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bleiben und darin durch ein ruhiges und stilles Leben Gott zu gefallen suchen. Nichts sei den Leuten beschwerlicher, als bei sich selbst zu bleiben; alle sehen nur auf andere und wenden sich auf äußerliche Dinge und fremde Sachen. Wollte Gott, sie schaueten so fleißig auf die Wurzeln ihrer Sünden, als auf anderer Leute Leben und Zustand und befleißigten sich vielmehr, jene in sich auszurotten. Das wahre Christenthum fehle überall. Der lebendige Glaube sei unter den Christen so selten geworden, als er ehedem unter Juden und Heiden war. Wenn man auch äußerliche Andacht zeige, so begehre man sich doch nicht innerlich in Gott zu versenken und zu ihm zu erheben. Aus Blindheit und Thorheit trachte man nur darnach, den elenden Leib hübsch zu kleiden und stattlich zu zieren, schlüge aber die Seele in den Wind und vergäße des schrecklichen Gerichtes Gottes. Jeder suche nur seinen Nußen und frage nichts nach des Nächsten Schaden und Verderben. Ein Jeder will viel Geld und Gut sammeln, daß es nicht genug zu sagen ist. Niemand läßt sich genügen in seinem Stand und Theil, so ihm Gott bescheeret. Aller Fleiß, Sorge und Mühe ist nur dahin gerichtet, wie sie reich werden und viel Gold und Silber zusammenbringen mögen. Sie bauen große und stattliche Häuser, lassen allerlei Affenwerk und Leichtfertigkeit daran malen, zieren sie inwendig und auswendig vom Dach bis auf den Boden auf mancherlei und unnöthige Weise, daß man sich nicht genugsam verwundern kann, wie sich doch allenthalben nur ihrer Sinne Lust und Ergöglichkeit suchen. Außerdem machen sie sich Trinkgeschirre aus Silber und Gold auf mancherlei Weise und Gattung, köstliche Kleider und allerhand Zierrath, so man nur erdenken kann; auch

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füllen und beschweren sie den Leib mit mancherlei Speise und Trank, die nicht eben gewöhnlich sind, sondern aus fremden Landen mit großer Gefahr und Unkosten herbeigeführt werden müssen. In allen, ja in allen Dingen wollen sie Freude und Ergöglichkeit haben, wollen allenthalben gesehen und hochgehalten sein. Aber hierdurch stärken und vermehren sie die ihnen anklebenden Sünden, daß sie endlich vor und hinter ihnen, auch um und neben ihnen wie starke Mauern sind, wodurch die wahre Buße und die demüthige Bekehrung zu ihnen einzukehren verhindert wird."

Diese Selbstsucht werde auch auf die Werke der Barmherzigkeit übergetragen. Die meisten Almosen gleichen jezt wurmstichigen Aepfeln, welche zwar von außen hübsch aussehen, inwendig aber doch ungenießbar und ohne fruchtbringenden Kern sind. „Willst du erkennen, sagt Tauler, wie viele Leute ihr eigenes Lob und ihre Ehre in den Almosen suchen, so bedenke doch, was sie thun: sie machen Fenster, Chorröcke und Altäre in die Kirchen und zeichnen sie mit ihren Wappen und Namen, damit ihre Freigebigkeit von allen Menschen erkannt werde. Aber also haben sie ihren Lohn dahin. Sie entschuldigen sich damit, sie thäten es nur darum, daß man für sie bete. Ich sage aber, es wären ihnen viel nüßlichere ge= ringere Almosen, welche ohne aller Menschen Wissen ganz verborgen in Gottes Schooß gelegt werden, als daß sie mit Wissen aller Menschen eine große Kirche bauen und lassen darin für sich beten. Denn Gott kann gar wohl erfüllen, was alle Leute beten mögen, wenn sie nur ihre guten Werke ihm allein vertrauen und befehlen könnten. Denn wenn die Almosen aus wahrer Gelassenheit und

Demuth allein zur Ehre Gottes geschehen, so beten diese Almosen allein viel mehr, als alle Menschen, die davon wissen, beten können. Daher ist es begreiflich, wie so viele Leute alle ihre guten Werke verlieren, und daß gar wenige sind, die in ihrem ganzen Leben recht gute und nüßliche Werke thun sowohl im Gottesdienste als im Dienste des Nächsten, im Wachen und Fasten, in Almosen und anderen Dingen, weil sie heimlicher Weise sich selbst darin suchen und dafür eine Vergeltung entweder von Gott oder von den Menschen erwarten. Denn viele Leute sind dermaßen verderbt, daß sie bei allem ihrem Thun wenigstens gesehen und erkannt sein wollen, um etwas als ihr Eigenes behalten zu können. Was aber in solchem Sinne und Gemüthe geschieht, das ist alles wurmstichig, wenn es auch so viel wäre, daß es die ganze Welt erfüllete."

Der Mangel an wahrer Liebe und Barmherzigkeit offenbare sich ja täglich im gewöhnlichen Leben. Niemand übe diese Tugenden gegen seine Nebenmenschen. Keiner wolle mit Bescheidenheit und Liebe die täglich vorkom= menden Gebrechen erdulden. „Einer verurtheilet den Andern. Begegnet Einem etwas Widerwärtiges, es geschehe mit Recht oder Unrecht, und ein Anderer sieht und erfährt dasselbe, so legt er sogleich das Seine noch dazu, verkehrt die Sache, beschwert seinen Nächsten, indem er den Unfall so übel deutet, als er nur immer kann und durch alle Gassen ausbreitet, wenn er schon ohne eigene Gefahr und Schaden gar wohl könnte verborgen bleiben; ja, mit seiner bösen Zunge, welche, wie der Apostel sagt, ein unruhiges Uebel ist voll tödtlichen Giftes, eine Welt voll Ungerechtigkeit, fängt er bald an darüber zu richten,

ehe er die Sache bei sich selbst erwogen und betrachtet hat." Dieses lieblose Richten aber sei nichts anderes als ein geistiger Todtschlag, der großen Schaden, Jammer und Noth verursache.

Diese Selbstsucht mußte natürlich alle Banden der gesellschaftlichen Ordnung auflösen und alles gegenseitige Vertrauen zerstören. „Der große Haufe, sagt Tauler, wird nun so frech, stolz und sicher, als ob sie selbst Gott sein wollten. Fast alle Geistliche und Weltliche trachten darnach aus allem Vermögen, daß sie Niemandem unterthan und selbst Freiherren seien und thun mögen, was ihnen gelüftet." Auch die Fürsten, die doch die Allerbesten und Gerechtesten sein sollten, seien von diesem Verderben nicht ausgeschlossen. Sie sind oft die Ungerechtesten und Schlimmsten, ja sie sind die Pferde, worauf die Teufel reiten, die da Krieg und Aufruhr erwecken, die Auserwählten Gottes zu peinigen. Sie sind stolz und hoffärthig, sie üben ihre Gewalt wider Recht und Billigkeit. Sie haben einen größeren Namen wegen ihrer Untugenden und Sünden, als wegen ihrer Gottseligkeit und Tugend. Es ist ja aller Welt bekannt, wie sie Unfrieden und Unglück erweden, geistliche und weltliche mit einander. Daher kommen auch so schwere und mannigfaltige Plagen, die Gott über uns verhängt wegen unserer Sünden. Heißt es nicht jest handgreiflich: wir haben zu streiten mit den Herren der Welt, die in der Finsterniß herrschen? Ach wie ein elendes und jämmerliches Ding ist es, daß man heutiges Tages die unaussprechliche Finsterniß sehen muß, welche geistliche und weltliche Fürsten überzogen hat, daß Juden und Heiden nach ihren Gebräuchen und Auffäßen sich selbst viel besser achten als uns blinde Christen.

Wahrlich, wahrlich, Gott wird nicht immer stillschweigen; er wird kommen als ein schrecklicher Richter und richten ohne alle Gnade und Barmherzigkeit, und es ist sehr zu fürchten, daß die frommen Menschen werden für die fündigen entgelten müssen."

Man könnte nach dem Bisherigen glauben, als wenn Tauler in seinen Predigten sich die Strafe der Sünden und Gebrechen seiner Zeit zur Hauptaufgabe gemacht und über der gesehlichen Strenge die Liebe, die Sanftmuth, Freundlichkeit und Geduld des Evangeliums vergessen hätte. Doch davon gilt gerade das Gegentheil. Tauler muß wohl zutheilen zwischen Gesetz und Evangelium. Er treibt beides nach dem Bedürfniß seiner Zuhörer. Aber die Verkündigung des Evangeliums, der Preis der Gnade und herzlichen Barmherzigkeit unsers Gottes und die Aufmunterung, Alles hinzugeben, um den Frieden Gottes zu gewinnen, tritt bei seiner Wirksamkeit überall in den Vordergrund. Den göttlichen Trost des Evangeliums den geängsteten Gewissen zu bringen, und die Verirrten und Gefallenen durch dieses himmlische Licht auf den Weg des Heiles zurückzuleiten, und dadurch seinen Nebenmenschen den reinsten und wichtigsten Liebesdienst zu erweisen, war die Aufgabe seines Lebens. Aber St. Bernhardus sagt: "göttlicher Trost ist also zart, daß er in keinerlei Weise bestehet, da man anderen Trost empfähet.“ Tauler mußte die Wahrheit dieses Wortes reichlich erfahren. Er mußte von seinen und anderen Ordensbrüdern, von Geistlichen und Laien, von Allen, die anderen Trost suchten als den göttlichen, viel Widerspruch und Anfechtung erdulden, wie wir im folgenden Capitel noch ausführlicher zeigen werden. Höchstens „arme gebrechliche Weibspersonen,“ klagt er selbst,

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