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Ihm wird eine solche That ein unerträglicher Schmerz am Volkskörper sein, es wird viel besser spüren, daß, wenn der Verbrecher schuldig ist, wir mitschuldig sind, indem wir da und da an ihm gefehlt haben, und darum, auch darum wird's ändern.“

Seine politisch demokratische wie seine religiös freisinnige Richtung stammten eben aus seiner rein menschlichen Humanität. Im geselligen und im öffentlichen Leben war ihm wie Pestalozzi der Mensch sein Leben."

Albert Bißius hat nun ausgerungen. Vom Herzen hat er gelebt, vom Herzen kam ihm der Tod. In den Herzen seiner Zeitgenossen aber bleibt sein Bild lebenschaffend fortbestehen und in den Herzen der Nachwelt wird ihm je und je neues Leben erstehen, wo immer große Gedanken zu kräftigem Leben erblühen!

Ein neues Gesangbuch für die evangelische Kirche der deutschen Schweiz ist im Werden. Die schweizerische Predigergesellschaft hat drei Pfarrer (H. Weber, Th. Barth und A. Volz) mit dem Entwurf beauftragt und dieser liegt vor, allerdings nur im Text, 450 Nummern stark.

Gegen dieses neue Gesangbuch, welches, wohl gemerkt, nicht nur in der Kirche, sondern auch in der Seelsorge, besonders bei Krankenbesuchen, im Jugendunterricht und als Erbauungsmittel licht- und trostbedürftiger Christenleute dienen soll, läßt sich ein zweifaches Verfahren einschlagen.

Es kann der Zürcher und der Berner und der Basler und der Appen= zeller u. s. w. kommen und darüber klagen, was in seinem kantonalen Gesangbuch noch Alles für schöne Lieder stehen, die dem neuen Werke fehlen. Es kann der Orthodore schmerzlich thun, daß so manch ein liebes „Kernlied" keine Aufnahme gefunden und es kann der ostschweizerische Reformer wahre Perlen seines vierörtigen Gesangbuches vermissen und dem neuen Entwurf ein ellenlanges Register von sprachlichen und metrischen Härten, von unverdaulichen dogmatischen Brocken und offenbaren Geschmacklosigkeiten aufhalsen. Es kann ein Jeder von seinem kantonalen Büchlein aus imperatorisch und pochend erklären, wenn man das und jenes Lied nicht nehme, so mache er der Centra= lisation den Krieg, daß es den armen Vätern der Sammlung kalt über den Rücken läuft. Das Alles kann man und darf man und ist bereits auch ge= schehen und war zu erwarten. Nur gibt es auf diesem Weg in Ewigkeit nie ein einheitliches evangelisch schweizerisches Kirchengesangbuch oder nur ein so dickes und schweres, daß den Leuten die Achsel weh thut, wenn sie es am Sonntag in die Kirche schleppen.

Das andere Verfahren dem Entwurf gegenüber ist, daß die Inhaber der verschiedenen kantonalen Gesangbücher zum Voraus sich sagen, es müsse bei der Centralisation Jeder ein gutes Stück seiner Eigenheit dran geben, sonst gehe es absolut nicht; man müsse daher den Entwurf nicht bloß darauf an= sehen, was er nimmt, sondern auch auf das, was er gibt. Dieses Ver= fahren wollen wenigstens wir in Basel einschlagen. Unser Kirchengesangbuch ist unter allen in der Schweiz das beste genannt worden, aber zu einer Zeit, wo die orthodor-pietistische Richtung hier noch allein Kirchenlieder sang, denn

für die freie Richtung ist es das von ferne nicht, sondern das der Kantone St. Gallen, Appenzell, Thurgau und Bündten, ganz zweifellos. Wir sind daher im Fall, überaus dankbar zu sein für jedes wirklich schöne Lied mehr, das uns zu den im Basler Buch reichlich vorhandenen in Aussicht gestellt wird. Einige solcher Lieder, die wir bisher schmerzlich vermißt haben, oder doch einzelne Verse daraus, gedenken wir dem neuen Entwurf zu entnehmen und unsern Lesern vorzulegen. A.

