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Der Verfasser hat sich seit Jahrzehnten um die Geschichte der englischen Katholiken namentlich unter Elisabeth verdient gemacht, zunächst durch Aufspürung neuer Quellen in englischen, römischen, spanischen Archiven; die neueren Veröffentlichungen von Akten über die englischen Blutzeugen stammen vorwiegend aus seiner Hand'); einigermaßen verwandt sind seine Publikationen zur Geschichte der Schottenkönigin Maria Stuart. In zahlreichen Aufsätzen, namentlich in der Zeitschrift der englischen Jesuiten The Month", hat er dann viele der dornigen Fragen, an denen die Geschichte der englischen Katholiken so reich ist, eingehend untersucht und allseitig erörtert. Das vorliegende Buch ist eine Zusammenfassung und Ergänzung dieser Einzelstudien zu einem größeren darstellenden Werk.

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Den Vergleich mit seinem Vorgänger braucht P. nicht zu scheuen. Die glänzende Darstellung, über welche A. O. Meyer 'verfügt, zeigt P.s Arbeit freilich nicht; sie ist aus Einzeluntersuchungen entstanden und verleugnet diesen Ursprung nicht, dafür ist aber die Behandlung der einzelnen Fragen weit eingehender und tiefer. Schon der äußere Umfang der beiden Bücher zeigt es: rechnet man die von Meyer gedruckten neuen Aktenstücke ab, so behandelt ungefähr auf der gleichen Seitenzahl (der englischen Ausgabe) Meyer Elisabeths ganze Regierungszeit, Pollen nur deren erste Hälfte. Die einzelnen Tatsachen zum Aufbau der Geschichte der englischen Katholiken sind denn auch bei ihm reichlicher als irgendwo anders zusammengetragen. Schon darin lag keine kleine Schwierigkeit; wenn für einzelnes, wie z. B. die Nuntiaturen Parpaglias und Martinengos, die unter Pius IV Elisabeth zum Trienter Konzil einladen sollten, die Quellen reichlich fließen, so müssen für anderes die Notizen zur Katholikengeschichte mühsam aus Gesandtschaftsberichten zusammengesucht werden, die das Religiöse nur in zweiter Linie berücksichtigen. Es kommen so bei P. ungefähr die sämtlichen Welthändel der damaligen Zeit zur Sprache, soweit sie eine Beziehung zu den englischen Katholiken haben,

1) Acts of English Martyrs hitherto unpublished. By John Hungerford Pollen. London 1891. J. H. Pollen, Unpublished Documents relating to the English Martyrs I 1584-1603 (Cath. Record Soc. V) London 1908; The Martyrs declared venerable. Edited by Edwin H. Burton and J. H. Pollen, I 1583-88 London; W. Allen, A briefe historie of the glorious martyrdom of twelve rev. priests, Father Edmund Campion and his Companions ed. by J. H. Pollen. London 1908, Biographies of English Catholics in the eighteenth Century by the Rev. John Kirk, edited by J. H. Pollen and Edwin Burton, London 1909,

geeignet sind, ihre Lage zu erleichtern oder zu verschlimmern, und die Darstellung schöpft durchweg aus den ersten Quellen. Daß des Benediktiners L. Serrano, des jetzigen Abtes von Silos, Correspondencia diplomática entre España y la Santa Sede durante el pontificado de S. Pio V, Roma 1914 nicht mehr benutzt wurde, wird man wohl dem Weltkrieg auf Rechnung schreiben dürfen oder vielleicht auch der Gewohnheit des Britischen Museums, größere Werke erst nach deren Vollendung anzuschaffen.

Größere Schwierigkeiten als die Sammlung der geschichtlichen Tatsachen bereitet das Urteil über manche Persönlichkeiten und Ereignisse, mit denen P. sich zu beschäftigen hat, wie z. B. über die Bannbulle Pius' V gegen Elisabeth, die Verschwörung des Ridolfi, den Aufstand von 1569. Unseres Erachtens liegt P.s Stärke gerade in der allseitigen und scharfsinnigen, ruhigen und nach beiden Seiten hin unparteiisch abwägenden Wertung der Quellenzeugnisse und Würdigung der Persönlichkeiten, in der Erörterung der Ursachen und der Tragweite der einzelnen Tatsachen und in deren Einordnung in die großen Zusammenhänge der Weltereignisse. Wenn wir in dieser Beziehung noch einen Wunsch 'hätten, so wäre es der, daß der Verfasser mehr auf die Grundsätze und Anschauungen eingegangen wäre, die den einzelnen Entscheidungen, namentlich der päpstlichen Politik, zugrunde liegen. Das 16. Jahrhundert ist eine Zeit des Übergangs, eine neue Welt bricht an, aber vielfach stehen die leitenden Männer noch auf dem Boden der mittelalterlichen Anschauungen. Nun haben freilich heute weite Kreise einen Widerwillen. dagegen, sich in Erörterungen- grundsätzlicher Natur einzulassen. Wir meinen aber, daß es in maßvoller Weise doch geschehen muß, denn das Tun und Denken der damaligen Menschen ist nur auf Grund solcher Darlegungen zu verstehen.

