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bildeten Schwestern sind bis jezt ihrem Berufe treu geblieben. Ein Drittel derselben wird für die Hospitalpflege verwendet, ein zweiter Drittel zur Pflege in Privathäusern und der dritte steht im Dienste der ambulanten Armenkrankenpflege. Frägt man sich, weßhalb die Anstalt in so kurzer Zeit solchen Erfolg gehabt habe, so ist derselbe hauptsächlich zu verdanken: 1) dem schönen Geiste der Gemeinschaft und ächt religiöser Gesinnung, welcher in ihr herrscht und sie zusammenhält; 2) der Bildung, welche von den Schwestern verlangt wird und die ihnen auch über rohe Menschen eine große Macht gibt. Selbst in den verwahrlosesten Schichten der Gesellschaft können die Schwestern nicht bloß ungekränkt, sondern mit Ehrfurcht behandelt, ihren Dienst versehen und sie suchen mit Vorliebe gerade dieses Element unter den Armen und Gesunkenen auf; 3) dem Bewußtsein, welches in die Schwestern gepflanzt wird, daß ihr Beruf wie ein anderer ist, daß sie sich nicht überheben dürfen, daß er aber auch eine große innere Befriedigung gewährt, und 4) dem treuen Zusammenwirken verschiedener Kräfte. So ist unter den drei Aerzten, von denen ganz besonders auch das Gedeihen der Anstalt abhängt, einer ein protestantischer Reformer, der andere ein Katholik und der dritte gehört der positiv-evangelischen Richtung an. Auch unter den Frauen, deren Mitwirkung eine höchst wichtige und unerläßliche ist, sind verschiedene religiöse Richtungen vertreten. Nachdem die Versammlung noch zur Uebernahme des schweizerischen Reformtages sich bereit erklärt und dem Vorstande die nöthigen Vollmachten ertheilt und den leztern durch einige Neuwahlen ergänzt hatte, löste sie sich mit dem Gefühle auf, einen schönen und wie wir hoffen auch segenbringenden Nachmittag verlebt zu haben. B.

Geben ist seliger als Nehmen.

Aus dem zwölften Jahresbericht des freiwilligen Armenvereins Winterthur

von H. M.

Geben ist seliger als Nehmen. Die Religion Christi unterwirst den Besitz des Eigenthums unbedingt dem Gesetz der Liebe, die ein Mensch dem andern als seinem Bruder schuldig ist. Das Eigenthum ist also ein mit den Ansprüchen der Noth und der Leiden der Mitmenschen eigentlich belasteter Besigstand. Wer sich zu den Lehren Christi bekennt, der ist durch dieses Bekenntniß auch verpflichtet, durch sein Eigenthum, wie groß und von welcher Art es auch sein mag, wie durch seine Person, dem Armen, den die Vorsehung ihm nahe gestellt, zu dienen, wie er, wenn er selbst arm wäre, wünschen würde und wünschen müßte, daß ihm gedient würde. Daß diese Pflicht zu den ersten und größten des Menschen gehört, das lehrt anschaulich das Weltgericht, das im 25. Kapitel des Evangeliums Mathäi Christus verheißt und zu dem alle Völker versammelt werden. Nach Dogmen wird nicht gefragt, wohl aber wird nach Maßgabe der Erfüllung dieser Liebespflicht gerichtet zur Seligkeit oder Verdammniß. Zu geben, zu dienen mit

der Gabe, die man empfangen, ist also eine der erhabensten Menschenpflichten. Ihre Erfüllung, wenn sie rein ist, gibt wie jede Pflichterfüllung Wonnegefühl in's Herz, beseligt je nach dem Grade ihrer Reinheit und Höhe.

Auch daß man in der Lage ist, dienen zu können, sei's mit viel oder wenig, sei's mit der That oder mit herzlicher Theilnahme, verpflichtet ja zu innigem Dank und herzlicher Zufriedenheit mit dem, was einem geworden ist.

