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meinden, einer doppelten Armenverwaltung und einer Behördenzahl gleich groß, wie für 40,000 Seelen; kein für gewöhnliche Augen sichtbares Schicksal, 6 Geburten, 4 Todesfälle im Jahr; keine geistige oder gemüthliche Anregung ebensolang, kein gemeinsamer Gesang; wenigstens für Frauen und Kinder keine Gemeinschaft mit den Nachbardörfchen, keine Theilnahme an deren Schicksal, zwischen alten Unterweisungskamerädinnen selten oder nie eine fröhliche Tasse Kaffe nach einer traurigen Gräbt; immer seltener ein Gang zur Kirche; elende Reibereien, von den Hühnern umstandener Kampf zweier Hähne auf einem Misthaufen; der einzige Geist im Dorfe schließlich der Schnaps. Was soll in diesem Klein-Seldwyla gedeihen, was nicht verkommen, wer es dort aushalten, als etwa der Künstler oder der Menschenkenner, die es dort nicht gibt? Erlöse M., Christengemeinde ! Schließe es an ein größeres Ganzes! Trage es über sich selbst hinaus !“ A.

Im hehren deutschen Reich

ist dato auf kirchlichem und politischem Boden babylonische Verwirrung. Die Kirchenbehörden maßregeln, gestützt auf den Buchstaben dreihundertjähriger Glaubensbekenntnisse, diejenigen Geistlichen und Gemeinden, welche das Evangelium der wissenschaftlichen Erkenntniß gemäß auslegen wollen. Zahl= reiche Stadt- und Landgemeinden, welche liberale Prediger wählten, haben, auf Grund von Protesten kleiner Minderheiten, die Erwählten nicht be= kommen, und sind ihnen vom Kirchenregiment sog. gläubige Geistliche auferlegt worden. Die Drohung des Herrn Hofprediger Stöcker, man werde die freisinnigen Männer an den Ohren von Kanzel und Katheder herunterholen, ist in herrlicher Ausführung begriffen. Einiges Aufsehen erregt be= sonders die neueste Abseßung des Pastor Lühr in Eckernförde durch das Konsistorium in Kiel. Da wird ein Mann von unantastbarem Charakter und tadelloser Amtsführung, der zur Zufriedenheit seiner Gemeinde und mit vollem Segen wirkte, nach zehnmonatelanger, peinlicher Untersuchung seiner Predigten schließlich von heute auf morgen wie ein Verbrecher seines Amtes entsetzt. Das Konsistorium selbst gibt in seinem Strafurtheil folgendes Zeugniß über den Gemaßregelten ab: „Es muß daneben anerkannt werden, daß der Angeschuldigte die auch in seiner Broschüre ausgesprochenen positiven Gedanken von Gottes Barmherzigkeit und Gnade, so, wie sie durch Christum historisch vermittelt ist, in seinen Predigten mit Ernst und Wärme, zum Theil in schwungvoller Weise und ohne phrasenhafte Rhetorik vorgetragen hat. Insbesondere hat er von Christo als dem Anfänger und Vollender

unseres Glaubens, von seiner Menschenliebe und seinem Gehorsam bis zum Tode mit dem Ausdruck warmer Liebe gepredigt, wobei er zugleich die Forderung aufgestellt hat, daß wir uns in das ganze Wesen Jesu vertiefen und auf diese Weise in eine Wesengemeinschaft mit ihm eintreten sollen.“ Wir geben nicht viel auf den allgemeinen Schrei der Entrüstung, welcher über dieses Autodafe durch die Zeitungen geht, sofern die protestantische Laienwelt nachher den Schlaf der Gleichgültigen fortschläft. Herauszukommen aus diesen jämmerlichen Wirrsalen der deutschen evangelischen Kirche ist nur auf dem Wege, den man in der Schweiz gegangen ist. Noch vor zwanzig Jahren hat man auch in Basel, Bern und Zürich Versuche zur Absetzung von Geistlichen freier Richtung gemacht. Da haben diese an das Volk appellirt, auf vollkommen freie Gemeindewahl und Einführung des allge= meinen Stimmrechts in der Kirche hingearbeitet, und die Demokratie besiegte die Noth. Heute ist das Reformwerk in der Schweiz, nach dieser Seite wenigstens, vollendet: Glaubensfreiheit innerhalb der Kirche für Gemeinden und Geistliche, an Stelle der Bekenntnißkirche die freie Volkskirche.

Im deutschen Reichstag ist Alles auch in bester Konfusion. Nachdem Fürst Bismark die liberale Partei an die Wand gedrückt hat, geräth nun zur verdienten Strafe das immer geeinigte und starke katholische Zentrum über ihn und drängt ihn nach Canossa, ohne ihm die erhoffte Unterstüßung bei Ausführung seiner sozialen Reformpläne zu leisten, und der größte Diplomat des Jahrhunderts muß es vor seinem Lebensende auch noch erfahren, daß, wer sich mit römischer Treulosigkeit in Unterhandlungen einläßt, jedes Mal mit Schaden davonkömmt. Einem großen Theil der evangelischen Konservativen fehlt jedes protestantische Bewußtsein, so daß sie sich mit den Ultramontanen verbinden, während die Vertreter des Fortschritts kirchlich indifferent sind. Wie königlich wohl und sicher sich die Leute von der Soutane im deutschen Reich wieder fühlen, das beweist die Rede, welche Einer von ihnen an der jüngsten Katholikenversammlung zu Bonn, der auch Windthorst beiwohnte, gehalten hat. Es sei, so begann derselbe, ein interessantes Unternehmen der neueren Zeit, die Theilung der Zukunft vorzunehmen. Jede Partei nehme sie für sich in Anspruch, ohne daß man sich nur erst über eine Theilungskommission habe einigen können. Das aber wüßten alle, daß sie dem gehöre, dem die Jugend, d. h. die Schule, gehöre. Was sollen nun aber unsere Knaben werden, wenn sie das werden, was die heutigen Schulmeister daraus machen wollen? Assisen und Schwurgericht sind schon vollauf beschäftigt, die Zuchthäuser werden zu klein, und es ist Zeit, daß kompetente Männer den Schulen zurufen: daran seid ihr schuld. Redner schilderte dann an mehreren sehr derben Beispielen die seiner Ansicht nach