Die acht Einschaltbilder des Bandes geben in Lichtdruck alte Porträts von Elisabeth, Burghley, Philipp II, Pius IV u. V, Campion, sowie das Original der Bannbulle gegen Elisabeth und eine Proklamation der schottischen Regierung von 1572 betreffend eine angebliche Päpstliche Liga gegen die Protestanten.

Der umstrittenste Punkt in der damaligen Katholikengeschichte betrifft wohl die Bannbulle Pius' V. Es sei deshalb P.s Urteil über diesen Schritt des Papstes hier der Hauptsache nach wiedergegeben (p. 156 f): „Wenn die Bulle unter so vielen Rücksichten ein Fehlgriff zu nennen ist, so beweist das noch nicht, daß ihre Wirkung ganz oder auch nur vorwiegend eine schädliche war. Alba und Philipp hatten ohne Zweifel recht, wenn sie schlimme Folgen voraussagten: die Minderung des päpstlichen Ansehens, Gewissensunruhen für die GläuZeitschrift für kathol. Theologie. XIV. Jalrg. 1921

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C. A. Kneller, Pollen, Archpriest Blackwell

bigen, den Abfall von manchen, die vorher, wenn nicht entschieden, so doch immerhin noch auf dem Boden der alten Kirche standen. Aber auf der andern Seite war es ein unschätzbarer Vorteil, wenn es nunmehr jedermann offenbar wurde, daß Elisabeth und ihre Anhänger von der katholischen Kirche abgeschnitten waren . . . Die Bulle schuf Klarheit darüber, daß es Sünde sei, die protestantischen Kirchen auf ihren Befehl hin zu besuchen; den Katholiken der Tudorzeiten mit ihrer bedauernswerten Neigung, die religiöse Freiheit der Laune des Fürsten zu opfern, hatte das bisher durch nichts begreiflich gemacht werden können. Nun aber fingen endlich die Weigerer des Kirchenbesuchs an, eine besondere Klasse zu bilden, die einen eigenen Namen, den der Recusanten erhielt.

„Schon vorher gab es allerdings solche Weigerer; die Regierung hatte anfangs weder das genügende Beamtenheer, um Gehorsam zu verlangen, noch besaß sie genügend festen Boden unter den Füssen, um ihn erzwingen zu können. Aber als ihre Macht wuchs, ihre Tyrannei in Anwendung der Gesetze immer weitere Grenzen zog und der Widerstand der Katholiken immer schwächer, seltener, weniger ausdauernd wurde, konnten die Beamten sich einreden, daß alle ohne Ausnahme bloßgestellt seien, daß niemand sich noch weigern würde, wenn nur die königliche Autorität genügend sich einsetze. Es ist schwer einzusehen, was anders die Katholiken aus ihrem verhängnisvollen Todesschlaf aufrütteln konnte, wenn nicht ein Donnerschlag wie die Bulle.

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Ob die Bulle nicht mit Nutzen schon früher hätte erlassen werden können, läßt sich heute kanm noch entscheiden.. Was aber jene üble Folge betrifft, daß Fragen in den Katholikenverhören mitunter die Bulle zum Ausgangspunkt nahmen, so darf man mit voller Zuversicht behaupten, daß ein so schlauer und unermüdlicher Feind wie Cecil jedenfalls auch andere Gründe gefunden hätte, um seine Opfer zu verstricken. Die,blutige Frage', von der später so häufig die Rede ist, wurde oft auf andere Gründe als auf die Bulle hin, gestellt..."

2. Wenn im Titel der an zweiter Stelle genannten Schrift nichts vom Erzpriesterstreit in den letzten Jahren Elisabeths erwähnt ist, obschon sie diesen, unseligen Streit zum Gegenstand hat, so will Pollen damit von vornherein seine Auffassung jener Vorgänge kennzeichnen. Die bisherigen Darstellungen verweilen ausführlich bei allen Einzelheiten des Streites, legen ausführlich dar, wie der Widerstand einer Weltpriesterpartei gegen den Erzpriester sich entwickelte, wie er zu einem Federkrieg zwischen Jesuiten und Weltpriestern sich erweiterte, wie diese letztern sich

sogar mit dem anglikanischen Erzbischof in Verbindung setzen und davon träumen, durch Zugeständnisse im gallikanischen Sinn und das Opfer der Jesuiten den Katholiken Englands Duldung zu erwirken. Von der Errichtung des Erzpriesteramtes sprechen sie so, als ob es nur deshalb von Bedeutung wäre, weil es zu jenen Streitereien Anlaß gab. P. betont, daß die Sache eigentlich umgekehrt liegt. Jene Zwistigkeiten sind die Nebensache, die Hauptsache ist, daß durch Einführung des Erzpriesteramtes endlich ein Schritt zur Neuorganisierung der englischen Kirche geschah. In den ersten Zeiten nach dem Sturz der alten Hierarchie war der Papst der einzige Bischof Englands; dann erhält Kardinal Allen durch sein überragendes persönliches Ansehen eine Art von Oberleitung, die er von Rom aus übt. Durch die Einsetzung eines Erzpriesters wird endlich ein Amt geschaffen, dessen Träger in Engtand selbst sich aufhält und nicht nur kraft persönlicher `Eigenschaften und persönlichen Ansehens regiert, sondern kraft der amtlichen Vollmachten, die er von Rom erhalten hat. An Tragweite überragt dieser päpstliche Akt bei weitem die Bedeutung der Streitigkeiten, die sich an ihn knüpfen.

