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disciplinis uti, sed et insigni summorum virorum, clarissimi C. C. LEONHARD, consil. secret. et equit., clarissimi L. GMELIN, chemicorum coryphaei, amicitia et benevolentia ornari mihi contigit. Heidelberga invito animo relicta, ineunte semestri aestivo A. D. MDCXXXI

Berolinum me contuli, ut cl. H. ROSII, summe de chemia analytica meriti, scholis interessem. Examine interea pharmaceutico non sine laude superato, magnopere cupio summorum in litteris honorum participem fieri."

Es dürfte nicht ohne Interesse sein, auch das Protokoll über das Doktorexamen FRIEDRICH MоHRS, einmal des Kandidaten wegen, aber auch zur Kenntnissnahme der damaligen Anforderungen, die, wie man sieht, mutatis mutandis, hinter den heutigen nicht zurückstehen, kennen zu lernen. Dasselbe lautet: „Fakultätssitzung am 2. November 1832, worin MOHR examiniert wurde.

Gegenwärtig waren Geh. Hofrat GMELIN, Geheimrat CREUZER, Hofrat MUNCKE, Hofrat SCHWEINS als Decan. Geheimrat SCHLOSSER, Geheimrat von LEONHARD, Hofrat RAU, Prof. BÄнr.

Unterzeichneter legte dem .... Kandidaten mehrere Fragen über die Anfänge der Botanik und Materia Medica bei den alten Griechen und Römern vor, und wurde durch die Antworten desselben sowohl in Betreff der lateinischen Sprache als der Sachkenntnis befriedigt. CREUZER.

Herr MOHR beantwortete meine Fragen über die chemischen Verhältnisse des Jods, über die Bereitung des Jodkaliums, über die Entdeckung des Arseniks und über die Darstellung und Zusammensetzung der Äther zu meiner vollkommenen Zufriedenheit.

...

L. GMELIN.

Der Herr Kandidat beantwortete die Fragen über die Waage, über das elektrische Verhalten der Körper, über Pyrometer, und einige über das Licht vorzüglich gut. MUNCKE.

Desgleichen einige aus dem Gebiete der Mineralogie und Geologie ihm vorgelegte Fragen. LEONHARD.

Unterzeichneter legte dem Kandidaten mehrere Fragen über die Grundbegriffe der Kreisfunktionen und über die Bestimmung einer krummen Linie durch ein senkrechtes Koordinatensystem vor und fand, dafs der Kandidat als Pharmazeut ungewöhnliche Kenntnisse in der Mathematik besitzt.

Nach dieser Prüfung wurde über die dem Kandidaten zu erteilende Note abgestimmt. Einstimmig wurde beschlossen, dafs ihm das Diplom summa cum laude auszufertigen sei.

SCHWEINS d. Z. Dekan."

Mit dem so glänzend promovierten jungen Pharmazeuten wurde LIEBIG, wie ich also annehme, bei einem Besuch in Giefsen bekannt, und es entging ihm nicht, dafs er es hier mit einem Manne von hoher Intelligenz und scharfem Blick zu tun hatte. MOHR, dem eminent praktischen Kopf, waren offenbar Mängel an Apparaten, die im Laboratorium in Gebrauch standen, aufgefallen und er hatte Verbesserungen, die er besorgen wollte und die LIEBIG ohne weiteres einleuchteten, vorgeschlagen. So beginnt denn auch der erste Brief mit einem Dank wegen der übersandten, für das Laboratorium bestimmten Gegenstände, und LIEBIG überschreibt diesen ersten Brief charakteristisch genug,,Liebster Herr Doktor". Bedauerlicherweise ist uns nicht die ganze Korrespondenz erhalten geblieben. Zunächst finden wir ausschliefslich Briefe LIEBIGS, und erst von der Münchener Zeit an werden die Briefe MOHRS häufiger, bis diese zuletzt, an Zahl wie an Umfang erheblich überwiegen. Die beiden einzigen aus der früheren Zeit, vom Mai und Oktober 1842, auf uns gekommenen Briefe sind aber um so wichtiger, als sie offenbar nicht durch einen glücklichen Zufall nur, sondern weil sie LIEBIG besonders wert hielt, erhalten blieben.

LIEBIGS Briefe beziehen sich zunächst auf Dienste und Leistungen MOHRS, die er voll anerkennt. Darauf erfolgt ein Besuch in Koblenz im Herbst 1835, der LIEBIG in seinem günstigen Urteil über den Partner sichtlich bestärkt, und dann die, durch den Tod PHILIPP LORENZ GEIGERS veranlassten Verhandlungen, die mit dem Eintritt MOHRS, der durch die Herausgabe der Verhandlungen des Gewerbevereins zu Koblenz dieser Tätigkeit gegenüber nicht ganz Neuling war, in die Redaktion der Annalen enden.

