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Agada, 7728, Hagada, 1777. Als Ergänzung des Artikels „Agada“

in Abteilung II. dieser R.-E. behandeln wir hier die Auffassung und Würdigung der Agada in der nachtalmudischen Zeit. Aus dem Artikel „Agadisches Schrifttum" in Supplement I., wo die Schriften der Agada einzeln angegeben werden, deren Abfassung bis in das 8. Jahrhundert hineinragt, ersehen wir, daß die Agada nicht mit dem Schluß des Talmuds gegen Ende des 5. Jahrhunderts ihren Abschluß gefunden, sondern noch Jahrhunderte nach demselben ihre weitere Entwickelung hatte. Aber dieses spätere Wachstum derselben wurde von den fremdartigen Bestandteilen, die da teilweise schon vorher, wenn auch in geringerem Maße, Aufnahme fanden, fast überwuchert, welche die reine Lehre des Judentums von Gott, Gottesverehrung und der Ethik gar sehr trübten. Die Agada (f. d. A.) hat die freie menschliche Reflexion zu ihrer Basis, fie geht aus der subjektiven Anschauung des Menschen hervor und ist somit ein Produkt der Zeitideen des Landes, in welchem die Agadisten gelebt. Kein Wunder daher, wenn wir in ihren Aussprüchen Vieles von dem Glauben und Wissen in allen seinen Arten und Abstufungen der sie umgebenden Völker vorfinden, als z. B. den Aberglauben der Astrologie (s. d. A.), der Dämonen, der grobsinnlichen Darstellungen von Gott, den ganzen mystischen Spuk von Geisterbeschwörung und Geisteraustreibung, den Zauberkünften u. a. m. Aber diese fremde Beimischung in den Lehren der Agada, welche die Ideen und Lehren des gräßlichsten Aberglaubens unter den Juden verbreiteten, fand bald ihre heftigsten Gegner, die mit starkem Proteste gegen dieselben auftraten und sie aus der Mitte der Judenheit weggewünscht hätten. So ruft im 2. Jahrh. n. R. Elieser dem R. Akiba auf seine agadische Aeußerung: „Elia Sohn Berachel im Buche Hiob sei Bileam, und der Holzsammler in der Wüste am Sabbat sei Zelophchad (f. d. A.) gewesen“ zu: „Akiba, so oder so wirst du einst darüber zu Gericht gefordert werden"!'); auch R. Akiba verwies seinen Zeitgenossen „Pappus" wegen seiner Erklärung 1. M. 3. 22: „Wie Einer von uns", „daß dieses sich auf die Engel beziehe": "Genug, Pappus!"") Im 3. Jahrhundert hören wir von R. Chia, der selbst Pfleger der Agada war, als ihm eine Agadaschrift zu Gesicht kam: „Wenn darin noch so viel Gutes steht, möge die Hand desjenigen abgehauen werden, der es geschrieben!" 3) „Diese Agadeta", mahnte ein Anderer, R. Josua ben Levi, „wer sie aufschreibt, hat keinen Anteil im Jenseits, wer sie vorträgt, soll verbrannt werden, und wer sie anhört, hat keinen Lohn dafür zu erwarten".") Schärfer tritt dieser Protest noch im 4. Jahrh. durch R. Seira hervor: Er nannte die Agadaschriften: „Herenbücher!", und als man ihn nach dem Grund davon frug, antwortete er: „So frage sie selbst, und sie werden es dir sagen!"5) Es machten sich mehrere Grundfäße gegen die Agada geltend, die später als normativ galten: „Man lerne nicht (folgere nicht) von der Agada;"6) „Man verlasse sich nicht, stüße sich nicht auf die Agada;"") ferner: „Der Schriftvers geht nicht aus seinem einfachen Wortsinn

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1) Jeruschalmi Sote Absch. Siehe: „Akiba“. 3) Midrasch rabba 1. M. Absch. 21. 3) Baba kama S. 55 b. Jeruschalmi Sabbat Absch. 15.) Jeruschalmi Berachoth Absch 15. Jeruschalmi Maaseroth Absch. 3. *) Jeruschalmi Pea Absch. II. S. 17 a. 1) Siche: „Halacha“.

