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Händen anvertraut sähen, keines von beiden zutrifft. Dafs LEONHARD, Vater und Sohn, und PAGENSTECHER ganz fehlen, dass BLUM und BRONN nur so nebenbei genannt werden, lässt sich doch nur mit der Annahme höchst mangelhafter Organisation bei der Fertigstellung der Festschrift entschuldigen. Ebenso wie, um in andere Disziplinen nur eben hineinzuleuchten, das Fehlen TREITSCHKES, ZANGENMEISTERS und ACHILLE RENAUDS, von denen der Zweite nur im Vorwort, der berühmte Rechtslehrer nach Ausweis des Namenregisters aber unter den,,Heidelberger Professoren des 19. Jahrhunderts" überhaupt nicht genannt wird, doch auch nur aus solchen Gründen erklärt werden kann.

In der Einleitung ist so viel von persönlichen Schwierigkeiten" die Rede. BERNHARD ERDMANNSDÖRFER, der Historiker, der hoffnungsreichste unter den Begutachtenden eines Planes für eine Festschrift, meint, und was er für einen besonderen Fall und Vorschlag betont, hat zweifellos für die vorliegende Festschrift auch volle Geltung, nämlich:,,Vor allem würde die wichtigste Voraussetzung eine kollegialische Kooperation und gegenseitige bereitwillige Unterstützung sein müssen." „Ob aber für diese oder eine noch engere Zusammenarbeit die persönlichen Voraussetzungen gegeben seien", darein setze er Zweifel (S. IX).

Ref. will es zu seinem lebhaften Bedauern scheinen, als ob diese Zweifel nicht unberechtigt gewesen wären. Das ganze Werk lässt offenbar die willenstarke, alle Schwierigkeiten überwindende, weil das Ganze: die Ehre der alma mater Ruperto-Carola, unverrückt im Auge habende, Hand vermissen; statt dessen klingt so etwas durch, als wenn der Misston, der seit GERVINUS Zeiten den Zusammenklang des Heidelberger Lehrkörpers gestört hat, noch immer nicht gänzlich verhallt ist! Doch Ref. hat sich hoffentlich verhört.

Über einzelne der Biographien wird weiter unten berichtet werden. Georg W. A. Kahlbaum. Joël, Karl. Der Ursprung der Naturphilosophie aus dem Geiste der Mystik. Programm zur Rektoratsfeier der Universität Basel. Basel, Friedrich Reinhardt, Universitäts-Buchdruckerei. 1903. 4o. 94 S.

Wollte man den Inhalt dieser hochinteressanten Arbeit in eine These fassen, so müsste sie lauten: Die Naturerkenntnis hat sich aus der Mystik, also aus der Gefühlsphilosophie entwickelt. Das ist auch der Sinn JOËLS immer wiederkehrenden Gedankens:,,Aus der Mystik stammt die aus keiner Induktion zu gewinnende Lehre von der Einheit der Natur, der Sinn für die Natur als Ganzes und damit alle Naturphilosophie und zugleich die Grundlage aller wirklichen Natur erkenntnis." (S. 12.) Die Mystik wäre also das Allgefühl gewesen, das die Erweiterung des geistigen Horizontes in den Naturwissenschaften hervorgerufen hätte. Nicht der Naturanblick, die Naturberechnung, Naturüberwindung könnten als die Wurzeln der Naturphilosophie angesehen werden, sondern das Fühlen. An der Geschichte wird es zu zeigen versucht. Und zwar hervorragend geistreich.

Ich mufs sagen, die Darlegungen haben etwas Bestechendes, und wer Aufnahmefähigkeit für feinsinnig beurteilte Geschichte besitzt, wird die

