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der Seele mit Gott von den mystischen Anschauungen seiner Zeit frei ist, und diese Vereinigung immer noch mit von eigener frommer Uebung und nicht ausschließlich von dem Glauben an die durch Christus vollendete Erlösung abhängig macht, so bahnte er doch dazu eben durch seine Lehre von der geistlichen Armuth mit großer Entschiedenheit den Weg und arbeitete den Reformatoren auf die nachdrücklichste Weise vor.

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Diese und alle ächt evangelischen Lehrer haben auch stets eine sonderliche Freude an Taulers Schriften gehabt. Luther nennt ihn bekanntlich einen Mann Gottes," einen solchen Lehrer, dergleichen von der Apostel Zeiten her kaum geboren gewesen." Er gestehet, „daß er weder in lateinischer noch deutscher Sprache die Theologie reiner und heilsamer und also mit dem Evangelio übereinstim= mend gefunden," als in Taulers Schriften. Er nennt sie „ein Buch, darinnen man solche Kunst der reinen heilsamen Lehre finde, gegen welche jezt alle Kunst eisern und irdisch sei." Er bekennet: „ob Tauler gleich den Theologis in Schulen unbekannt und bei ihnen verachtet sei, so wisse er doch, daß er mehr der reinen göttlichen Lehre darinnen gefunden, denn in allen Büchern der Schullehrer auf allen Universitäten."

Wir fügen noch zwei Hauptzeugnisse hinzu von Männern, die wohl zu beurtheilen wußten, was ächt evangelisch sei und was nicht. In dem berühmten Catalogus Testium veritatis heißt es von Tauler, welcher vor 200 Jahren sehr berühmt gewesen“: „Er hat von der Rechtfertigung vor Gott, die aus Gnaden geschieht, recht und wohl gelehrt. Denn daß er mit sonderlichem Fleiß so oft redet: der Mensch müsse ledig und los fein aller

Creatur und seiner selbst: damit hat er ohne allen Zweifel, wie solches von vielen Orten seiner Predigten genugsam zu ersehen ist, zu verstehen geben wollen, wie er lehre, daß die Gottesfürchtigen ganz und gar nicht ihr Vertrauen auf ihre eigene oder irgend eines andern Menschen Hülfe müßten sehen, sondern ihre Zuversicht allein zu Gott haben, an denselben sich fest halten und von ihm Alles durch den Glauben erlangen. Das Verdienst der menschlichen Werke und ihre eigene Lehre und Sagungen hat er gar gering geschäßt, allem Aberglauben ist er feind gewesen und hat Gottes Barmherzigkeit allen seinen Zuhörern zum treulichsten commendiret und hochgerühmet.“

Der durch sein Buch vom wahren Christenthum allen evangelischen Christen bekannte Johannes Arnd hielt ebenfalls den gottseligen Tauler sehr hoch und nahm ihn in einer besonderen Schrift gegen Schultheologen seiner Zeit, die ihn wegen papistischer und schwärmerischer Irrlehren verwarfen, muthig in Schuh. Er schrieb über ihn: „Es ist wohl wahr, daß etwas vorläuft im Tauler, das nicht alles zu prakticiren ist oder in gleichem Werth kann aufgenommen werden. Aber das wird denjenigen, der die Gottseligkeit liebet, nicht ärgern. Was dich däucht, deinem Glauben und Gewissen nicht ähnlich zu sein, das laß stehen und gehe vorüber. Es sind viel unbekannte Kräuter im Walde, da man muß vorüber passiren und sie stehen. lassen. Es ist kein Garten so rein, man findet widerwärtige Gewächse darinnen. Es ist aber auch kein Kraut so böse, es hat seinen Nußen. Lässest du dich dünken, daß an etlichen Orten im Tauler etwas stehe, das du besser wissest, so erhebe dich nicht. Es ist dir dazu nüße, daß du Gott für diese deine Gabe dankest; du sollst aber

