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langem Wiberstreben im Jahre 1353 die Geschichte seines. inneren Lebens unter dem Titel: „Von den vier Jahren meines anfangenden Lebens," in ein Büchlein, das sowohl als ein Denkmal der deutschen Sprache, als wegen seines Inhaltes Beachtung verdient. Zu derselben Zeit schrieb er ein anderes merkwürdiges Buch, wie er selbst sagt, von Gott dazu gezwungen, um seinen Nebenmenschen damit zunügen. Die Veranlassung zu diesem Buch erzählt er selbst also: Während des Advents 1351 däuchte ihm cines Morgens, als würde er von Gott ermahnt, sich till in sich zu lehren. Da erschienen ihm allerlei wunderame Bilder über den Zustand der Christenheit und das Loos, das sie erwartete. Darüber erschreckt, bat er Gott, ihn mit solchen Bildern zu verschonen. Es entspann sich aun gleichsam ein Kampf zwischen dem Menschen, der sich. ängstlich gegen solche Bilder und Gesichte sträubte, und Gott, der sie ihm beharrlich aufdrang und ihn nöthigte, dieselben zu beobachten. Nachdem Rulman dieses eingewilligt, wollte ihn Gott auch zwingen, dieselben zur Besse= rung und Warnung der Christenheit niederzuschreiben. Der Mensch weigerte sich und sprach: "Ich weiß, daß du Lehrer genug hast, die es der Christenheit könnten fund thun, und du weißt, daß ich das wegen der Ordnung der heiligen Kirche nicht darf kund thun." Da ent= gegnete die göttliche Antwort: Du bist nicht der erste, durch den Gott eine reiche Gnade ausgegossen hat. Es ist gar oft geschehen, daß Gott seine reiche Gnade in die Menschen ausschüttete, die ebenso wenig in der Schrift gelehret waren als du; laß dich des nicht Wunder nehmen und fange an zu schreiben und unterlaß das in keinem Fall." Auch hätte seit vielen hundert Jahren die Christen

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heit nicht so sehr der Warnung, bedurft, denn eben jezt. Endlich unterwarf sich Rulman, und in der Fastenzeit des folgenden Jahres fing er an, die seltsamen inneren Offenbarungen niederzuschreiben. So entstand das merkwürdige Buch von den neun Felsen," in welchem der tiefe Verfall aller Stände in damaliger Zeit der Welt in Bildern und Gleichnissen aufgedeckt wird. Zuerst erblickte Rulman einen großen Berg, von dem zahlreiche Bäche über Felsen in ein tiefes Thal herabströmten. In diesen Bächen schwammen unzählige Fische von dem Gipfel des Berges herab; im Thale aber standen viele Menschen mit Negen an den Ufern, um die Fische zu fangen, und kaum die Hälfte von ihnen kommt ins Meer, welches sie bis ans andere Ende durchschwimmen. Dann kehrten sie zurück zu den Bächen, aus denen sie gekommen waren; aber je weiter sie vordringen, desto geringer wird ihre Zahl; denn viele werden wieder in den Neßen gefangen. Nur wenige gelangen bis zum Fuße des Berges und nur den wenigsten gelingt es, die Felsen zu überspringen und den Gipfel, wo ihr Ursprung war, wieder zu erreichen. Durch dieses Gleichniß wollte Rulman darstellen, wie bedenklich die gegenwärtigen Zeiten seien, und sonderlich wie gar sorglich es stehe um die Christenheit. Von Schrecken ergriffen, daß so viele Menschen sollen verloren gehen und nur so wenige zu ihrem Ursprunge in Gott zurückkehren, bittet er Gott und spricht: „Ach meine herzliche, liebliche Liebe, du einigste Minne, ich bitte dich, so sehr ich darf bitten, daß du über mich einen so schmählichen, lästerlichen Tod verhängen wollest, als du je über Menschen verhänget hast und dann dich wollest über die Christenheit erbarmen." Die Antwort sprach: „Nein, nein! es soll nicht also sein;

du siehst doch selber wohl, daß es gar wenig hilft, daß Gott selber in den Tod gegangen ist; was sollte dein Sterben helfen ?“ Der Mensch sprach: „Ach mein liebes Herze, ich hoffe, daß dein Tod noch manchen Menschen bewahret." Die Antwort sprach: „Du sollst wissen, daß es viel weniger in diesen sorglichen Zeiten geschieht, als die Christenheit wähnet.“ Der Mensch sprach: „Ach mein liebes Herze! ich glaube das wohl; selbst wenn die Christenheit wüßte, daß sie so unrecht lebt, sie würde sich nicht ändern." Die Antwort sprach: "Da mag sich kein Christmensch mit entschuldigen; ist er zu seinen Jahren gekommen und hat er Vernunft und Belehrung von Gott empfangen, so ist er schuldig, christliche Ordnung zu wissen und auch zu halten."

