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Gott ähnlich zu werden, vorüber gehen zu lassen.1) Wir zitiren ferner darüber: Adam habe (im Stande der Unschuld) Alles zum Wohlgefallen des himmlischen Vaters gethan; auf denjenigen Wegen gehend, die durch die Tugenden gebahnt werden, u. auf denen nur diejenigen Seelen wandeln, welche die Aehnlichkeit mit Gott als ihr Ziel ansehen.“) Die Tugend selbst definirt er als eine Fähigkeit zur Unterwerfung des Sinnlichen unter die Vernunft ), fie ist nur im Geiste zu suchen.) Eine andere Begriffsbestimmung der Tugend ist bei ihm die von den Stoikern entlehnte: „der Natur gemäß zu leben“ d. h., nach den von Gott in des M. Eecle gepflanzten Tugenden.) Endlich nennt er die Weisheit die Mutter der Tugenden.") Die Zahl der Tugenden wird von ihm an mehreren Stellen verschieden angegeben. Er nennt erst nach der stoischen Eintheilung vier Kardinaltugenden: Die Gerechtigkeit, dexatoσivn; die Mäßigung awggooivn; die Einsicht, poórnars und die Tapferkeit, 'ardgeía, die er symbolisch in den vier Strömen des Paradieses angedeutet findet.) Das Paradies gilt symbolisch als die göttliche Weisheit oopia rov Feov auch loyos Tov dεov. Der große Hauptfluß, aus dem die vier andern Flüsse entspringen, ist das Bild der Grund- oder Haupttugend, aus der die vier andern hervorgehen.*) Neben diefen vier Haupttugenden nennt er noch mehrere andere. Es sind dies: 1. die Hoffnung, ris, und zwor die Hoffnung auf Gott, als deren Typus er den Šnos (s. d. A.) aufstellt,) 2. die Buße erάvola, die ihn lehrt, der Ungerechtig= feit zu entfagen und sich der Gerechtigkeit und Mäßigung hinzugeben, wodurch der Mensch die Verseßung an einen Ort der Einsamkeit erlangt, ein Typus dafür ift die bibl. Berson Henoch (1. M. 12. 1); 10) 3. Der Glaube, nioris, als nothwendig zur Erkenntniß Gottes;) er ist das feste Bertrouen auf Gott im Gegenjaze des Zweifels, 2) den Philo als die vollendetste der Tugenden betrachtet.'8) Als Vorbild gilt Abraham unter Hinweisung auf 1. M. 12. 1. und 15. 6.1*) Weiter nennt er die Frömmigkeit und Heiligkeit gegen Gott; die Liebe und die Gerechtig teit gegen die Menschen als die Tugenden, die im Mosaismus die Grundgesehe sind, auf die sich die andern zurückführen lassen. 15) Die Ethik im Besondern. Mit der legt oben zitirten Lehre Philos von den zwei Grundtugenden im Geseß sind wir bereits in das Gebiet der speziellen Ethik angelangt. Dieselbe hat im Einzelnen die Angabe der Mittel und Wege zur sittl. Vollendung zu ihrem Gegenstande. Im Mosaismus sind hierzu die Geseße des Menschen zum Menschen, welche die fittliche Thätigkeit in ihren verschiedenen Abstufungen angeben. Auch Philo hat diese Geseze in mehreren Schriften behandelt, 10) aber er legt bekannt

