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Fleiß große Bücher lesen und fleißig die Blätter umkehren, daß sie aber das wahre lebendige Buch, darinnen Alles lebet, und das er erst später gefunden, nicht kannten; wer daher wahre Weisheit erlernen wolle, der müsse sie nicht in Paris, sondern in den Leiden Christi suchen.

Darum zog es ihn aus der unfruchtbaren Wissenschaft seiner Zeit zu jenen ächten Gottesgelehrten zurück, die das Verständniß der göttlichen Geheimnisse nicht bloß durch Studiren in Büchern, sondern vielmehr durch die Hingabe ihres ganzen Gemüthes an Gott und durch die Heiligung in seiner Liebe gesucht hatten. Seine liebsten Lehrer, deren er auch in seinen Predigten oft Erwähnung gethan hat, waren die sogenannten Mystiker der älteren besseren Zeit, der heilige Bernhard, die großen Meister zu St. Viktor und vor Allem Augustinus, dieser Freund aller reformatorischen Geister. Ueber Allen stand ihm jedoch die heilige Schrift, deren Geist und Inhalt er sich in einem unter seinen Zeitgenossen seltenen Grade zu eigen gemacht hatte.

In Straßburg war die mystische Richtung unter den Gottesgelehrten und Predigern schon seit langer Zeit heimisch. Als Tauler daher von Paris, wo er wohl schon durch das Mißbehagen an der herrschenden Schulweisheit auf dieselbe hingewiesen war, in seine Vaterstadt zurückkehrte, fand er in dieser Beziehung reiche Nahrung. Doch leicht wäre er damals auf einen sehr gefährlichen Abweg gerathen, der sich gerade denen, die in die Tiefe der göttlichen Geheimnisse einzudringen suchen, leicht eröffnet. Der gelehrte und tiefsinnige Meister Eckart, ein ange= sehenes Mitglied des Dominikanerordens, trug nämlich zu jener Zeit (um 1320) mit glühend begeisterten Worten

feine die Welt und die Natur vergötternden, pantheisti= schen Lehren vor. Er predigte in mehreren Klöstern und wußte seine grundstürzenden Irrthümer mit so großem Scheine der Wahrheit und solcher Eindringlichkeit anzupreisen, daß sich Viele dadurch täuschen und von dem Wege der heilsamen Erkenntniß abführen ließen. Es entstand im Elsaß durch die Verbreitung dieser widerchristlichen Lehren, welche alle göttlichen und menschlichen Ordnungen auflösen, und indem sie den Menschen mit dem Wahne erfüllen, er selbst mit seiner ganzen natürlichen Sündhaftigkeit sei die höchste Offenbarung Gottes, durch lasterhafte Zügellosigkeit ihn unter das Thier herabseßen, eine die Kirche tief erschütternde Bewegung. Große Schaaren von Männer und Frauen schieden von der Kirche, die die einzig siegreichen Waffen des göttlichen Wortes, diesen Geist zu bannen, nicht besaß oder nicht zu gebrauchen verstand, aus, und zogen Verwirrung und Laster verbrei= tend im Lande umber. Brüder und Schwestern des freien Geistes nannten sie sich, während ihr Geist doch aufs Tiefste durch die Sünde geknechtet war. Sie hatten. zahlreiche Anhänger unter Laien und Mönchen, und droheten Alles, nicht nur am Ober-, sondern auch am Unterrhein in bodenlose Verwirrung zu stürzen. Der damalige Bischof von Straßburg, Johann von Ochsenstein, verdammte in einem Circulaire an die Geistlichkeit seines Sprengels ihre Grundsäße und forderte die bürgerliche Obrigkeit zur Unterdrückung derselben auf. Viele wurden mit Gefängniß, viele mit dem Scheiterhaufen bestraft. Aber neue Schaaren entstanden aus ihrer Asche, weil der Geist des Widerchristes nur durch die geistlichen Waffen des Evangeliums, durch rechtschaffenen Glauben, auf

