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mäßigkeit des Interdiktes und sagte in einer andern Schrift vom Trost der Theologie: „Wer den Leib Christi im Ungehorsam gegen die römische Kirche empfängt oder austheilt, der verwundet und zerfleischt den Leib Christi.“ Daher hat er ohne Zweifel zu denjenigen gehört, welche im Jahre 1338, als sie vom Magistrat aufgefordert wurden, zu singen," es vorzogen, die Stadt zu verlassen. Troßdem blieb er mit Tauler in freundschaftlicher Verbindung, ein Umstand, der uns wohl schließen läßt, daß Tauler durch seine freieren Grundsäße nicht in Hochmuth und Verachtung der ängstlicheren Seelen gerathen war.

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Durch den Abzug der Geistlichen aus Straßburg hatte Taulers geistliche Thätigkeit ein desto weiteres Feld gefunden, welches er auch mit größtem Eifer bearbeitete. Durch Reisen und Briefwechsel trat er mit den Gottesfreunden in der Nähe und Ferne in den lebhaftesten Verfehr. Die beiden Nonnen Christina und Margaretha Ebner besuchte er einige Mal, schrieb ihnen öfters Briefe und fandte ihnen allerlei kleine Geschenke, so zwei Käse, die sie noch vor der Fastnacht essen möchten, ein Büchschen mit Pulver, ein Messerlein und dergleichen, und forderte sie auf, ihre inneren Offenbarungen über den Zustand der Christenheit aufzuzeichnen. Beide Nonnen verehrten ihn, auch außerordentlich und nannten ihn nur ihren lieben Vater. Christina erfuhr in ihren Offenbarungen, er wäre der liebste Mensch, den Gott auf dem Erdreich hätte. Der Geist Gottes wohne in ihm als ein süßes. Saitenspiel. Margaretha spricht zuweilen von der Freude, die sie durch die Gegenwart des großen Freundes Gottes genossen und wie schwer ihr sein Abschied gefallen. Auch Heinrich Suso, ebenfalls jener beiden Nonnen Freund,

war ein Bundesgenosse Taulers, reiste selbst einmal zu ihm nach Straßburg und übersandte ihm seine Schriften.

Im Jahre 1338 unternahm Tauler eine Reise nach Basel, wo ein gleicher Zwiespalt, wie in Straßburg, zwischen der Bürgerschaft und der Geistlichkeit herrschte, und viele Geistliche und besonders Mönche ihre Amtsver= richtungen in Folge des Interdiktes eingestellt hatten. In jenem Jahre aber hatte man vom Papst die Bewilligung erlangt, ein Jahr lang wieder öffentlichen Gottesdienst halten zu dürfen. Heinrich von Nördlingen, der der Kirche ängstlich ergebene Gottesfreund, fand dadurch Gelegenheit zu einer sehr gesegneten Wirksamkeit, und wurde von Tauler dabei aufs Kräftigste mit Rath und That unterstüßt.

Darauf reiste Tauler nach Köln, wohl auch um die Freunde zum muthigen Dienste Christi aufzumuntern. Er fand deren einen schönen Kreis und erwarb sich dort viel Liebe und Verehrung. Von da reiste er hinab zu dem ehrwürdigen Nuysbroek, welcher damals noch als Weltpriester in Brüssel wirkte. Im Jahre 1340 aber befand er sich wieder in Straßburg, um dort das Wichtigste zu erfahren, was ihm in seinem ganzen Leben begegnet ist.

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Jener gottselige Laie, Nikolaus von Basel, war, wie berichtet wird, im Schlafe dreimal ermahnt worden, den berühmten Doktor J. Tauler predigen zu hören. Er machte sich daher auf, zog die breißig Meilen nach Straßburg herab und wohnte fünfmal der Predigt Taulers bei. Daraus erkannte er, daß der Doktor zwar von Natur ein gar sanftmüthiger, gutherziger Mann wäre, auch von der heiligen Schrift ein gutes Verständniß hätte, aber noch finster sei in dem Lichte der Gnade. Er ging

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daher zu ihm und sprach: "Lieber Doktor! ich bin wohl dreißig Meilen um Euretwillen gezogen, daß ich Eure Lehre hörete; nun habe ich sie gehöret zu fünf Malen predigen, und bitte Euch durch Gott, daß Ihr meine Beichte höret." Der Doktor gestattete ihm solches gern, und der Laie blieb noch zwölf Wochen bei ihm, von ihm öfters den Leib des Herrn empfangend. Darauf bat er den Doktor, eine Predigt darüber zu halten, wie der Mensch zum Nächsten und Höchsten gelangen möge. Tauler suchte dieser Bitte auszuweichen, weil der Laie das: doch gar wenig verstehen würde. Dieser aber bestand auf seiner Bitte, denn wenn unter den übrigen zahlreichen Verehrern Taulers nur Einer solche Predigt verstand, so wäre sie ja wohl angebracht. Tauler willfahrte, und bei der nächsten Predigt verkündete er zum Schluß seinen Hörern, sie möchten am dritten Tage wiederkommen, um eine Predigt zu hören, wie der Mensch zu dem Allernächsten, Höchsten und Besten in dieser Zeit gelangen könne. Die Leute kamen wieder, und, der Laie sezte sich so, daß er den Doktor wohl verstehen konnte.