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1) De humanitate II, de migratione Abr. III. 40. 2) De mundi opif. I. 98 Pf. 3) De confus. lingu. III. 574 Pf. 4). De nobilitate II 457 M.) De migratione Abr. III. 470 Pf. Es heißt von Abraham (1 M. 12. 4), daß er wandelte, wie ihm Gott befohlen. Hiermit sei jene von den Philosophen gepriesene Borschrift gemeint „der Natur gemäß zu leben". Erreicht werde diese Regel, wenn der Mensch die Tugendbahn betritt, so er der reinen Vernunft und Gott folgt; sich seiner Gebote erinnert und alle in Wort und That verwirklicht ) De fortitudine 11. 377 M. Es giebt einen doppelten Reichthum, den körperlichen, der im Ueber fluß an äußern Gütern besteht und den geistigen. Diesen lezteren verschafft die Weisheit durch wissenschaftliche, sittliche und physische Lehrfäße, aus denen sodann die Tugenden hervorblühen. 3) Leg, alleg. I. 56 M. Von diesen vier Grundtugenden spricht schon das apott. Buch der Weisheit. "Leg. alleg. I. 19 M. de somniis II. 37, bas. 19. Vergl. 4. B der Maktab., daß das Geset die vier Kardinaltugenden lehre. Siehe weiter. ) De praemiis II. 409 M. u. 412. Zudem er die Worte 1 M. 4. 26 mm m gleich damals hoffie man“ nimmt und sma bon mhoffen" herleitet. 10) Das. 1) De ebrietate III. 266 Pf. 12) De confusione lingu. II. 328 Pf. 18) Quis rer. divin. haeres sit IV. 40 Pf. 14) De migr. Abr. V. 346 Pf. 15) De Septenario II. 282 M. Die unendliche Zahl einzelner Lehren und Vorschriften kommt auf die zwei Hauptgebote zurüd: Frömmigkeit u. Heiligkeit im Berhältniß zu Gott, Liebe und Gerechtigkeit gegen die Menschen. Jede dieser zwei Lugenden enthält unzählige andere unter sich." 16) Siche: in Philo" die Aufzählung seiner Schriften, von denen wir hier besonders seine Schrift de caritate oder de humanitate hervorheben. Diese Schrift ift jüngst von Dr. M. Friedländer in Wien ins Deutsche überseßt worden, die mehr gelesen zu werden verdient.

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lich auf die äußere Thätigkeit einen nur geringen Werth,') als daß er diese allein als die einzigen Mittel zur sittl. Vollendung des Menschen bezeichnen follte. Er neunt daher drei Wege. 1. Die Lehre oder den Unterricht, nudevis diduozadía; 2. Die Uebung oder die Entsagung, donŋoig und 3. die Güte der Natur, copie doors). Als biblische Vorbilder dafür gelten ihm die drei Stammnväter, so daß Abraham den Weg durch die Lehre; Isaak den durch die Güte der Natur und Jakob den durch die Uebung vertritt.) Von diesen drei Methoden wird der leßten, der durch die Natur1) u. von den zwei ersten der ersten, der durch die Lehre, der Vorzug gegeben, weil bei der Ascese oft Ermüdung u. Unterbrechung eher eintritt.) Die durch die Natur ist die vorzüglichste, weil sie bald vollendet ist u. nicht erst der Vervollkommnung bedarf.") a Der Weg der Lehre und des Unterrichts. Auf demselben unterscheidet Philo mehrere Stufen. Die erste ist die des Erwartens und der Hoffnung, die auf Erwachen des Geistes eintritt, es ist das Licht, das nach dem Verfliegen der Nacht aufsteigt, die Zeit der ahrungsreichen Erwartung höherer Erkenntniß.) Die bibl. Vorbilder hier sind: Enos) u. Mirjam, die hoffend über Moses Geschick dasteht,'") auch Therach, der Bater Abrahams. Die zweite beginnt mit der Loßreißung von der Sinnlichkeit und Hinneigung zu dem Geistigen,") wo der M. ein Lernender wird.) Er beschäftigt sich mit der Betrachtung der Welt, der Sterne u. f. w. und seines eigenen Leibes, wie Abraham zu Úr in Chaldäa. 