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Abstellung verschiedener Mißbräuche, welche unter der Geistlichkeit seines Sprengels eingerissen waren. Aus den Beschlüssen jener Synode geht hervor, daß der elsäsfische Klerus häufig die Kirchengüter an Laien veräußerte oder von den Juden Geld auf hohe Zinsen borgte, um seinen Hang nach Pracht und Genuß zu befriedigen. Es gab Geistliche, welche Handel trieben. Hauptsächlich die jüngeren und reicheren unter ihnen zeichneten sich durch ihre Prunksucht aus. Sie ließen sich nach Art der Stußer jener Zeit, langes Haar wachsen, um darunter ihre Tonsur zu verbergen. Sie trugen anstatt der geziemenden priesterlichen Tracht rothe, gelbe, grüne Halbstiefeln und schmückten ihre Kleider mit goldenen Borden oder Schleifen. Sie durchzogen die Straßen mit Dolchen und Schwertern bewaffnet, wohnten den Waffenspielen und Turnieren bei, besuchten die Trinkstuben und Wirthshäuser und waren eifrige Gäste bei den Gelagen der Laien. Selbst in einigen vornehmen Frauenklostern war es dahin gekommen, daß die Stiftsdamen sich prächtig kleideten, sich an dem Schauspiel der Turniere ergößten und sogar mit den Laien in ihren Trinkstuben tanzten. Dem Bischof war der Ernst, mit dem Tauler diese ihm selbst höchst mißfälligen Zustände strafte, nur erwünscht.

Tauler aber that wohl daran, daß er sich weder auf die Gunst des Bischofs noch irgend eines Menschen verließ, sondern sein ganzes Vertrauen allein auf die Barmherzigkeit Gottes sezte. Auf den versöhnlich gesinnten Papst Benedikt den XII. war im Jahre 1342 Clemens der VI. gefolgt. Dieser, ein Franzose und heftiger Gegner Ludwigs des Baiern, erneuerte den Kampf mit großem Nachdruck. Die schrecklichsten Bannflüche wurden wieder

gegen Ludwig geschleudert und die deutschen Kurfürsten mit der Wahl eines neuen Königs beauftragt. Französisches Geld begann in Deutschland zu wirken. Viele Fürsten traten auf Seite des Papstes. Doch Ludwig verzagte noch nicht. Er sammelte nochmals alle seine Kräfte zu einem neuen Zug nach Italien. Da ließ am Gründonnerstag 1346 der Papst einen unerhörten Bannfluch gegen Ludwig los, der seine Kräfte brach. Er wurde darin vom Statthalter Christi nicht nur für unfähig erklärt zu jedem Amt, zu Zeugniß und Testament, es wurden nicht nur alle seine bisherigen Handlungen und Beschlüsse aufgehoben, er wurde sogar seiner Habe und seines Gutes verlustig gesprochen und von aller menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen; die Fürsten wurden zu seiner Vertilgung verpflichtet, ein unehrliches Begräbniß solle ihm bevorstehen. Gottes Zorn und unser Fluch, so schloß die Bannbulle, komme über ihn! Wir flehen im Staube gebeugt zur Allmacht, daß sie diesen ruchlosen Sünder zu Boden schmettern, seinen Stolz brechen und ihn den Händen seiner Feinde und Verfolger überliefern wolle. Vor ihren Blicken soll er zusammenstürzen in die Falle, die sie ihm legen und die er nicht kennt. Verflucht sei sein Eingang und sein Ausgang. Die Hand des Allmächtigen schlage ihn mit Blindheit, mit Wahnwit, mit Raserei. Es schleudere seine Blige der Himmel auf sein Haupt; der Zorn des Allmächtigen und der Apostelfürsten, deren Erbtheil er rauben will, brenne in ihm hier und jenseits. Der ganze Erdkreis erhebe sich wider ihn im Kampfe. Unter ihm spalte sich der Boden, er falle in den Abgrund. Es verschwinde sein Name, sein Andenken gehe unter, alle Elemente fallen feindlich über ihn her. Seine

Wohnung werde wüste, das Verdienst der Heiligen ihm zum Verderben. Seine Kinder werden ausgetrieben aus ihren Wohnungen und seine Augen sehen noch das Verderben, welches den Gefangenen ihre Feinde bereiten.“