In rechter Weise zu geben, ist aber auch schwer. - Wenn die Unterstützung den Empfänger nicht zu größerer eigener Anstrengung, zu möglichster Selbsthülfe ermuntert, eher die Neigung, sich helfen zu lassen, anbahnt, so die eigene Thätigkeit lähmt und schließlich ein Anspruchsrecht auf fremde Hülfe erzeugt, so hat die Gabe ihren Zweck verfehlt. Je öfter sie wiederholt wird, je nachtheiliger ist ihre Wirkung. Die Ursache der Noth wird nicht gehoben, wohl aber verstärkt. Die physischen Leiden sind da nicht die hauptsächlichsten Uebel; sondern das sind die sittlichen Erschwerungen, die allerdings in der äußern Lage und Stellung der Armen ihre Hauptquelle haben. Könnte man ihnen die lebendige Ueberzeugung beibringen, daß jedes Menschen Hauptaufgabe und erste Pflicht die Selbstveredlung und die Treue gegen das sittliche Gesetz ist; das Bewußtsein ihrer moralischen Kräfte und ihrer Verantwortlichkeit wecken und sie im Geist und in der Hoffnung über ihr äußeres Loos erheben, dann wäre den physischen Leiden bald geholfen. Diese Einwirkung sollte mit der materiellen Handreichung Hand in Hand gehen, um, wo es nöthig ist, jene Umschaffung der Gesinnung zu bewirken, welche allein die Grundlage besserer äußerer Existenz bildet. Das Leiden, dieser wichtige Faktor in der Erziehung des Menschen, kann nicht aus der Welt geschafft werden. Das Elend aber sollte nicht unbesieglich sein. Die Befriedigung nur einer schlimmen Neigung, sagt Franklin, kostet so viel, daß man zwei Kinder davon ernähren könnte. In unserm Gemeinwesen ist genug Menschenliebe und moralische Kraft vorhanden, tiefe Wirkungen auszuüben, wenn gemeinsam zweckmäßig und beharrlich an der Abtragung dieser Schuld gegen die Hülfsbedürftigen gearbeitet wird. Diese Aufgabe hat nicht bloß ihre ideale Seite, sondern auch ihre eminent praktische, ohne die jene ohne Halt ist. Die beste Erläuterung, wie diese praktische Seite gemeint ist, auch die beste Anleitung gibt Pestalozzi in seinem Volksbuch Lienhard und Gertrud also: „Die Reinoldin war von jeher wohlthätig, aber von der Stund an, da sie sah, daß die Arbeitslust und die Anführung zur Ordnung und zum Sparen den armeu Leuten in einer Woche mehr aufhilft, als man ihnen mit Almosen bei Jahren aufhelfen fann, änderte sie ihre Art und schlug auch der besten Gevattermeisterin einen Mund voll Brod ab, wenn sie nicht mit ihr auf den Grund gehen und lauter und klar zeigen wollte, wie sie stehe, was ihre Haushaltung die Woche durch verdiene, wie sie das abtheile und warum sie nicht damit auskomme. Ihre erste Antwort, wenn ihr Jemand eine Noth klagte, war jezt: Ich muß mit dir heim und in deiner Stube sehen, wo es dir eigentlich fehlt und wie dir zu helfen. Das behagte freilich vielen Leuten, die ihr bis dahin in's Blinde hinein bettelten, nicht. Andere ließen sich helfen; an diesen that sie was eine Mutter; sie selber hatte erst, seit sie ihre Art geändert, Freude an ihren Almosen. Vorher that sie dieselben als

eine Art Schuldigkeit, so wie man Zoll und Zehnten abstattet, gern und willig, aber ihr Herz war nicht dabei und sie dachte nichts dabei. Nun aber wurden sie ihr zur Luft des Menschen, der einem Kind aus dem Elend das Glück seines Lebens gründet. Sie thut das und gibt jetzt ihren Armen nicht nur Brød und Geld, sondern sich selber nnd ihre Zeit, ihren Verstand, ihr Ansehen und alles, sogar ihren freudigen Muth, ihnen also zu helfen, daß ihnen wirklich geholfen. Doch legt sie nie eine Hand an, so Lange ein Armer einen Krebsschaden verbergen will, der ihre Hülfe vereiteln und, was sie immer an ihm thäte, ihn doch zum Tode bringen würde. Man mag darüber sagen, was man will, gewiß ist nur das ein wahres Almosen, wenn man macht, daß der, so es empfängt, nicht ferner betteln muß. Das ist wahr, oder das Almosen ist nicht ein Opfer der Weisheit und Güte, sondern etwas ganz anderes.“

