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Beste an dieser Schule ist, was sie von Fröbel gelernt hat, und doch fährt sie fort, ihn einen Unchristen zu nennen, ihn, der wie wenig Andere in selbstloser Liebe sich zu den Kleinen herabgelassen und sie der Menschheit als ihr heiligstes Gut auf's Gewissen gelegt hat. Auch in Basel hat seine große Idee Wurzel gefaßt und ein kleines Bäumlein hervorgebracht, unsern Kindergarten, dessen erste Leiterin dieser Tage von ihrer schönen Arbeit zur ewigen Ruhe einging und zu dessen Blühen und Gedeihen eben jezt ein Bazar abgehalten wird für unsere Kleinen. A.

Benjamin, der Vereinsmensch.

Wohlthaten auf die rechte Art und am rechten Ort zu geben ist eine schwere und seltene Kunst. Wenn schon jede Religion, die christliche voraus, Almosen anbefiehlt und Geben seliger nennt als Nehmen, so darf doch die Wahrheit nicht verschwiegen werden, daß die sogenannte Wohlthätigkeit auch vielen Unheils Urheberin ist. Ueberall da ist sie es, wo die Wohlthätigkeit wenig geordnet ist, aus Laune und Parteiinteressen hervorgeht. Staatliche Armenpflege, neben welcher die Freiwilligkeit immer noch ein weites Feld der Thätigkeit behält, ist schon deßhalb anzustreben, weil dabei Jeder nach Vermögen an die Armuth steuern muß. Sie ist es besonders in Städten, wo das Gebiet der Wohlthätigkeit etwa im Dienste von Parteibestrebungen steht, welche mit der Liebe nichts zu thun haben. Ja, wo man mit seinem Geld Sklaven seiner Meinungen zu machen sucht, da ge= deihen all' jene unglücklichen Menschen, die sich vom Bettel erhalten, weil sie aus einem ganzen Dußend Häfen schöpfen, ohne daß einer vom andern weiß. Das sind die Opfer des planlosen Almosengebens, deren der Leser wohl auch schon kennen gelernt hat. Möge es daher zur Abschreckung dienen, was der deutsche Gustav Freitag in einem seiner Schauspiele einen Spizbuben, Namens Benjamin, sagen läßt. Auf die Frage, wer er sei, antwortet dieser Benjamin: „Alles, was ich bin, verdanke ich unzähligen Vereinen; ich bin sozusagen ein Vereinsmensch. Ein wohlthätiger Verein hat mich in Windeln gelegt, ein zweiter Verein ließ mich taufen, empfing mich ein dritter Verein und schenkte mir gelegentlich Kindermüßchen, endlich packte mich ein vierter und schickte mich in eine Vereinsschule. Mit zehn Jahren trat ich selbst in einen Verein von Jungen, welche Nettige und Semmeln in den Herbergen verkauften und das Geld vernaschten. Mit vierzehn Jahren kaufte mir wieder ein Verein meinen Konfirmationsrock und brachte mich zu einem Kürschner in die Lehre; ein unangenehmes Handwerk: im Winter Haare, im Sommer Motten, Prügel das ganze Jahr. Ich entlief und stand allein, hülflos, mein Herz sehnte sich nach meinen Vätern, den Vereinen. So sank ich einem Verein zur Besserung verwahrloster Kinder in die Arme, ich wurde einen Winter gebessert, im Frühjahr entlassen. Mit einem Herzen voll Liebe und einem leeren Magen stand ich wieder allein. Da wurde ich Laufbursche bei einem Literatenverein, daher meine Bildung. Meine Herren waren arm, aber sie

dann

hatten zwölf silberne Löffel. Diese Löffel benußte ich, um mich zu verändern und nach einigen Jahren stiller Zurückgezogenheit bei einem Verein zur Besserung entlassener Sträflinge zu engagiren. Ihm gehöre ich noch jezt an, aber es ist ein schlechtes Brod, man muß zu viel Rücksichten nehmen.“

A.

Für den arbeitenden Mann.

