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doch nicht alle tragen können; sondern mit und unter den Menschen müssen wir leben, jedoch nur so, daß, indem wir ihnen zei: gen, wie sich der Christ der Dinge dieser Welt gebrauchen muß, wir sie von dem unrichtigen Gebrauch derselben zurükführen, und indem wir ihnen zeigen, wie auch in allen diesen Gebieten des Lebens der Sinn der Kinder Gottes waltet, wir ihnen dadurch ein anschauliches Bild einprågen davon, daß auch in den verschiedenst gestalteten Augenblikken des Lebens, ja mitten unter dem Andre betäubenden Geräusch der Welt, der Geist Gottes das Herz regiert und ein reines und göttliches Leben wirkt.

Aber, m. g. Fr., wenn wir auch so aus unserer Erfahrung wissen, daß der Erlöser seinen Einzug in unser Herz gehalten hat, und wir uns dessen in dieser festlichen Zeit mit der innigften Dankbarkeit erfreuen: so sei uns das doch noch nicht genug, sondern billig fragen wir uns auch noch, hat er auch schon vollständigen Beftz genommen von unserer Seele? wohnt er - daß ich mich so ausdrükke in jeder Gegend derselben mit gleicher Lebendigkeit? regiert er überall in derselben gleich unumschränkt? fühlen wir in jedem Augenblik unsers Lebens sein Leben in uns mit gleicher Kraft? Müssen wir Alle nun gewiß diese Fragen verneinen, und mit dem Apostel sprechen, Nicht daß ich es schon ergriffen håtte oder schon vollkommen wåre; ich jage aber nach dem vorgestekten Ziele, ob ich es wohl ergreifen möchte: so folgt daraus schon von selbst, daß eben da noch etwas anderes herrscht, und wir also alle, jeber auf seine eigene Weise vielleicht, in irgend einer Beziehung noch zu denen gehören, die in weichen Kleidern einhergehen und die Paläste der Könige suchen, oder zu denen welche vom Winde menschlicher Meinung hin und her bewegt werden. Zwischen einem so unvollkommnen Zustande nun und dem gänzlichen Siege und Triumpfe des Erlösers in unsrer Seele liegen also auch immer noch ähnliche Zustände, wie die welche ich beschrieben habe als solche, die seiner Ankunft vorangehen. Und dies m. g. Fr. ist denn die Beziehung, in welcher wir denen nicht Unrecht geben können, die sich immer noch, wiewol der festen und frohen Ueberzeugung lebend, daß sie das Heil in Chrifto schon gefunden haben, an eine strenge Zucht und eine ångstliche Zurükgezogenheit halten, wie sie den Johannes zum Vorbild hat. So es nur geschieht in dem rechten Maaße und auf eine solche Weise, daß die Kraft Gottes und die Freiheit der Kinder Gottes sich darin wahrnehmen läßt! So es nur geschieht mit dem Vorbehalt, daß eine Richtung der Seele und

ein Gebiet des Lebens nach dem andern von dieser ängstlichen Dbhut losgebunden und wahrhaft frei werden foll! So wir nur alles was dem Johannes gleicht nicht ansehn als das vollkommne christliche Leben selbst und dessen Tugend, sondern als eine Sache der Noth, bis jenes recht aufgehe! So nur keiner diejenigen gering hålt, die in der Beziehung, worin er selbst noch schwach ist, schon hindurchgedrungen sind zur Freiheit der Kinder Gottes, und ihr Leben dem freien und fröhlichen Leben des Erlösers ähnlich gewors den! So oft wir uns also noch schwach, und also Zucht als ein Bedürfniß fühlen, sei es uns auch heilige Pflicht uns ihr zu unter: werfen. Merken wir, daß uns noch der Wind hin und her bes wegt: wohl, so wollen wir auf eine Weile die Einsamkeit suchen und Gebete zu Gott emporschikken, damit das Herz auch darin fest werde, worin es noch wankelmuthig ist. Fühlen wir in einzelnen Fållen noch die Macht irdischer Lust und irdischer Sorge: nun so wollen wir uns Entbehrungen auflegen, wenn das Leben sie nicht von selbst darbietet, und wollen keine Strenge der Uebung scheuen, bis wir sicher sind jede fremde Gewalt gebrochen zu haben. Aber in der Zucht und Zurükgezogenheit bleiben wollen, das hieße sich selbst ausschließen vom Reiche Gottes, und, die Herrlichkeit desselben von ferne erblikkend, die günstige Zeit vorübergehen lassen, um in dasselbe einzudringen, eben wie Moses zwar das gelobte Land sah und seinem Volke den Besiz desselben vorhielt, aber selbst nicht einging zu dessen Freude und Ruhm. Nein, nur vorübergehend darf in dem Leben des Christen alles sein, was irgend zu strenger Zucht und Zurükgezogenheit gehört; nicht der Maaßstab unserer Vollkommenheit, sondern das Zeichen unserer Unvollkommenheit. Unser gemeinschaftliches Ziel aber sei dieses, daß wir immer mehr lernen eben so fest und froh durch das Leben zu gehen, wie der Erlöser, und immer mehr in dem Geist froher Zuversicht unter den Menschen zu leben und auf sie zu wirken. Dazu möge der Erlóser immer vollkommner in alle Seelen einziehen, die ihn schon im Glauben ergriffen und angenommen haben, damit sie alle in im mer reicherem Maaße erfahren mögen den Frieden und die Seligkeit der Kinder Gottes, und alle je långer je mehr im Geiste reifen zur Vollkommenheit des männlichen Alters Christi. Amen.