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heraus.") Die Agadisten, die Agadalehrer, nahmen von diesen Protesten keine Notiz, die Agada erhielt ihre weitere Entwickelung, und man erstaunt über die wilden Auswüchse und die unbändigen Ausartungen derselben. Zu den schon im talmudischen Schrifttume gekannten Schmähagadoth", 1 1, gejellte fich hier die Ueberhandnahme der mystischen, vermenschlichenden Ausschmüdungen und Vorstellungen von Gott, dem Gottes- und Himmelsheere und allerlei Aberglauben, die im Parsismus ihren Ursprung hatten. Hierzu kam, daß den Juden im römischen Reiche bei ihren Thoravorlesungen die Anwendung der agadischen Auslegung verboten wurde,) was eine desto stärkere Anhänglichkeit an der Agada hervorrief. Man sammelte die Lehren und Aussprüche der Agada in ihren sonderbarsten Arten, vereinigte sie zu Schriften, die fälschlich Männern von Namen und Klang aus verschiedenen Zeiten zugeschrieben wurden. So entstand eine starke Anzahl pseudoepigraphischer Agadaschriften, über die wir auf die Artikel Agadisches Schrifttum", "Mystik" und "Jezirabuch" verweisen. Das war ein Ueberschreiten aller Grenzen, dem bald ein Damm entgegengesezt werden mußte. Es dauerte nicht lange, Oppositionen und Proteste erhoben sich gegen diefes Treiben der Agadisten, bessere Einsicht gewann unter den Gelehrten die Oberhand und man schämte sich der Entstellung der Religion des Judentumes, die derselben durch diese Ausartungen der Agada beigebracht wurde. Erst waren es die Karäer, welche auf diese Auswüchse der Agada hinwiesen und dieselben mit als Grund ihres Ausscheidens aus dem Rabbinismus angaben.) Zu diesen kamen die Angriffe von Seiten der Christen und der Araber auf das Judentum, denen diese Agada viel Material für dieselben lieferte. Von allen Seiten in der Judenheit erwachte daher das Bedürfnis, die Agada in ihrer Absonderlichkeit entweder ganz aufzugeben, d. h. sich von ihr loszusagen, oder sie zu erklären. Beides fand statt. Die meisten Bibeleregeten vom 11. Jahrh. ab verwarfen die agadische Auslegung der Schrift, sobald sie sich nicht mit dem natürlichen Sinn des Schriftverses vereinigen ließ.) Dagegen versuchte man, die andern Teile der Agada, die nicht zur Bibeleregese gehörten und vernunftwidrig schienen, zu erklären und vernunftgemäß darzustellen. Lezteres war die Arbeit der jüdischen Gelehrten vom 9. Jahrh. bis gegen das 16. Jahrh. und darüber, zu denen die berühmtesten Gäonen an den Hochschulen zu Sura und Pumbadita") in Ba= bylonien und die bedeutendsten Religionsphilofophen der Juden in Spanien, Nordafrika, Südfrankreich u. a. D. gehörten. Man bemühte sich zu erklären: a. die Widersprüche derselben; b. die Aussprüche, die ungereimt, unglaublich, unjüdisch und unfittlich erschienen; c. die starken sinnlichen Schilderungen von Gott und den himmlischen Wesen, kurz Alles in den agadischen Schriften, was in Folge der fortgeschrittenen, menschlichen Erkenntnis unverständlich geworden. Viel mochte hierzu auch der erwachte Forschungstrieb und die wissenschaftliche Thätigkeit, die durch die Araber vom 8. Jahrh. ab bei den Juden eingezogen war, beigetragen haben. Später, etwa vom 12. Jahrh. ab, kam man dahin, eine Klassifizirung der agadischen Aussprüche vorzunehmen und gewisse Grundsäße für ihre Auffassung und Erklärung aufzustellen. Doch fehlte es zu jeder Zeit auch unter den jüdischen Gelehrten noch immer nicht an solchen, die von den erwähnten Erkärungen abfahen und bei den wörtlichen Angaben der Agada stehen blieben. Zu diesen gehörten die Mystiker verschiedener Jahrhunderte, welche an dem Anthropophormismus festhielten und so als die Anthropophormisten in der Geschichte der jüdischen Religionsphilosophie bekannt sind.") Von den Grundsäßen,

