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22. Die kluge Maus.

Eine Maus kam aus ihrem Loche und sah eine Falle. „Aha," sagte sie, „da steht eine Falle! Die klugen Menschen! Da stellen sie mit drei Hölzchen einen schweren Ziegel aufrecht, und an eines der Hölzchen stecken sie ein Stückchen Speck.' Das 5 nennen sie dann eine Falle. Ja, wenn wir Mäuschen nicht flüger wären! Wir wissen wohl, wenn man den Speck fressen. will, klapps! fällt der Ziegel um und schlägt den Näscher tot." Nein, nein, ich kenne eure List."

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„Aber," fuhr das Mäuschen fort, „riechen darf man schon 10 daran. Vom bloßen Riechen kann die Falle nicht zufallen. Und ich rieche den Speck doch für mein Leben gern. Ein bißchen riechen muß ich daran.“ Es1o lief unter die Falle und roch an dem Specke. Die Falle war aber ganz lose gestellt; und kaum berührte es mit dem Näschen den Speck, klapps! so" fiel sie1o 15 zusammen, und das lüsterne Mäuschen war zerquetscht.

"Kinderfreund.“

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23. Das Pferd und der beladene Efel.

Ein lediges Pferd und ein schwer beladener Esel, beide einem Herrn dienstbar, mußten neben einander über Land' gehen. „Nimm mir doch, liebes Roß," bat der Efel, „nimm mir doch nur einen kleinen Teil meiner Last ab, denn ich sinke sonst unter 5 ihr zu Boden." Das Pferd weigerte sich; seufzend schlich der arme Lastträger noch einige hundert Schritte weiter, strauchelte dann und sank tot zur Erde nieder. Der Treiber, der zu spät sein Unrecht einsah, that alles Mögliche, sein Tier wieder zu ermuntern; als er aber sah, daß seine Mühe vergebens war,*

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zog er, um doch etwas zu behalten, dem toten Esel die Haut 10 ab und legte die ganze Ladung, mit der Eselshaut obendrein," dem Pferde auf den Rücken. Schon recht!" sprach dieses bei sich, „dies ist die verdiente Strafe für meine Unbarmherzigkeit. Hätte ich mich vorhin nicht geweigert, meinem Genossen beizustehen, so würde jezt diese Drangsal mich nicht betreffen.“ Hartherzigkeit straft sich gewöhnlich am Ende selbst. 10

Meißner.

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24. Seltsamer Spazierritt.

Ein Mann reitet1 auf seinem Esel nach Hause und läßt seinen Buben zu Fuß nebenher laufen. Kommt ein Wanderer und sagt: „Das ist nicht recht, Vater, daß ihr

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reitet und laßt euren Sohn laufen; ihr habt stärkere Glieder." Da stieg der Vater vom Esel herab und ließ den Sohn reiten. Kommt wieder ein 5 Wandersmann und sagt: „Das ist nicht recht, Bursche, daß du reitest und lässest deinen Vater zu Fuß gehen; du hast jüngere Beine." Da saßen beide auf und ritten eine Strecke. Kommt ein dritter Wandersmann und sagt: „Was ist das für Unverstand, zwei Kerle auf einem schwachen Tiere! Sollte man nicht 10 einen Stock nehmen und euch beide hinabjagen ?" Da stiegen beide ab und gingen zu Fuß, rechts und links der Vater und Sohn, und in der Mitte der Esel. Kommt ein vierter Wandersmann und sagt: „Ihr seid drei wunderliche Gesellen. Ist's nicht genug, wenn zwei zu Fuß gehen? Geht's nicht leichter, wenn 15 einer von euch reitet?" Da band der Vater dem Esel die vorderen Beine zusammen, und der Sohn band ihm die hintern Beine zusammen, zogen einen starken Baumpfahl durch, der an der

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Straße stand, und trugen den Esel auf der Achsel' heim.

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20 weit kann's kommen, wenn man es allen Leuten recht machen' will.

Hebel.

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25. Der Nagel.

Ein Kaufmann hatte auf der Messe gute Geschäfte gemacht,' alle Waren verkauft und seine Geldkaze mit Gold und Silber gespickt. Er wollte jezt heimreisen und vor Einbruch der Nacht zu Hause sein. Er packte also den Mantelsack mit dem Gelde 5 auf sein Pferd und ritt fort. Zu Mittag rastete er in einer Stadt. Als er weiter wollte, führte ihm der Hausknecht das Roß vor, sprach aber: Herr, am linken Hinterfuße fehlt im Hufeisen ein Nagel."