Immer aber muß diese Art Einwirkung mit Vorsicht und Weisheit verbunden sein. Sie darf bei allem Ernst nicht verbitternd oder entmuthigend wehe thun und hat den Menschen im Armen zu achten und zu ehren, in dessen Busen das nämliche Herz schlägt wie in dem des Besitzenden. Das schwer gefährdete Thier in der Lessing'schen Fabel rettet sich aus seiner Noth mit Hülfe eines Dornstrauchs, über den es hinunterklettert. Aber dieser bringt ihm schmerzende Wunden bei. Ueble Helfer, ruft es aus, die ihr nicht helfen könnt, ohne zu verlegen. Von noch schlimmerer Wirkung aber ist eine besondere Bevorzugung und Begünstigung, wie sie wohlberechnete Rede und geschickt gespielte Tugend einer gutmüthigen, aber nicht streng prüfenden Philantropie gegenüber etwa erworben wird.

Solche Protektion erzeugt falsche Sicherheit, Pharisäismus, Verachtung und Ueberhebung gegenüber dem in gleicher Lage sich befindenden Mitbruder. Auch da gilt Pestalozzi's trefflicher Ausspruch: Wo Lieblinge sind, da ist die ächte Liebe geschädigt.

Aber trotz all den bemühenden Erfahrungen und Schwierigkeiten wiederholen wir: Geben ist seliger als Nehmen. Die äußere Lage des Armen ist eine schwere. Noth ist ein Uebel und Entbehrung ein Verlust, der physische und sittliche Schädigungen im Gefolge haben kann, und wir denken nicht daran, das Herbe der Armuth zu leugnen. Aber doch ist vielleicht der Unterschied im Lebensgenuß zwischen den Reichen und den Armen nicht so groß, wie man sich's vorstellt. Die Lage der leztern ist nicht nothwendig eine unglückliche. Ist dieselbe mit einer edeln geweihten Gesinnung gepaart, so schließt sie die Bedingungen ächten innern Glückes nicht aus. Es verdient Beachtung, daß die Armen in Beziehung auf die häuslichen Bande die wohlhabenden Klassen oft beschämen. Ihre beschränkte Lage nöthigt sie, für einander mehr zu thun, als es da geschieht, wo äußere Mittel die Fülle vorhanden sind; und diese Nothwendigkeit gibt zuweilen der Liebe zwischen Eltern und Kindern, zwischen Brüdern und Schwestern eine Innigkeit, die rührend ist. Und wo das stille Glück, die Freude an der Pflicht, die wohlwollenden Gefühle in solchen Kreisen das Leben beherrschen, da hat dieses eine Würde, der wir unsere Hochachtung, ja Verehrung nicht versagen können. Solchen Werth kann der Arme seinem Leben

geben, doch nur troß seiner äußern Lage. Es gehört eben eine seltene geistige und sittliche Kraft dazu, den moralischen Einflüssen der Armuth zu widerstehen. Diese sind stark und manigfaltig, und wer ihnen ausgesetzt ist, hat Anspruch auf milde Beurtheilung.

