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Bertha, einer Tochter desselben Königs Conrad, nicht wenig getrübt worden. Offenbar hatte der französische König, wenn der oben erwähnte Fall eintrat, auf Burgund weit gegründetere Ansprüche als das Ottonische Haus; und so lag es nun in dem Interesse des Kaisers und des ganzen deutschen Reiches, Roberts eheliche Verbindung mit Bertha so bald als möglich wieder zu zerstören und Beide auf immer von einander zu trennen.

4. Erchambald und die übrigen, unter dem Interdikt liegenden Bischöfe unterwarfen sich sogleich dem Ausspruche des Pabstes. Theils in Person, theils durch Bevollmächtigte erschienen sie vor dem heiligen Stuhle, thaten, was der Pabst verlangte, und erhielten die päbstliche Lossprechung. Aber nichts, selbst nicht der Bannstrahl der Kirche, konnte den König bewegen, sich von seiner Gemahlin, an der sein ganzes Herz hing, zu scheiden. Bertha war zwar weder jung, noch besonders schön; aber den Mangel an Jugend und Schönheit erseßten reichlich die schönsten und herrlichsten Eigenschaften des Her zens; und das Band, von gegenseitiger Liebe und Hochachtung geflochten, vermochte jegt selbst Noms ganze geistige Macht nicht sogleich zu zerreissen. Troß dem, gegen Robert ausgesprochenen Anathema, blieb doch Bertha noch über drei Jahre seine Gemahlin. Aber der Römische Hof, stets mit Strenge wachend über Aufrechthaltung der Disciplin und Sagungen der Kirche, und nicht gewohnt, ein einmal angefangenes Werk unvollendet zu lassen, drohete endlich ganz Frankreich mit dem Bannfluch zu belegen. Jest traten bei Robert größere Besorgnisse und höhere Interessen ein. Das Volk begann zu murren, und mit der immer höher steigenden Unzufriedenheit der Nation fing auch Roberts, noch so wenig befestigter

Thron an zu wanken. In Frankreich gab es noch mehrere Fürsten, für die, weil an Territorialmacht dem Robert gleich, oder ihm gar noch überlegen, die Königswürde, obwohl sie ihre Macht nicht vers mehrte, dennoch die nämlichen Reize wie einst für Hugo Capet haben konnte. Bertha selbst erstickte jegt die Stimme ihres Herzens, und fest entschlossen, dem zeitlichen wie ewigen Heile ihres Gemahls jedes auch noch so schwere Opfer zu bringen, drang fie mit Bitten in ihn, nicht länger gegen ein unerbittliches Schicksal zu kämpfen und in eine Scheidung zu willigen, die eine höhere Macht jezt so gebieterisch von ihm forderte. Den Vorstellungen der Bischöfe und mehrerer seiner getreuesten Räthe gab der König nun wieder Gehör, und so trennten sich endlich, im Anfange des Jahres Ein Tausend und Zwei, Robert und Bertha auf immer von einander. Legtere behielt jedoch, so lange sie lebte, den Titel einer Königin von Frankreich *).

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*) Wir dürfen eine, weil in die meisten neuern französischen wie deutschen Geschichtbücher übergegangene, fich auf Robert und Bertha beziehende Erzählung des frommen und gelehrten, jedoch nicht wenig leichtgläubigen Petrus Damianus hier nicht ganz mit Stillschweigen übergehen. Nach dem Bericht dieses, obgleich erst ungefähr sechzig Jahre später blühenden Cardinals, machte die Ercommunication des Königs einen solchen Eindruck nicht blos auf seine Unterthanen, sondern auch auf seine ganze Umgebung, von dem Höchsten bis zu dem Niedrigsten, daß sie alle vor ihm davon liefen, und nur zwei arme Sclavenjungen noch bei dem König blieben, die ihm seine Nahrung zubereiteten, jedoch alles von der Tafel des Königs abgetragene Geschirr sogleich in das Feuer warfen, weil es zum Gebrauch eines Ercommunicirten gedient hatte. Wenn diese Erzählung nur zur Hälfte wahr wäre; so ließe es sich nicht begreifen, wie Robert und Bertha noch ganze drei Jahre in diesem

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Zustande völliger Verlassenheit hätten leben mögen. Es wäre unbegreiflich, wie er dabei alle königlichen Functionen hätte verrichten können; und daß er sie ver richtete, dieß beweisen mehrere aus dieser Zeit auf uns gekommene Urkunden. Er ertheilte Privilegien, dotirte auch Kirchen und Klöster, und in den da rüber ausgefertigten Urkunden lesen wir noch immer die Namen: Nobert und Bertha. Nicht minder ergibt sich der Werth dieser Damianischen Erzählung aus dem, was der Cardinal noch am Ende hinzuzufügen beliebte, nämlich daß die Königin Bertha, als sie während der Ercommunicationszeit in Kindesnöthen kam, eine Geburt zur Welt gebracht, welche den Kopf und Hals einer Gans gehabt habe; wodurch Robert und Bertha so geschreckt worden, daß sie wirklich sich endlich getrennt hätten. Es verdient bemerkt zu werden, daß es derlei Geschichten von wunderbaren, die Feinde und Verächter der Kirche treffenden göttlichen Strafgerichten eine Menge in dieser Priode, und mehr als in jeder andern gibt. Es scheint, daß die Verfasser eine bestimmte auf den Geist des Jahrhunderts berechnete Absicht dabei hatten. Auf den stolzen, gewaltthätigen, blos ihr Schwert als den ersten und legten Rechtsgrund betrachtenden, dabei völlig rohen, von der Religion nur den äußersten Saum ihres Gewandes fennenden, daher im höchsten Grade abergläubischen hohen Adel konnten dergleichen schreckhafte Erzählungen immer einen gewünschten Einbruck machen; und da dieser Zweck wirklich erreicht ward, so kann man sie auch als fromme Dichtungen betrachten, und ganz füglich in die Klasse jener vielen Erzählungen segen, mit denen man auch jezt noch unartige Kinder, die nicht beten wollen, einzuschüchtern pflegt. Uebrigens ist es auch eine bekannte Sache, daß in dunkeln und verwirrten Zeitepochen stets eine Menge Dichtungen und Volkssagen sich der historischen Wirklichkeit anzureihen pflegen. Daß Robert und Bertha, in offenbarer Empörung gegen den heiligen Stuhl, den Decreten des Pabstes und des Conciliums sich nicht unterwarfen, drei Jahre lang ein mit dem Bannfluch belastetes Leben fortschleppten, während dieser ganzen Zeit an dem vereinten Gebete der Kirche

