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innerungen an die Geschichte des alten Roms mächtig aufgeflammt und hatte den Bund der Pataria erzeugt, der in dem deutschen Kaiser einen Todfeind sah, und dem für Freiheit der Kirche kämpfenden Papstthume ein treffliches Bollwerf bot. Schon als Cardinal unterhielt Hiltibrand enge Verbindungen mit den Patarenern und seßte sie als Papst fort. In einem Schreiben*) vom 27. September 1073 theilt er dem Haupte der Pataria, Capitan Erlembald, politische Neuigkeiten mit und ermahnt ihr, standhaft für die Sache der Freiheit und der Kirche fortzuwirken. In einem zweiten **) vom 9. Oktober des nämlichen Jahres verspricht er ebendemselben seinen ferneren Schuß, wenn Erlembald der bisher vertheidigten Sache treu bliebe. In einem dritten und vierten Schreiben ***) vom 13. desselben Monats fordert er die Bischöfe Albert von Aqui und Wilhelm von Pavia auf, dem tapfern Erlembald, der die Feinde der Kirche bekämpfe, Beistand zu leisten. In einem fünften Briefe †) vom 15. April 1074, der an die Herzogin Beatrix und deren Tochter Mathilde von Canossa gerichtet ist, wird Erlembald als Vertrauter des Papstes bezeichnet, der besondere Aufträge von ihm erhalten habe.

Erlembald erlag zwar 1075 den Nachstellungen der kais serlichen Partei, aber die Verbindung Gregors VII. mit den mailändischen Patarenern hörte damit nicht auf. Ein Brieftt) des Papsts vom Frühling 1076 ist auf uns gekommen, aus welchem erhellt, daß Gregor VII. mit dem Mailänder Wifred ähnliche Verhältnisse angeknüpft hatte, wie sonst mit Erlembald. Auch in weitern Kreisen suchte der Papst das Feuer politischer Freiheit zu nähren. Unter dem 9. Juni 1077 erließ er an die Gemeinde von Venedig und den Herzog des Freistaats ein Schreiben ttt), worin er beide seiner aufrichtigen Freundschaft versichert und dann beifügt, daß

*) Jaffé Nro. 3560. **) 63. †) Ibid. 3620.

Ibid. Nro. 3561.
††) Ibid. 3739.

***) Ibid. Nro. 3562, †††) Ibid. 3782.

auch er wahre Freude über die Standhaftigkeit empfinde, mit welcher das venetianische Volk die von dem alten römischen. Adel ererbte Freiheit zu bewahren gewußt habe. Es sind glorreiche Erinnerungen des republikanischen Roms, auf die hier Gregor VII. anspielt. Unverkennbar ist es, daß der Papst darum in diesem Sinne schreibt und handelt, weil er entschloffen ist, nöthigenfalls königlicher Tyrannei die Demofratie als Schlagbaum entgegen zu werfen.

Endlich rechnete Gregorius auf die Hülfe einzelner Fürsten. So verdorben auch die große Masse derselben sei, würden, erwartete er, die wenigen guten unter ihnen ihm ihren. Beistand nicht versagen, weil das Ziel, nach dem er strebe, mit dem allgemeinen Wohl und den Forderungen der Gerechtigkeit zusammenfalle. Abt Hugo von Clugny hatte einen burgundischen Herzog, der Land und Leute regierte und das Lob eines wohlgesinnten Fürsten besaß, als Mönch in's Klofter aufgenommen. Mit strengen Worten verweist ihm dieß der Papst mittelst eines unter dem 2. Jänner 1079 ausgefertigten Schreibens*). „Höfe und große Herren liegen dir am Herzen, aber minder das Schicksal des Bauern, darum muß ich dir in's Gedächtniß zurückrufen, daß unser Erlöser, der freiwillig das Loos der Armuth übernahm, obgleich er im Himmel Oberhirte der Heerschaaren ist, dennoch auf Erden die Gemeinschaft der geringsten Sünder nicht verschmähte, sondern mit ihnen speiste. Warum erwägest du, o theuerster Bruder, die Nöthen und Gefahren nicht, in welchen unsere Kirche sich befindet? Wo gibt es Leute, die freiwillig und aus Liebe zu Gott Widerwärtigkeiten Troß bieten, Ruchlosen widerstehen und für die Gerechtigkeit und Wahrheit den Tod nicht scheuen? Selbst diejenigen, von denen man zu glauben berechtigt ist, daß sie Gott lieben oder fürchten, fliehen den Kampf für Christi Sache, vergeffen der Sorge für das Wohl

*) Ibid. Nro. 3833.

