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88. Lessing an Eva König.

Meine Liebe!

Wolfenbüttel, den 27. Juni 1772.

Freilich hätte ich Ihnen öfter schreiben sollen, und wenn ich Ihnen so oft geschrieben hätte, als ich es thun wollen,' so hätte ich Ihnen auch wirklich sehr oft geschrieben. Aber ich weiß selbst 5 nicht, was bald diesen bald jenen Posttag, eben in dem Augenblicke, da ich mich hinsehen wollte zu3 schreiben, mich leider daran verhindern müssen.'

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Jnskünftige will ich es aber wohl bleiben lassen, und mich durch solche, uns nichts angehende Dinge um das Vergnügen Jhrer 10 Briefe bringen! Denn wahrlich, meine Liebe, Sie mögen mir von der Freude, die Ihnen die meinigen machen, sagen, was Sie wollen, so kömmt sie doch sicherlich nicht der Freude bei, die mir Ihre Briefe verursachen. Wer hiernächst von uns Beiden izt am meisten aufgemuntert zu werden nötig hat, das wäre noch eine 15 große Frage. Sie haben doch weiter nichts als Sorgen, deren

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Ende Sie absehen können, auf eine oder die andere Weise. Mir aber ist iht nicht selten das ganze Leben so ekel — so ekel! Ich verträume meine Tage mehr als daß ich sie verlebe. Eine an= haltende Arbeit, die mich abmattet, ohne mich zu vergnügen; ein 20 Aufenthalt," der mir durch den gänzlichen Mangel alles Umganges - (denn den Umgang, welchen ich haben könnte, den mag ich nicht haben) — unerträglich wird; eine Aussicht in das ewige, liebe Einerlei das alles sind Dinge, die einen so nachteiligen. Einfluß auf meine Seele und von der1 auf meinen Körper haben, 25 daß ich nicht weiß, ob ich krank oder gesund bin. Wer mich sieht, der macht mir ein Compliment wegen meines gefunden Aussehens, und ich möchte dieses Compliment lieber immer mit einer Ohrfeige beantworten. Denn was hilft es, daß ich noch " so gesund aus

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sehe, wenn ich mich zu allen Verrichtungen eines gesunden Menschen unfähig fühle? ....

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Aber was klage ich Ihnen vor? Sie müssen mich wirklich lieber für hypochondrisch halten, als alles so genau nach den Worten nehmen. Wenigstens bin ich noch darüber sehr empfindlich und erfreuet, daß Sie, meine Liebe, sich wohl befinden und die beste Hoffnung haben, in Ihren Angelegenheiten glücklich zu sein.. Leben Sie recht wohl, meine Liebe. Möchten Sie doch barmherzig genug gewesen sein, und an mich geschrieben haben, noch ehe dieser Brief in Ihre Hände kommt!

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Ich bin mit ganzer Seele auf immer der Jhrige,

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Endlich kann ich Dir von Göthe erzählen, worauf Du, wie ich weiss, sehr begierig wartest. Ich habe vergangenen1 Sonntag beinahe ganz in seiner Gesellschaft zugebracht. Sein erster Anblick stimmte die hohe Meinung ziemlich tief herunter, die man mir von dieser anziehenden und schönen 5 Figur beigebracht hatte.

Er ist von mittlerer Grösse, trägt sich steif und geht auch So. Sein Gesicht ist verschlossen, aber sein Auge sehr ausdrucksvoll, lebhaft, und man hängt mit Vergnügen an seinem Blicke. Bei vielem Ernste hat seine Miene doch viel Wohl- 10 wollendes und Gutes. Er ist brunett und schien mir älter auszusehen, als er meiner Berechnung nach wirklich sein kann. Seine Stimme ist überaus angenehm, seine Erzählung fliessend, geistvoll und belebt. Man hört ihn mit überaus

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15 vielem Vergnügen; und wenn er bei gutem Humor ist, welches diesmal so ziemlich der Fall war, spricht er gern und mit Interesse. Unsere Bekanntschaft war bald gemacht und ohne den mindesten Zwang; - freilich war die Gesellschaft zu gross, und alles auf seinen Umgang zu eifersüchtig, als 20 dass ich viel allein mit ihm hätte' sein, oder etwas anderes als allgemeine Dinge mit ihm sprechen können. Er spricht gern und mit leidenschaftlichen Erinnerungen von Italien;" was er mir davon erzählt hat, gab mir die treffendste und gegenwärtigste Vorstellung von diesem Lande und diesen 25 Menschen.