IV.

Daß der Erlöser als der Sohn Gottes geboren ist.

Weihnachts predigt.

Chre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen. Amen.

Text. Lukas 1, 31. 32.

Siehe, du wirst einen Sohn gebåren, deß Namen sollst du Jesus heißen; der wird groß und ein Sohn des Höchsten genannt werden.

Dies m. a. Fr. waren die verheißenden Wörte des Engels an die Maria. Ein Sohn des Höchsten werde der, den sie gebås ren solle, genannt werden. Und wie diese Verheißung hernach in unmittelbare Verbindung gebracht wird mit jenen andern Worten, daß die Kraft des Höchsten sie überschatten werde, hatte Maria keine Veranlassung zu denken, ihr Sohn solle etwa erst in Zukunft der Sohn Gottes werden durch irgend ausgezeichnete Thaten oder durch spåter über ihn sich ergießende göttliche Gnade; sondern er werde es sein, sobald sie ihn geboren habe, mußte sie denken, wie sie von da an seinen Namen Jesus heißen sollte. Und eben dies, m. christl. Fr., ist auch erst der volle Sinn unsrer heutigen und jedesmal unserer festlichen Weihnachtsfreude. Denn wäre der Erlöser der Welt bei seiner Geburt noch gar nicht von andern Menschenkindern unterschieden gewesen, sondern erst spåter wåre das Göttliche, was wir an ihm verehren, über ihn gekommen von oben herab: dann ginge unser eigenthümliches Verhältniß zu ihm nicht an mit seiner Geburt, und wir hätten uns mit unserer Freude über seine Erscheinung weniger an seine Geburt zu halten, die ihn dann noch nicht zum Erlöser gemacht, als an jenen Augenblik, welcher in seinem Leben es nun gewesen sein möge, wo er auf eine besons

dere Weise erfüllt worden wäre mit der Kraft des Höchsten. Dies also ist der Mittelpunkt für alles, was unser Herz in diesen festli chen Tagen bewegt, daß der Erlöser schon geboren ist als der Sohn Gottes, daß die göttliche Kraft, die ihn in den Stand fezte die Welt zu erlösen, ihm vom Anfang seines Lebens an einwohnte, und dieses sei für heute der besondere Gegenstand unserer andächtigen Betrachtung. Laßt uns also sehen, wie nothwendig dies zusammenhängt auf der einen Seite mit unserm gemeinschaftlichen christlichen Glauben; auf der andern aber auch mit der Liebe, durch welche der Glaube thätig ist.

