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13. So fanft, friedliebend und nachgebend auch Bernward war, so wußte er doch, sobalb es seiner Kirche Rechte galt, diese mit der größten Festigkeit zu vertheidigen. Seinen Streit mit dem einflußreichen, mächtigen, und daher nicht wenig hochfahrenden Erzbischof Willigis, wegen der Abtei Gandersheim, haben wir unsern Lesern schon berichtet. So wechselnd der Erfolg dieses Streites auch lange Zeit war, und wie gefährlich derselbe für ihn zu werden schien, ließ er sich dennoch durch nichts, am wenigsten durch Drohungen oder Mißhandlungen einschüchtern, bestand auf Concilien und Reichstagen furchtlos auf seinem Rechte; bis endlich die Sache, obgleich erst ziemlich spät, zu Gunsten desjenigen entschieden ward, dem Wahrheit und Gerechtigkeit zur Seite standen. Nahe am Ziele seiner irdischen Laufbahn ward Bernward durch mancherlei Leiden noch von Gott geprüft. Eine fünfjährige, schmerzhafte, nur einigemal durch kurze Fristen einer scheinbaren Genesung unterbrochene Krankheit hielt ihn in seinem bischöflichen Palaste gefangen; warf ihn auch öfters, dem Tode ganz nahe, auf das Krankenbett. Aber auch in dieser peinvollen Lage, und unter anhaltenden Schmerzen war er ein Muster der Geduld und der Ergebenheit in den Willen Gottes. Kein Klagelaut Kein Klagelaut ging aus seinem Munde, und alle, die sich ihm näherten, bewunderten unter diesen Umständen seine heitere Ruhe, und sein wie gewöhnlich gegen Jedermann ungemein freundliches, berablafsendes Wesen. Selbst wenn seine körperlichen Leiden einen hohen Grad erreicht hatten, bes schäftigte er sich jeden Tag mehrere Stunden mit den Angelegenheiten seiner Kirche und seines Landes. Aeusserst selten ward der Geschäftsgang auch nur auf einen Tag unterbrochen; so daß man im ganzen Hochstift mit Wahrheit sagen konnte, nur Bern

ward, nicht aber der Bischof und Landesregent sey frank. Ein Jahr vor seinem Tode schenkte er seine sämmtlichen Erbgüter dem von ihm gestifteten Kloster zu St. Michael. Nach. dreißigjährigem Episcopat starb endlich Bernward am 20. Novem ber des Jahres 1022, und ward in der Kirche des soeben erwähnten, von ihm gegründeten Klosters begraben. Durch mehrere an seinem Grabe zu verschiedenen Zeiten geschehene wunderbare Gnadenerweisungen gab Gott der Heiligkeit seines Dieners Zeugniß, wodurch auch endlich der Römische Stuhl sich bewogen fand, Bernward in dem Jahre 1194 heilig zu sprechen, und ihn allen folgenden Bischöfen als ein Muster zur Nachfolge aufzustellen.

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14. Der heilige Meinwerk zu Pader born. Meinwerk, ein Sprößling des sächsischen Kaiserhauses, war anfänglich einer der Kapläne Kaisers Otto III. Als aber Heinrich II., dessen innigster Jugendfreund einst Meinwerk auf der Schule zu Halberstadt gewesen, den deutschen Thron bestie. gen hatte, ernannte er ihn im Jahre 1009 zum Bischofe von Paderborn. Sehr angenehm ward zwar Meinwerk durch dieses Geschenk nicht überrascht, und was ihn bewog es anzunehmen, war blos des Bisthums tief herabgekommener Zustand. Der ehrwürdige, von Karl dem Großen erbaute Dom lag in Schutt. Die meisten der übrigen Kirchen waren verfallen, oder dem Verfalle sehr nahe, die Schulen in traurigem Zustande, kurz, Kirche und Land äusserst verarmt *). Meinwerk war, wie man zu *) Sobald Heinrich den Tod des Bischofes Rothar von Paderborn erfahren hatte, ließ er den Meinwerk rufen, und überreichte ihm lächelnd einen Handschuh. ,,Was soll dieses bedeuten?" fragte Meinwerk. Das Bisthum Paderborn;" antwortete der König. " Ich

sagen pflegt, unermeßlich reich; besonders hatte er

besige Vermögen genug, um ein neues, ungleich rei. cheres Bisthum zu gründen."Dieß weiß ich sehr wohl;" sagte mun Heinrich,,, aber eben deswegen übergebe ich Euch das Stift Paderborn, weil ich überzeugt bin, daß Ihr mit euerm Reichthum der Armuth dieser Kirche aufhelfen werdet. “. Nun, gnädigster König!" gab jest Meinwerk ziemlich lustig und heiter zur Antwort, nur unter dieser Bedingung will ich das Bisthum auch jezt annehmen."