Nach einigen von LIEBIGS Seite nicht immer ganz sanften Zurechtweisungen, die aber ein helles Licht auf LIEBIGS sicheren Blick für die Aufgabe eines Redaktors werfen, und die MOHR seinerseits offenbar sofort als richtig erfafst, sitzt er scheinbar fest im Sattel; da geht LIEBIG nach London zu GRAHAM und auf dem Rückweg nach Paris zu DUMAS. Auf dieser Reise reift in ihm der Plan zu dem grofsen internationalen, gleichzeitig in drei Sprachen

erscheinenden Journal, zu dem sich die Annalen, seine Annalen, auswachsen sollen und das von den drei Rufern im Streit, von ihm, von GRAHAM und von DUMAS, gemeinsam redigiert werden soll.

Was LIEBIG für die chemische Sprache geleistet, ist aus der Anerkennung JAKOB GRIMMs, in der Vorrede zum Deutschen Wörterbuch genügend bekannt, aber auch für die Bedeutung des chemischen Schrifttums hatte er ein ebenso ausgeprägtes Verständnis, dem er selbst in dem Brief, in dem die Trennung von MOHR endgültig ausgesprochen wurde, mit folgenden klingenden Worten Ausdruck verleiht:,,Ich habe ein grofses und schönes Ziel mit Aufopferung meiner selbst verfolgt, und dieses Ziel ist erreicht. Die chemische Literatur Deutschlands ist selbständig geworden und nicht mehr wie früher dem Hohn und der Verachtung des Auslandes preisgegeben, bei meinem zweijährigen Aufenthalte in Paris habe ich darunter gelitten, es wird kein Deutscher mehr darunter leiden."

Nun bietet sich ihm die Gelegenheit noch einen weiteren Schritt vorwärts zu tun, die deutsche chemische Literatur an die erste Stelle zu rücken, denn das wäre die unausbleibliche Folge des gemeinschaftlichen Journals gewesen ein LIEBIG konnte nicht an zweiter Stelle marschieren. Da erwacht in ihm der starke Woller, und auch dem Freund gegenüber kommt zur Geltung, was er von sich selbst sagt: „Bei mir ist von Personen nie die Rede, es ist die Sache, die ich verfolge, es ist ein bestimmter Zweck, den ich zu erreichen suche" und, ist zu ergänzen: diesem Zwecke werden die Personen zum Opfer gebracht. So mufs der MOHR denn gehen.

Es ist eine Vergewaltigung, bei der es von seiten LIEBIGS an schroffen Wendungen nicht fehlt, und da MоHR, wie PARACELSUS sagen würde: „auch keine Turteltauben war", so wird es seinen, leider verlorenen, Briefen an Schärfe wohl auch nicht ganz gemangelt haben.

LIEBIG war aber eine viel zu ehrliche Natur um den bitteren Trank, den er seinen Opfern geben zu müssen meinte, durch Lügen schmackhafter zu machen und so konnte er auch mit MOHR, trotz des Zwischenfalles, sobald dieser erledigt war, ganz in dem gleichen Tone der Freundschaftlichkeit wie vorher verkehren gleiche auch die Beziehungen zu KARL GERHARDT, die ganz ähnliches zeigen und es erleidet weder der Briefwechsel noch der sonstige Verkehr irgendwelche Unterbrechung oder Störung. LIEBIG anerkennt immer von neuem und mit der gleichen

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Offenheit MOHRS eminente praktische Begabung. Er spricht es aus: ,,was ein einzelner Mann von Intelligenz und Erfindungsgabe für ein Fach hervorbringen kann, wie oft der ganze Aufschwung von einem Menschen ausgeht und abhängt;" und betont wie tausende von Arbeitenden die gleiche Operation ausgeführt haben „einer wie der andere, keiner hat aufser dem ersten etwas dabei gedacht, nun kommt jemand und denkt einmal wieder und ein neues vollkommenes Verfahren ist da."

Dieser erste wieder denkende ist eben sein Partner MоHR. Dieser dagegen empfindet wohl LIEBIG gegenüber etwas von dem, was GOETHE so schön ausdrückt in den Worten: „Gegen grofse Vorzüge Anderer gibt es kein Rettungsmittel als die Liebe."

