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gesegnete Ilsethal, an dessen beiden Seiten sich die Berge allmählig höher erheben.

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Es ist unbeschreibbar, mit welcher Fröhlichkeit, Naivetät" und Anmuth die Ilse sich hinunterstürzt über die abenteuerlich gebildeten Felsstücke, die sie in ihrem Laufe findet, so daß das Wasser hier wild emporzischt oder schäumend überläuft, dort aus allerlei Steinspalten, wie aus vollen Gießkannen, in reinen Bögen “ 35 sich ergießt und unten wieder über die kleinen Steine hintrippelt, wie ein munteres Mädchen. Ja, die Sage ist wahr, die Ilse ist eine Prinzessin, die lachend und blühend den Berg hinabläuft. Wie blinkt im Sonnenschein ihr weißes Schaumgewand! Wie flattern im Winde ihre silbernen Busenbänder! Wie funkeln und 40 blizen ihre Diamanten! Die hohen Buchen stehen dabei gleich ernsten Vätern, die verstohlen" lächelnd dem Muthwillen des lieblichen Kindes zusehen; die weißen Birken bewegen sich tantenhaft" vergnügt, und doch zugleich ängstlich über die gewagten Sprünge; der stolze Eichbaum schaut darein wie ein verdrieß- 47 licher Dheim, der das schöne Wetter bezahlen soll; die Vögelein in den Lüften jubeln ihren Beifall, die Blumen am Ufer flüstern zärtlich: O, nimm uns mit, nimm uns mit, lieb Schwesterchen! -Aber das lustige Mädchen springt unaufhaltsam weiter, und plöglich ergreift sie den träumenden Dichter, und es strömt auf 50 mich herab ein Blumenregen von klingenden Strahlen und strahlenden Klängen,20 und die Sinne vergehen mir" vor lauter Herrlichkeit, und ich höre nur noch die flötenfüße Stimme :

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Ich bin die Prinzessin Jlse

Und wohne im Ilsenstein;"

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Komm mit mir nach meinem Schloffe,
Wir wollen selig sein.

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82. Mignon als ein Engel.

Sie wissen vielleicht, dass ich immer eine Anzahl junger Mädchen um mich habe, deren Gesinnung ich, indem1 sie neben mir aufwachsen, zum Guten und Rechten zu bilden wünsche. Aus meinem Munde hören sie nichts, als was ich 5 selber für wahr halte; doch kann und will ich nicht hindern, dass sie nicht auch von andern manches vernehmen, was als Irrthum, als Vorurtheil in der Welt gäng und gebe3 ist. Fragen sie mich darüber, so suche ich, soviel nur möglich ist, jene fremden ungehörigen Begriffe irgendwo an einen 10 richtigen anzuknüpfen, um sie dadurch, wo nicht nützlich, doch unschädlich zu machen. Schon seit einiger Zeit hatten meine Mädchen aus dem Munde der Bauernkinder gar manches von Engeln, vom Knechte Ruprecht, vom heiligen Christe vernommen, die zu gewissen Zeiten in Person erschei15 nen, gute Kinder beschenken und unartige bestrafen sollen.' Sie hatten eine Vermuthung, dass es verkleidete Personen sein müssten, worin ich sie denn auch bestärkte und, ohne mich

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viel auf Deutungen einzulassen,' mir vornahm, ihnen bei der ersten Gelegenheit ein schönes Schauspiel zu geben.

Es fand sich 10 eben, dass der Geburtstag von Zwillings- 20 schwestern, die sich immer sehr gut betragen hatten, nahe war; ich versprach, dass ihnen diesmal ein Engel die kleinen Geschenke bringen sollte, die sie so wohl verdient hätten. Sie waren äusserst gespannt auf die Erscheinung. Ich hatte mir" Mignon zu dieser Rolle ausgesucht, und sie war an dem 25 bestimmten Tage in ein langes, leichtes, weisses Gewand anständig gekleidet. Es fehlte" nicht an einem goldenen Gürtel um die Brust und an einem gleichen Diadem in den Haaren. Anfangs wollte ich die Flügel weglassen, doch bestanden die Frauenzimmer, die sie anputzten, auf ein Paar grosse goldene 30 Schwingen, an denen sie recht ihre Kunst zeigen wollten.

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So trat, mit einer Lilie in der einen Hand und mit einem Körbchen in der andern, die wundersame Erscheinung in die Mitte der Mädchen und überraschte mich selbst. ,,Da kommt der Engel," sagte ich. Die Kinder traten gleichsam 35 alle zurück! Endlich riefen sie aus: ,Es ist Mignon!" und getrauten sich" doch nicht, dem wundersamen Bild näher zu treten. ,Hier sind eure Gaben," sagte sie und reichte das Körbchen hin.

Man versammelte sich um sie, man betrachtete, man be- 40 fühlte, man befragte sie.

„Bist du ein Engel?" fragte das eine Kind.

,,Ich wollte, ich wär' es,15" versetzte Mignon.

„Warum trägst du eine Lilie?"

,,So 16 rein und offen sollte mein Herz sein, dann wäre ich 45 glücklich."

,,Wie ist's mit den Flügeln? Lass sie sehen!"

,,Sie stellen schönere vor, die noch nicht entfaltet sind."

Und so antwortete sie bedeutend auf jede unschuldige, 50 leichte Frage. Als die Neugierde der kleinen Gesellschaft befriedigt war, und der Eindruck dieser Erscheinung stumpf zu werden anfing, wollte man sie wieder auskleiden. Sie verwehrte es, nahm ihre Zither, setzte sich hier auf diesen hohen Schreibtisch hinauf, und sang ein Lied mit unglaublicher 55 Anmuth :

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83. Mignons Sehnsucht.

Als Wilhelm des Morgens sich nach Mignon im Hause umsah, fand er sie nicht, hörte aber, dass sie früh ausgegangen sei

Nach Verlauf einiger Stunden hörte er Musik vor seiner Thüre. Er glaubte anfänglich, der Harfenspieler sei schon 5 wieder zugegen; allein er unterschied bald die Töne einer Zither, und die Stimme, welche zu singen anfing, war Mignons Stimme. Wilhelm öffnete die Thüre, das Kind trat herein und sang folgendes Lied:

Kennst du das Land, wo die Citronen blühn,2
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrthe still 3 und hoch der Lorbeer steht?
Kennst du es wohl 4?

Dahin! Dahin

Möcht' ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn !

Kennst du das Haus? Auf Säulen 5 ruht sein Dach,
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an :

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Was hat man dir, du armes Kind, gethan?"
Kennst du es wohl?

Dahin! Dahin

Möcht' ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn !

Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg??

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Das Maulthier sucht im Nebel seinen Weg ;

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