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Arbeit mit Genufs lesen. Freilich ist es eine andere Sache, ob der Historiker der Naturwissenschaften mit allem einverstanden ist. Das möchte ich bezweifeln. Er wird wohl die,,Induktion" nicht gern aus der Geschichte seiner Wissenschaft durch das ,,Gefühlsmoment" verdrängt sehen wollen. Trotz aller Reize, die JOËLS Auffassung bietet. Ich will damit aber nicht etwa sagen, die Grundthese vom Ursprung der Naturphilosophie aus der Mystik wäre unberechtigt. Keineswegs. Versuchte ich doch in meiner Arbeit über die antike Naturbetrachtung (Hamburg 1904) JOELS Untersuchung war mir erst nach Drucklegung derselben zugekommen die psychischen Voraussetzungen, das Wirklichkeitsfühlen, -wollen und -empfinden für die Geschichte der antiken Naturwissenschaften ebenfalls in Anspruch zu nehmen. Nur ist JOËL viel weiter gegangen, indem er das kritische Sehen und das Typische der Tatsachen- und Ursachenprüfung rundweg aus ersten mystischen Beweggründen ableitet. Auch die ganze Geschichtsdarstellung ist auf diese Prämisse hin abgezweckt. Vielleicht haben sich da doch Wertungen eingeschlichen, die mancher Historiker der Naturwissenschaften anders empfindet? z. B. die wohl sehr geistreiche und lesenswerte, aber doch etwas einseitige Charakterisierung HоHENHEIMS? Ihn Magier zu nennen, finde ich veraltet. An der Hand SUDHOFFS Quellenkritik wird man an jenen PARACELSUS nicht recht glauben. Hoffentlich findet das anregende Buch auch unter unseren Lesern recht viel Freunde. Ist es doch für solche Kreise ganz besonders wichtig. Franz Strunz. Ladenburg, Albert. Über den Einfluss der Naturwissenschaften auf die Weltanschauung. Vortrag, gehalten auf der 75. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte zu Kassel. Leipzig, Verlag von Veit & Co., 1903, 35 S.; und

Lossen, Wilhelm, o. ö. Prof. der Chemie. Offener Brief an Albert Ladenburg und offene Anfrage an den Vorstand der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte. Köln, J. P. Bachem, 1903, 25 Seiten.

Beide Herren haben sich ja ganz unbedingt allerhand Verdienste um die Chemie erworben. Der erstere hat unsere Kenntnis der Alkaloide z. B. wesentlich gefördert und auch einen langen Streit darüber geführt, ob der Benzolring nicht etwa ein Prisma sei. Der letztere hat sogar das Hydroxylamin entdeckt und sich mit dem Studium der Atomvolume vielfach abgegeben. Aber über das, was hier geleistet wurde, darauf läfst sich doch wohl nur das Goethewort anwenden:

,,Das Unzulängliche
Hier wirds Ereignis;
Das Unbeschreibliche

Hier ist es getan." Georg W. A. Kahlbaum.

Lehmann, C. F. Babyloniens Kulturmission einst und jetzt. Ein Wort der Ablenkung und Aufklärung zum Babel-Bibel-Streit. Leipzig, Dietrichsche Verlagsbuchhandlung (Theodor Weicher), 1903. 88 S. 8°.

In gut orientierender Weise geht LEHMANN auch auf alle für den Historiker der Naturwissenschaften und der Medizin wichtigen Fragen der

Beeinflussung okzidentaler Wissenschaft und Kultur durch die alten Babylonier kurz ein, so namentlich auf ihre astronomischen und mathematischen Kenntnisse, auf Mafs und Gewicht, Tierdarstellungen, Schöpfungsberichte, Wahnsinn des NEBUKADNEZAR, SARAPIS als Gott der Beschwörungen und der Heilkunde, Tempelschlaf und Horoskopstellen, Zahlensystem und Zeitmessung usw. usw. (Vergl. II. Jahrgang S. 356.) Sudhoff.

v. Loë, Paul. De vita et scriptis B. Alberti Magni. Analecta Bollandiana Tom. XXI, Fasc. III-IV. 1902; und

v. Loë, Paul. Kritische Streifzüge auf dem Gebiet der Albertus Magnus-Forschung. Annalen des histor. Vereins f. d. Niederrhein. 1902. H. 74.

Marc Aurel, Selbstbetrachtungen. Neu verdeutscht und eingeleitet von Dr. OTTO KIEFER. Mit Buchschmuck von PETER BEHRENS. Leipzig, Verlag von Eugen Diederichs, 1903. XXXII u. 175 S. Brosch. 3 Mk., geb. 4.50 Mk.; und Platons Gastmahl. Ins Deutsche übertragen von RUDOLF KASSNER. Ebenda 1903. 84 S. Brosch. 2 Mk., geb. 3 Mk.