In der gemeinnützigen Gesellschaft einer Stadt wurde einst der Antrag gestellt und begründet, die Eintrittstare für die Badanstalt im Rheinstrom Herunterzusehen, damit auch der ärmere Mann die Wohlthat eines reinigenden und erfrischenden Bades genießen könne. Da hörte man einen vornehmen Herrn die außerordentlich hohe Tare vertheidigen, indem er unter Anderm wörtlich sagte, es käme sonst jeder „dreckige Kerl“ sich abzuwaschen, und das könnte die anständigen Leute vertreiben! Was würde der Herr wohl thun, wenn er in Paris etwas zu sagen hätte, wo die großartigen Gemäldegallerien im Louvre tagtäglich gratis von jedem Arbeiter besucht werden können, und wo faktisch neben den elegantesten Herrschaften der Mann in groben Schuhen und Blouse fleißig sich einfindet und unbelästigt seine zwei Augen über die herrlichsten Schöpfungen der Kunst spazieren Lassen darf! Selbst im gutkonservativen England hat schon im Jahr 1848 ein seither an den königlichen Hof berufener Pfarrer die Einrichtung gepriesen, daß die Nationalgallerien allem Volke unentgeldlich geöffnet werden. Es ist Chr. Kingsley, der darüber Folgendes sagte: „Gemäldegallerien sollten ein Paradies für den Handwerker sein, eine Art von Lustgarten, in dem er sich ergeht, um sein Auge und Herz an schönen Gebilden und lieblichen Farben zu weiden, wenn er der häßlichen, farblosen Dinge müde ist, deren die Werkstatt und Fabrik voll sind. Denn es führen manche Wege zu unserm Herzen außer dem Ohr und Gehirn: mancher Anblick, Ton und Geruch heftet sich in unserer Erinnerung fest und hilft den Charakter bilden. Darum sollte der Städter seine Erholung in Gemäldeausstellungen suchen. Freilich, wenn er wirkliche Bäume und frische Luft genießen kann, so ist das noch besser. Aber wie Mancher, der für einen täglichen Spaziergang und gar auf das Land keine Zeit hat, kann wohl zehn Minuten erübrigen, um in die Nationalgallerie oder eine andere Sammlung einen Blick zu werfen. Der Garten blüht Winters wie Sommers. Diese edlen Angesichter an den Wänden entstellt kein Kummer und keine Leidenschaft. Glaube es nur du überanstrengter Arbeiter, trog deiner schmutzigen Gasse, deiner überfüllten Wohnung, deiner besudelten Kleider, deiner schlechtgenährten Kinder, deiner schmalen, bleichen Frau- glaube, daß auch dir und den Deinen eines Tages dein Theil von Schönheit zufallen wird. Gott hat dir die Liebe zu schönen Dingen nur ins Herz gegeben, weil er dereinst sie erfüllen will. Ja, Gemälde erwecken segensreiche Gedanken in mir, warum nicht in euch, liebe Brüder? Eure Herzen sind eindruckfähig und zum Guten geneigt. Ihr bedürfet nur, daß man euch erkläre, warum und

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wie die Bilder schön sind und welche Gefühle sie erregen sollen. Jene Engel in Kindergestalt auf dem alten italienischen Bild sieh, wie anmuthig sie flattern und sich tummeln auf den luftigen Wolken, reichen, jungen Lebens und kindlicher Wonne voll! Reizend in der That, aber gerade ebenso sieht dein verkrüppeltes Kind aus, über dessen kleiner Todtenbahre du vor einem Monat geweint und das dich als Engel bei jener neuen Begegnung grüßen wird, wo es dann keine Trennung mehr gibt. Auch ich empfinde lebhaft, daß die Natur unendlich wunderbarer ist, als die höchste Kunst. Das gewöhnlichste Blatt einer grünen Hecke birgt ein Geheimniß und eine Schönheit, die weit über das beste Gemälde, das stolzeste Bildwerk hinausgeht. Aber die Vielen, denen leider heutzutage die Zeit fehlt, in grünen Gefilden die Natur zu belauschen, muß man ermuntern, das Museum zu besuchen. Der Prachtbau ist stets mein Stolz und meine Freude, weil er fast der einzige Ort ist, der dem Bürger un entgeldlich offen steht, wo Arme und Reiche sich treffen und angesichts der Werke, die ein Gotteshauch werden ließ, sich beugen vor dem, der sie alle gemacht hat und kein Ansehn der Person kennt. Hier darf Jeder sagen: wie immer mein Rock und mein Beutel beschaffen ist, hier habe ich ein Recht zu sein, als wären diese stattlichen Hallen mein eigenes Haus!"