3) Die dritte ist die von den Vorbereitungswissenschaften, der Grammatik, Geometrie, Astronomie, Vusik, Geographie, Rhetorik und Dialektif:) Philo sagt von ihnen; In diesen und ähnlichen Kenntnissen mußt du dich zuvor üben, denn vielleicht mag es Dir, wie so vielen Andern, gelingen, durch die untergeordneten Tugenden der wahrhaft königlichen werth zu werden. Die Vorwissenschaften sind für die Seele jugendliche Nahrung, wie Milchspeisen für den noch jungen Leib.") Die vierte endlich ist die der Philosophie, wo der Gegensaß des Irdischen vóm Himmlischen aufgeht und der Mensch

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2) Qu. in Gen IV. 47 sagt er: „Nur wer keinen Geistes ist, könne sich nicht ganz von den bürgerlichen Geschäften losmachen; der Weise widmet sich ausschließlich der göttl. Betrachtung, der Schlechte licht die Unruhe des bürgerlichen Lebenz, der Fortschreitenbe ist zwischen beiden getheilt In de profugis IV. 240 Pf. redet er der äußern Thätigkeit als Borstufe zur innern fitti. Vollendung das Wort. Er sagt doftlbst: „Es ist nothwendig, daß die, welche der göttl. Lugend nachstreben, zuvor der menschlichen Genüge leisten, denn es wäre Thorheit zu glauben, daß man das Höhere thun könne, wenn man zum Geringeren unvermögend ist. Bewähre dich daher erst in der Tugend vor den Menschen, damit du auch die göttliche erreicht." *) De agricultura 1. 36 M. de mut. Domin. 2 M; de somn. I. 27 M., de Abr. 9. 11; de Joseph 1 M.; de praem. et poen. 2 ff Rach Aristotel apud Diog. Laert. V. 18. De somniis 1. 27 M. u. V. 74 Pf. sagt er in Bezug auf 1 M. 28. 13 Zur Tugend gelangt man entweder burch Natur, Ascefe und Lehre oder Unterricht. Deswegen schreibt Moses von drei weijen Stammvätern, die zwar nicht ein u. denselben Weg einschlugen, aber zu demselben Ziele gelangten. Der ältefte von ihnen, Abraham, strebte auf dem Wege des Unterrichts zur Lugend, der zweite, Jjaal, erreichte sie durch angeborne Kroft, durch die Natur, der dritte, Jakob, durch die ascetische Uebungen. Es giebt also drei Arten, um zur Weisheit zu gelangen, von denen sich die zwei Außersten am nächsten berühren. Die Natur ist beiden verwandt, aber sie hat den entschiedensten Vorzug. * Dajelbst. *) De nominum mutatione IV. 356 Pf. „Wer nämlich auf dem Wege des Unterrichts reif wird, bleibt, vom Gedächtniß unterstüßt, fest bei dem Erlernten. Aber der Ajeete läßt manchmal nach, wenn er sich mit Anstrengung geübt hat, um die erschöpften Kräfte wieder zu ersehen, wie es die Athleten zu thun gewohnt sind." *) Daselbst. Bon den drei Stammbätern haben nur zwei, Abraham und Jakob, neue Namen erhalten, warum dies? Weil die erlernte, burch Uebung errungene Tugend der Vervollkommnung bedarf, denn der, weicher Unterricht nimmt, strebt nad Kenntnissen, tie er noch nicht besigt; der Ascete nach Kränzen und Preisen des Kampfes. Aber das selbstgelehrte Geschlecht der Naturföhne ist von vorneherein vollenbet." 