiten und Mühen, kurz alle seine Handlungen heiligte, und endlich im Jahre 1016. auf einer Wiese unter seiner Arbeit starb; aber dann, gleich nach seinem Tode, durch viele an seinem Grabe geschehene Wunder von Gott auch vor den Augen der Welt so sehr ver herrlicht ward, daß, als wieder Ruhe und Ords nung in England herrschten, seine Reliquien erhoben und in einer eigenen, bei einer Kirche für ihn errichteten Kapelle beigesegt wurden, die Jahrhunderte hindurch ein Wallfahrtsort für fromme, selbst aus fremden Ländern dahin wallende Pilger blieb, bis fie endlich unter der alles furchtbar verwirrenden

und auflösenden Regierung des halbwahnsinniger Königs Heinrichs des Achten, mit so vielen andern, aus den urältesten und glücklichsten Zeiten des katholischen Englands hervorragenden Denkmälern ebenfalls zerstört ward.

4. In Italien blieb die Kirche in diesem Zeitraume selbst hinter Frankreichs Kirche noch weit zurück. Oft ohne ihr Verschulden, ja wohl nicht selten aus Pflicht dazu gezwungen, wurden die Bischöfe von dem Strom weltlicher Ereignisse größtentheils unaufhaltsam fortgerissen. Sie hatten für ein an fich heiliges Interesse, nämlich für die Freiheit und Unabhängigkeit der Kirche mit den italiänischen Fürsten zu kämpfen. Von den Kaisern, von Otto dem Großen bis auf Heinrich II. und besonders von dem Lezten ganz vorzüglich begünstiget, kämpften die Bischöfe diesen Kampf mit desto größerm Erfolge, da die italiänischen Großen, unter sich selbst in endlosem Hader und Zwietracht begriffen auch nach und nach sich selbst aufzehrten, und endlich, in völlige politische Unbedeutsamkeit versunken, von der Schaubühne gänzlich verschwanden. Kann man daher jezt vielen der italiänischen Bischöfe noch nicht den Vorwurf der Sittenlosigkeit machen; so waren sie doch wenigstens eben so sehr mit weltlichen wie mit göttlichen Dingen beschäftiget, und nun gleichsam zwischen der Erde und dem Himmel schwebend, mithin dem Legtern nur zur Hälfte angehörend, konnten auch unmöglich aus ihrer Mitte vollendete Heilige hervorgehen. Zudem muß man auch gestehen, daß vollkommene Reinheit der Sitten nicht gerade ihre Sache war. Ohnehin war der Frevel der Simonie ungefähr schon seit beinahe zwei hundert Jahren der italiänischen Kirche nicht mehr ganz fremd. Von der Nicolaitischen Häresic

so nannte man das Beweibtseyn der Geistlichen hatte sich Italien länger als andere Länder rein erhalten. Aber nun riß auch nach und nach Unenthaltsamkeit unter dem hohen wie niedern italiä, nischen Clerus ein, während, gleichsam damit gleichen Schritt haltend, das Kaufen und Verkaufen. der Gaben des heiligen Geistes immer frecher und schamloser getrieben ward. Leider erreichten diese Uebel in der gegenwärtigen Periode noch lange nicht ihren Wendepunkt. Im Gegentheil werden wir in der Geschichte des folgenden Zeitraums sehen, daß die Vere sunkenheit des Clerus immer noch mehr, und zwar in einer so furchtbaren Progression zunahm, daß endlich die gränzenlose Unfittlichkeit der italiänischen Geistlichkeit eine allgemeine, ganz Oberitalien durchlaufende Volksbewegung zur Folge hatte, bei der, wie wir zu seiner Zeit sehen werden, uns keine Erscheinung mehr befremden, keine zu ernstern Betrachtungen uns führen wird, als daß gerade die Bischöfe, die höhere Geistlichkeit und der Adel die Sache des Lasters und der Schlechtigkeit vertheidigten, während überall der Kern der Nation, nämlich die Bürger und Städtebewohner, begeistert von einigen frommen Priestern, denen auch in diesem Kampfe die Glorie des Märtyrthums ward, für die Sache Gottes und der Kirche eiferten und zu den Waffen griffen,

Zu allem diesem kam endlich noch, daß bei den meisten Bischöfen, nachdem es ihnen gelungen war, die Fesseln zu zerbrechen, welche Italiens Fürsten ihnen hatten anlegen wollen, nun bald auch alle in der verdorbenen menschlichen Natur lie gende Keime des Stolzes und Ehrgeizes sich entwickelten. Nicht mehr zufrieden, ihre und ihrer Kirchen Freiheit errungen zu haben, strebten sie jeßt auch über Andere, über ganze Grafschaften und große Länderstrecken zu berr

schen. Zu welchen Gewaltthätigkeiten, zu welchem Frevel sie sich nun oft durch ihren herrschsüchtigen Weltfinn hinreißen ließen; davon wird uns die Geschichte des folgenden Zeitraums nur zu viele Belege liefern. Aber nun waren auch der Bischöfe Stolz, Herrschsucht, Prachtliebe und Ueppigkeit, in Verbindung mit dem ebenfalls auf den höchsten Grad gestiegenen Lafter der Simonie, und der unter dem gesammten Clerus herrschenden Unenthaltsamkeit, wahre Pestbeulen, die mit noch manchen andern nicht minder eckelhaften Geschwüren, die italiänische Kirche über und über bedeckten; bis endlich an ihren siechen, fchon halb in Verwesung übergehenden Körper Pabst Leo IX. eine heilende Hand legte*). Kräftig steuerte dieser große Pabst dem Uebel; es aber ganz mit der Wurzel auszureissen, war erst dem gleich großen und heiligen Pabste Gregor dem Siebenten vorbehalten **). Aber wie schon oft, und besonders im Morgenlande, in Zeiten drohenden, großen kirchlichen Verfalls, Klöster und heilige Eremiten die einzigen Zierden der Kirche, wie die einzigen Stüßen eines gottseligen Lebens unter dem Volke waren; eben so blüheten auch jezt, gerade zu dieser Zeit, in Italien zwei ehrwürdige Einsiedler, die an Wunderkraft und Heiligkeit des Wandels selbst den berühmtesten, von Gott vorzüglich begnadigten Anachoreten der ersten und schönsten Jahrhunderte des Christenthums gleich kamen, und durch ihr Gebet und strenge büßendes Leben überschwänglichen Segen auf die erkrankte Italiänische Kirche, wie auf ganze weite Strecken Italiens her

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* Leo IX. bestieg im Jahre Ein tausend und neun und vierzig den päbstlichen Stuhl.

**) Mithin erst etliche zwanzig Jahre nach Leo IX.

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