Für Kinder und solche, welche Kinder lieb haben. Vor einiger Zeit ist im „Protestantenblatt“ auf die lieblichen Jugendschriften von Johanna Spyri aufmerksam gemacht worden, und mit Recht, denn sie gehören zum Besten, was für Kinder geschrieben worden ist. Es ist im Allgemeinen viel schwerer, eine gute Jugendschrift als eine gelehrte Abhandlung zu schreiben. Wo darum ein Talent auftaucht, das die Kindesnatur versteht und sie gleicher Weise gemüthlich zu bilden und zu unterhalten weiß, habe ich immer die Furcht, daß dieses Talent allzusehr ausgenutzt werde und mit der Zahl der Leistungen die innere Gediegenheit im umgekehrten Verhältnisse stehen. Von den Schriften der J. Spyri gilt dies, wenigstens bis jezt, nicht. Auch die jüngste Erzählung „Onkel Titus" schließt sich den bisherigen würdig an, obschon sie das „Heidi“ nicht ganz erreicht. Eine vater und mutterlose Waise verlebt bei lieblosen Verwandten, dem Büchergelehrten Onkel Titus und seiner Frau, eine freudlose Jugend, lernt dann aber auf einer Schweizerreise eine begüterte, glückliche Familie kennen, wird von ihr als Kind aufgenommen und findet hier nicht blos Heimat, sondern auch Jugendglück wieder und damit Rettung von drohender geistiger und gemüthlicher Verkümmerung. Das ist der einfache Inhalt der anmuthigen Erzählung, aus der nicht bloß Kinder, sondern auch Eltern manchen Gewinn ziehen werden. P. Böhringer. Kirchenzeddel Sonntag den 30. April 1882.

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Fünfter Jahrgang.

No 19.

Samstag, 13. Mai 1882.

Schweizerisches Proteftantenblatt

Herausgeber:

Pfr. A. Altherr und E. Linder in Basel, Pfr. Bion in Zürich.

Wir sollen nur nicht in Sinn nehmen, daß der heilige Geist gebunden
sei an Jerusalem, Rom, Wittenberg oder Basel, an beine oder eine andere
Person. In Chrifto allein ist die Fülle der Gnade und Wahrheit.
Decolampad an Luther.

Erscheint jeden Samstag. Man abonnirt auf jedem Postamt der Schweiz und des Auslandes. Preis halbjährlich franko zugesandt 2 Fr. Wer das Blatt in Basel gratis erhalten will, kann dasselbe in der Buchdruckerei J. Frehner, Steinenvorst. 12, abholen.

Die Versammlung des kirchlich-liberalen Vereins in Zürich.

Am 5. Mai versammelte sich in Zürich der kantonale Verein für freies Christenthum. Der Präsident desselben, Pfr. Bion, eröffnete die Verhandlungen mit ungefähr folgenden Worten: Wir leben jezt in einer andern Zeit, als die war, in welcher unser Verein gegründet wurde. Damals und noch eine Reihe von Jahren handelte es sich darum, einer freiern_Auffassung des Christenthums in unserer Kirche Bahn und Recht zu verschaffen, und es konnte dies nicht geschehen ohne tiefe Aufregung der Gemüther und heftige Kämpfe, welche eine stete Kriegsbereitschaft erforderten. Wir sind nun in eine friedlichere Periode eingetreten. Das freie Christenthum hat sich in der Kirche ein Bürgerrecht erworben, das ihr nicht wieder verloren gehen kann. Indessen haben wir doch auch noch in unsern Tagen keine Veranlassung, unsere Vereinigung gleichsam wie ein Heer nach siegreich geschlagener Schlacht aufzulösen und unsere Waffen bei Seite zu legen, sondern unsere Position gleicht immerhin noch derjenigen der Israeliten, als sie nach dem Exil unter fortwährenden feindlichen Angriffen den Tempel wieder aufbauten und von denen die Schrift berichtet: „Mit der einen Hand thaten sie die Arbeit, mit der andern hielten sie die Waffen." Das freie Christenthum hat, nachdem es sich, vordem ein Geächteter, in der Kirche eine Heimat errungen, Werke des Friedens an die Hand genommen und zur Ueberraschung seiner Gegner bewiesen, daß es nicht, wofür es von diesen hie und da ausgegeben werden will, ein wilder Auswuchs, sondern ein ächter, edler Sproß jenes Stammes ist, der seit 18 Jahrhunderten die segensreichsten Früchte der Humanität hervorgebracht hat. Es hat bewiesen und wird es immer noch mehr beweisen, daß in seinen Anhängern, wenn sie

