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sehen! Die Hausthür stand offen; Tisch, Stuhl und Bänke waren umgeworfen, die Schüsseln in der Küche zerbrochen, Decke und Kissen aus dem Bett gezogen; das war ein Jammer! 50 „Ach!" rief sie,,,der Wolf ist da gewesen und hat meine lieben Kinder gefressen; meine sieben Geisserchen sind tot!" und fing an zu weinen. Da sprang das jüngste aus der Wanduhr und rief: „Eins 15 lebt noch, liebe Mutter!" und erzählte ihr, wie das Unglück gekommen war.

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Der Wolf aber, nachdem er die starke Mahlzeit gehalten,16 war satt und müde geworden, hatte sich auf eine grüne Wiese in den Sonnenschein gelegt und war eingeschlafen. Die alte Geiss aber, die klug und listig war, dachte hin und her," wie sie ihre Kindlein noch retten könnte.18 Endlich kam ihr ein 60 guter Gedanke, und sie sagte zu dem jüngsten Geisslein: ,,Nimm Zwirn, Nadel und Schere und folge mir!" Nun gingen sie beide hinaus und fanden den Wolf, wie er im tiefen Schlafe auf der Wiese lag.,,Da liegt das Ungeheuer und schnarcht," sagte die Mutter und betrachtete ihn von allen Seiten; „zum 65 Abendessen hat er meine sechs Kindlein hinuntergewürgt und hat 19 nicht weiter laufen können und sich da hingestreckt. Geschwind gieb mir die Schere her, vielleicht sind sie noch am Leben; ich will ihm den Bauch aufschneiden." Damit ritzte sie dem Wolf den Bauch auf, und die sechs Geisserchen, die 70 er in der Gier und Hast ganz 20 verschlungen hatte, sprangen, als sie Luft bekamen, heraus, hatten keinen Schaden genommen und freueten sich, dass sie aus dem Gefängnis erlöst waren. Sie herzten ihre Mutter, aber die sprach:,,Geht und tragt grosse und schwere Wackersteine herbei." Damit mussten 75 sie dem Wolf den Leib anfüllen, und die Alte nähte ihn so geschwind wieder zu, dass er nichts merkte und sich nicht

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einmal in seinem Schlaf regte. Darnach sprangen sie alle davon und versteckten sich hinter eine Hecke.2

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Als der Wolf ausgeschlafen "1 hatte, so fühlte er, dass es ihm 13 so schwer im Leibe war und sprach:,,Es rumpelt und pum

pelt 22 mir im Leib herum und habe 23 doch nur sechs Geisserchen gegessen." Da dachte er, ein frischer Trunk werde 18 ihm helfen, machte sich in die Höhe 24 und suchte einen Brunnen. 85 Wie er sich aber über das Wasser2 bückte und trinken wollte, konnte er sich vor1 der Schwere der Steine nicht mehr halten, stürzte hinab und ertrank. Wie das die sieben Geisserchen sahen, kamen sie herzugelaufen," riefen:,,Der Wolf ist tot ! der Wolf ist tot!" und tanzten vor Freude um den Brunnen.

Nach GRIMM.

38. Das Lumpengesindel.

Hähnchen sprach zum Hühnchen :,,Die Nüsse sind reif geworden, da wollen wir mit einander auf den Berg gehen und uns einmal recht satt daran essen,1 ehe sie das Eichhorn alle wegholt.". -„Ja,“ antwortete das Hühnchen,,,komm, wir wollen 5 uns eine Lust mit einander machen." Da gingen sie zusammen fort auf den Berg, und weil es ein heller Tag war, blieben sie bis zum Abend. Nun weiss ich nicht, ob sie sich so dick3 gegessen hatten, oder ob sie so übermütig geworden waren, kurz, sie wollten nicht zu Fuss nach Hause gehen, und das 10 Hähnchen musste einen kleinen Wagen von Nussschalen bauen. Als er fertig war, setzte sich Hühnchen hinein und sagte zum Hähnchen:,,Du kannst dich nur immer vorspannen." „Du kommst mir recht!" sagte das Hähnchen, „lieber gehe ich zu Fuss nach Haus, als dass ich mich vorspan

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nen lasse ;' nein, so haben wir nicht gewettet. Kutscher will 15 ich wohl sein und auf dem Bock sitzen, aber selbst ziehen,' das thu' ich nicht."

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Wie sie so stritten, schnatterte eine Ente daher:10,,Ihr Diebsvolk, wer hat euch geheissen in meinen Nussberg gehen? Wartet, das soll euch schlecht bekommen!" 6611 Damit 20 ging sie auf das Hähnchen los.12 Aber Hähnchen war auch nicht faul und stieg der Ente2 tüchtig zu Leibe;13 endlich hackte es sie mit seinen Sporen so gewaltig, dass sie um Gnade bat und sich gern zur Strafe vor den Wagen' spannen liess. Hähnchen setzte sich nun auf den Bock und war Kutscher, 25 und darauf ging es fort11 in einem Jagen. „,Ente, lauf' zu, was du kannst!" Als sie ein Stück" Weges" gefahren waren, begegneten sie zwei Fussgängern, einer Stecknadel und einer Nähnadel. Die riefen:,,Halt! halt !" und sagten, es würde gleich stichdunkel werden, da könnten sie keinen Schritt wei- 30 ter, auch sei es so schmutzig auf der Strasse, ob" sie nicht ein wenig einsitzen könnten; sie seien 16 auf der Schneiderherberge vor dem Thore gewesen und hätten sich bei dem Bier verspätet. Hähnchen, da es 1 magere Leute waren, die nicht viel Platz einnahmen, liess sie beide einsteigen; doch mussten 35 sie versprechen, ihm und seinem Hühnchen nicht auf die Füsse zu treten.