Ich wollte Dir noch mehreres 9 aus seiner Erzählung mitteilen, aber es wird mir erst gelegentlich einfallen. Im Ganzen ist meine, in der That grosse Idee von ihm, nach dieser persönlichen Bekanntschaft nicht vermindert worden; 30 aber ich zweifle, ob wir einander je sehr nah rücken werden.10 Vieles, was mir jetzt noch interessant ist, was ich noch zu wünschen und zu hoffen habe, hat seine Epoche bei ihm durchlebt. Er ist mir" (an Jahren weniger als an Lebenserfahrungen und Selbstentwickelung) so weit voraus, 35 dass wir unterweges nie mehr zusammenkommen werden; und sein ganzes Wesen ist schon von Anfang her1 anders angelegt als das meinige, unsere Vorstellungsarten scheinen wesentlich verschieden. Indessen schliesst sich's 13 aus einer solchen Zusammenkunft nicht sicher und gründlich. Die 40 Zeit wird das Weitere lehren.

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S.

90. Schiller an Göthe.

Hochwohlgeborner' Herr!

Hochzuverehrender' Herr Geheimer Rat!

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Beiliegendes Blatt enthält den Wunsch einer, Sie unbegrenzt hochschätzenden Gesellschaft, die Zeitschrift,* von der die Rede ist, mit Ihren Beiträgen zu beehren, über deren 5 Rang und Wert nur eine Stimme unter uns sein kann. Der Entschluss Euer Hochwohlgeboren, diese Unternehmung durch Ihren Beitritt zu unterstützen, wird für den glücklichen Erfolg derselben entscheidend sein, und mit grösster Bereitwilligkeit unterwerfen wir uns allen Bedingungen, unter wel- r chen Sie uns denselben zusagen wollen.

Hier in Jena haben sich die H.H.' Fichte, Woltmann und von Humboldt zur Herausgabe einer Zeitschrift vereinigt, und da, einer notwendigen Einrichtung gemäss, über alle einlaufenden Manuscripte die Urteile eines engeren Ausschusses 15 eingeholt werden sollen, so würden Ew. Hochwohlgeboren uns unendlich verpflichten, wenn Sie erlauben wollten, dass Ihnen zu Zeiten eines der eingesandten Manuscripte dürfte' zur Beurteilung vorgelegt werden. Je grösser und näher der Anteil ist, dessen 10 Sie unsre Unternehmung würdigen, desto 20 mehr wird der Wert derselben bei demjenigen Publikum steigen, dessen Beifall uns der wichtigste" ist. Hochachtungsvoll verharre ich

Euer Hochwohlgeboren

gehorsamster Diener und aufrichtiger Verehrer,

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JENA, 13. Juni 1794.

FR. SCHILLER.

91. Göthe's Antwort.

Ew.' Wohlgeboren,

Eröffnen mir eine doppelt angenehme Aussicht, sowohl auf eine Zeitschrift, welche Sie herauszugeben gedenken, als auf die Teilnahme, zu der Sie mich einladen. Ich werde mit 5 Freuden und mit ganzem Herzen von der Gesellschaft sein.

Sollte unter meinen ungedruckten Sachen sich etwas finden, das zu einer solchen Sammlung zweckmässig wäre, so teile ich es gerne mit; gewiss aber wird eine nähere Verbindung mit so wackeren Männern, als die Unternehmer sind, 10 manches, das bei mir ins Stocken geraten ist, wieder in einen lebhaften Gang bringen.

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Schon eine sehr interessante Unterhaltung wird es werden, sich über die Grundsätze zu vereinigen, nach welchen man die eingesendeten Schriften zu prüfen hat, wie über Gehalt 15 und Form zu wachen, um diese Zeitschrift vor andern auszuzeichnen, und sie bei ihren Vorzügen wenigstens eine Reihe von Jahren zu erhalten."

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Ich hoffe bald mündlich hierüber zu sprechen, und empfehle" mich Ihnen und Ihren geschätzten Mitarbeitern auf's beste.' GÖTHE.

WEIMAR, 24. Juni 1794.

92. Göthe an Schiller.

Die mir übersendeten Manuscripte sowohl als das Bruchstück der Entwickelung des Erhabenen1 habe ich mit viel Vergnügen gelesen, und mich daraus aufs neue' überzeugt, dass uns nicht allein dieselben Gegenstände interessieren, 5 sondern dass wir auch in der Art sie anzusehen meistens übereinkommen. Über alle Hauptpunkte, sehe ich, sind wir

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