Hierauf ziehen ähnliche Gesichter vor Rulmans Geist vorüber. Gott will ihm zeigen, wie traurig es um die Christenheit stehe, sowohl bei Geistlichen als bei Laien, und wie sehr allenthalben jede christliche Ordnung umge kehrt sei. Deshalb läßt er alle Stände vor seinen Blicken vorübergehen und Rulman berichtet, in welche Sünden sie verfallen seien, seitdem sie die Gottesfurcht aufgegeben, welche in den ersten Zeiten die Kirche belebte. Zuerst treten die Geistlichen auf, der Papst, die Cardinäle, die Bischöfe, die Ordensgeistlichen und Weltpriester. An den Päpsten seiner Zeit erblickte Rulman die Fehler, daß sie mehr ihre Ehre als die Ehre Gottes suchten, mehr nach leiblichem Gut trachteten als nach himmlischem, mehr bei Menschen als bei Gott Freundschaft erstrebten, und ihren leiblichen Freunden zu allen Ehrenstellen verhülfen. Dieselben Gebrechen zeigen sich an den Cardinälen und Bischöfen. Hinsichtlich der Lehrer sagt ihm die gött

liche Stimme: „Sieh an, wie viel man Lehrer in diesen Zeiten findet, die das Wort Gottes auf den Stuhl er- . heben, die rechte Wahrheit öffentlich zu sagen und die diegroßen Gebrechen aufzudecken wagen, an welchen die Christenheit leidet, die die Christenheit öffentlich warnen, bereit, zur Ehre Gottes ihr Leben einzusehen? Ich will dir sagen, daß der gerechten, kühnen, wahrhaftigen Lehrer. in diesen Zeiten recht wenige sind." An den geistlichen Frauen zeigte ihm Gott, wie mächtig da die Sünden der Hoffarth, der Leidenschaftlichkeit, des Ungehorsams und der Unkeuschheit seien, und von den „weltlichen Pfaffen" sagte er: Nimm wahr, wie gar wunderlich die weltliche Pfaffheit lebt, und siehe, wie sie das Gut verthut und wie wohl sie die Gaben Gottes anlegt. Siche, wie sie den Segen Gottes so schändlich verzehrt und ver=. praßt mit so großer Unkeuschheit, so großer Fresserei und Hoffarth; wie sie so gar ungeistlich in ihren Kleidern und Geberden einhergehen; wie wenigs Gottes Wort nach rechter göttlicher Ordnung vortragen, wie viel sie ihre eigene Ehre in allen Stücken suchen und die Ehre Gottes durch ihr Thun und Lassen beflecken. Du sollst wissen, daß das rechte inwendige, göttliche, ernsthafte Leben bei den Priestern gar sehr vergessen ist." Zulezt kommt noch eine lange Klage über den sichtlichen Verfall der Frauen und die Entheiligung der Ehe, worin der Gedanke ausgesprochen wird, daß ein frommer Jude oder Heide Gott viel wohlgefälliger sei, als ein schlechter. Christ.

Hierauf beginnt im zweiten Theil die Beschreibung der neun Felsen, welche sich, einer immer höher als der andere, an dem Berge erhoben, den Rulman zuerst erblickt

hatte. Auf jedem dieser Felsen wohnen Christen; wer zu seinem Ursprung zurückkehren will, muß sie alle erklimmen bis zum obersten Gipfel. Plößlich sah sich. Rulman auf den untersten Felsen verseht, von dem er die ganze Erde überblicken konnte. Ein unermeßliches Nez bot sich seinen Augen dar; die ganze Erde war von demselben bedeckt, nur der Berg nicht. Unter dem Neße bewegten sich die zahllosen in Todsünden befangenen Menschen. Auf dem ersten Felsen wohnen die Lauen und Trägen, die leicht von dem Feinde in sein gefährliches Nez hinabgezogen werden. Die, welche ihm unterliegen, können ihm jedoch durch lange Reue wieder entgehen und von Neuem ihren Standpunkt einnehmen. Von hier gelangen sie durch Beten und geistiges Ringen auf den zweiten Felsen, wo sie schöner und lieblicher wohnen, aber doch noch fern von ihrem Ziele sind; denn sie haben zwar der Welt, aber noch nicht ihrem eigenen Willen entsagt. Und so ist ein fortwährendes Aufsteigen von Fels zu Fels durch eine lange Reihe von Reinigungen. Auf jeder neuen Höhe wird eine Sünde abgelegt. Die Felsen werden immer höher und schwieriger zu ersteigen, zugleich aber auch immer glänzender und wonnereicher. Aber die Zahl ihrer Bewohner wird mit jedem geringer und nur wenige haben den Muth, den Versuchungen bis ans Ende zu widerstehen. Der neunte und lehte Fels reicht bis in den Himmel und die, welche ihn bewohnen, leuchten wie die seligen Geister; da ist die Pforte, die zu dem Ursprunge führt, aus welchem alle Dinge gekommen sind. Solcher Bewohner giebt es nur wenige; wie klein indessen ihre Zahl auch sein möge, so läßt doch Gott die Christenheit. auf ihnen ruhen; wären ste nicht in dieser Zeit, so ließe,

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