weltlichen Dingen irgend einem untergeordnet zu sein, und erklärte Denjenigen, der anderer Ansicht sei, für einen Narren. Als ihn der Papst darauf vor seinen Richterstuhl citirte, ließ Philipp die päpstlichen Schreiben verbrennen und versicherte sich durch eine Ständeversammlung im Jahre 1302 der Gesinnung seines Volkes. Jener, dadurch zu neuem Zorn entbrannt, schleuderte neue Bullen mit noch maßloseren Grundsäßen gegen den König von Frankreich. Gott hat uns," sagte er, Bibel, Glauben und alles Heilige für seine widerchristlichen Zwecke mißbrauchend, „über Könige und Königreiche gesezt; uns legte er das Joch der apostolischen Knechtschaft auf, um in seinem Namen und nach seinem Worte die Völker und die Königreiche auszurotten, zu zerbrechen, zu verstören und wiederum zu pflanzen und zu bauen. (Jerm. 1, 10.) Darum soll alle Welt hören, was der Herr, unser Gott, in uns redet. Es stehet geschrieben, Gott habe zwei große Lichter gemacht, ein großes, das den Tag regiere und ein kleines, das die Nacht regiere (1 Mos. 1, 16); das heißt: es sind zwei Gewalten, um das Recht zu ordnen und auszutheilen, die geistliche und die weltliche. Dem Papste ist die geistliche verliehen, dem Kaiser und den Königen die weltliche. Da aber jener zu allen Zeiten das Recht gehabt hat, über die Sünde zu erkennen und zu richten, und die Frage mithin entsteht, wem die weltliche Gewalt von Rechtswegen gebührt, so folgt mit Noth= wendigkeit, daß Niemand außer dem Statthalter Christi und des heiligen Petrus mit Recht darauf Anspruch machen kann. Wer anders meint, der verstößt gegen den Artikel unsers christlichen Glaubens: von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Todten, so wie gegen

den andern Artikel: die Gemeinschaft der Heiligen. Deshalb was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Die eine heilige Kirche muß einen Leib und ein Haupt haben, nicht wie ein unförmliches Ungeheuer zwei Häupter. Und dieses rechte, einige Haupt, der Statthalter Christi, hat nach der Lehre des Evangeliums zwei Schwerter, das geistliche und das weltliche. Denn als die Apostel sprachen: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter, da antwortete er nicht: Das ist zu viel; sondern: es ist genug. Diese beiden Schwerter, das geist= liche und das weltliche, sind in der Kirche, das eine, daß es für die Kirche gezogen, das andere, daß es von der Kirche gebraucht werde. Allein das eine Schwert muß nothwendig dem andern untergeordnet sein; denn der Apostel sagt: es ist keine Obrigkeit, ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet (Röm. 13, 1); dies würde aber mit nichten der Fall sein, wenn nicht das eine Schwert unter dem andern stände. Wenn also die weltliche Macht ausschweift, muß sie von der geistlichen gerichtet werden, wie das der Apostel in den Worten bezeugt: der geistliche Mensch richtet Alles, und wird von Niemandem gerichtet (1 Cor. 2, 15). Wer mithin dieser Macht widerstrebt, der widerseßt sich der göttlichen Ordnung, es wäre denn, daß er nach Weise der Manichäer von zwei Principien träumen wollte. Deshalb urtheilen und sehen wir, daß kein Mensch selig werden könne, er erkenne denn diese Macht des Statthalters Christi an."

Das waren die leitenden Grundsäße des Papstes im Kampfe gegen den König.von Frankreich, die ohne die Strafe des gerechten Gottes nicht bleiben konnten. An

die Stelle des allmächtigen Gottes hatte sich auf Erden ein ohnmächtiger Mensch in frevelhaftem Uebermuthe zu drängen gesucht, und die allein Christo als dem einigen Oberhaupte zustehende oberste Leitung der Kirche wollte der in seine Hand nehmen, dessen Habsucht und Hochmuth keine Grenzen finden konnte. Wie wenig hatten die Nachfolger Petri von dem Geiste des heiligen Apostels selbst, der seine Presbyter ermahnte: „Weidet die Heerde Christi, so euch befohlen ist, . . nicht um schändlichen Gewinnes willen, sondern von Herzens Grunde, nicht als die über das Volk herrschen, sondern werdet Vorbilder der Heerde." (1 Petr. 5, 1. 2.)

Schon Bonifacius mußte die göttlichen Strafgerichte erfahren. Der schlaue König Philipp bewirkte seine Gefangennehmung in Anagni, in Folge deren sich der Grimm des 86jährigen Papstes bis zur Raserei steigerte und er am Morgen des 11. Octobers 1303, das weiße Haar mit Blut befleckt, Schaum vor dem Munde, seinen Stock mit den Zähnen benagt, todt auf seinem Bette gefunden wurde. Fortan mußten die Päpste ihre Residenz nach Arignon in Frankreich verlegen und waren siebenzig Jahre lang elende Sclaven des Willens der französischen Herrscher.

Von Frankreich aus her fanden die Päpste bald Ge= legenheit, auf die deutschen Reichsangelegenheiten den verderblichsten Einfluß auszuüben, was den französischen Königen nur erwünscht war.

Das deutsche Reich war seit dem Tode des edeln Kaisers Rudolph von Habsburg (1291) von den traurig= ften Parteiungen und Bürgerkriegen zerrüttet worden. Gegen den deutschen König Adolf von Nassau war, als er die Würde, die auch er mehr zur Vergrößerung

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