') Sabbat S. 63a; Jebamoth S. 11b. u. S. 24a. 0100 TA NIT

IN 2) Graet, Geschichte B. V. S. 29. 3) Siehe darüber meine Arbeit über die Karäer in Winter und Wünsche, Jüdische Litteratur von S. 68 an. *) Siehe darüber weiter. ) S. d. A. •) Siehe weiter und im Artikel „Kabbala".

die man für die Auffassung der Agada aufstellte, nennen wir erst die von Abraham Maimonides, Sohn des Moses Maimonides, in seiner Schrift: „Ueber die Deraschoth."') Nach einer Einleitung, worin nachgewiesen wird, daß die Aussprüche des Talmuds, die nicht göttliche Offenbarungen sind, als Erzählungen, Angaben über Naturerscheinungen u. a. m. nicht blindlings aufgenommen, sondern geprüft und erwogen werden müssen, stellt er folgende Regeln darüber auf: „In den Deraschoth, Agadoth, giebt es 5 Arten: 1) die, welche wörtlich genommen und verstanden werden müssen, wozu die Aussprüche der Sittenlehre (s. d. A.) zu rechnen find; 2) die, welche nach ihrer innern Bedeutung, ihrem geistigen Inhalt erklärt werden sollen. Es sind allegorische Säße, die von Moses Maimonides in seiner Schrift More Nebuchim" erklärt werden. 3) Die, deren Erklärung und Verständnis schwierig ist, und die doch nur nach ihrem natürlichen Sinne zu fassen sind; 4) die der poetischen Anwendung und wißigen Anknüpfung einer Moral an dem hebräischen Ausdruck eines Schriftverses, als z. B. ¬uyonu Sawa wy „Berzehnte, damit du reich werdest;" endlich 5) die der hyperbolischen Redeweise, der übertriebenen Schilderungen und Angaben. Ebenso giebt er zum Verständnis des historischen Teils der Agada, der Erzählungen und der geschichtlichen Angaben, Folgendes an: 1) die, welche als wirkliche Ereignisse zu halten sind. Ihre Aufzeichnung geschah wegen gewisser Geseze, ethischer Lehren, Glaubenssachen oder sonstiger Merkwürdigkeiten. 2) Die, welche als Träume aufzufassen sind, nämlich, wo von Engeln, Dämonen die Rede ist; 3) die Erzählungen, welche als hyperbolische Berichte erklärt werden müssen und 4) die der Gleichnisse und Parabeln (f. d. A.). Ein Anderer, Jesaia di Trani,) hat darüber: „Die Midraschim (Agadoth) bestehen aus drei Arten: a. Hyperbolischen Säßen; b. Wundersagen und c. verschiedenen Arten von Schrifterklärungen, wodurch jedoch der natürliche Sinn des Schriftverses nicht verdrängt werden darf, der immer als Hauptsache angesehen werden muß.) Von den Midraschim sind manche, die sich dem einfachen Wortsinn nähern; manche wieder, die in der Schrift nur Andeutung, n, finden. Andere endlich sprechen von sechs Klassen der Agadaanssprüche, die nicht berücksichtigt zu werden brauchen: 1) die, über deren Angaben geteilte Meinungen herrschen; 2) die, von denen der Vortragende später Abstand genommen; 3) wo der allgemeine Saß dem einzelnen widerspricht; 4) beliebige Schriftdeuteleien, „w, oder Schriftanlehnungen,__8; 5) unmögliche Geschichten, deren Erzählungen von keinem Nußen sind und 6) wissenschaftliche Angaben, als aus der Medizin und anderen Wissensfächern, die nicht geglaubt zu werden brauchen, sobald sie nicht mit unserer Einsicht übereinstimmen.) Wir wollen sehen, ob diese Aufstellung der Normen mit den Lehren und Meinungen über die Agada von den anderen jüdischen Gelehrten vor und nach ihnen übereinstimme. Erst die Gelehrten des 9. und 10. Jahrhunderts. Von diesen nennen wir als den ältesten dieser Zeit: Jehuda b. Karisch oder Koraisch (870-900); er verfaßte ein sprachvergleichendes Werk (des Hebräischen und Arabischen), worin er gegen den Anthropophormismus der Agada stark herzieht.") Entschieden geht er gegen die agadische Exegese vor, sobald dieselbe gegen die vernunftgemäße Auffassung des Schriftsinnes verstößt. So erklärt er 1. Chr. 3. 17., daß Serubabel b. Pediah und Serubabel ben Sealtiel identisch seien, nur daß er bald nach seinem Großvater (Pediah war der Sohn des Sealtiel),,ben Sealtiel", bald nach seinem Vater ben Pediah" heißt, gegen die Auffassung der Agada, daß Assir und Sealtiel (1. Chr. 3. 17.) 1) Abgedruckt in dem 27 von Lichtenberg, Leipzig 1856. 2) In