Freie Bischofswahlen, schon von_Ludwig_dem Frommen ziemlich beschränkt, hatten seit den Zeiten der Carolinger beinahe nie, oder nur äußerst selten statt, höchstens blos bisweilen bei solchen Kirchen, die diesfalls ganz eigene, besondere Privilegien hatten. Man wird sich aus dem 18. Bande unserer Geschichte erinnern, wie schon König Conrad I. nicht dem vom ganzen Kapitel gewählten Leudrad, sondern ganz eigenmächtig dem Unni das Bisthum Bremen übertrug, wofür, wie wir gesehen, diese Kirche, dem Könige Dank wissen mußte. Ueberhaupt muß man gestehen, daß das von den Königen sich angemaßte Recht, die erledigten bischöflichen Stühle nach eigenem Gutbefinden zu besezen, obgleich sich schreckliche Misbräuche einschleichen konnten, sich auch wirklich, wie 3. B. unter Kaiser Heinrich IV. eingeschlichen haben, doch im Ganzen genommen, wenn man die Zeiten mit einander vergleicht, der Kirche ungleich mehr erspriestich und heilsam war, als die freie Wahl der Kapitel. Was die Handschuhe betrifft, welche Heinrich dem Meinwerk überreichte, so waren diese das Symbol seiner Erhebung. Eine festgesezte Symbolik bei bischöflichen Ernennungen oder Bestätige ungen hatte sich damals noch nicht ausgebildet. Die Ottonen überreichten den von ihnen ernannten Bischöfen gewöhnlich einen Stab. Heinrich II. jest ein Paar Handschuhe. Weit früher waren jedoch schon Ring und Stab die Symbole gewesen, wodurch. bischöfliche Würde und Gewalt übertragen wurden Der Ring deutete auf die Vermählung des Bischofes mit seiner Kirche, und der Stab auf die ihm überFragene Hirtengewalt.

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am Niederrhein ungemein ausgedehntè Beßigungen. Alle diese Reichthümer sollten jezt der Schmuck seiner neuen Braut werden. "Sobald er von Goslar, wo der Erzbischof von Mainz ihn consecrirt hatte, nach Paderborn gekommen war, durchwanderte er sogleich alle Theile seiner bischöflichen Stadt. Aber wohin seine Blicke fielen, wohin er seine Augen richten mochte, ward ihm stets auch die Ueberzeugung, daß es hier überall seiner schaffenden, erneuenden, nachhelfenden Hand bedürfe. Noch an demselben Tage gab er Befehl zum Aufbau eines neuen Doms. Zwar hatte man schon unter seinem unmittelbaren Vorfahren, dem Bischof Rothar, mit demselben angefangen; derselbe erhob sich auch schon über die Erde. Aber Alles schien Meinwerk viel zu kleinlich. Er befahl also es wieder einzureißen, und ließ nach einem ungleich großartigern, von ihm selbst entworfenen Plan den Bau auf das Neue anfangen. Alle seine Zeit weihete Meinwerk nun ungetheilt der Sorge für seine Kirche und sein Land. Unaufhörlich bereiste er seine Diocese, größtentheils zu Fuß, einigemal sogar in einen Kaufmann verkleidet, ging er von Pfarre zu Pfarre, unterhielt sich lange mit den Pfarrherren; forschte nach ihrem religiösen und sittlichen Charakter, und besonders nach dem Umfang ihrer Begriffe über ihren heiligen Beruf und die schweren, ihnen obliegenden Pflichten; sprach auch überall mit den Landleuten, und ging oft selbst nicht bei der niedrigsten Hütte, ohne sie zu besuchen, vorüber. Auf diese Art erhielt er in Kurzem eine vollständige Kenntniß von dem moralischen wie materiellen Zustande seines Bisthums. Aber nun zögerte er auch keinen Augenblick mehr, allen Gebrechen, die er entdeckte, abhelfend entgegen zu kommen. Vorerst wurden alle baufällige Kirchen theils ausgebessert, theils völlig niedergerissen und neu

auferbaut. Alten, nicht mehr diensttauglichen Pfarrern ward ein anständiger Gnadengehalt angewiesen, und jüngern noch rüstigen Geistlichen die Seelsorge übertragen. Ueberall ward nach und nach die ziemlich zerfallene Kirchenzucht wiederhergestellt, und in Klöstern, wo die Unregelmäßigkeit oder gar Zuchtlosigkeit der Mönche blos eine Folge der FahrläßigFeit des Abtes war, derselbe abgesezt, und an dessen Stelle ein anderer ernannt, von dessen Einsicht und Frömmigkeit er überzeugende Véweise hatte. Ein nicht minder wichtiger Gegenstand seiner Aufmerksamfeit war das Schulwefen. Der Schule von Paderborn widmete er eine ganz besondere Pflege, versah fie mit tüchtigen Lehrern, die er aus fremden Ländern berief, und erhob sie in wenigen Jahren zu einem folchen Flor, daß sie den berühmtesten Schulen Deutschlands und Frankreichs beigezählt ward. Auch noch lange nachher behauptete die Schule von Paderborn ihren: anter Bischof Meinwerk erlangten Ruhm. Mehrere große Erzbischöfe, Bischöfe und Aebte gingen aus ihr hervor *). Gleichen Antheil an feiner über alles waltenden Sorgfalt hatte auch der Stand der Bauern und Leibeigenen; und nie achtete er auf engherzige Geldberechnungen, sobald es darauf ankam, durch auch noch so ansehnliche Vorschüffe bedeutende Verbesserungen in der Landwirthschaft zu erzielen und schon im fechsten Jahre seiner Regierung bemerkte man überall auffallende Spuren einer in dem ganzen Bisthum höher gestiegenen Ruralindustrie.

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15. Ganz und ungetheilt konnte Meinwerk fich zwei Jahre der Verwaltung seiner Kirche und

*) Wie z. B. die beiden Erzbischöfe Hanno und Friederich von Cöln und Mainz, der Bischof Altman von Passau, und noch viele andere mehr.

Berts. b. Stel . . . 33.

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