7) De somn. H. M.) De proem, ac. poen.M.) Quod det pot. inid. 38 M. Siche o.en über Enos. to 2 Dt. 2. 5. De somn. 11. 20. 11) De profugis 17 M. in Bezug auf 9. 16. 9. (s begiebt sich Hagar nach Sur. 1o) Daf. 38. de ebrietate 23 in Benug auf Simeon. 1) De nut. nom. 9 M. de Abr. 15 M. 15) De congressu erud. grad. 3. 4 M. 15) De congressu erud, grat. 3 M. IV. 150 Pf. de somn. V. 120 Pf

die Nichtigkeit feines Wissens einsicht.') Biblische Vorbilder hierzu find Joseph in Aegypten vor Pharao 1 M. 40. 8, wo er die Auslegung Gott zuschreibt.*) Hierzu gelangt die Seele, sobald sie vom Baume der Erk. des Guten u. Bösen genoffen.) So erkennt Abraham, daß die Betrachtung der Natur keinen sittlichen Nußen bringt, keine Beseitigung der Begierde, er wird weiterschreitend ein Weiser.*) Der höchste Grad ist das Schauen der himmlischen Dinge,) deren leßtes Ziel die Erkenntniß der Natur des ewigen Gottes wird,) wo ihn Gott von sinnlichen Wahrnehmungen frei macht, ihn aus sich selbst hinausführt u. ihn gleichsam in die göttl. Natur übergehen läßt. b. Der Weg der Uebung, der Ascese. Gegenstand der Ascese ist hauptsächlich die Unterdrückung der Sinnlichkeit und ihrer Lüste. Auch da unterscheidet Philo mehrere Grade, denen das Erwachen aus der sinnlichen Lust vorausgeht. Wenn die Herrschaft der Luft nachläßt, empfindet der Mensch Unwillen über dieses Treiben, die Seele beginnt zu seufzen und sehnt sich nach Befreiung.") Vorbilder dafür sind Henoch u. Joseph (1 M. 50. 19). Der erste Grad der Ascese ist das Fliehen vor der Sinnlichkeit; er wagt noch nicht den Kampf gegen sie und sucht sich durch die Flucht zu retten.) So ents fliehen Jakob aus dem Hause Labans,) Mose vor Pharao,") Joseph vor Potiphera.12) Der zweite ift, wo gegen die weltlichen Lüfte gekämpft wird. Der Afcete flieht nicht die Lüfte, sondern wagt den Angriff auf dieselben. So greift Mose nach dem Schweif der Schlange, daß sie zum Stab werde, d. h. daß sie durch die Zucht gebändigt werde.) Der Afcet wird auf diesem Wege von Ge fahren bedroht, die Sinnlichkeit mit ihren Freuden suchen ihn zu berücken. So jezt Aegypten den Israeliten nach; '4) ebenso die Sophisten mit ihren Reden, wie Rain gegen Abel,15) aber Gott steht ihm bei und stärkt ihn.10) So vernichtet endlich der fiegende Afcet die Lüfte auf immer, wie Pincas die Midjanitin (4 M. 24. 7).7) Die Zeichnung eines solchen Asceten findet Philo in Jakob. In der Himmelsleiter, die Jakob im Traume sah, schaute er vielleicht ein Bild seines agenen Lebens, denn die Ascese ist ihrer Natur nach ungleich, bald steigt sie in die Höhe, bald sinkt sie wieder herab, bald fährt sie mit gutem Winde, bald kämpft sie mit schlechtem, bald ist der Afcete voll Leben, bald todt und begraben. c. Der Weg der Natur. Die glücklich beanlagte Natur hat den Weg zur sittl. Vollendung am leichtesten und sichersten. Hier bedarf es weder des Lernens, noch der Uebung der Afccfe. Ein solcher Mensch ist von Hause aus vollkommen. Vorbilder sind Isaat 20) u. Mose.) Der Zustand der Seele derselben ist nicht der Kampf, sondern die Ruhe, der Sabbath, der Friede mit Schauen Gottes, 23) die Freude, die in Isaak perfonifizet ist.24) Das Gemeinsame aller drei Arten ist das Heraustreten aus dem Sinnlichen und das Aufgehen in Gott. So sagt Philo in Bezug auf 2 M. 32. 