verderbliche Richtung des heutigen Unterrichts auf den Staats- und Dorfuniversitäten und gab die Schuld daran der Entchristlichung der Unterrichtsanstalten. Die Frage: Hat der Mann Kredit? müsse dahin beantwortet werden: Ja wohl, wenn er Credo hat. Aber das Credo unserer Professoren ist wurmstichig geworden. Einst habe der Teufel die Gottlosigkeit gehei= rathet und sieben Töchter, die Todsünden erzeugt. Als die Zeit gekommen, dieselben zu verheirathen, habe er die älteste derselben, die Hoffarth, den Professoren gegeben. Vor dem modernen Schulmeister sei unser Herrgott im Himmel nicht mehr sicher. Redner schloß mit dem Ausrufe: Katholisch ist Trumpf und soll es bleiben!"

Gedenkef der vorigen Tage.

Die Wähler der reformirten Landeskirche Basels, welche am 5. Februar wieder zu einer kirchlichen Aktion schreiten, werden wohl daran thun, den innigen Zusammenhang nicht zu vergessen, in welchem diese Wahl zu vielen vorangegangenen steht. Die kirchliche Reformarbeit in Basel ist nicht so jung, wie vielleicht Etliche meinen, und sie war auch nicht so leicht, wie sie jezt aussehen mag. Vor Denjenigen, welche heute mit Freuden ernten, gab es vor sieben und vor zehn und mehr Jahren Solche, die unter Sturm und Schmerzen säten, und die Wahl vom 5. Februar bildet nur den Ring an einer Kette, eine Art Schlußstein zu einem unter unsäglichen Mühen aufgeführten Gebäude. Wir wollen dem Leser folgende Gedenktage aus der kirchlichen Reform in Erinnerung rufen.

Im Jahr 1821 berief die Erziehungsbehörde an unsere Universität einen der freisinnigsten Theologen damaliger Zeit: Wilhelm Martin Leberecht DeWette.

Im Jahr 1857 wurde, nachdem über dem Grabe DeWette's die Reaktion hereingebrochen war, der mannhafte und tapfere Kandidat des Predigtamts, Herr W. Rumpf aus dem Ministerium ausgestoßen, mit Berufung auf das Basler Glaubensbekenntniß. Und als bald darauf seine Freunde im Großen Rath die Abschaffung der Verpflichtung auf jenes Bekenntniß beantragten, blieben sie mit siebenundzwanzig gegen zweiundsiebenzig Stimmen in Minderheit.

Am 6. Oktober 1866 bildete sich auf der Gartnernzunft unter der Führung des Herrn Th. Hoffmann-Merian der kirchliche Reformverein, ein Stein des Aergernisses.

Im Jahr 1870, nach siebenjährigem Bedenken und Suchen, wurde auf eine Petition der nicht baslerischen Theologiestudirenden in Herrn Overbeck ein freisinniger Professor der Theologie angestellt.

Im Jahr 1871, nach zehnjährigem Bedenken und Streiten, trat Basel dem theologischen Konkordat bei, wodurch die Basler Konfession von selber dahinfiel und eine große Thür für die Geistlichen der übrigen Schweiz sich aufthat.

Im Jahr 1873 wurde auf eine Petition des Reformvereins vom Großen

Rath die Verpflichtung auf das apostolische Glaubensbekenntniß abgeschafft durch Einführung desselben mit dem zweideutigen „Vernehmet“, statt „Be= fennet".

Im Januar 1874 schuf der Große Rath ein neues Kirchengesetz, welches auch den hiesigen Niedergelassenen das lange vorenthaltene, firchliche Wahlrecht zugestand.

Am 28. Juni 1874 traf die St. Leonhardsgemeinde mit 452 gegen 327 Stimmen die erste freisiunige Wahl.

Am 14. März 1875 wählten die Münstergemeinde und die Landgemeinde Riehen freisinnige Geistliche mit zusammen 686 Stimmen.

Am 10. Mai 1875 nahm das Volk von Basel die neue Kantonsverfassung an, welche den Eintritt in die Landeskirche von allen und jeden Bedingungen frei machte und die freie Volkskirche schuf.

Am 16. Juni 1875 beschloß die Synode, den Gebrauch der Liturgie und damit auch den Gebrauch des apostolischen Glaubensbekenntnisses vollständig frei zu geben.

Zu Weihnachten 1875 besetzte der Regierungsrath eine vakante theologische Professur mit Herrn Dr. P. W. Schmidt.

Am 6. Mai 1877 wurden bei den Erneuerungswahlen in die Synode die Freisinnigen auf der ganzen Linie geschlagen und die paar liberalen Mitglieder der Behörde ausgestoßen, - ein Nachfrost.

Am 16. Juni 1878 wählte die St. