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wahren Nachfolge des armen Lebens Christi? Die unterste Stufe ist die Beobachtung der zehn Gebote; die zweite und erhabenere ist die Lehre des Evangeliums. Hier ist die Hauptsache die Selbstverleugnung und Selbstentäußerung. Verleugnen muß der Mensch, um in der Nachfolge Christi zur vollkommenen Armuth des Geistes zu gelangen, seine fündhaften Begierden, seine Neigung zu den Creaturen, seine fleischliche Lust und endlich auch seine geistige Lust, die er aus der Erkenntniß natürlicher Dinge schöpft. Alsdann soll der Mensch allein Gott in sich wirken lassen, daß er die Seele wieder zurückbringe in ihren ersten Ursprung. So ist das Leben des geistlich Armen ein Leben des Sterbens und aus diesem Sterben entspringt das ewige Leben und die Seligkeit. Werde arm und stirb, aus dem Tode keimet das Leben. Dieser Gewinn des Absterbens seiner selbst zeigt sich in fünffacher Hinsicht: 1) der Mensch nahet sich seinem ersten Stande der Unschuld wieder, wo er von der Sünde frei war und der Friede Gottes und die Freude des heiligen. Geistes in seinem Gemüthe wohnte; 2) es entstehet in ihm ein neues Leben, mit dem Leben eine neue Gnade, mit der Gnade eine neue Liebe und ein neues Licht; 3) die Seele wird entleeret alles Vergänglichen und für das Einwohnen Gottes empfänglich gemacht; 4) Gott erhebt dann den Geist von der Seele, führet ihn hinan und hinein in das erhabene Dunkel seiner Gottheit, überkleidet ihn mit sich selbst und der Geist wird gottähnlich; 5) der so erhobene Geist regieret dann mit Gott nach dem Worte des Apostels: sterben wir mit Christus, so werden wir auch mit ihm herrschen.

Baehring, Tauler.

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Das Gott schauende Leben, welches aus diesem Absterben seiner selbst entspringt, ist reich an herrlichen Früchten. Es macht alle Arbeit auf Erden leicht, weil es den Geist aus den ermüdenden Zerstreuungen sammelt in Gott; es führt den Menschen über alles Jrdische und Zufällige in die wesentliche göttliche Wahrheit; dadurch wirket der Mensch wie Gott, Alles in Einem und Eines in Allem; und besitet das schon in seligem Vorgeschmack, worauf Andere erst hoffen. Gott ziehet den innigen Menschen in seine Nähe und befestigt ihn, daß er nicht mehr von ihm abfallen kann. Es stehet ihm ein unausgeseßter Eingang in die göttliche Wahrheit offen, wodurch er auch wesentlich zunimmt in der göttlichen Liebe. Dieses Sein in Gott offenbart dem Geiste immer neue Wunden des Herrn, neue Wonne, neue Freude, neue Wahrheit strömt ihm allenthalben zu; dadurch kehrt der Menschengeist zu seinem Ursprung zurück, er gehet in Gott ein, er entwird sich selbst so sehr und verlieret sich in Gott in solchem Grade, daß er nichts mehr weiß als ihn; er lebet, denket, liebet und ist einzig in ihm.

Bier Einleitungswege führen zu diesem Ziele der höchsten Vollkommenheit, zur ächten Armuth des Geistes und eines schauenden Lebens, nämlich: 1) der feste Wille, Allem, was wider Gott ist, und dessen Ursache und Beweggrund er nicht ist, zu entsagen; 2) die Nachfolge Christi im äußern und innern Leben; 3) Geduld in Allem, was den Menschen geistlich tödtet; 4) die stete Aufsicht auf Alles, was geistlich dem Geiste und äußerlich den Sinnen sich nahet, auf daß er alle diese Eindrücke so empfange und aufnehme, daß sie seinem Geiste nicht störend

und dem reinen Einwirken des heiligen Geistes nicht hindernd, als Zwischendinge Göttes und seines Herzens sich eindrängen.

"Kehre ein in dich selbst, beschwichtige die Sinne, sammle die zerstreuten und höre, was der Herr in dir spricht, so gelangst du zum wahren Ursprung der göttlichen Liebe. Aus diesem göttlichen Quelle trinke dich satt, trinke die Liebe bis zur Beschauung."

"Innerlich sterben, innerlich leben, arm sein im Geiste, stehen in einem Punkte, in der Ewigkeit, in der Einheit, in wesentlicher Reinheit. Denn ächtes Sterben ist Einheit und ächte Einheit ist Armuth und wahre Armuth ist Einheit. Sie alle drei sind Eins, sie sind jenes Eine, was Christus das eine Nothwendige nennt."