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Dann kommt die Zeit, in der sich LIEBIG von der reinen Chemie mehr ab- und der Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie, Pathologie und Agrikultur zuwendet.

Was er da für die Medizin geleistet, das hat PROF. G. KLEMPERER, vor der 71. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte zu München in beredten Worten auseinandergesetzt, so wenn er sagt: „Es wird die chemische Therapie wirklich zur Ernährungstherapie, und die modernste Entwickelung der Medizin erfüllt die Gedanken, die LIEBIG vor fast 50 Jahren gedacht hat." Und an den folgenden Passus aus LIEBIGS Münchener Antritts vorlesung: „Es ist eines der wichtigsten Probleme für die Chemie, auszumitteln, wie und auf welche Weise die arzneilichen, die giftigen Eigenschaften einer Materie abhängig sind von ihrer chemischen Zusammensetzung, in welchem Zusammenhang die Wirkung zu den Bestandteilen steht", anknüpfend führt KLEMPERER mit Recht weiter aus: ,,so wandeln wir in LIEBIGS Spuren, wenn wir durch immer weitere Erforschung und Verwertung des Zusammenhangs zwischen Konstitution und Wirkung weitere Heilwirkungen zu finden hoffen."

Medikamentöse und diätetische Behandlung folgen heute in der Medizin den Wegleitungen LIEBIGS und wenn auch in einzelnen Punkten, wie nicht anders zu erwarten, die Wege abweichen, so bleibt doch PETTENKOFERS Wort zu Recht bestehen: „Es ist zum Staunnen, wieviel sich bestätigt hat."

Was LIEBIG für die Landwirtschaft geleistet, wie die ganze Lehre von der Pflanzenernährung, die der gesamten so unendlich wichtigen rationellen d. h. mineralischen Düngung durch ihn geschaffen

wurde, ist so bekannt, dafs an dieser Stelle kein Wort darüber verloren zu werden braucht.

Aber wie schwer haben sich seine Lehren Bahn gebrochen, wie ist er angefeindet, wie bekämpft und wie langsam nur ist er verstanden worden.

Dagegen MOHв, sofort erkennt er mit seinem durchdringenden Verstand Berechtigung und Bedeutung von LIEBIGS Lehren. Er wird alsbald ihr glühendster Anhänger und begeisterter Prophet, überall tritt er, als erster von allen, mit wahrem Feuereifer für sie ein. Auf der Strafse, auf dem Dampfschiff, fällt er die Ärzte an und setzt ihnen „im Galopp" die Neuigkeit auseinander, im Medizinalkollegium hält er den staunenden Mitgliedern einen Vortrag darüber, in der Presse beleuchtet er die Gegner des Freundes, und ehe noch die ganze Lehre als Buch erschienen ist, zieht er mit kühnem Scharfblick aus den einzelnen Veröffentlichungen die therapeutischen Konsequenzen und setzt in schweren Fällen die aus der neuen Anschauung erwachsene, der alten völlig entgegengesetzte Behandlung erfolgreich durch. Er ist ganz Feuer und Flamme, aber nicht schnell verpuffendes griechisches Feuer, das nur einen Augenblick aufflammt, sondern dauernde Glut erfüllt ihn, und nicht ist er ein schellenlauter Tor, nein mit vollstem Verständnis, LIEBIG selbst hier und dort auf eigentümliche Bestätigungen seiner Lehren aufmerksam machend, predigt er die neuen Wahrheiten.

Darum schreibt dieser ihm auch: ,,Sie sind ein merkwürdiger Mann. Sie haben mit einer Schärfe des Geistes, die mich in Erstaunen setzt, die Lehren aufgefafst." . . .,,Warum sind Sie nicht Arzt geworden? Wahrlich ich beklage es in meinem und in dem Interesse von allen Menschen." Und in einem der nächsten Briefe fragt er ihn direkt: „,Von welchem Gesichtspunkte sehen Sie nun diese Krankheit an?"

Neben der schon gerühmten praktischen Begabung zeichnete MOHR aber auch ein aufsergewöhnliches Lehrtalent aus. Kaum von der Hochschule nach Koblenz zurück gekehrt, hält er dort öffentliche gemeinverständliche Vorträge über Chemie und Physik, die sich eines ganz aufserordentlichen Zulaufes erfreuten, auf diese Weise der in seinem curriculum vitae ausgesprochenen Hoffnung, die Naturwissenschaften auch neben seinem Beruf noch weiter pflegen zu können, zur Wahrheit machend. Der leidenschaftliche Eifer, mit

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