sich von seinem Geiste erfassen und weihen lassen, dieselbe Glut und Kraft der Liebe und Opferwilligkeit lebt, welche von jeher in der Kirche Jesu Christi große und edle Thaten schuf. Möge es und mit ihm unser Verein fortfahren und immer thätiger werden in dieser, praktischen, positiven, aufbauenden Arbeit, durch welche es ganz besonders seine Lebensberechtigung und Fähigkeit dokumentirt. Denn mehr als durch noch so schöne und erhabene Lehren wird das Herz des Volkes gewonnen und sein Wohl gefördert durch rastlos thätige, sich hingebende Liebe, die Liebe, welche den erfüllte, von dem es heißt: „Und er erbarmte sich des Volkes." Nicht der Priester und Levite, welche, nachdem sie im äußern Heiligthum ihren Dienst verrichtet haben, selbstgerecht und kalt an dem unter die Räuber gefallenen Bruder vorübergehen, sind es, welche das Reich Gottes bauen auf Erden, sondern der barmherzige Samariter ist es, welcher den Verschmachtenden erquickt, den Nackten kleidet und liebend für ihn sorgt. So wollen wir denn, in edlem Wetteifer neben die Anhänger einer strengern religiösen Richtung uns hinstellend, sei es mit ihnen, wo sie unsere Mitwirkung nicht verschmähen, sei es ohne sie, wo unsere Ueberzeugung es erfordert, am wahren geistigen Tempel christlicher Humanität bauen helfen oder selbst= ständig bauen. Mit der einen Hand laßt uns diese Arbeit thun, aber die andere sei zur Wehr bewaffnet. Wir können und dürfen nicht unsere gesammte Thätigkeit in praktischem Wirken aufgehen lassen, sondern müssen uns immer und immer wieder zum Kampfe auf geistigem Gebiete rüsten und tüchtig machen, und diejenigen, welche diesen Kampf mit der mächtigen Waffe ihres Geistes streiten, als die Bahnbrecher unserer guten Sache ehren und unterstüßen. Darum haben auch solche Versammlungen, in welchen wir keine praktischen Ziele direkte im Auge haben, sondern uns in irgend eine Frage des religiös-sittlichen Lebens vertiefen, um uns über sie klare Anschauungen und feste Ueberzeugungen zu verschaffen, stets eine große Berechtigung und Bedeutung. Dem tüchtigen Wirken nach außen muß ja immer eine tüchtige Gesinnung vorausgehen. Gerade in der lezten Zeit, in welcher uns die verwunderliche und leider nur allzu wahre Kunde zu Ohren drang, daß in unserer Stadt einige Nachkommen edler protestantischer Glaubenszeugen in den Schooß der katholischen Kirche sich aufnehmen ließen und noch andere ihnen nachfolgen werden, erhielten wir eine kräftige Aufforderung, uns wieder mehr in den Geist des Evangeliums und der Reformation zu vertiefen, damit nicht theuer erkaufte Güter unserm Geschlechte allmälig verloren gehen. Es fällt mir nicht von ferne ein, diejenigen hart zu beurtheilen, welche äußerlich zu einer Kirche übertraten, der sie ihrer innersten Ueberzeugung nach bereits angehörten

ich kann

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