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deutschen Mundarten andere periphrastische Tempusformen ins Spiel kommen, wird sich ebenfalls noch zeigen lassen.

3) Die Aktionsarten innerhalb der Tempusform des Praesens.

(1) Dass die Aktionsart des Praesensstammes nur durativ sein kann, wird allgemein zugegeben," bemerkt Herbig a. a. O. 199. In der That stimmt das Praesens am ungezwungensten zu Verbis mit durativer Aktionsart, vgl.: Das ist die Liebe, die wie jene Wunderpflanze aus Osten vor unsern sichtlichen Augen wächst, Immermann, Münchhausen 60. Dagegen versagt sich das Praesens den Verbis mit ausgesprochen perfektiver Aktionsart, und wenn neuerdings in Wochen- oder Jahresübersichten das Praesens beliebt ist, so geht dieses wohl an in einem Satze wie: 19. März 1900: Die Akademie der Wissenschaften begeht die Zweihundertjahrfeier, nicht aber in: 30. Juli 1898: Bismarck stirbt.

Deutlich prägt sich diese Sprödigkeit der Praesensform gegen die perfektive Aktionsart in dem Verhalten der Verba aus, die das Präfix "ge" zu sich nehmen. Dieses Präfix hat sich bekanntlich unter Zurückdrängung der ursprünglichen materiellen Bedeutung zum Ausdrucksmittel der perfektiven Aktionsart entwickelt 1). In dieser Funktion beherrscht es auch das Praeteritum und vom Praesens diejenigen Formen, die die Zeitstufe nicht voll zur Geltung bringen, so den Infinitiv, die Konjunktivformen und die Fälle mit Futurbedeutung 2). Dagegen weist der Indikativ Praesentis

1) Ein anschauliches Beispiel giebt Notker im Boethius (Hattemer 3, 172b): einen die wisen mugen getûon, daz sie wellen, unde die ubelen mugen iro mûot-willen tûon, unde in doh nemugen folle bringen. solos sapientes fosse facere quod desiderant, improbos vere exercere quidem quod libeat; quod vero desiderant, explere non posse.

2) Vgl. unz ih... kewahso in magnum corpus ecclesiae, Notker, Psalm 30, 4:

bei voller Hervorhebung der Zeitstufe nur selten das Präfix auf, und in diesen wenigen Fällen schlägt gewöhnlich dessen Grundbedeutung durch, so bei er getraut sich u. a.

Bei dieser Sachlage könnte es auffallen, dass die periphrastische Umschreibung mit dem Part. Praes. 1), der man versucht sein könnte, eine Betonung des durativen Momentes zuzuschreiben, auch im Praesens sich so stark verbreitete, wo doch das Bedürfnis am wenigsten drängte. Zunächst ist dabei zu berücksichtigen, dass diese Umschreibung in den ältesten Denkmälern stark unter dem Einfluss lateinischer Fügungen steht, sowohl der Deponensformen (fon mir selbemo ni bin sprehenti, non sum locutus, Tatian 151, 6 u. a.) 2) als auch anderer lateinischer Verbindungen mit Partizipien (bist giwalt habenti obar zehen burgi, eris potestatem habens, Tatian 151, 5 u. a.) oder Adjektiven (gilugenti weset thera Lodes quenun, memores estote, Tatian 147, 3 u. a.). Ebenso mag die Verbindung vom Praeteritum her, wo sie syntaktischen Zwecken diente, herübergenommen worden sein.

Wir finden sie bei Otfrid stark verbreitet, wo auch der Reim vielleicht von Einfluss ist:

Er richisot githiuto kuning therero liuto;
thaz steit in gotes henti ana theheinig enti.
Allera worolti ist er lib gebenti,

thaz er ouh insperre himilrichi manne.

Otfrid 1, 5, 31 ff.; ebenso 1, 4, 29. 32. 34 u. a.

Auch aus der mittelhochdeutschen und frühneuhochdeutschen Poesie stehen Belege zu Gebote:

swenne iuwer sun gewahset,

der troestet in den muot.

Nibelungenlied 1027, 3.

1) Vgl. hierzu D. W. B. 10, 313, wo die Verbindung bis in die Ursprache zurückgeführt wird, vgl. Grimm, Gramm. 42, 4-6; 125, 942.

Weinhold, mhd. Gramm. 2 s. 465 ff., mhd. Wb. 1, 128a.

2) Zu Isidor vgl. Seedorf S. 80.

des wart ir arebeiten

verre deste mér,

é si die wolgetánen brachten an den Rin;

des muosen die vil küenen starke sorgende sin. Nibelungenlied 51, 6 Zarncke

(in grôzen noeten Lachmann 334, 4).

sus wurfen si mich da her in,
als ich des beitende bin

daz sich min lip sol enden.

Iwein 4172; ebenso 7927.

Dann die stäts bi eim wonent sindt

Vor den man sich nitt húten dût.

S. Brant, Narrenschiff 39, 32 u. a. Zarncke.

Sunder sitz uffrecht alle frist

Dien dem, der bi dir sitzend ist.

Facetus. . durch S. Brant getütschet 244, s. Zarncke s. 139.

und wo du lang zeit bist regiern

Da bringst du nichts wann lauter schaden.

Hans Sachs (Litter. Verein 105) 433.