der Schrift

שהיא שיקר

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zu Aboda sara Absch. 1.

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אין מקרא יוצא מידי פשרטר (3

*) In Abravanels Schrift mwa nywi S. 17. Königsberg 1846. 3) Zunz, Gottesdienstliche Vorträge S. 396. Anm. a.

nur Beinamen feien, wonach Serubabel, der Enkel, und Serubabel, der Großvater, eine Person gewesen wäre.') Ferner erklärt er, daß die 1. Chr. 3. 19. Ende aufgezählten 10 Generationen nach Serubabel erst am Ende des Bestandes des zweiten Tempels aus den Annalen der Könige entnommen und hier eingeschoben wurden, ebenfalls gegen die agadische Annahme,2) daß Esra die Genealogie der Chronik geschrieben, und er nicht früher aus Babylonien nach Palästina gezogen war, bis er die Geschlechtstafel bis auf seine Person hergestellt hatte.") Nach ihm geben wir den Gaon Saadia b. Joseph Fajumi (892-942) an. So sehr derselbe ein Verehrer der talmudischen Lehren und Traditionen war und für dieselben gegen die Karäer kämpfend auftrat,) treffen wir ihn doch in seiner Bibeleregese gar oft gegen die agadischen Auslegungen, sobald diese von dem einfachen Wortsinn der Schrift abweichen, andere, passende Erklärungen anführen. Er erklärt zu 1. Chr. 3. 1., daß Daniel, Sohn Davids, auch Kilab, EN, heißt, weil er seinem Vater völlig ähnlich war; also, gegen die talmudische Angabe: weil er den Mephiboseth, Sauls Sohn, in der Gefeßeskunde beschämt hatte."5) Ebenso tritt er gegen die Agada auf,) welche Mered in 1. Chr. 4. 18. mit Kaleb ben Jephune identisch hält.') Ferner erklärt er gegen die Agada die Stelle 4. M. 22. 28., daß nicht die Eselin, sondern ein Engel gesprochen hätte;8) ebenso soll nicht die Schlange (1. M. 3. 1.), sondern ein Engel zu Eva gesprochen haben.) Er wagte es, Tertzusäße und Tertänderungen in der Schrift gegen die talmudischen Angaben vorzunehmen. 1o) Doch möchte er nicht die Agadaaussprüche bildlich erklärt haben, weil man dann gewohnter Weise auch zu einer allegorischen Erklärung der Schrift und ihrer Geseze greifen könnte.'') Mehr erfahren wir von dem Dritten dieser Zeit, von Jfaat b. Suleiman (Salomo) Israeli (845 940). Im 3. Teil Kap. 17 seiner Schrift „Jesod olam“ sagt er: „Unsere Rabbiner, die in alle Geheimnisse eindrangen sprachen allegorisch, wie sie in den Agadoth und Midraschim thun, um die göttlichen Wissenschaften vor dem gemeinen Volk zu verbergen, von denen sie nur anspielend und räthselhaft sprechen. So reden sie von niedrigen Dingen, wenn sie höhere im Auge haben." Der Vierte, Scherira Gaon (968 998), verfaßte eine Schrift über die Agada „Megillath Setharim“, obra Dn, in der er sich über den Wert der Eregesen und anderer Aussprüche und Lehren der Agada in Folgendem ausspricht: Die Gegenstände (Lehren und Angaben), die dem Schriftverse entnommen werden, heißen Midrasch und Agada und sind nur subjektive Meinungen." 12) Nach diesem Grundsay hat er agadische Exegesen der Schrift bald verworfen, bald als richtig erkannt, auch andere Angaben und Aussprüche der Agada erklärt. '3) Als den Fünften geben wir den Gelehrten Jakob ben Nissim in Kairwan (gest. 987) an, von dem es be