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„Laß ihn fehlen!" erwiederte der Kaufmann, „die sechs Stun10 den, die ich noch zu machen habe, wird das Eisen wohl festhalten. Ich habe Eile." Nachmittags, als er wieder abgestiegen war und dem Rosse Brot geben ließ, kam der Knecht in die Stube und sagte: „Herr, eurem Pferde' fehlt am linken Hinterfuße ein Hufeisen. Soll ich's zum Schmied führen ?“ „Laß es 15 fehlen!" antwortete der Herr, „die paar 10 Stunden, die noch übrig sind, wird das Pferd wohl aushalten. Ich habe Eile." Er ritt fort, aber nicht lange, so" fing es an zu stolpern und es stolperte nicht lange, so fiel es nieder und brach ein Bein. Der Kaufmann mußte das Pferd liegen12 lassen, den Mantelsack 13 20 abschnallen, auf die Schulter nehmen, und zu Fuß nach Hause gehen, wo er spät erst in der Nacht anlangte. „An allem Unglück,“ sprach er zu sich selbst, „ist der verwünschte Nagel schuld.“ Eile mit Weile! 15

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Grimm.

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26. Der Vögel Königswahl.

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Die Vögel wollten einmal einen neuen König wählen, und es war ein Tag zu einer allgemeinen Versammlung im Walde bestimmt. Die meiste Hoffnung, gewählt zu werden,2 hatte der. Adler wegen seiner Stärke und der Pfau wegen seiner Schönheit. Aber der Häher war damit nicht zufrieden. Er wußte 5 zwar, daß seine Federn nicht sonderlich schön waren, und daß er auch keine Kraft im Schnabel hatte; allein er meinte, weil er recht schreien und allerlei Stimmen nachahmen könne, so werde es ihm vielleicht doch gelingen, wenn er sich nur recht aufpute. Er schlich also hin in den Pfauenstall und suchte sich von den 10 schönen grünen und blauen Federn, womit die Pfauen geschmückt sind, und steckte dieselben zwischen seine eigenen. Dazu färbte er seinen Schnabel und seine Beine gelb und hielt sich nun fast für den schönsten Vogel. In diesem herrlichen Aufzuge kam er in die Versammlung und nahm zwischen dem Adler und dem 15 Pfaue Plaz. Anfangs stußten die Vögel alle über den sonderbaren Gast, und niemand erkannte ihn. Als man ihn aber näher betrachtete, da sah man, woher die Schönheit rühre, und der Pfau rief: „Die Federn hat er mir 12 gestohlen!" Die andern schrieen alle: „Herunter mit dem Diebe!" Da wurden ihm nicht 20 bloß die fremden Federn ausgerupft, sondern auch viele von seinen eigenen; und halbnackt und verspottet von allen mußte er sich nach Hause flüchten.

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Curtmann.

27. Der alte Löwe und die ihn besuchenden' Tiere.

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Ein alter Löwe lag kraftlos vor seiner Höhle und erwartete den Tod. Die Tiere, deren Schrecken er bisher gewesen war, bedauerten ihn nicht, sie freuten sich vielmehr, daß sie seiner3

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A GERMAN READER

[PART II. los wurden. Einige von ihnen, die er einst verfolgt hatte, 5 wollten nun ihren Haß an ihm auslassen. Der arglistige Fuchs kränkte ihn mit beißenden Reden; der Wolf sagte ihm die ärgerlichsten Schimpfworte; der Ochs stieß ihn mit den Hörnern; das wilde Schwein verwundete ihn mit seinen Hauern; und selbst der träge Esel gab ihm einen Schlag mit 10 seinem Hufe. Das edle Pferd aber blieb schweigend stehen und that ihm nichts, obgleich der Löwe seine Mutter zerrissen hatte. „Willst du nicht,“ fragte es der Esel, „dem Löwen auch Eins' hinter die Ohren geben?" Das Pferd antwortete: Ich halte es für niederträchtig, mich an einem Feinde 15 zu rächen, der mir 1o nicht mehr schaden kann.“

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Lessing.

28. Die Sonnenstrahlen.

Die Sonne war aufgegangen und stand mit ihrer schönen glänzenden Scheibe am Himmel; da schickte sie ihre Strahlen aus, um die Schläfer in dem ganzen Lande zu wecken. Da kam ein Strahl zu der Lerche. Die schlüpfte aus ihrem 5 Neste, flog in die Luft hinauf und fang: „Lirilirili, schön ist's

in der Früh." Der zweite Strahl kam zu dem Häschen und weckte es auf. Das rieb sich die Augen nicht lange, sondern sprang aus dem Walde in die Wiese und suchte sich zartes Gras und saftige Kräuter zu seinem Frühstück. Und ein dritter 10 Strahl kam an das Hühnerhaus. Da rief der Hahn: „Kikriki!" und die Hühner flogen von ihrer Stange herab und gackerten in dem Hofe und suchten sich Futter und legten Eier in das Nest. Und ein vierter Strahl kam an den Taubenschlag zu den Täubchen. Die riefen: „Ruckediku, die Thür ist noch zu."

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