der Brüder und suchen, nur an sich selbst denkend, feige Ruhe. Die Hirten laufen davon sammt den Wächtern, welche die Heerden vertheidigen sollten. Darum geschieht es, daß ungescheut Räuber und Wölfe in die Hürde einbrechen. Du haft einen Herzog zum Eintritt in die Ruhestätte von Clugny beredet, oder wenigstens seine Anträge nicht zurückgewiesen; dadurch hast du die Schuld auf dich geladen, daß hunderttausend Christen eines Beschüßers entbehren. Wenn auch unsere Abmahnungen nichts über dich vermochten, wenn du auch dem Befehle des apostolischen Stuhles Gehorsam verweigern zu dürfen glaubtest, warum haben dich wenigstens die Seufzer der Armen, die Thränen der Wittwen, die Verlassenheit der Kirchen, das Geschrei der Waisen, der Schmerz der Mönche und Priester nicht abgehalten, des apostolischen Spruches zu vergessen: „die Liebe suchet nicht das Ihre“ und hinwiederum: „wer den Nächsten liebet, der hat das Gesetz erfüllet“ (Röm. XIII. 8)? Was würde der heilige Benedikt von Nursia zu deinem Verfahren sagen, was der selige Papst Gregorius der Erste? Schreibt nicht der Erstgenannte vor, daß jeder Novize ein Jahr lang geprüft werden solle, und gebietet nicht der Andere, nur nach dreijähriger Probezeit einen Soldaten zum Mönch anzunehmen? Ich sage dieß darum, weil ich zu meiner tiefen Betrübniß die Erfahrung gemacht habe, daß ein guter Fürst die große Seltenheit auf Erden ist. Im Stande der Mönche, der Priester, der Soldaten, namentlich aber unter dem der armen Bauern gibt es allerdings manche, welche in Wahrheit Gott fürchten, aber im ganzen Abendlande finden sich unter den Fürsten kaum zwei, drei Gerechte.“ Gregor VII. führt sofort weiter aus, daß Hugo sich durch Aufnahme eines guten Fürsten in's Kloster schwer versündigt habe, denn kaum werde es möglich seyn, dem Lande für diesen Verlust Ersaß zu leisten.

(Schluß folgt.)

XXXVI.

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XXXII.

Königin Victoria in Notredame.

Wenn am 15. August die weltliche Feier mit dem HeiligenFeste gleichsam in Mitbewerbung um den öffentlichen Antheil stand, so hatte die Ankunft und Aufnahme der protestantischen Königin von England an sich keinerlei Beziehung zu dem katholischen Paris. Auch der Besuch, den in den duftigen Räumen der soge= nannten „heiligen Kapelle" die überseeische Fürstin machte, konnte eben so gut als ein Tribut der Neugierde wie als ein Zoll der Verehrung vor dem Glauben des Volkes, von dem man mit so stürmischer Herzlichkeit empfangen wurde, betrachtet werden. Aber das Erscheinen Ihrer brittischen Majestät in der alterthümlich majestätischen Hauptkirche der kirchenreichen Hauptstadt des katholischen Frankreichs, der Aufwand von religiösem Gepränge, das Entgegenkommen der Augustinerinen in geordneter Körperschaft, nicht in dem alltäg= lichen Klostergewand von schwarzem und grobem Zeuge, sondern in weißem Feierkleide, endlich die gaftliche Begrüßung der fremden und andersgläubigen Monarchin durch den Oberhirten des Spren= gels und seinen ganzen Stab in der Fülle des ernsten und finnbildlichen Schmuckes, den die Kirche vorschreibt, das mußte mehr sehn als eine eitle Höflichkeitsbezeugung, das mußte einen tieferen Grund und eine bedeutendere Tragweite haben. Als gekröntem Haupt, als weltlicher Statthalterin des Königs der Könige in seinem Walten über die zeitliche Gesellschaft, ward ihr, welches auch

die Art ihrer Gottesverehrung sei, von der Kirche jene Huldigung gebracht, die den übrigen Menschen als Beispiel der Unterwerfung den Obersten der Erde gegenüber, von einer göttlichen Macht gegeben, mit doppelter Wirkung dienen soll. Und wenn sie dieses Beispiel Angesichts einer souverainen Persönlichkeit gibt, die einem anderen Staat und Stamme wie einem anderen Bekenntnisse ange= hört, mit um wie viel mehr Salbung und Gewalt wird sie dasselbe Gefühl und dieselbe Pflicht gegen die unverleßlichen Vorge= sehten derselben Zunge und desselben Cultus einflößen. Aber sie fodert weder das Eine noch das Andere und macht keine Bedin= gungen daraus. Sie entbindet im Gegentheil die katholischen Rheinländer durchaus nicht von Achtung und Gehorsam gegen ihren protestantischen Landesherrn, und ruft ebenso den katholischen Iren, den katholischen Engländern die gefeßliche Dienstbarkeit und die Ehr= furcht, die sie ihrer anglikanischen Gebieterin schulden, in's Gedächtniß und Gemüth zurück.

Glücklicherweise haben diese, die Lehteren zumal, eine solche Mahnung nichts weniger als nöthig, und, wie es ihre geistlichen Führer, wie's hiezu ermächtigte Gemeindebehörden und amtlich hiezu bestellte Spruchmänner zu wiederholten Malen an geeignetem Orte betheuerten, die Königin hat keine aufrichtiger ergebenen Unterthanen als die Katholiken Englands. Sie lieben ihre Kirche; ihrer Königin sind sie zugethan. Wenn ich ihre Empfindungen gegen diese und ihr Haus, was die innere Stärke derselben angeht, mit der Inbrunst und Hingebung, die sie ihrer Religion erzeigen, vergleiche, so will dieß wahrlich nicht wenig sagen. Man muß die Männer und Frauen des katholischen Englands beten sehen, um einen Be= griff von hoher und seltener Frömmigkeit zu bekommen. Man fühlt fich glücklich überrascht von dem laut sprechenden und ganz natür= lichen Ausdruck der inneren Beklommenheit und Erhebung in ihrem Angesicht, wenn sie zum Himmel fleh'n. Wer sie dann beobachtet, wird sich überzeugen, daß ihr Benehmen an den heiligen Stätten. weder träge Gewohnheit noch heuchlerische Grimasse, weder lau noch falsch ist.

Ich höre hier in der Kirche St. Roch, besonders wegen der militärischen Pünktlichkeit des Gottesdienstes, meine sonntägliche Messe, und finde mich gewöhnlich von einer namhaften Anzahl

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