Die reformirte Synode von Baselstadt hat am 21. September bei Berathung einer neuen Gottesdienstordnung einige unbedeutende Neuerungen beschlossen, erstens die Reduktion der vier Sonntagnachmittagsgottesdienste auf zwei, nicht bloß wie bisher während des Sommers, sondern des ganzen Jahres, und den Wegfall der Nachmittagspredigt am Neujahrstag; zweitens das Verbot, daß ein von der Landeskirche angestellter Geistlicher nicht mehr gegen einen seiner Kollegen zu gleicher Zeit einen Konkurrenz-Gottesdienst abhalten darf (gerichtet gegen das Vorgehen zweier Pfarrer in der St. Theodorsgemeinde). Im Uebrigen ist das Abhalten von außerordentlichen Gottesdiensten jedem Geistlichen erlaubt, wenn er sich dazu die Erlaubniß des be= treffenden Kirchenvorstaudes einholt. Es ist eine merkwürdige Thatsache, daß solche Dinge, welche anderwärts schon lange für selbstverständlich gelten oder gar nie versucht worden sind, in unserer Stadt Basel nur durch viel Stunden lange Verhandlungen erobert werden können. Fortsetzung der Berathung am 5. Oktober.

A.

Schwyzer-Dütsch. Wir haben wieder Bettag gefeiert, uns des Vaterlandes gefreut und ihm treue Liebe bis an's Grab gelobt. Zur Vaterlandsliebe gehört auch, daß man die Heimath kennen lernt, ihre Geschichte versteht, mit ihrer Seele eins wird. Darum nennen wir es ein gutes Werk, daß Professor D. Sutermeister in Bern es unternommen hat, das Charaktervollste und Beste, was in Schweizermundart geschrieben ist an Erzählungen, Sagen, Liedern und Sprüchen, zu sammeln und in kleinen Heften à 50 Cts. herauszugeben. Ein Dußend dieser Heftchen aus den verschiedensten Kantonen sind bereits erschienen und da jezt die langen Abende wieder einrücken, wollen wir diese geistige Nahrung, die unendlich viel gesunder ist, als was die gewöhnliche Romanfabrik leistet, unseren Familien dringend zum Genuß empfehlen. Es ist viel zum herzhaften Lachen drinn, was in dieser „bösen Zeit“ nicht zu verachten ist, zumal der hier gebotene Scherz nur die Umhüllung frommen und tiefen Ernstes ist. Nicht nur im Aargau, überall ist es wahr:

Es flügt keis Vögeli so höch, es loht sie wieder nieder;
Wenn Eine no so zornig ist, de Zorn, de leit sie wieder.
Wart e wyli, beit e wyli, siz e wyli nieder,

Und wenn d'e wyli gfässe bist, so chum und säg mer's wider. A.

Basler Kirchenzeddel Sonntag den 24. Sept.

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Fünfter Jahrgang.

No 39. Samstag, 30. Sept. 1882.

Schweizerisches Proteftantenblatt

Herausgeber:

Pfr. A. Altherr und E. Linder in Basel, Pfr. Bion in Zürich.

Wir sollen nur nicht in Sinn nehmen, daß der heilige Geist gebunden
sei an Jerusalem, Rom, Wittenberg oder Basel, an deine oder eine andere
Person. In Christo allein ist die Fülle der Gnade und Wahrheit.
Decolampad an Luther.

Erscheint jeden Samstag. Man abonnirt auf jedem Postamt der Schweiz und des Auslandes. Preis halbjährlich franko zugesandt 2 Fr. Wer das Blatt in Basel gratis erhalten will, kann dasselbe in der Buchdruckerei J. Frehner, Steinenvorst. 12, abholen.

Am Grabe von A. Bikius.

Auf dem Friedhof ist es stille, und zerstoben ist der Schwarm:
Im entseelten Haus in Thränen löst sich neu der Seinen Harm.
Und auf manchem Weg und Stege, in der Heimat weitem Kreis,
Tönt in schmerzlichem Gespräche unsers todten Freundes Preis.
Auf dem Friedhof ist es stille, Blumen duften herbstlich mild;
An den frischen Grabeshügel tritt ein ernstes Männerbild.
Zu dem reichen Wald von Kränzen, von den Freunden hingelegt,
Legt er, ihn noch zu ergänzen, einen Lorbeer tief bewegt.

Auf dem Friedhof ist es stille, leis nur spricht der ernste Mann,
Während eine heiße Thräne ihm aus feuchtem Auge rann:
„Welche reichen Blumenspenden! - Kamen doch von Freunden nur!
"Nimm jest auch aus Feindeshänden seiner Liebe eine Spur!

