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Die Schilderung des jüngsten Gerichts im vorgenannten Abschnitt muß im Mittelalter die Menschen ungemein beschäftigt haben. Zahlreiche, be= rühmte Gemälde und Fresken, die wir heute auffrischen, beweisen, daß sich die damalige Christenheit mit Vorliebe mit diesem Endgericht und mit diesem Kennzeichen der christlichen Nächstenliebe beschäftigt hat. Auch an der berühmten Galluspforte unsres Münsters erkennen wir sie als wesentlichen Bestandtheil: oben der Weltenrichter und sein Urtheil, und unten zu beiden Seiten die sechs Werke der Barmherzigkeit. Sie sind allerdings etwas verwittert, aber immerhin noch so deutlich erkennbar, daß unsre Strenggläubigen sich aus denselben eine Lehre ziehen können.

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Aus Frankreich.

(Aus einer Korrespondenz vom 22. November 1881.)

Vor Kurzem wurde in Marseille die zweite offizielle Synode der refor mirten Kirche Frankreichs abgehalten. Die Mehrzahl der Konsistorien waren auf derselben vertreten und sie verdient das Lob, von einem wahrhaft evangelischen Geiste beseelt gewesen zu sein.

Die Synode beschäftigte sich mit der neuen Lage, in welche auch unsre Kirche durch unsre projektirten Geseze versetzt wird, mit dem weltlichen Unterricht und mit der Verpflichtung der Theologiestudirenden zum Militärdienst. Die liberale Weitherzigkeit und der patriotische Sinn, mit welchem sie auf die durch genannte Geseze verursachten Aenderungen eintrat, stand in eigenthümlichem Kontrast zu den unausgesetzten Angriffen der katholischen Bischöfe, die ihre ganze Kraft anstrengen, die modernen Institutionen zu verfluchen und die „gute alte Zeit“ zurückzuwünschen.

Sie wissen, daß wir in Frankreich zwei theologische Fakultäten haben ; diejenige zu Montauban vertritt die strenge Orthodoxie, während die Fakultät zu Paris, die Tochter derjenigen zu Straßburg, einen freiern Charakter besißt und mehr die moderne Theologie repräsentirt. Die letztere erfreut sich daher natürlich im orthodoren Lager keiner besondern Sympathien. Ein widerwärtiges Beispiel hievon spielte sich an der letzten Synode ab. Ein Mitglied derselben stellte den Antrag, daß der jährliche Synodalbeitrag an die Pariser Fakultät, der sich doch nur auf die bescheidene Summe von

fünftausend Franken beläuft, gestrichen werden solle. Die Synode protestirte aber mit Energie gegen diesen Vorschlag und faßte den grundsäßlichen Entscheid, daß beide Fakultäten in gleicher Weise an der Unterstüßung durch die Kirche Theil haben sollen.

Die vortreffliche Bibelüberseßuug von Dr. Segoud aus Genf bürgert sich täglich mehr in unsern Kreisen ein; andrerseits hat soeben die französische Bibelgesellschaft, die sich von den alten Ueberlieferungen nicht losmachen kann, eine Revision der Uebersehung von Osterwald herausgegeben. Auf jeden Fall ist man allgemein darüber einverstanden, daß der ursprüngliche Osterwald'sche Text immer weniger genügen kann, sowohl für die Privatlektüre, als auch für den gottesdienstlichen Gebrauch. Die Marseiller Synode hat nun zur Prüfung der beidseitigen Ueberseßungen eine Kommission von Sprachkennern aufgestellt, mit dem Auftrag, an der nächsten Synode, die in La Rochelle stattfinden wird, Bericht zu erstatten.

Gegenwärtig sind die Blicke der französischen Protestanten auf eine Kolonie von Waldensern gerichtet, welche, einst durch die Verfolgung in die hochgelegenen und unfruchtbaren Thäler der französischen Alpen getrieben, sich dort angesiedelt haben und seither unter strengem Klima und in großer Armuth ihr Leben fristen. Ihre Dörfer sind die höchstgelegenen bewohnten Orte Europa's. Die reformirte Synode bezeugte ihre innige Theilnahme mit den Leiden der heldenmüthigen Gebirgsbewohner. Ein Komite in Lyon will ihnen die Auswanderung nach Algier möglich machen und die Regierung hat bereits in Oran, in geringer Entfernung von der Küste, fruchtbare Ländereien zu diesem Zwecke angewiesen. Auch sind schon in einigen protestantischen Blättern Subskriptionen eröffnet, um Ansiedelung und häusliche Einrichtung unsrer Glaubensgenossen zu unterstüßen. Diese werden jedenfalls dem Protestantismus auch auf afrikanischem Boden nur Ehre machen. P. M.