Farts. d. Stolb. R. G. B. 32.

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nicht den mindesten Antheil hatten, daher gleichsam von einem dichten, dunkeln Dunstkreise umgeben waren, zu dem kein Strahl der göttlichen Gnade einen Zugang finden konnte: dieß alles ist ohne Zweifel zu bedauern, und leider gewiß, daß König Robert, so vieles auch die französischen Geschichtschreiber von seiner Frömmigkeit sprechen, doch noch nicht jene Kraft völliger Selbstbeherrschung erlangt hatte, die, ein Geschenk der Religion, jedoch blos denen zu Theil wird, die auch ganz von dem Geiste derselben, das heißt, vom Geiste Christi und seiner Heiligen durchdrungen sind. Indessen muß man jedoch auch von der andern Seite gestehen, daß, da von den Hindernissen, welche Roberts und Bertha's eheliger Verbindung entgegen standen, heut zu Tage dispensirt werden kann, vielleicht wohl auch schon in dem eilften Jahrhundert hätte dispensirt werden können. Die Sache empfaht sich ja von selbst der Schonung einer liebevollen Mutter. Das ganze Lebensglück eines gütigen, frommen, menschenfreundlichen Königes hing davon ab, eines Monarchen, der noch überdieß manches Verdienst um die Kirche sich erwarb, und der, statt einer sanften liebevollen Lebensgefährtin, wie Bertha ihm gewesen, nun, wie wir sogleich sehen werden, unter einer äußern blendenden Larve einen thn Tag und Nacht quälenden weiblichen Drachen zur steten Begleiterin auf allen Pfaden seines Lebens erhielt. Aber bei allem können wir doch nicht daran zweifeln, daß die Kirche gewiß ihre sehr guten Gründe zu solcher Strenge gehabt haben mußte. Wir haben schon einigemal bemerkt, daß die Geschichte dieser Periode größtentheils in einen oft undurchdringlichen Nebel gehüllt ist. Aber eben dadurch wird es auch unmöglich, zu einer klaren Anschauung des Charakters derselben, und besonders der Stufe sittlicher und religiöser Ausbildung der Völker zu gelangen; was doch ganz vorzüglich die einzigen Bedingungen find, unter welchen beurtheilt werden kann, ob Strenge der Milde oder diese einer unerbittlichen Strenge vorzuziehen war.

5. Um die Krone in seinem Hause zu erhalten, mußte Robert sich auf das neue vermählen. Aber

seine Wahl war nicht glücklich; sie fiel auf eine Tochter Wilhelms des Ersten, Grafen von Provence. Conftantia, so hieß dieselbe, war von blendender Schönheit; der jedoch nicht eine gleiche innere Schöne der Seele entsprach. Aber selbst die anziehendsten körperlichen Reige vermögen nie den völligen Mangel an sittlicher Ausbildung zu erseßen; und in dem Augenblick, da Robert am Traualtar Constantien die Hand reichte, lud er eine Bürde auf seine Schultern, schwerer und drückender, als sie je noch irgend ein gekrönter Kreuzträger getragen hatte.

Daß Constantia, weil in dem südlichen, wolluftathmenden Frankreich geboren, auch die sogenannten Freuden des Lebens als dessen eigentlichen, höchsten Zweck betrachtete; daß sie gleich mit einem ganzen Schwarm von Sängern, Tänzern, Mimen, und einem aus lauter leichtfertigen, lebenslustigen jungen Leuten gebildeten Gefolge aus der Provence nach Paris kam, dort die alte, ehrwürdige Sitteneinfalt aus dem Palaste und von dem Hofe verbannte, und dafür verschwenderische Pracht, Ueppigkeit und geräuschvolle Ergößungen einführte: dieß möchte vielleicht noch einer der geringsten der Vorwürfe seyn, welche die Geschichte ihr zu machen berechtiget ist *). Aber in Constantiens Charakter waren Herrschsucht und unerträglicher Stolz die bei weitem hervor

*) Wie jedes Ucbel gewöhnlich, wenn auch nur in seinen entferntesten Folgen, etwas Gutes herbeiführt; so soll auch Constantia unter den Franzosen zuerst den Geschmack an der Romanischen Sprache, wie die Liebe und den Sinn für Dichtung geweckt haben, der in der folgenden Periode jenen in so reicher Fülle blühenden poetischen Frühling erzeugte, der nun bald durch der Troubadours liebliche Gesänge auch über das nördliche Frankreich, und alle angrenzenden Länder sich verbreitete.

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