27. Jeder muß den Bruder des Geistes, den Leib, den Nächsten des vernünftigen Theiles der Seele, den unvernünftigen Theil, die Sinnlichkeit, tödten. Denn erst dann mag der Geist in uns Diener Gottes werden, wenn erstlich der Mensch ganz in Seele aufgelöst wird, dadurch daß der verbrüderte Leib mit seinen Begierden weichen muß, zweitens, wenn die Seele ihr Nächstes, den unvernünftigen Theil, aufgiebt. Endlich muß auch die Vernunft ihren angrenzenden Nachbar, die Rede, entfernen, sodaß nur das innere geistige Sprechen übrig bleibt; erlöst von den Sinnen, erlöst vom Leibe, erlöst von der Rede des Mundes. Denn aur so kann er das Wesen der Besen rein und ungestört verehren."25) Ein weiterer Schritt ist das völlige

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1) De migr. Abr. 4 M.) Tas. ) De opif. m. 54 M.) De cherub. 2 M.) De migr. Abr. 9 M.) De Abr. 24. 24 M. 7) Leg. alleg. III. 13 M.) Daf. III. 75 M. in Bezug auf 2 M. 2. 23 als der König von Legypten_starb, da seufzten die Israeliten migr. Abr. 5 M. 10) Leg. alleg. III. 5. ) Cas. IlI. 4. ) Daf. III. 85 M. 15) Duf. II. 23 M.) De somn. II. 45 M. 15 De migr. Abr. 13 M. 1) Quis. rer. divin. h. 12 M. 17) Leg. alleg. III. $6 M. 18) De somnis V. 68 Pf19) De ebrietate 23 M. Leg. alleg. III. 25 M. 20 Daf. 1) Daf. II. 15, 2) De cherub. 26. 2) De somniis 11. 6. Leg. alleg. IIL 77 faak, „Jizchalt“ heißt, Lachender“. 25) De profugis IV. 254 Pf.

Heraustreten des M. aus sich selbst. Philo sagt darüber in Bezug auf 1. M, 15. 6. „Wer wird dein Erbe sein? Nicht die Secle, die freiwillig im Gefängniß des Leibes verweilt, soud. die sich von diesen Banden befreit, die außerhalb der Mauern heraustritt und womöglich sich selbst verläßt. Denn nur da ist Erbschaft der himmlischen Güter, wo die Seele begeisterungsvoll nicht mehr bei sich selbst ist, sond. in göttl. Liebe schwelgt.") Es ist die Stufe des Gottchauens, der Prophetie, der höchste Grad der sittl. Vollendung. Soweit die Ethik Philos in ihren Hauptzügen. Sie ist ein Produkt der damaligen Zeitrichtung der gebildeten Jüden Alexandriens, der Ausdruck jenes Strebens daselbst, in den bibl. Schriften den Quell der philosophischen Ideen der griechischen Weisen nachzuweisen, oder bescheidener, diese mit jenen in Einklang zu bringen. Man ging mit vorgefaßten Meinungen an die Bibel heran, und das einfache Schriftwort wurde so lange gezerrt und gedeutet, bis es sich scheinbar schmiegte, Alles aufzunehmen, was in dasselbe hineingetragen wurde. Das Bibelwort verlor so sein Objektives, es mußte den Zeitideen dienen und wurde zum Vertreter und Träger der subjektiven