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Spät abends kamen sie zu einem Wirtshaus, und weil sie die Nacht nicht weiter fahren wollten, und die Ente auch nicht gut zu Fuss war und von einer Seite auf die andere fiel,19 40 so kehrten sie ein. Der Wirt machte anfangs viel Einwendungen, sein Haus sei schon voll, gedachte auch wohl, es möchte keine vornehme Herrschaft sein; endlich aber, da sie süsse Reden führten,20 er solle das Ei haben, welches das Hühnchen

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45 unterwegs gelegt habe, auch die Ente behalten, die alle Tage eins lege, so gab er nach. Nun liessen sie sich wieder frisch auftragen 22 und lebten in Saus und Braus. Früh morgens, als es erst dämmerte und noch alles schlief, weckte Hähnchen das Hühnchen, holte das Ei, pickte es auf, und sie verzehrten es zusammen; die Schalen aber warfen sie auf den Feuerherd. Dann gingen sie zu der Nähnadel, die noch schlief, packten sie beim Kopf und steckten sie in das Sesselkissen des Wirts, die Stecknadel aber in sein Handtuch; darauf flogen sie, mir nichts 23 dir nichts, über die Heide davon. 55 Die Ente, die gern unterm freien Himmel schlief und im Hof geblieben war, hörte sie fortschnurren, machte sich munter" und fand einen Bach, auf dem sie hinab schwamm, und das ging 25 geschwinder als vor dem Wagen. Ein paar Stunden 2 danach hob sich der Wirt aus den Federn,26 wusch sich und 60 wollte sich am Handtuch abtrocknen; da fuhr ihm die Stecknadel über das Gesicht und machte ihm einen roten Strich von einem Ohr zum andern. Dann ging er in die Küche und wollte sich eine Pfeife anstecken; wie er aber an den Herd kam, sprangen ihm die Eierschalen in die Augen.,,Heute morgen 65 will mir alles an meinen Kopf," sagte er und liess sich verdriesslich auf seinen Grossvaterstuhl nieder; aber geschwind fuhr er wieder in die Höhe und schrie: „,Auweh !" denn die Nähnadel hatte ihn noch schlimmer und nicht in den Kopf gestochen. Nun war er vollends böse und hatte Verdacht auf 70 seine Gäste, die so spät gestern abend gekommen waren; und wie er ging und sich nach ihnen umsah, waren sie fort. Da that er einen Schwur, kein Lumpengesindel mehr in sein Haus zu nehmen, das viel verzehrt, nichts bezahlt und obendrein zum Dank 2 Schabernack treibt.

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GRIMM.

39. Der Arme und der Reiche.

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Da

Vor alten Zeiten, als noch Engel auf Erden unter den Men schen wanderten, trug es sich zu, daß einer derselben abends müde war und ihn die Nacht überfiel, ehe er zu einer Herberge kommen konnte. Nun standen auf dem Wege vor ihm zwei Häuser einander1 gegenüber, das eine groß und schön, 5 das andere klein und ärmlich anzusehen, und gehörte das große einem reichen, das kleine einem armen Manne. dachte der Engel: Dem Reichen werde ich nicht beschwerlichʻ fallen, bei ihm3 will ich anklopfen." Als der Reiche an seine Thüre klopfen hörte, machte er das Fenster auf und 10 fragte den Fremdling, was er suche. Der Engel antwortete: „Ich bitte nur um ein Nachtlager." Der Reiche guckte den Wandersmann vom Haupte bis zu den Füßen an, und weil der Engel schlichte Kleider trug und nicht aussah wie einer,1 der viel Geld in der Tasche hat, schüttelte er mit dem Kopfe 15 und sprach: „Ich kann euch nicht aufnehmen; meine Kammern liegen voll Kräuter und Samen, und sollte ich einen jeden beherbergen, der an meine Thür klopft, so könnte ich selbst den Bettelstab in die Hand nehmen. Sucht anderswo ein Unterkommen!" Damit schlug er sein Fenster zu und 20 ließ den Engel stehen."

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über 22 bei ihm zu 25

Also kehrte dieser ihm den Rücken, ging hinüber zu dem kleinen Hause und klopfte an. Kaum hatte er angeklopft, so klinkte" der Arme schon sein Thürchen auf und bat den Wandersmann einzutreten, und die Nacht bleiben. Es ist schon finster," sagte er, und heute könnt ihr doch nicht weiter kommen." Das gefiel dem Engel, und er trat zu ihm1 ein. Die Frau des Armen reichte ihm

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