Zu den nächsten Wahlen.

Es gibt gar keinen vernünftigen Grund, warum in der reformirten Landeskirche von Basel nicht auch, wie überall in der Schweiz, die orthodore und freisinnige Richtung im Frieden zusammenleben können sollten. Es ist für jede Richtung die vollkommene Freiheit errungen, nach ihrer eigenen Ueberzeugung zu predigen und die Sakramente zu verwalten, die

Jugend zu unterrichten und Seelsorge zu treiben. Diese freie Bewegung ist ein unschäßbares Gut, um das uns manche Kirche der Schweiz und des Auslandes beneidet, und es ist unnöthig, zu versichern, daß die liberale Richtung sie nie antasten darf, ohne sich selbst moralisch in's Gesicht zu schlagen. Wir haben es stets mit voller Aufrichtigkeit ausgesprochen, daß es uns höchst erwünscht ist, wenn das Zusammenwohnen unter Einem Kirchendach sich auf die Dauer als möglich erweist, und wir könnten Basler Geistliche der orthodoxen Richtung aufzählen, mit welchen troß ihrer entschiedenen Strenggläubigkeit sich in äußerer Eintracht zusammenleben und beidseitig im Segen arbeiten läßt, weil sie eben nicht bornirt und rechthaberisch, sondern gebildet sind und die Gesetze des einfachsten Anstandes beobachten.

Wenn es aber im gemeinsamen Haus unserer Landeskirche einzelne Leute gibt, welche keinerlei Rücksicht gegen ihre Hausgenossen kennen, sondern diesen auf jede Art das Leben sauer machen; wenn sie im obern Stock, wo sie Niemand genirt, den Boden durchlöchern und ihre scharfen Essenzen auf Tisch und Bett der Bewohner des untern Stockes laufen lassen; wenn einzelne Laien oder Geistliche uns die Arbeit absichtlich auf Schritt und Tritt zu verderben suchen durch eine plumpe Seelenfängerei, so haben die bedrängten und gequälten Geistlichen und ihre Gemeinden, so hat die ganze freisinnige Bevölkerung der Landeskirche das Recht und die Pflicht, bei dem Hausherrn Hülfe und Schuß zu suchen gegen eine solche, allen Anstandes baare, boshafte Hausgenossenschaft. Dieser Hausherr ist das protestantische Volk und sein bevollmächtigter Sachwalter ist die landeskirchliche Synode.

Diese Synode dürfte nach dem jüngsten Vorgang zu St. Theodor einmal in einigen Säßen erklären, daß die Geistlichen, welche sich von der Landeskirche allvierteljährlich bezahlen lassen, bei aller Freiheit der Ueberzeugung und Lehre, doch wenigstens die elementarsten Gebote des kirchlichen Anstandes zu beobachten haben. Will dann Jemand wieder erklären, es sei ihm Gewissenssache, mit allen, auch den materiellsten Mitteln, wie das Geld, einen Glaubensdruck auf Andere auszuüben und er müsse durchaus zur größern Ehre Gottes Unfrieden stiften und die Leute verheßen, nun, so hat dann doch die Landeskirche erklärt, daß das in ihren Augen ein irrendes Gewissen und eine falsche Ehre Gottes ist.

Wenn das die Synode thut, so wird der Große Rath im „Interesse der Erhaltung der Landeskirche" mit Freuden sein Siegel darauf drücken. Unsere Parole für die nächsten Wahlen muß daher sein: Wählet vierundzwanzig Männer, die bei aller Freiheit der Lehre in unserer gemeinsamen Kirche den Verheßungen ein Ziel setzen und den kirchlichen Anstand wahren wollen.

An der Himmelspforte.

Einstmals kam ein Todter aus Mainz an die Pforte des Himmels,
Poltert' und rief: Macht auf! Da schaute der heilige Petrus,
Leise die Thür aufschließend, hervor und fragte: Wer bist du?
Tropig erwiderte jener, den Ablaßzettel erhebend:

Ich? Ein katholischer Christ, des allein heilbringenden Glaubens!
Sete dich dort auf die Bank! antwortete Petrus verschließend.
Hierauf kam ein Todter aus Zürich an die Pforte des Himmels,
Poltert' und rief: Macht auf! Wer bist du? fragte der Jünger.
Ich? Ein calvinischer Christ, des allein heilbringenden Glaubens!
Dort auf die Bank! rief Petrus. Da kam auch ein Todter aus Hamburg,
Poltert' und rief: Macht auf! Wer bist du? fragte der Jünger.
Ich? Ein lutherischer Christ, des allein heilbringenden Glaubens.
Dort auf die Bank! rief Petrus und schloß. Nun saßen die Gegner
Friedsam neben einander und sah'n voll stiller Bewund'rung
Sonnen und Mond' und Gestirn' aus scheinender Jrre geordnet
Zum einträchtigen Tanz, auch hörten sie rauschen harmonisch
Im viellautigen Chore der seligen Völker und Engel
Hallelujah' und athmeten Blithe des Lebens.