„Die höchste Vollkommenheit des Menschengeistes be= steht darin, daß er innig ist und einig und wer in dieser Innigkeit und Einheit bleibet, der nimmt immer zu an Vollkommenheit, auf den wirket unaufhörlich das göttliche Licht ein, welches seine Vernunft erleuchtet, zu erkennen die ächte Wahrheit; und eben diese Erkenntniß der reinen ächten Wahrheit dringet hin auf Einheit. Dieses wahre Licht ist höchst einfach. Es kann also auch nur sein Licht ausstrahlen in einem reinen und einfachen Gemüthe."

"Schwärme nicht im Reiche der Phantasie herum. Sie ist die Betrügerin, die immer wunderliche und allerlei Bilder schaffet, die sie dir dann als Wahrheit verkaufet. Du haschest darnach und wähnest die Wahrheit ergriffen zu haben, und siehe, es ist ein loses Bild, ein glänzender Traum deiner oder fremder Einbildung. Glaube, der größte und künstlichste Phantast ist der Teufel, er ist in diesem Handwerk ein wohlgeübter Meister, ein Lügner und

Gaukler vom Anbeginn, er mischet sich auch gern in deine Phantasie und ihre Geburten, bis zu Visionen wird ers mit dir bringen, wenn deine Seele zerstreuet, unstät und zertheilet ist. Sei reines Herzens; in eine reine, einfache, gottgeheiligte Seele vermag er nicht einzuwirken!"

"Gott ist unsichtbar und über alle Bilder und sinnliche Vorstellungen erhaben, und was er wirket und spricht, das ist so einfach, daß es nicht unter bildliche Vorstellungen kann gebracht, ja nicht einmal vollkommen ausgesprochen werden. Wer das erfahren hat und die reine Wahrheit versteht, der weiß, daß es wahr ist und der hält nichts von Visionen, besonders in dieser Zeit. Ist ja die Wahrheit längst offenbaret worden in unserm Herrn Jesus Christus! Wer außer ihm und seiner Lehre Wahrheit sucht, der betrügt sich selbst und Andere, und die solchem Menschen glauben, sind krank im Glauben und sind eher Jünger des Widerchrists als Jesu Christi. Wer in Christo lebt und er in ihm, der kann nichts Anderes bekennen, glauben und halten als Christus. Was sich anders offenbaret entweder in ihm oder in Anderen, das verachtet er als Lüge, Betrug und Täuschung, und so bleibt er unbetrogen vom Geiste der Falschheit und des Irrthums."

„Nur wer zu dieser Einheit mit sich selbst gekommen ist, der ist ausgetreten aus dem Dienst der Phantasie. Nicht Entzückungen, Visionen, Offenbarungen und der= gleichen suchet er, ihm hat sich Gott im reinen Grunde seines einfältigen Herzens unmittelbar geoffenbart. Seine Liebe ist die Offenbarung. Rein und einfach, wie die göttliche Liebe, ist sein Herz, darum kann diese auch Wurzel fassen im reinen gleichförmigen Herzen. Diese Gottesliebe ist nun des Herzens seligste Lust und Freude

und nicht täuschend, nicht irre führend ist diese, sie ist übernatürliche, göttliche Wonne, so weit ihrer das reine Menschenherz hienieden immer fähig ist; sie lehnet sich nicht auf gegen die Wahrheit, die Gott selbst ist; nicht nur nicht kann sie täuschen und irre führen, sie tilget vielmehr jede sinnliche und ungöttliche Lust. Diese höchste, süßeste Wonne des Geistes darf jedoch keineswegs als höchster Zweck betrachtet und auf ihr als solchem bestanden. werden. Nicht nur darf ihretwegen Gott nicht geliebt, es muß ihr sogar um Gottes willen entsagt werden. Er allein muß um sein selbst willen geliebt werden. Er allein muß das einzige Ziel und der Endpunkt der Liebe sein. Nur das ist vollkommene Liebe. Liebten wir Gott

aus einem noch so geistigen Interesse,

was wäre unsere Liebe anders als Eigennut, grob oder fein, doch nur natürlich? Wir aber sollen und wollen ihn lieben um sein selbst willen! Das helfe uns Gott!"

Mit diesen Worten schließt Tauler sein herrliches Buch von der Nachfolgung des armen Lebens Christi. Er hat auch in seinen Predigten diesen Gegenstand vorzugsweise behandelt, wo sich der liebe Leser selbst umzusehen, hoffentlich Lust bekommen haben wird. So viel ist klar: diese Grundgedanken Taulers sind ächt evangelisch. Er will nichts als gläubige Hingabe des ganzen Herzens und Lebens an Gott durch Christum Jesum, durch welchen der sündige Mensch allein Zugang hat zu der Gnade seines himmlischen Vaters. Er kämpft entschieden ebenso gegen jede Werkheiligkeit, die das eigene Verdienst über das Jesu Christi zu erheben sucht, so wie gegen jede Freigeisterei, welche die Werke hoffärthig verachtet. Und wenn er auch noch nicht in seiner Lehre von der Vereinigung

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