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Dieser hub damit an, daß er für dieses Mal keinen bestimmten Bibeltert seiner Predigt zu Gründe legen, auch nicht viel Latein hereinziehen wolle und zeigte dann, daß der Mensch durch innere Beschauung des Göttlichen sich über alles vernünftige Begreifen mit Gebilden und Formen erheben müsse, wenn Gott in ihn kommen und in ihm wirken solle; daß hierzu aber nöthig sei die allertiefste Demüthigkeit mit lauterem Verständniß und klarer Vernunft. Dann führte er vierundzwanzig Stücke auf, welche ein solcher Mensch beobachten müsse. Als das erste bezeichnete er die lauterste Gesinnung der Liebe und Treue,

welche über aller Weisheit und Erkenntniß stehe; dann, daß der Mensch sich seiner selbst und aller zeitlichen Dinge entlebigen müsse, daß er all sein Vertrauen auf Gott sebe, daß er nirgends das Seine. suche, daß er nur Gøtt zu dienen strebe, seinen eigenen Willen überall dem göttlichen opfere, daß er sich von keiner Creatur mehr betrüben, nach keiner mehr sich gelüften lasse, jeder Zeit zum Kampf wider alle Untugend bereit sei, wenig Worte, aber viel inwendiges Leben habe, überall nur die Ehre Gottes aufrichtig suche, sich selbst für den allergeringsten Menschen halte, das Leben Jesu Christi als sein Vorbild sich stets vor Augen stelle, und mit Geduld die Verachtung der Welt trage. Wer so gesinnt sei, der stehe auf dem wahrhaft vernünftigen Grunde..

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Der Laie brachte diese ganze Predigt zu Papier und las sie darauf dem Doktor vor, der sich höchlich über den scharfen Geist desselben verwunderte und eingestand, daß er selbst nicht im Stande sein würde, seine eigene Predigt so trefflich durch die Schrift wiederzugeben. Darauf stellte sich der Laie, als wollte er wieder nach Hause reifen; der Doktor aber bat ihn, noch länger zu bleiben, da er doch zu Hause weder Weib noch Kind zu versorgen habe, und versprach ihm, noch eine ähnliche Predigt zu halten. Hierauf erwiderte jener: „Herr Doktor! ich wollte gern etwas mit Euch reden, nur fürchte ich, daß Ihr es nicht gern leiden möget." Dieser aber bat ihn, zu reden. Da fuhr jener fort: Ihr seid ein großer Geistlicher und habt, in dieser Predigt eine gute Lehre gegeben, Ihr selbst aber lebt nicht darnach und sprecht zu mir, ich sollte blei ben, Ihr wolltet noch eine Predigt halten. Herr, Ihr sollt wissen, daß Eure Predigt und die äußerlichen Worte

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nur nichts fruchten, denn sie haben mich bisweilen mehr gehindert als gefördert; und Ihr habt selbst gepredigt, daß, so der höchste Meister aller Wahrheit zu den Menschen kommen sollte, so müßte er aller vergänglichen Dinge ledig und los werden. Und wisset, daß, wenn derselbige Meister zu mir kommt, so wird er mich in einer Stunde mehr lehren, denn Ihr und alle Lehrer, die von der Zeit sind, bis an den jüngsten Tag immer thun möchten." Tauler, der diese Demüthigungen mit sanftmüthigem Geiste hinnahm, drang noch weiter in den Laien, bei ihm zu bleiben, und nachdem er demselben versprochen, seine Anwesenheit, so wie die Unterredungen mit ihm geheim zu halten, fuhr der Laie fort: „Herr, Ihr sollt wissen, daß Ihr in dieser Predigt zwar viele gute Lehren gegeben habt, aber während Ihr die Predigt gehalten habt, fiel mir ein Bild ein, das war recht, als wenn einer guten klaren Wein nähme und mit Hefen mengete, daß er trübe würde. Ich meine, daß Euer Faß unrein ist und kleben noch viele Hesen daran, und das kommt daher, daß Ihr Euch von dem Buchstaben habt tödten lassen und tödtet Euch noch alle Tage und alle Stunde, da Ihr doch selbst wohl wisset, was die Schrift spricht: daß der Buchstabe tödte und der Geist lebendig mache. Nun wisset, daß derselbe Buchstabe, der Euch jest tödtet, der wird Euch wohl wieder lebendig machen, sofern Ihr es selbst wollet. Aber in dem jezigen Leben, worin Ihr noch seid, da habet Ihr noch kein Licht, sondern Ihr lebet in der Finsterniß, worin Ihr den Buchstaben wohl erkennen

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möget, aber die Süßigkeit des heiligen Geistes habet Ihr noch nicht geschmeckt; Ihr seid noch ein Pharifäer." Der Doktor entgegnete: „Lieber Sohn! Du sollst wissen,

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