Dieser Bannfluch, der furchtbarste, aber auch der lehte, der über einen deutschen Kaiser ausgesprochen worden, änderte die Lage der Dinge bedeutend. Die Gegner Ludwigs wurden kühner, seine Freunde verzagter, ein neuer Gegenkaiser wurde in Karl dem IV. aufgestellt, und Ludwig selbst, obschon unverzagt, wurde in seinem 63. Lebensjahre am 11. October 1347 plöglich vom Tode hingerafft. Um ein Unwohlsein zu überwinden, war er auf die Jagd geritten. Da sahen ihn seine Diener plöhlich auf dem Rosse wanken uud herabsinken. „Allmächtiger Gott, verzeih mir armen Sünder; oft habe ich gefehlt, nie aber, du weißt es, dich im Herzen und Glauben geleugnet!" sollen seine lehten Worte gewesen. sein. Man sprach von Gift, das er bekommen habe; wahrscheinlich aber war es ein Schlagfluß, der seinem kampf- und mühereichen Leben so unerwartet ein Ziel sezte. Da die Augustiner zu München, deren Kloster er gestiftet, die Aufnahme des im großen Banne gestorbenen verweigerten, seßten die Bürger Münchens seinen Sarg in der Frauenkirche neben dem seiner ersten Gemahlin Beatrix bei. Noch nach zwölf Jahren hätte ihn der Bischof von Freisingen gern wieder ausgraben lassen, und noch jest erkennen die römischen Kirchenhistoriker seine Regierung nicht als eine rechtmäßige an und nennen sein Zeitalter ein imperium vacans. Aber drei große, für die Geschichte der Kirche in Deutschland höchst wichtige Verdienste hat er errungen: Er hat das Bürgerthum gegen=

über dem Abel und der Hierarchie bedeutend gehoben, er hat den besseren und verständigeren Theil der deutschen Nation vereinigt und gestärkt zur Bekämpfung der päpstlichen Anmaßungen, er hat die Unabhängigkeit der deutschen Königskrone und des Wahlrechts der deutschen Fürsten vom päpstlichen Stuhle zur öffentlichen Anerkennung ge= bracht.

Mit den nun eintretenden neuen Verwirrungen waren auch neue Gefahren für diejenigen entstanden, welche, unbeirrt durch das päpstliche Interdikt, den Gottesdienst fortgesezt hatten. Viele, sowohl Weltliche als Mönche, welche dieses gethan, wandten sich nun mit demüthigen Bitten an den Papst oder an ihre Bischöfe, um Absolution für ihren Ungehorsam zu erlangen. Dieselbe wurde ihnen auch nicht verweigert. Man erhielt sie ohne Schwierigkeit für einen Gulden. Doch fehlte es auch nicht an Geistlichen, die christlichen Muth genug besaßen, um allen Gefahren zum Troß frei und ohne Furcht," wie ein alter Geschichtschreiber sagt, ihr heiliges Amt zum Troste der bekümmerten Seelen weiter zu verrichten.

Aber zu den letteren gehörte Bischof Berthold von Straßburg nicht. Er wandte sich in einem Schreiben vom 9. November 1345 an den Papst, worin er um Verzeihung für seine bisherige Nachgiebigkeit gegen Ludwig bat, sich gänzlich von ihm lossagte und für die Zukunft dem römischen Stuhl unbedingten Gehorsam versprach. Clemens gewährte ihm die Bitte und sprach ihn und seine Diöces von den kirchlichen Strafen frei. Doch die Bürgerschaft von Straßburg hielt es fortwährend mit Ludwig, und selbst nach seinem Tode weigerte sie sich, den Pfaffenkaiser" Karl IV. anzuerkennen, obgleich er

bereits im Juli 1346 der Stadt seine Wahl angezeigt und sie das Jahr darauf besucht hatte. Daher blieb der päpstliche Groll fortwährend über der Stadt und für Tauler und seine Freunde war die weitere Verwaltung des kirchlichen Amtes bei der veränderten Stellung des Bischofs und seiner Anhänger nur mit größeren Schwierigkeiten und Gefahren verbunden.

Aber Gott selbst erließ damals eine mächtige Aufforderung zur eifrigen Fortseßung dieser geistlichen Pflege des Volkes, die alle jene menschlichen Hindernisse vergessen machte. Nachdem Erdbeben, Ströme und Hungersnoth vorausgegangen waren, kam im Jahre 1348 der schwarze Tod, allenthalben Schrecken und Zerstörung verbreitend, im Elsaß und auch nach Straßburg. Diese Pest, mit welcher Gott damals den größten Theil von Europa heimsuchte, war so furchtbar, daß man ihren Namen noch jezt, nach einem halben Jahrtausend, nicht vergessen hat. Wie sie Augenzeugen beschreiben, so fing sie mit Geschwüren unter den Armen und am Obertheile der Schenkel an und endigte gewöhnlich am dritten oder vierten Tage mit dem Tod. In Straßburg allein sollen in dem genannten Jahre bei 16000 Menschen dahingerafft sein, in Basel an 14000. In anderen deutschen Städten noch mehr. Da es untersagt war, irgend einen an dieser Seuche Ge= storbenen in die Kirchen zu begraben und die Gottesäder bald überfüllt waren, mußte sogar der Spöttelgraben in Straßburg zum Begräbnißplaß verwendet werden. Die Todten durften nicht einmal eine Nacht in den Häusern behalten, sondern mußten sogleich verscharrt werden. Auflösend und zerrüttend wirkte die Seuche und der Schrecken auf alle Lebensverhältnisse. Die Eltern hatten keine Sorge

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