') Zitirt_in_dem Kommentar zur Chronik, edit. Kirchheim. 2) Baba bathra S. 15a. 3) Auch diese Erklärung von Jehuda b. Koraisch_wird dort_zitirt. ) Siche: Karäer" in Jüdische Litteratur" von Winter und Wünsche. ) Gemara Berachoth S. 4a.w

D. Diese von der Agada abweichende Schriftauffassung Saadias zitirt der Chronikkommentar edit. Kirchheim zur Stelle. ") Gemara Megilla S. 13a. 2) Zitirt in genanntem Kommentar zur Stelle. ) In Aboth 5. 6. heißt es, daß der Mund der Eselin zu den Gegenständen gehört, die Gott geschaffen habe. ) Zitirt von Abraham Ibn Esra zur Stelle. 10) Beispiele in Weiß, Tradition IV. S. 144. aufgezählt. 1) Saadja Emunoth Wedeoth Absch. 7. 1. 12) Zitirt in der Vorrede des Buches,,Menorath Hamaor" von Aboab

מילי דנפקי הגי Weis in feiner Gefchichte ber grabition, seit מפסוקים מקרי מדרש ואגדה אומדנא כינהו

IV. S. 171. erweitert diesen Ausspruch Scheriras, ohne zu bedenken, daß diese Erweiterung nicht mehr von Scherira, sondern von den Späteren herrührt. So heißt es ausdrücklich im „Menorath Hamaor" nach diesem Zitat von Scherira:, sie sagten darüber“, also Andere, aber nicht mehr Scherira“. Das Zitat von Scherira ist da zu Ende. 13) Beispiele sind bei Weiß IV. S. 171. Anm. 17. u. S. 172. Anm. 18.