Was der grofse Stoiker und römische Kaiser MARCUS AURELIUS ANTONINUS auch dem, der Geschichte der Naturwissenschaften und der Medizin treibt, sagt, zeigen uns gerade die berühmten Selbstbetrachtungen. Seine Weltwertung ist ein mäfsiger Stoizismus. Ähnlich dem des EPIKTET. So kommt auch seine Naturbetrachtung zustande, die aber in ihrem Kern immer und immer wieder darauf beruht: „Die Welt ist eine Einheit, eine gesetzliche Ordnung beherrscht sie, und diese Ordnung hat die Harmonie einer Vernunft." Hieran setzt er nun eine Gedankenwelt, tagebuchartig hingeworfen, die aber das ganze Wissenskapitel einer gewaltigen Zeit buntfarbig und in geistreichster Weise wiedergibt. OTTO KIEFERS Übersetzung ist von seltener Feinheit und Stimmungsfrische. Eine vorzügliche Leistung. Die anregende Einleitung ist stellenweise von einem etwas einseitigen Standort geschrieben. PLATONS Gastmahl zu empfehlen, ist nicht erst nötig. Es sei nur gesagt, dafs auch RUDOLF KASSNERS sorgfältige Verdeutschung einen reinen ästhetischen Genufs bietet. Die Ausstattung beider Bücher ist von edler Schönheit. Franz Strunz. Mereschkowski, Dmitry Sergewitsch. Leonardo da Vinci. Ein biographischer Roman aus der Wende des 15. Jahrhunderts. Deutsch von Karl von Gütschow. Leipzig, Verlagsbuchhandlung Schulze u. Comp., 1903. 615 S.

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MERESCHKOWSKI erzählt LEONARDOS Leben, Werk und Zeit. Aber mit einer solchen Kraft und tiefgründigem Ernste, dafs man einen ins Romanhafte umgesetzten „,BURCKHARDT" vor sich zu haben glaubt. RICHARD MUTHER nennt das Buch die beste Arbeit über LEONARDO! Wer freilich glaubt, hier einen fadenscheinigen Künstlerroman zu finden, der irrt ganz und gar. Die Form des Romans und sie ist meisterhaft gehandhabt ist Schale, das Kernhafte ist die Geschichte des Cinquecento. Alles ist da erzählt auf grund der saubersten Quellen - gewifs wurden VENTURI, UZIELLI, RAVAISSON MOLLIEN, SABACHNIKOFF benutzt was an das Leben des grofsen Naturforschers, Künstlers, Anatomen, Ingenieurs herangetreten ist: der neue Auf

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stieg der Zeit mit seiner neuen Menschheitsbildung, die abstofsenden Brutalitäten, die Tragikomödie des maskenfestartigen Allegorismus, die alberne Altertümelei, aber auch das Aufkeimen der naturwissenschaftlichen Kritik in der Prüfung von Tatsache und Ursache. Noch schlagen die Sturmwellen des entfesselten Dämonismus und der fanatischen Ekstase hoch, ein Dämon selbst ist SAVONAROLA oben auf der Kanzel von Santa Maria del Fiore zu Florenz sein seelisches Bild ist von MERESCHKOWSKI mit unsagbarer Feinheit nachgeschildert — und ein Rausch des Schreckens kam über die Mengen. Fluch und Untergang prophezeit er der Verweltlichung! Wie ein Rätsel geht LEONARDO durch dieses Wirrsal, wie eine seltsame Frage nach einem Kommenden, das durch alles schon hindurchzittert. Der nüchterne Naturforscher des Experimentes, der unerbittlich kühle Methodiker auf dem Gebiete der kosmischen Physik und der Mechanik, der Optik und Schallerscheinungen, der feine Zeichner der Anatomie und Mefskünstler menschlicher Körperproportionen und immer auch als Maler für Perspektive, Verhältnisse und Proportionen, dieser Mann, der sich innerlich grämte, seine mathematisch erdachten Flugmaschinenversuche immer wieder erfolglos zu sehen, er hat doch geschrieben: „Die Liebe ist die Tochter der Erkenntnis. Die Liebe ist um so feuriger, je sicherer die Erkenntnis ist"; das berühmte Wort: L'amore di qualunche cosa è figliuolo d'essa cognitione. L'amore è tanto piu fervente, quanto la cognitione è piu certa." Darin liegt seine Seele eingebettet, seine seltsame Persönlichkeit mit diesen Kontrasten von grofsen, innigen Empfindungen und kalter Kausalitätseinschätzung. Ob diese wirklich nur eine von Ursache zu den Wirkungen fortschreitende Verknüpfungsart der Erfahrungsinhalte war? Wir kennen sein Wort dafür in den „Versuchen über Mechanik": ,,Oh deine wunderbare Gerechtigkeit, Urbeweger! Du wolltest keine Kraft der Ordnung und der Eigenschaft der Notwendigkeit berauben. Oh staunenswürdige Notwendigkeit!" (,,O mirabile giustizia di te, primo Motore: tu non ái voluto mancare a nessuna portenzia l'ordine e qualità de sui necessari effetti O stupenda necessità!") Ist er nicht auch hier Künstler, Künstler der Erkenntnis? Ecce poeta! Es legt sich uns auf die Zunge, wenn man LEONARDOS Wegen in diesem Buche nachgeht, ich meine den Wegen, die er wirklich gegangen ist. Der russische Dichter MERESCHKOWSKI ist ein treuer und nüchterner Führer... Schade, dafs dieses schöne Buch nicht reine Biographie ist, es wäre ein Meisterwerk in der intimen Erzählung eines gewaltigen Gelehrtenlebens. Die Übersetzung von v. GÜTSCHOW ist edles Deutsch. Druck und Ausstattung verraten Sorgfalt. Es ist angenehme Pflicht für den Referenten, solch ein Buch aufs wärmste zu empfehlen. Franz Strunz.