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Nimm ihn hin den grünen Lorbeer, edler Ritter stark und treu;
Was dir groß das Herz erfüllte, du versochtest's sonder Scheu.
Groß das Ziel und rein die Waffen deine beste war dein Herz!
„Du auch wolltest Heilung schaffen deines Volkes tiefstem Schmerz.
Du auch warst ein Eidgenosse, du auch warst ein frommer Christ;
Diesen Kranz der Ehren raubt dir keines Eis'rers schwarze List. —
Lebe wohl! Mög' Gott mir schenken solchen Feind im Kampf wie du
"Immerdar! Heut' will ich senken auch mein Schwert zu heil'ger Ruh!“
Auf dem Friedhof ist es stille. Stille geht der Mann davon.
Horch! die Blumen beten leise für des Volkes besten Sohn.
Und ein friedliches Versöhnen wehet ob dem Friedensort,
Wo die Feinde Feinde krönen mit der Liebe Kranz und Wort.

Wenn ich nur dich habe!

O. B.

Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und nach Erde!" singt der fromme Dichter des nicht auszulesenden 73. Psalmes. Ein nüchterner Verstandesmensch wird gegen dieses Wort die Anklage reli

denen die Religion kein kühn himmelanstrebenden tieferm Fluge zustußen. Wenn irgend ein Bibel

giöser Schwärmerei erheben; ja selbst Christen, inhaltloser Name ist, werden die Flügel dieser religiösen Begeisterung mit der Alltagsscheere zu Aber diese Flügel sollen nicht gestußt werden. wort, so will dieses buchstäblich verstanden sein. Spricht sich ja doch in demselben nichts anderes aus als die unzerstörbare Gewißheit der in Gott gewurzelten Menschenseele, daß die Religion, die Lebensgemeinschaft mit Gott, das „Haben Gottes" das köstlichste und höchste Gut der einzelnen wie der ganzen Menschheitsseele ist. Denn Gott allein der Fromme hat es erfahren und erfährt es alle Tage neu - Gott allein bleibet ihm treu, unwandelbar treu in Schicksalswandel und Blätterfall dieses Lebens. Novalis der deutsche Dichter ist nur ein Echo des israelitischen, wenn er mit gefalteten Händen spricht:

,,

Wenn ich ihn nur habe,

Laß ich gern die Welt;

Was er beut, ist ew'ge Gabe,
Selig, wer an ihn sich hält.
Tief versenkt im Schauen

Will ich siegen über Todesgrauen.

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,Wenn ich nur dich habe!" Wie viele Kinder unserer Zeit finden in diesem Worte den Ausdruck ihrer eigenen persönlichen Ueberzeugung ? Ja, zum gleißenden Golde sprechen sie: „Wenn ich nur dich habe, dann habe ich Ruhe und Frieden." Darum macht sich der Mensch auf in der Blüthe des Lebens und läuft und rennt und jagt ihm nach, diesem klingenden und schimmernden Metall Tag und Nacht, daß ihm der Athem auszugehen droht. Und manchmal geht er ihm aus und er bricht zusammen auf der staubigen Landstraße des Lebens, noch ehe er das unter spöttischem Lachen entfliehende Glück erhascht; sein Leben glich einer ermüdenden Jagd, von welcher statt des gejagten Wildes der Jäger todt nach Hause getragen wird. Ein andermal erringt er den goldenen Schatz; er hält ihn triumphirend in seiner Hand und er öffnet den Mund zu fröhlichem Jubel und baut sich im Geiste ein Leben voll ungetrübten Glückes da erstirbt ihm das Wort auf der erbleichenden Lippe und das Gold rollt ihm aus der niedersinkenden Hand einem andern zu, einem lachenden Erben und er hat von all seiner Mühe und Arbeit nichts als einen schweren Grabstein mit goldener Inschrift. Und ein andermal erreicht er es auch, das heißersehnte Gold und er wiegt es in seinen Händen, als ob es der Himmel wäre; aber je länger er es anschaut, um so weniger glänzend, um so ungenügender erscheint es ihm und sein Herz wird auf's neue von ungesättigter Geldgier erfüllt und die wilde Hezjagd beginnt auf's neue mit all ihrer Unruhe, all ihrer Qual, all ihrem vergiftenden Neide. Dieweil er aber dem erträumten größeren Glücke nachjagt, das er noch nicht hat, entrinnt das wirkliche, das er hat, seiner Hand, und am Ende bleibet ihm nichts als weißes Haar, müde Glieder und als bitterste Frucht ein müdes Herz. Und noch ein andermal fällt ihm der Goldregen in den Schoß und öffnet ihm die Pforte zu jeder Freude des Lebens; aber er wird ihm zum Fluche, sei es daß der Rost des Geizes an sein Herz sich sehe es zu verderben, sei es daß der Krebs wilder Genußsucht Leib und Seele ihm immer rascher verzehre. Selbst dann aber, wenn einer seines Reichthums ungestört genießen