tannt ist, daß er bei sonderlichen Angaben der Agada ausrief: „Das ist wieder eine Agada, von der die Rabbanan sagten, daß man sich auf die Agada nicht ftüßen soll!"') Er bemühte sich, viele Agadoth vernunftgemäß zu erklären, und was von ihren Aussprüchen sich nicht mit der Vernunft vereinigen ließ, verwarf er. Bom Schluß des 10. Jahrhunderts haben wir noch den Gelehrten R. Chananel ben Chufchiel, ebenfalls in Kairwan. In seinen Responsen,2) sowie in seinem Kommentar zum Talmud3) versucht er, die anthropophormistischen Aussprüche der Agada, die Gott menschlich darstellen, als Allegorien aufzufaffen, um dieselben vernunftgemäß zu erklären, besonders wenn es galt, die Angriffe der Karäer auf das rabbinische Judentum zu entkräften. Bedeutenderes noch erfahren wir von den Gelehrten des 11. Jahrhunderts. Obenan gebührt der erste Plaß dem Gaon Rab Hai (998-1038). Den Grundsaß seines Vaters Scherira Gaon (f. oben) über den Wert oder Unwert der Agada hat er in seinen Responsen weiter ausgedehnt und viel ausführlicher angegeben. Jede Agada", sagte er, ,,welche sich in den Traktaten des Talmuds vorfindet, ist wertvoller als die, welche nicht da aufgenommen wurde und in anderen Schriften gebracht wird. Bei den Agadoth im Talmud sollen wir möglichst das Irrige in denselben wegzuschaffen suchen (d. h. fie vernunftgemäß erklären); geht dies nicht, so betrachte man fie gleich den Lehren, die keine Verbindlichkeit für uns haben. Aber bei den Agadaaussprüchen in den anderen Schriften brauchen wir auch dies nicht zu thun, sondern lehre und trage sie vor, wenn dieselben nach unserer Anschauung richtig find, wenn nicht, so beachte man sie nicht.") Deutlicher noch hören wir ihn anderwärts: „Wisse, daß die Worte der Agada keine Tradition find, sondern Jeder deutete nach seinem Verständnisse, auch stellte er seine Auffassung nur als möglich, aber nicht als sicher und bestimmt auf, daher stüße man sich nicht auf die Agada."") In seinen Erklärungen der Agadaaussprüche unterschied er sich von den anderen Gelehrten, daß er nicht in ihnen Andeutungen von philosophischen Systemen oder philosophischen Lehren suchte und sie darnach erklärte, sondern sie nach den Anschauungen der Zeit, der dieselben angehörten, zu verdeutlichen strebte.) Er spricht es deutlich aus, daß die Anschauungen der Philosophen sehr fern von denen der Rabbinen sind.') Nächst ihm kommt der durch profanes Wissen und jüdische Gelehrsamkeit ausgezeichnete Samuel Hanagid (der Fürst) (1027-1055). Derselbe sagt in seiner Einleitung zum Talmud:) "Jede Erklärung im Talmud betreffs eines Gegenstandes, der nicht zum Geseß gehört, ist „Agada“, von der du nur das anzunehmen brauchst, was dir einleuchtet. Wisse jedoch, daß Alles, was unsere Weisen gesegneten Andenkens als Halacha und Gebot festgesezt haben, von unserm Lehrer Mose, Friede mit ihm, herstamme, der es von Gott empfangen, daß demselben nichts hinzugefügt oder weggenommen werden darf. Dagegen ist Alles, was aus dem Schriftverse erklärungsweise entnommen ist, subjektiv, da Jeder, was sich ihm darbot oder was er mit seinem

הא מילתא אגדתא וכל דדמי ליה אמרו רבכן אין סימוכין על אגדה

1) Siehe Rappoports Biographie von N. Nissim in ,,Bikure Haitim" 1831. S. 62. Anm. 10. 2) Vergl. Theschuboth Hageonim, gedruckt in Lyk. 110-119. 3) Zusammengestellt in Biccure haitim 1831. S. 20. Anm. 14. zu Rappoports Biographie dieses Gelehrten. ) Aboab Menorath hamaor,

Eschfol Teil II. S. 47 Vorrede. Zitirt bei Weiß, Tradition IV. S. 178. 5) Kobak, Je

Ausführlicher im כל מה שקבעו בתכניוד מהירר מיביה שלא נקבע Borrebe, nannlich

יען כי דברי אגדה לאי כשמער (שמעתתא) כינהו אלא כל אחד .43 .6 .schurun II דורש מה שעלה על לבו כגון אפשר ייש לומר לא דברי חיתוך לפיכך אין סומכין

Vergl. Theschuboth Hageonim, gedruckt in Lyf. 12. von Joab; 13. über Pesachim 118b; 15. und mehrere andere zitirt Weiß, Tradition IV. S. 179. Anm. 7. u. 8. ) Theschuboth Hageonim 28. ) Beigedruckt dem Traktat Berachoth.

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