Die ausschließliche Sorge um den Leib zieht den Geist herab. Die Bitte um Almosen erniedrigt; die Gewohnheit, der Geringschäßung ausgesezt zu sein, verletzt. Die Minderung der Selbstachtung als Folge davon öffnet die Bahn zum Schlimmen. Die Gegenwart ist drückend, die Aussicht in die Zukunft knickt den Muth. Die Unterhaltung zwischen Eltern und Kindern ist nicht erheiternd und belebend, Familienfeste und Familientage werden keine gefeiert. Die Armen leben in der Mitte unzähliger Annehmlichkeiten und Befriedigungen des Lebens, die für sie außer aller Erreichbarkeit liegen. Aus ihren freudeleeren Kammern blicken sie auf die Wohnplätze des Ueberflusses. Sie fühlen, daß Alles, was das Leben äußerlich verschönt, andern zugefallen ist. Wer will den Stein auf sie werfen, wenn Neid, Mißgunst, Erbitterung in ihnen erwacht, wodurch sie noch elender werden? Das Bedürfniß nach Freude, das auch im Armen lebt, wird dann in einer Weise befriedigt, die nicht stärkt, sondern tief schädigt. Und die jungen Seelen, die an fester, treuer Elternhand sollten emporranken können, von ihren Pflegern, Nahrung, Leitung, Kraft für das Gute empfangen, wie leiden sie in solcher Atmosphäre. Kein starker Stamm findet sich, an dem sie freudig emporklimmen können und des Himmels Lüfte trinken. Wo diese jungen Seelen ihre Fühlfäden ausstrecken, finden sie statt des Stammes niederes Gestrüpp, das sie darniederhält und durch Moder und Sumpf kriechen macht. Wie freudlos ihr Dasein! Wer sein Ohr an das Herz des armen Kindes legen könnte, das von lieblosen Eltern zum Bäcker, zum Krämer, in den Laden geschickt wird, wenn auf alte Rechnung und Kredit zu holen ist, und es nur finstere Gesichter, unfreundliche Mienen sieht, verlegende Worte hört, in denen die freudige Hoffnung auf Stillung des Hungers und manches andere untergeht; wer das Ohr an das Herz eines solchen armen Kindes legen könnte, der vernähme von einem innern unnennbaren, Muth und Freudigkeit für alle Zukunft brechenden Jammer und Schmerz. Freuen wir uns, daß der liebe Gott auch für sie bunte Blumen, hübsche Stecken, nette Steinchen, singende Vögel und rauschende Bächlein geschaffen hat, und mehren wir ihre Freude und stärken wir ihren Muth, wo wir dazu Gelegenheit haben. Versehen wir uns im Geiste recht häufig in die Lage des Armen, denken wir uns an seine Stelle, und wir werden im Urtheil über ihn stets nachsichtig sein.

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Fünfter Jahrgang.

No 21. Samstag, 27. Mai 1882.

Schweizerisches Proteftantenblatt

Herausgeber:

Pfr. A. Altherr und E. Linder in Basel, Pfr. Bion in Zürich.

Wir sollen nur nicht in Sinn nehmen, daß der heilige Geist gebunden
sei an Jerusalem, Rom, Wittenberg oder Basel, an deine oder eine andere
Person. In Christo allein ist die Fülle der Gnade und Wahrheit.
Decolampad an Futher.

Erscheint jeden Samstag. Man abonnirt auf jedem Postamt der Schweiz und des Auslandes. Preis halbjährlich franko zugesandt 2 Fr. Wer das Blatt in Basel gratis erhalten will, kann dasselbe in der Buchdruckerei J. Frehner, Steinenvorst. 12, abholen.

Was ist Bekehrung?

Es ist bekannt, daß eine der dringendsten Forderungen des Christenthums an die Menschen diejenige der Bekehrung ist. Das Christenthum ist in die Welt getreten mit dem Anspruch, diese Welt umzugestalten zu einem Gottesreiche. Gemäß seiner auf das innere Leben der Menschen dringenden Natur wollte es diese Umgestaltung nicht zunächst durch Veränderungen im öffentlichen Leben bewirken, sondern durch die Umbildung des einzelnen Menschen nach Herz und Leben. Daher trat Jesus mit der Forderung auf: Thut Buße! Daher befahl er seinen Jüngern, überall Buße und Bekehrung zu verkündigen, daher predigten alle seine Apostel in erster Linie die Nothwendigkeit einer Gesinnungsveränderung: „Leget den „alten Menschen ab und ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in Gerechtigkeit und Heiligkeit."

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Es ist also ganz richtig: die „Bekehrung“ ist die Hauptpflicht und Lebensaufgabe der Menschen. Aber was hat man aus diesem Begriffe im Laufe der Zeit gemacht? Ein übernatürliches Ding, ein Zerrbild, einen dem gesunden Menschenverstand so sehr widerstrebenden Vorgang, daß das bloße Wort „Bekehrung“ schon anrüchig geworden ist und das Gefühl er= weckt, als befinde man sich in der dumpfen Stube irgend einer pietistischen Sondergemeinschaft.

Zweierlei hat dazu beigetragen, dem Begriff „Bekehrung“ einen so falschen Sinn unterzuschieben: einmal der Wunderglaube, welcher sich's darin bequem macht, daß er das, was unter der beständigen Selbstthätigkeit des Menschen geschehen soll, zu einer ausschließlich göttlichen That stempelt, und sodann die Vorstellung, daß ein solches Wunder plötzlich geschehen

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