Während in den Belegen des Nibelungenliedes und noch mehr des Iwein eine durative Tendenz der Umschreibung hervortritt, macht sich später das blosse periphrastische Moment daran geltend. Erasmus Alberus schon spottet über Verbindungen wie: ich bin schreiben als Notbehelfer für den Reim (Neudruck S. 4). Doch weist auch die Prosa Beispiele auf: der sin bedarf unde ouh bedurfende ist, Altdeutsche Predigten 1, 84, Grieshaber; ist daz sache, daz ir alle keinen gerechten geworen lichtrichen vernünfftigen underscheit in ich habende sint, Rulmann Merswin 29 Lauchert. das nimett er von gotte und ist sprehende, Nikolaus v. Basel 103, 35 Schmidt, ebenso 215, 16. der man begerende ist, Steinhöwel, Aesop 6, 12; Auch so seien wir von den Türcken allein farhe.. gewarten, Hutten 164, 23. Wenn die Fügung später anscheinend ausstirbt, so beruht

dies auf mehreren Ursachen. Einmal lebt sie in der Beschränkung auf die Verbindung mit werden (vgl. das Futurum) noch heute weiter. Andererseits hat sich das Part. Praesentis neben der Kopula den Verbalcharakter nicht recht wahren können, es ist zum Adjektiv geworden. Einzelne Mundarten haben auf diesem Wege das Part. Praesentis ganz verloren 1), und auch die Schriftsprache hat es in Verbindungen wie: die Aehnlichkeit ist sprechend, täuschend mit Adjektiven zu thun. Besonders lange hält sich ich bin vermuthend, vgl. D. W. B. 12, 900.

Es giebt allerdings Fälle, wo uns das einfache Praesens zur Hervorhebung der durativen Aktionsart nicht zu genügen scheint. Wenn z. B. die Zeitung berichtet: Der Unmut der Tschechen, denen man in Wien nicht gut alles geben kann, was sie wollen, wächst, so vermisst das allgemeine Sprachgefühl etwas an der dürren Verbalform, man erwartet ist im Wachsen, wächst anhaltend oder ähnliches; vgl. die Kurse sind im Steigen, im Fallen.

(2) Während hier junge Bildungen vorliegen, die ein Ausdrucksmittel, dessen Bedeutungskraft verkümmert, zu ersetzen versuchen, sind für die inchoative Aktionsart schon aus frühester Zeit Darstellungsmittel zu verzeichnen, vgl. die gotischen Verba auf nan s. o. S. 149. In unserer Sprache hat die Klasse der schwachen Verba auf én die meisten Belege für diese Aktionsart aufzuweisen meist in Ableitungen von Nominibus so dass noch heute nach deren Analogie Neubildungen folgen; vgl.: fone dien dingen grâwén ih ze unzite, funduntur vertice intempestivi cani, Notker (Boethius) Hattemer 3, 15'; unde iz nahtét, ér an himele sternen skinen, ac nox funditur desuper in terram, nondum venientibus astris caelo 3, 22a. Wan iz vesper worden ist, so sprechit ir: iz wird luttir, wan der himel

1) Vgl. Brandstetter, Die Luzerner Kanzleisprache S. 33.

ist rótrar. Und des morgins: hute wirt ungewiter, wan der trurige himel rótet. Beheim, Evangelienharmonie. Matth. 16, 3 (Koburger: wirt roth), ebenso Cod. Tepl. Dazu vgl. chedem wars nicht so, aber wenn man altet, so schwachet man, J. Gotthelf, Käthi die Grossmutter (1847) 1, 661). Mehr und mehr aber lassen solche Verba die Aktionsart durch Präfixe zum Ausdruck kommen, die in ihrer Grundbedeutung das inchoative Moment hegen, vgl. erblühen, erschallen, veralten, verarmen (vgl. Grimm 2, 810); entstehen, entspringen, entblättern u. a., vgl. Grimm 2, 803.

Daneben werden jedoch auch Hilfsverba in den Dienst gestellt, und von diesen reicht beginnen schon in die althochdeutsche Periode zurück:

Biginnu ih hiar nu redinon, wio er bigonda bredigon joh meistera, ther uns onda, samanon bigonda.

Otfrid 2, 7, 1 u. a.; vgl. Graff 4, 4122).

Jünger sind die Verbindungen von anheben und anfangen mit dem Infinitiv, ihnen gehen für lange Zeit Ver

1) Dem Sprachgebrauch Goethes scheinen ähnliche Bildungen nahe zu liegen. Doch handelt es sich hier mehr um ein Mittel, von Nominibus Verba abzuleiten, als um eine Betonung inchoativer Aktionsart. Vgl.: Indem die Alten auf diese Weise die Farbe als ein nicht nur an sich Bewegliches und Flüchtiges ansehen, sondern auch ein Vorgefühl der Steigerung und des Rückganges haben: so bedienen sie sich, wenn sie von den Farben reden, auch solcher Ausdrücke, welche diese Anschauung andeuten. Sie lassen das Gelbe rötheln, weil es in seiner Steigerung zum Rothen führt; oder das Rothe gelbeln, indem es sich oft zu diesem seinem Ursprung zurück neigt, Goethe (Farbenlehre) 2, 3, 57:

Die Wiese grünt, gehörnte Heerde braunt,
Da wandeln Menschen gut und bös gelaunt.
Goethe, An zwei Gebrüder.

2) Vgl. gotisch duginnan, s. S. 186; s. Grimm s. 105. Die Umschreibung mit standen, gistandan, die von Otfrid bis in die Zeit der späteren geistlichen Epik reicht (vgl. Graff 6, 596. 598, mhd. Wb. 3, 575), ist auf das Praeteritum beschränkt.

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