Aber ihr Herz schwoll über von unaussprechlicher Inbrunst,
Und es erhub sich entzückt ihr heller Gesang: „Wir glauben
All' an einen Gott!" Da mit einmal sprangen die Flügel
Auf mit Getön', daß weit von goldenem Glanze der Aether
Leuchtete. Petrus erschien und sprach mit freundlichem Lächeln:
Habt ihr jetzt euch besonnen, ihr thörichten Kinder? So kommt denn!
J. H. Pok.

Abendfeier zu St. Leonhard

Sonntag, 15. Januar 1882,
Abends 6 Uhr.

Vortrag von Herrn Prof. Dr. P. Schmidt: „Unser Gottesglaube und die verheerenden Naturgewalten.“

Vorträge des Kirchengesangvereins.

Zur Notiz!

Wer diese Nummer nicht refüsirt, wird als Abonnent betrachtet.

Die Expedition.

Druck und Expedition: Vereinsbuchdruckerei, Spalenvorstadt 3, Basel.

Fünfter Jahrgang.

N. 3.

Samstag, 21.Januar 1882.

Schweizerisches Proteftantenblatt

Herausgeber:

Pfr. A. Altherr u. Pfr. E. Liuder in Basel, Pfr. Bion in Zürich.

Wir sollen nur nicht in Sinn nehmen, daß der heilige Geist gebunden

sei an Jerusalem, Rom, Wittenberg oder Basel, an deine oder eine andere
Person. In Christo allein ist die Fülle der Gnade und Wahrheit.

Oecolampad au Luther.

Erscheint jeden Samstag. Man abonnirt auf jedem Postamt der Schweiz und des Auslandes. Preis per Vierteljahr franko zugesandt 1 Fr. Wer das Blatt in Basel gratis erhalten will, kann dasselbe in der Vereinsbuchdruckerei, Spalen 3, abholen.

Anser Glaube und die verheerenden Naturgewalten *)

meine lieben Zuhörer und Zuhörerinnen wissen Alle ohne Weiteres, wohinaus es mit diesem Thema soll. Wir haben das Jahr 1881 scheiden sehen müssen und die Kirchenglocken haben ihm denselben schönen nächtlichen Abschiedsgruß nachgeläutet, wie seinen Vorgängern, ernst, feierlich, glaubengebietend. Aber kam es etwa Niemandem unter Euch in letter Sylvesternacht so vor, als habe diese oder jene Glocke einen leisen Riß erhalten, als töne ihre weihevolle Weise nicht ganz so voll und rund, wie ehedem? Nicht wahr, ein grausames Jahr war's für unseren Glauben, eine harte Prüfung für unsere fromme Zuversicht, eine fast das Maß überschreitende Heimsuchung für die Tragkraft unseres Gottvertrauens, dieses Jahr der

Massenmorde der Natur!

Auf einer Düne, der Nordsee-Insel Helgoland gegenüber, wurde ich einst durch den Anblick eines halbverfallenen breiten Grabhügels betroffen, auf dem ein halbverwetterter Gedenkstein meldete: drei Matrosen, im Sturm dort gestrandet, hätten daselbst ihre Ruhe gefunden; und darunter stand die einfache, in dieser Umgebung, wie mir schien, unendlich rührende Inschrift: „Die Erde ist überall Gottes des Herrn". Unterstüßt, sprach ich bei mir; meine Bruderhand euch sturmerprobten, lieben Männern von Helgoland; einverstanden; ja wohl, wir glauben wirklich All' an Einen Gott. Aber 1881, und Nizza und Elm und der Brand von Wien, eure Namen bedeuten Schauer des Abgrunds, Angst der Verzweiflung, Heulen und Zähneklappern.

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Wie die Alten den Tod gebildet", so heißt eine bekannte, hochverdiente Abhandlung Lessing's, die sich damit befaßt, die lieblicheren Todessymbole der altklassischen Kunst, den schönen, mildernsten Genius mit der umgestürzten Fackel und andere nach ihrer Entstehung und Bedeutung zu untersuchen. Auch sonst haben Denker und Dichter alter und neuer Zeit dem Tode eine freundlichere und versöhnendere Seite abzugewinnen gesucht, aber an den Stätten des Schreckens, die wir soeben genannt, da ist's mit

*) Abendvortrag zu St. Leonhard, 15. Januar 1882.

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