bedenken, daß auch dir noch viel mangelt. Und so die Art zu reden vor deinen fleischlichen Ohren grob und hart lautet, so wisse, daß vor den Ohren des geistlichen neugeborenen Menschen nichts grob und hat lautet, was aus dem heiligen Geist geredet ist. Denn da wird die äußerliche Rede nicht angesehen, sondern die Kraft Gottes, in welcher das Reich Gottes stehet, und nicht in Worten.“ Johannes Arnd sagt ferner von Tauler: „daß er Gottes Wort dergestalt auslege, daß er aus demselben erstlich die fleischlichen sündlichen Begierden des Herzens und darauf die Verbesserung derselben mit sonderlichem geistlichen hohen Verstand und Andacht eröffne und ausführe, daß man augenscheinlich des heiligen Geistes Kraft und Wirkung in seinen Reden spüre. Seine Art zu reden sei nicht aus den unreinen Pfüßen der Mönche (ex lacunis Monachorum) geschöpft, sondern es sei des heiligen Geistes Styl und Art, also zu reden, der von den fleischlichen weltsüchtigen Geistern unergriffen bleibe. Er gründe seine zanze Lehre auf die Dämpfung des Fleisches und Aufrichtung des Geistes oder neuen Menschen und lehre das Herz allein Gott ergeben. Ein Herz, so Christum zum Grunde gelegt habe, werde im Taulero ein solches Licht der Besserung, der Andacht, der Frömmigkeit, der Gottjeligkeit, der Furcht Gottes, der geistlichen Weisheit finden, daß es werde fruchtbarlich zur köstlichen Seelenarznei zu genießen haben."

Doch wozu noch weitere Zeugnisse aus späterer Zeit über Tauler anführen? Das beste Zeugniß über die innere Reinheit und Gesundheit seiner Lehre ist seine eigene glaubensmuthige Wirksamkeit im Dienste Christi bis zu seinem lezten Athemzuge auf Erden. Zu ihr

wollen wir in dem folgenden Capitel zurückkehren, um mit ihr dieses Lebensbild zu beschließen.

V.

Wie Tauler in dem Herrn Jesu sein Leben selig vollendete.

„Das Reich Gottes stehet nicht in Worten, sondern in der Kraft" und das Evangelium ist eine Kraft Gottes die da selig macht Alle, die daran glauben." Darum machen nicht seine hohen Worte, seine tiefsinnigen Gedanken, seine geist- und gemüthvollen Schriften unsern Tauler zu dem auserwählten Rüstzeuge und gesegneten Bekenner Christi, sondern vielmehr: daß er die Kraft des heiligen Evangeliums reichlich an seinem eigenen Herzen erfahren und in Wahrheit mit dem Apostel bezeugen konnte: Unser Keiner lebt ihm selber und Keiner stirbt ihm selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.“

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Die ernsten Bußpredigten, welche Tauler erschallen ließ, fanden, wie begreiflich, vielen Widerspruch. Geistliche und Laien feindeten ihn wegen seiner strengen Anforderungen, die er an sie stellte, an, suchten seine Reden falsch zu deuten, um Stoff zu Anklagen zu finden, verspotteten ihn wegen seines beständigen Dringens auf Frömmigkeit und Verleugnung des eigenen Willens und nannten ihn und seine Freunde Begharden und Anhänger „des neuen Geistes." Tauler mußte sich in einer Predigt

(an Mariä Himmelfahrt) vor seinen Zuhörern gegen den Vorwurf rechtfertigen, als fordere er von seinen Beichtkindern das Gelübde eines unbedingten Gehorsams gegen seine Anordnungen und Rathschläge. Das habe er nie gethan. In einer andern Predigt (am 3. S. p. Tr.) beklagt er sich, daß, wenn man die Leute warne vor der großen Gefahr, in der sie leben, und wie schrecklich sie Gott auf dem Todbette heimsuchen möchte, sie ihren Hohn hätten und spöttisch sprächen: das sei eines Begharden Rede und Nonnentand, das seien die neuen Geister. „Ja, sagt Tauler, die ungläubigen Juden und Heiden spotten der Christen nicht so sehr, als diese falschen heuchlerischen Christen ihrer treuberzigen und liebreichen Warner." Man erzählt sogar, daß die Geistlichkeit, über seine strengen Bußpredigten aufgebracht, ihm einmal das Predigen, welches ohnehin schon ein Verstoß gegen das Interdikt war, untersagt habe. Aber sie mußte dieses Verbot bald wieder zurücknehmen. Der Magistrat der Stadt wußte solche Freimüthigkeit zu ehren und nahm Tauler in seinen Schuß. Auch unter den Geistlichen waren Viele, die seinen Worten Gehör gaben und, wie ein alter Geschicht= schreiber sagt, „ganz fromm wurden." Viele wählten ihn zu ihrem Rathgeber und Beichtvater, darunter besonders der Gottesfreund Rulman Merswein und andere Leute gleicher Gesinnung. Selbst der Bischof Berthold hielt ihn hoch und hörte ihn viel und gern predigen und mit Bewunderung.

Dieser Bischof, der lange Zeit dem Kaiser Ludwig ergeben war, ließ es sich ernstlich angelegen sein, den großen Nothständen in der Kirche nach Kräften abzuhelfen. Im Jahre 1335 am 19. Juli hielt er eine Synode zur

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