Meinungen des ganzen jüdischen Hellenismus (f. d. A.) gemacht. Der Werth dieser Arbeiten, wenn man ihnen auch ihre Bedeutung für ihre Zeit und später nicht absprechen kann, war ein zeitlicher und konnte sich im Judenthume nur vorübergehend als ein Zeitprodukt behaupten. Die Geschichte der jüdischen Religionephilosophie wird denselben eine Stellung nicht verjagen fönnen. Sie haben dem jüdischen Mystizismus vorgearbeitet, dem entstehenden Christenthume Vorschub geleistet und in der Kabbale, besonders im Buche Sohar (j. d. A.) ihre Auferstehung, gefeiert (f. Sohar), aber eine Trägerin und Repräsentantin des Judenthums find sie nicht. Die Ethit Philos, die wir hier fennen lernten, ist nicht die des Bibelwortes; daher nicht die des auf demselben sich aufbauenden späteren Judenthums. Wir haben in dem Artikel „Religionsphilosophie“ die philonijchen Ideen über Gott, Schöpfung, Menschen, Offenbarung u. a. m. mit den Aussprüchen aus dem biblischen und talmudischen Schriftthume begleitet und so das Verhältniß derselben zu diesen gezeichnet, dasselbe soll auch hier in Beug auf die Ethik Philos als dritter Theil dieses Artikels versucht werden. 1. Parallelstellen aus dem biblischen und talmudischen Schrift thume. a. Das höchste Gut. In der Bibel ist das höchste Gut nicht, wie bei Philo, das völlige Heraustreten des Menschen aus sich selbst, die Vernichtung alles Leiblichen und das Aufgehen in Gott, sondern nur das Sittliche, die Heiligkeit im Sinne der sittlichen Vollendung, um in ihr mit der Welt und für die Welt zu wirken und zu schaffen. Wir zitiren darüber die Aussprüche: „Heilig sollet ihr sein, denn heilig bin ich der Ewige euer Gott.) Ihr sollet euch heiligen, daß ihr heilig seid, denn ich bin der Ewige euer Gott,"") daß ihr gedenket aller meiner Gebote, sie vollzieht und heilig seid eurem Gotte.") Denn ich bin der Ewige euer Gott, so heiliget euch, daß ihr heilig seid.") So steht obiger Ausspruch in 3. M. Kap. 19. an der Spize des Abschnittes von den Pflichten gegen den Staat, die Gesellschaft, die Familie, den Fremden und Nebenmenschen überhaupt. In diesem Sinne spricht auch ein Gesezeslehrer des 3. Jahrh., Rabh: Die Gebote sind nur zur sittlichen Läuterung des Menschen da.") Deutet der Nachah in dem ersten Verse oben: „Denn heilig bin ich der Ewige euer Gott" Gott als Ur- und Vorbild der Heiligkeit zu nehmen, so wäre das Gottähnlichwerden, die Gottähnlichkeit, das höchste Gut, eine Annahme, die von einem Volts- und Gejeyeslehrer im Talmud, wie wir dies schon oben angegeben, getheilt wird. Beziehen wir hierher noch die schon zitirte Angabe der Lehrer Hillels 1. und R. Akibas, daß die Nächstenliebe das Grundgeseß im Judenthum sei

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Quis rer. divin haeres sit IV. 30 Pf. 2)3 m. 19. 2. 3) Daj. 20. 7. *) 4 M. 15. 40. 3 M. 11. 44. 45. *) Midr. rabba 3 M. Absch. 13 van 173 9785 xx nisaM UNJ MŚ MAT.* Mehreres fiche: Heiligkeit“ in Abtheilung dieser Real-Encyclopädie. 7) Siehe: „Gottähnlich. feit" in Abth. 1.