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Platzhoff-Lejeune, Eduard, Dr. phil. und Privatdozent in Genf. Werk und Persönlichkeit. Zu einer Theorie der Biographie. Minden i. Westf., J. C. C. Bruns Verlag, 1903. VIII. 246 S. 3 Mk., geb. 4 Mk.

Eine Theorie der Biographie, wie der Untertitel dieses belehrenden und originellen Buches sagt, eine Darlegung der eigenartigen Beziehungen zwischen dem Geschaffenen und dem harmonischen Ganzen,,aller die Person

bedingenden Gaben und Kräfte", das geschaffen hat, oder kurz gesagt, der Beziehungen zwischen Werk und Persönlichkeit. Entsprungen sind diese Untersuchungen dem Bedürfnisse, „um soweit als möglich hinter das Werk zu dringen, dessen Erscheinen auf die Persönlichkeit aufmerksam gemacht hat". An einzelnen Typen von Schaffenden wird das gezeigt. Uns interessieren naturgemäss der Entdecker, Erfinder, Reformator, Gelehrte und Philosoph. Ihre Werke und ihre Persönlichkeiten werden gegenübergestellt und darzustellen versucht, wie sie in den geschichtlichen Prozess eintreten und was sie der Bildkraft des Biographen bieten. Um eine Probe zn bringen:,,Das Werk des Entdeckers ist in dem Augenblick vollendet, der ihn eine bisher unbekannte Wirklichkeit schauen läfst. ... Anders der Erfinder. Ihm genügt es nicht, Gegebenes zur Anschauung zu bringen, er mufs es kombinieren. Erst in der Kombination entwickelt sich die Kraft, die sein Werk wertvoll macht." Freilich ist nach P. die Leistung des Erfinders die persönlichere, wenn auch in den Werken beider Typen das eigentliche Persönlichkeitsmoment auffallend in den Hintergrund tritt. Besonders bei so ganz,,objektiv gewordenen Leistungen", wo die Kluft des Subjektiven und Objektiven für den Biographen fast unüberbrückbar wird. Warum?,,Das Werk hat sich aus der Personalunion gelöst, in der es zu einem denkenden Hirn, zu einem lebenden Körper und einer,,fühlenden Brust" stand."

Immer sind es die Fragen, die dieser schönen Arbeit von P. Wesen und Sinn geben: „Ist das Werk persönlich, oder könnte es auch von anderen getan und nachgeahmt werden? Welches sachliche Interesse haben wir an der Einsicht in das Werden des Werkes? Welches sachliche Interesse an dem Lebensgange des Wirkenden?" Immer ist in diesem Buche ein Suchen jener Fäden, die Werk und Persönlichkeit verknüpfen und ein schaffendes Leben für Andere erst sinn- und verständnisvoll machen, seine Denktätigkeit, seine alltägliche Gebärde, sein Tiefstes und Verschwiegenstes. So zeichnet also P. den Grundrifs zu einer Theorie der Biographie, ohne dabei die Technik derselben zu vergessen und ihre vieldeutigen Hilfsmittel. Wenn er auch zugibt, dafs die Gestaltung der Schilderung von Werk und Persönlichkeit zu einem Ganzen nicht möglich ist. Die Kluft zwischen den beiden letzteren ist für den Biographen das Hemmnis. Je objektivierter ein Werk ist, desto weniger subjektive, persönliche Farbe hat es noch. Die vollkommene Biographie bleibt daher ein Ideal. Schon darum auch, weil niemals zwei Biographen denselben Helden in gleicher Weise erleben werden. Sollten wir aber auch von dem,,Ich des Biographen loskommen, so bleiber wir doch an das eigene Ich gekettet", an das eigene Ich mit seiner kunterbunten Welt von Affekten.

Man braucht nicht erst weiter hervorzuheben, dass diese Untersuchungen unseren Lesern aufs wärmste empfohlen werden können. Möchte das Buch dazu beitragen, das Wesen der wahren und schönen biographischen Darstellung eindrücklich zu machen.

Franz Strunz.

Der Verleger hat das Buch gut ausgestattet. Stadler, H., Alexanderzug und Naturwissenschaft. Blätter für das Gymnasialschulwesen 1903, 39, 5 und 6.

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