fann, Seelenfrieden läßt sich mit Gold nicht erkaufen; und wenn er auch mit seinem Silber und Gold sein Leben eine Hand breit verlängern, die Tributzahlung an den allgewaltigen Herrscher Tod hinausschieben kann, der Tod steht höhnisch hinter seinem Stuhle und flüstert ihm zu: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!" Wie bitter muß das Sterben sein, wenn das Leben in Goldluft aufging und nun nichts, gar nichts, kein verklärender, versöhnender, Welt und Tod überwindender Gedanke das Sterben versüßt. O saget nicht zum todten Golde: „Wenn ich nur dich habe!" Nur der lebendige Gott ist unsere Zuflucht im Leben und im Sterben.

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Wenn ich nur dich habe!" Wie vielen Kindern unserer Zeit ist das aus dem Herzen gesprochen? Ja der Mensch sagt es etwa vermessen zum Menschen: „Wenn ich nur dich habe!" So spricht der Liebende zur Geliebten, die Mutter zum Sohne, der Freund zum Freunde, das Vaterland zu seinem großen Bürger. Aber ach wie manche junge Liebe hat schon im lachenden Lenze begonnen mit einem gegenseitigen überschwängLichen: „Wenn ich nur dich habe!" Dem Frühling folgte dann ein früher Herbst und rauh und kalt tönte es bald mit bitterm Worte, bald mit bösem Blicke, bald nur in der Tiefe des Herzens: „Ach, wenn ich dich nur nicht hätte; ach, wenn ich Thor, ich Thörin nur wieder los wäre von den Banden, die ich mir selber geschmiedet." Wie manche Mutter hat schon ihren Sohn zu ihrem Gotte gemacht und ihn gerade dadurch zu einem Kind der Hölle verderbt, so daß sie am Ende jammervoll seufzte: „Ach, dir und mir wäre besser, wir lägen draußen am „guten Ort“. Wie viel Freundschaften sind nicht schon auf Erden geschlossen und mit Hand und Mund und Herz mit dem Gelübde der Treue bis in den Tod besiegelt worden aber die Siegel sind in Wind und Regen und Sturm des Lebens schon lange verwittert oder im Feuer der Selbstsucht zerschmolzen, und die sich früher umhalsten, gehen als Fremdlinge mit bedecktem Haupte an einander vorbei. Auch das Vaterland darf sich auf seine großen Bürger nicht zu allen Stunden verLassen; sie sind manchmal klein, recht klein. Und selbst dann, wenn die Liebe zwischen Mann und Weib die Leidenschaft der Sinne überdauert, wenn der Mutter Augen beim Gedanken an ihren Sohn von berechtigtem Stolze leuchten, wenn der Freund einem Jonathan an Treue gleicht und der große Bürger in Wahrheit ein Urbild und Vorbild der Vaterlandsliebe ist, auch dann ist kein Verlaß auf Menschen. Der Dichter klagt wehmüthig: Muß einer von dem andern, ach Gott, ach Gott wie bald!" Schon manche junge Wittwe hat am Leichenbette ihres Gatten, manche Mutter am Sarge ihres Sohnes, mancher Freund im Leichengeleite seines Freundes und manches Volk an der Gruft eines Großen in Israel verzweiflungsvoll gefragt: „Wen habe ich nun noch im Himmel und_auf Erden?" darum dürfen wir niemals zu schwachen sterblichen Menschen sagen: „Wenn ich nur dich habe!" Nur der lebendige Gott ist unsere Zuflucht im Leben und im Sterben.

„Wenn ich nur dich habe!" so spricht der Mensch noch zu tausend andern Dingen dieser Welt. Er spricht es zum Kranz der Ehren, um statt seiner eine Dornenkrone und noch häufiger eine Narrenkappe zu tragen; er spricht es zum Becher der Freude, um ihn nie an die Lippen zn bringen oder so oft, bis ihm selbst davor ekelt; er spricht es zu Kunst und Wissenschaft und will Himmel und Erde und des Meeres Tiefen und die Tiefen

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