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so haben wir die Gottähnlichkeit in ihrer Offenbarung der Liebe und der Heiligteit als die Bezeichnung des höchsten Gutes im späteren Judenthume.) b. Die Tugenden. Eine Tugendlehre im Sinne der griechischen Philosophie, wie sie Philo oben aufstellt, ist dem biblischen Schriftthume fremd. Dasselbe will nur Thaten, seine Lehren sind Anweisungen für das zubethätigende Leben. Die menschliche innere und sittliche Vollendung soll durch dieselben geschaffen werden. „Gott wollte Israel sittlich vollenden, daher die Fülle von Lehren und Geseßen", war der Ausspruch eines spätern Gesezeslehrers. Erst bei spätern Lehrern im Talmud finden wir einige Anklänge von Aufstellungen gewisser Tugenden als ethische Grundsäße. So von dem Lehrer Ben Soma (im Anfange des 2. Jahrh.) in folgendem Sage: „Wer ist weise? Der von jedem Menschen lernt; (P. 119. 99.) Wer stark? Der seinen Trieb unterdrückt (beherrscht), denn es heißt: „Der Langmüthige ist mehr als ein Held, und der über seinen Willen (Geist) herrscht, größer als ein Städteeroberer" (Spr. 16. 32.) Wer ist reich? Der sich mit seinem Theile freut, denn es heißt: so du non deiner Hände Mühen isfest, heil und wohl dir“ (Ps. 128. 2). Wer ist geehrt? Der die Menschen ehrt, denn: „Die mich ehren, ehre ich, und die mich geringschäßen verachte ich (1. S. 2. 30.)") Wer denkt hierbei nicht an die oben aufgestellten vier Kardinal tugenden, die hier nur in einer etwas veränderten Gestalt wiedergegeben sind. c. Böses und Gutes. Wie die philonische Lehre vom „Bösen und Guten". auffallend gegen die biblische verstößt, haben wir schon oben dargethan. Wir bringen als Ergänzung hier nur noch einen talmudischen Ausspruch, der gegen die philonische gerichtet zu sein scheint. Von der Zeit an, da Gott gesprochen: Siehe, ich lege euch heute vor den Segen und den Fluch, das Leben und das Böse, wählet das Leben!") kommt aus dem Munde des Höchsten weder das Böse noch das Gute,) fondern das Böse erfolgt auf die böse That und das Gute tritt bei denen ein, die das Gute thun." Die Willensfreiheit ist der Grund dieser Lehre, ihr Zugeständniß führte zu dieser Darstellung vom Bösen und Guten, aber Philo erkennt die biblische Lehre von der Willensfreiheit an und doch weicht er in der Darstellung des Ursprunges vom Bösen und Guten von der Bibel ab, da er denselben nicht in den freien Willen des Menschen, sondern in dessen Leiblichkeit fest. Ueber die andern Themen dieser Ethik bitte ich die betreffenden Artikel in dieser Realencyclopädie nachzulesen. Mehreres siehe: Religionsphilosophie.

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Friedensopfer bw, siche: Erfüllungs- oder Erstattungsopfer.

Fromme unter den Böltern der Welt. obyn ni Ton, Fromme, oder Gerechte unter den Völkern der Welt, obyn mio pr. Im ersten Jahrhundert nach der Auflösung des jüdischen Staates durch die Römer, wo es galt, nicht mit dem Untergang des politischen Lebens auch das religiöse untergehen zu lassen wurde in den Schulen der Gesezes- u. Volkslehrer über die Mittel zur Erstarkung der jüdischen Religion unter ihren Anhängern verhandelt. Der Patriarch R. Gamliel II (f. d. A.). R. Josua (f. d. A.), R. Elieser (j. d. A.), R. Akiba (j. d. A.) u. a. m. waren die maßgebenden Persönlichkeiten, welche Vorschläge machten, über dieselben debattirten und sie zum Abschluß brachten. Die Wiederherstellung der Einheit führte zum Ausschluß der Sektirer die man als nicht der Seligkeit (des Antheils in der künftigen Welt) theilhaftig erklärte. Die Mischna Sanhedrin Abschn. 11. 1. nennt mehrere dieser Sektirer und eröffnet dem Forscher einen Einblick in die damaligen religiösen Richtungen innerhalb des Judenthums. Es kam nun auch das Verhältniß des Heiden, der theilweise das Gefeß, die soge1) Siehe: Lehre u. Geseß“ u. „Sittenlehre". 2) Aboth 4. 1. 3) 5 M. 11. 36. 4) Algid. 3.) Bon Ausschließungen sprechen noch die Tojepstá, Sanhedria Absch. 11; Aboth der Auz spruch von R. Eliejer aus Mobiim (s. d. A.) u. a. m.

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