I. Wenn wir zuerst behaupten, m. g. Fr., es hånge mit dem Innersten unsers christlichen Glaubens, wie er durch dieses Fest selbst bezeugt wird, zusammen, daß wir uns den Erlöser nicht anders denken können und dürfen, als schon von dem Augenblik seiner Erscheinung in dieser Welt an mit allem ausgerüstet, was er haben mußte um der Erlöser der Welt zu sein, schon in sich tragend das ewige göttliche Wort wenngleich noch schweigend, das Licht, welches in die Finsterniß scheinen sollte, wenngleich noch verborgen, und durch diese ihm einwohnende erlösende Kraft ausgezeichnet vor allen Sündern, und von der Gemeinschaft der Sünde getrennt wenn wir dies behaupten, m. Gel.: so ist es freilich eine harte Rede, weil es uns in geistlichen Dingen denn in leiblichen und natürlichen begegnet es uns beståndig eine schwierige Zumuthung ist, daß wir unser Vertrauen auf etwas sezen sollen, was wir uns nicht seiner ganzen Art und Weise nach lebhaft und deutlich vorstellen, und es in uns zu einem bestimmten Bilde ausmalen können; und doch wird uns dies hier zugemuthet. Denn wenn wir auch nicht in Abrede sein können, von einer innigen Vereinigung einer göttlichen Kraft mit der menschlichen Seele nach ihrer ursprünglichen göttlichen Ausstattung etwas zu wissen, weil es nåmlich unsere eigene Erfahrung ist, sofern ja alle, die Christo anzugehören sich rühmen können, auch wissen sollen, daß sie des heiligen Geistes theilhaft geworden sind, und dieser doch göttliches Wesens ist, weil wir durch ihn Eins werden sollen mit Gott: so wissen wir doch auch, daß wir insgesammt diese göttliche Gabe nicht eher wirklich empfangen konnten, bis uns schon das volle menschliche Bewußtsein aufgegangen war, und alle die geistigen Kräfte erwacht, welche der Geist Gottes unmittelbar und vorzuglich regieren soll, so daß er nun auch diese Regierung und also seine heiligende Thätigkeit sogleich antreten konnte; und anders als

durch diese sind wir uns seiner auch nie bewußt geworden. Aber wenn wir uns nun die göttliche Kraft des Erlösers in ihm denken sollen, während er noch in dem unvollkommensten Zustande war, in welchem uns der Mensch erscheint, dem der neugebornen Kinder, in denen noch alle jene Kräfte schlummern, an welchen sich die höhere göttliche Kraft in Christo offenbaren und beweisen konnte: so sollen wir denken, daß sie da sei, aber ohne daß wir uns irgend eine Wirksamkeit vorzustellen wüßten, welche sie ausübe, und dies eben ist uns schwer vorzustellen, und fällt uns deshalb auch hart zu glauben.

Daher eben hat es von jeher in der christlichen Kirche auch eine solche Vorstellung gegeben, wie ich sie vorher andeutete, als ob der Erlöser nicht nur in den Jahren seiner Kindheit, sondern so lange, bis alles Menschliche in ihm zur Reife gediehen gewesen, nichts anders gewesen sei, und nichts anders in sich getragen habe als alle anderen Menschenkinder, und nur als er den großen Bes ruf, zu dem er bestimmt war, antreten sollte, da erst sei die Kraft Gottes über ihn gekommen, und habe sein ganzes Wesen durchdrungen. Eben daher auch kommt es, daß viele andere Christen, wiewol dieser lezten Meinung nicht zugethan, doch nicht recht von Herzen in die kindliche Andacht einstimmen können, die mit der vollen Verehrung, welche die dankbare Seele dem Erlöser weiht, bis auf den ersten Anfang seines Lebens zurükgeht, und schon in dem neugebornen Kinde, ohnerachtet seiner Bewußtlosigkeit, den Sohn Gottes erkennt, so daß ihm nun nichts neues mehr von oben zu Theil werden durfte, sondern er durch die regelmäßige Entwiklung der menschlichen Seele derjenige werden mußte, welcher burch Wort und That, durch Leben und Tod den Glauben verdiente und hervorbrachte, den doch eben diese bedenklicheren Christen auch hegen, er sei nåmlich der Sohn des lebendigen Gottes, ders jenige, durch den Gott in den lezten Tagen also zum lezten Male zu den Menschen geredet habe, und nach welchem wir keines Underen mehr warten dürfen. Aber wenn diese Mitchristen sich nur recht verstehen wollen, wenn es ihnen nur Ernst ist mit diesem Glauben, und dem gemäß auch mit dem Verein, welcher uns hier zusammenführt: werden sie uns nicht doch beistimmen müssen, daß es für uns mindestens eben so hart wåre, diesen Glauben, auf dem auch das heutige Fest begründet ist, aufgeben zu sollen, bloß weil wir den Anfang der zweiten Schöpfung nicht besser begreifen kön nen, als den Anfang der ersten und jeden Anfang überhaupt?

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