Zur Entschuldigung für die Heftigkeit, mit der jener Streit geführt wurde, macht Pollen darauf aufmerksam, daß der damaligen Zeit die Liebe zum Streit im Blute liegt. Heinrich IV von Frankreich mußte in zwei Jahren 1800 Begnadigungen wegen Todschlags im Duell erlassen (S. VI)! Eine andere Entschuldigung mag darin liegen, daß die beständigen Verfolgungen bei deren Opfern eine hochgradige Nervosität ausgelöst hatten (ebd.).

Innsbruck.

C. A. Kneller S. J.

Das Kulturproblem der Kirche. Ein Dialog mit meinen Kritikern von Fr. W. Foerster. Sonderabdruck des Nachwortes zur 4. Auflage von des Verfassers Buch „Autorität und Freiheit". 8°. 74 S. Kempten, Kösel, 1920.

F.s Stellungnahme zur kath. Kirche steht, wie schon früher, so besonders seit dem Streit F.-Kieft wieder im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Um so anregender muß es sein, wenn er in seinem jüngst veröffentlichten Dialog rückhaltloser denn je in sein Inneres blicken läßt. Das Ergebnis seiner Auseinandersetzung mit dem Freidenker, dem Protestanten, dem kath. Konvertiten, dem Theologen (den kath. Politiker übergehe ich hier) ist folgendes: Obwohl F., der sich in jahrelangem, mühevollem Ringen den Inhalt des kath. Glaubens fast zur Gänze angeeignet hat, hier besonders seinen Glauben an das Wirken des hl. Geistes in der

132 A. Schmitt, Foerster, Das Kulturproblem der Kirche

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Kirche betonte und obwohl es ihn drängt, auch den äußeren Anschluß an diese Kirche zu vollziehen (vgl. die ergreifenden Worte S. 50), so glaubt er doch, dieser Sehnsucht vorerst nicht entsprechen zu können. Er meint, außer der übernatürlichen noch eine natürliche Garantie" fordern zu müssen, daß nämlich die Kirche die gegenwärtige Einengung infolge der griechischen, protestantischen und modernistischen Sezession überwinde (S. 42). Solange die Kirche diese Synthese nicht vollzogen, hält es F. für seine providentielle Aufgabe, im Interesse des kath. Gedankens" der Kirche fern zu bleiben, um durch diese Stellungnahme die Kirche sozusagen zur Reform zu nötigen (S. 52). Zu diesem Entschluß möchten wir folgendes bemerken: 1) Die Stellungnahme eines Menschen zur wahren Kirche ist nicht, wie F. meint, ein kulturelles, sondern ein rein persönliches, religiöses Problem. Selbst für den Fall, daß die Anklagen des Gelehrten gegen die äußere Form der Kirche berechtigt wären sie sind es nicht, wenigstens nicht in dem Umfang, wie F.s „Autorität und Freiheit" dartun will1) — so könnten doch Menschlichkeiten denjenigen nicht mehr vom Anschluß an die sichtbare Gemeinschaft der Kirche abhalten, der sie als die wahre Kirche Christi erkannt hat2). Denn nicht darum handelt es sich in erster Linie, daß die Kirche von äußeren Menschlichkeiten befreit werde (ganz wird sie das nie in dieser Welt; vgl. S. 27 f), sondern darum, ob der Einzelne der Stimme des Gewissens, die ihn zur Kirche hinzieht, entspreche. Auch Newman, auf den sich F. gelegentlich beruft (S. 52), stieß sich an den römischen Gebräuchen"; doch, als ihm durch das Studium der Eutychianer und Arianer, sowie durch das Vorgehen der anglikanischen Bischöfe klar geworden war, daß die römische Kirche die allein wahre sei und im Anschlusse an sie das Heil liege, zögerte er keinen Augenblick und glaubte nicht erst zuwarten zu sollen, „bis die Kirche auf den Konvertiten vorbereitet sei" (S. 52), sondern handelte nach der ihm gewordenen Erkenntnis.

2) Doch auch abgesehen von dieser persönlich - religiösen Seite der Frage, die F. offenbar noch gar nicht aufgetaucht ist, widerspricht auch vom rein kulturellen Standpunkte aus F.s Entschluß, vorläufig noch der Kirche fernzubleiben, seinen in derselben Schrift ausgesprochenen übrigen Überzeugungen und Bestrebungen. Professor Foerster anerkennt die Leitung der Kirche durch den hl. Geißt, er stößt sich nur an den ihr trotz dieser Leitung anhaftenden Menschlichkeiten. Er ist also in ähnlicher

1) Vgl. diese Zeitschrift 34 (1910) 561-565.

2) Vgl. Hammerstein, Kontrovers-Katechismus9 S. 62 f.

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