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volk, so wie auch Kirchen und Klöster gegen die, damals in Belgien wie in andern Ländern, gleich, sam zur Sitte gewordenen Räubereien sogenannter Raubritter zu schüßen; und die Ruhe und Sicherheit, deren nicht nur die Grafschaft Löwen, sondern ganz Brabant, und weit umher auch noch andere Gegenden sich zu erfreuen hatten, waren offenbar ein Geschenk des eben so menschenfreundlichen als tapfern Grafen Ansfried. Obgleich in der Schlacht kühn und ungestüm, war er doch von sehr sanftem Charakter und ungemein nachgiebig und gefällig im Umgange mit Andern. Aber, wodurch er sich unter dem ganzen damaligen deutschen hohen wie niedern Adel ganz besonders auszeichnete, war seine ausnehmende Liebe zur Lectüre. Der lateinischen Sprache nicht unkundig, waren ihm die heiligen Schriften, die Schriften der Kirchenväter, wie auch die Geschichten der Griechen, Römer, Franken und Longobarden nicht fremd; und im ganzen Lande ward von ihm gesagt: Ansfried vereine in sich zwei durchaus ganz unvereinbare Eigenschaften, nämlich die Tapferkeit eines Ritters und die Frömmigkeit und Zurückgezogenheit eines der Welt völlig entfremdeten Mönchs. Wirklich war Ansfried auch von Herzen fromm. Er und seine Gemahlin Hildswindis stifteten das Kloster Thoren, und ihre einzige, in ihrer nie getrübten Ehe gezeugte Tochter Benedikta ward die erste Aebtissin in demselben. Auch Benediktens Name glänzt in dem Verzeichniß heiliger, gottge= weihter Jungfrauen. Wegen seiner Redlichkeit, Einsicht und unbestechbaren Gerechtigkeitsliebe im ganzen Lande weit und breit bekannt, ward er ge= wöhnlich zu allen Berathungen, Landtagen, wichtigen gerichtlichen Verhandlungen auf das ehrenvollste eingeladen, nicht selten auch von streitenden Partheien zum Schiedsrichter gewählt. Ueberall war seine

Stimme entscheidend, jede Berathung führte sie zu einem sichern Beschluß, oder gab demselben, wenn er noch schwankend war, feste Bestimmung. Auch seine schiedsrichterlichen Entscheidungen wurden stets als Drakelsprüche betrachtet; und niemand zweifelte mehr an der Gerechtigkeit einer Sache, welche Ansfried für gerecht erkannt hatte. Ein durch hohe Geburt, Tapferkeit, Kenntnisse, Einsicht und tadellosen Wandel so ausgezeichneter Mann, wie Ansfried, konnte dem kaiserlichen Hofe nicht unbekannt bleiben. Schon Otto II. lernte ihn kennen, und erwies sich ihm gnädig. Noch höher in der Gunft stieg er während der vormundschaftlichen Regierung bei den Kaiserinnen Adelheid und Theophano; aber am meisten schäßte und liebte ihn Otto III. Den jungen, liebenswürdigen Monarchen begleitete Ansfried auf allen seinen Heerfahrten; diente ihm bald mit seinem Schwert an der Spize kriegerischer Schaaren, bald wieder, wenn den Berathungen zugezogen, im Kreise der versammelten Räthe durch seine Einsicht und erworbene Erfahrungen. Indessen rückte Ansfried in Jahren immer weiter vor, und endlich müde des bunten Spiels der Welt, entschloß er sich, die ihm noch übrigen Tage seines Lebens in klösterlicher Abgeschiedenheit ausschließlich seinem Gott zu weihen. In diesem Entschluß bestärkte ihn noch mehr das Beispiel seiner Gemahlin. Mit seiner Zustimmung hatte Hildswindis sich schon vor einigen Jahren in die von ihr und ihrem Gemahl gestiftete Abtei zurückgezogen, dort sehr heilig gelebt, und war erst unlängst gestorben. Ihr vor Gott gefälliger Tod hatte tiefen Eindruck auf das Gemüth ihres noch mitten im Getümmel der Welt zurückgelassenen Gatten gemacht. Schnell zerriß er also jest die wenigen schwachen Bande, die ihn noch an das Irdische fesselten; und schon stand er im Be

griff, feinen Harnisch und Grafenmantel gegen ein Mönchsgewand zu verlassen; als gerade die Nach richt einlief: Bischof Balduin von Utrecht sey gestorben (995). Sogleich fiel Otto auf den Gedanken, Balduins Nachfolger müße Ansfried werden. Aber wie sehr erschrack nicht dieser, als der Kaiser ihm seinen Willen kund gab. Sein Alter und sein Unvermögen vorschüßend, eine so schwere und heilige Bürde zu tragen, ohne ihr zu unterliegen, that er alles Mögliche, um die Wahl des Kaisers auf ein, wie er sagte, würdigeres Subjekt zu lenken. Aber Otto, der stets seine Umgebungen sehr richtig zu beurtheilen wußte, drang nur um so mehr noch mit Bitten in ihn. Nichts ist gewaltthätiger als die Liebe. Wer vermag den Bitten eines wahrhaft liebenden und geliebten Freundes zu widerstehen? um so weniger also den dringenden Bitten eines, weil felbst liebenswürdigen, auch herzlich geliebten Monarchen. Ansfried mußte daher endlich nachgeben und den Wünschen seines Kaifers sich fügen.

7. In der Hauptkirche zu Aachen, in Gegenwart des Kaisers, vieler Bischöfe und Fürsten, und eines zahllosen Volkes, legte Ansfried seine Waffens rüstung auf den der Hochgebenedeiten geweihten Altar vieder. „Bis jegt,“ sprach er, „habe ich mit diesen Waffen den Unterdrückten geschüßt, innere und äussere Feinde bekämpft. Aber nun bedarf ich ih nicht mehr; denn von diesem Augenblicke an, o heilige, erhabene Mutter meines göttlichen Erlöfers! begebe ich mich mit meiner ganzen, mir nunmehr anvertrauten Heerde unter deinen mächtigen, bei deinem lieben Sohne alles vermögenden Schuß. Du wirft für uns ftreiten und zermalmen alle Feinde unsers ewigen Heils. 44 Diese Scene soll ungemein rührend gewesen seyn, auch manchem von den

anwesenden Großen eine unwillkürliche Thräne entlockt haben. Auf seinem bischöflichen Stuhle zeigte Ansfried dieselbe nicht zu ermüdende Thätigkeit, die er bisher auf dem Schauplah der Welt mit so vielem Erfolge entfaltet hatte. Einfältig in der Absicht, weil einfältigen Herzens, hatten alle seine Einrich tungen, Anstalten und Verordnungen stets nur einen und denselben Zweck, nämlich Verherrlichung Gottes und das Heil des seiner Leitung anvertrauten Volkes. Da er früher mit Hildswindis ein Nonnenkloster gestiftet hatte, so ließ er jegt, in nicht sehr großer Entfernung von der Stadt, das Mannskloster Marienberg erbauen, wies demselben sehr bedeutende Einkünfte an, führte allda die Regel des h. Benedikt ein, bevölkerte es mit zwölf aus einer benachbarten Abtei gezogenen Klostergeistlichen, und sehte diesen einen nicht nur sehr gelehrten, sondern auch im Rufe hoher Frömmigkeit stehenden Mann zum Abte. Ungefähr fünfzehn Jahre hatte Ansfried der Kirche von Utrecht vorgestanden, als er das Unglück hatte, fein Gesicht zu verlieren. Aber auch dieser schwere Verlust vermochte weder die Ruhe seines Gemüthes zu. stören, noch die Heiterkeit seines Geistes zu triben. Sein bischöfliches Amt legte er jedoch nieder, und zog sich in die von ihm gegründete Abtei Marienberg zurück. Die Jahre seiner Verwaltung des Bisthums gehören zu den schönsten und blühendsten Zeiten der Kirche von Utrecht. Aber auch dann noch, als Ansfried den Hirtenstab schon seinem Nachfolger überreicht hatte, glaubten dennoch seine Zeitgenossen nicht, seiner Einsicht und Weisheit entbehren zu können. Obgleich im Greisenalter weit vorgeschritten und dabei noch blind, mußte er doch, bald auf Bitten der Bischöfe ihren Concilien, bald auf ausdrückliches Verlangen Kaiser Heinrichs des Zweiten, den Reichstagen beiwohnen.

Forts. d. Stolb. R. G. B. 33.

Seinen ebenso

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vielseitig gebildeten, als vielseitig geprüften, und in den mannigfaltigsten Verhältnissen seines Lebens stets treu befundenen Knecht ließ Gott endlich in dem Jahre 1012, am dritten Mai, in die Freude seines Herrn eingehen; und Er, wie auch seine Gemahlin Hildswindis, und seine Tochter Benedikta wurden heilig gesprochen, und deren Andenken von der Kirche der Verehrung der Gläubigen empfohlen.

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8. Die beiden heiligen Bischöfe Bernward und Meinwerk von Hildesheim und Paderborn. Die Geschichte dieser heiligen Bischöfe liefert mehr als irgend eine andere Anschauung, den tröstenden Beweis, daß denen, die Gott wahrhaft lieben, alles zum Guten gereicht, und daß selbst, wenn ihre Verhältnisse sie mitten unter die tobenden Wellen eines oft nichts als Unrath ausschäumenden Weltlebens führen, dennoch die Hand der Allmacht sie stets aufrecht über denselben wandelnd erhält. Wenn Jene, die, weil dazu berufen, der Welt und Allem, was sie Angenehmes und Lockendes zu bieten hat, frühzeitig entsagten, sich in eine Einöde, oder in die einsame Zelle eines Klosters zurückzogen, wo kein von der Welt hertönendes Geräusch, kein lauter, derselben noch angehörender Gedanke die Ruhe ihrer Seele stören, sie in ihren Betrachtungen göttlicher Dinge unterbrechen könnte; wenn Menschen, die durch die härtesten, jedoch blos in ihrer Lage möglichen Abtödtungen, eben so frühzeitig alle ihre Begierden zu bezähmen, alle ihre Neigungen zu beherrschen, und ihren Körper mit allen feinen Sinnen sich unterwürfig zu machen lernten, und zwar so völlig unterwürfig, daß ihr nach und nach von allen materiellen Banden gänzlich entfesselter Geist sich immer mehr zu jenem Mittelpunkte erheben konnte, dem alle Geister entströmen, und

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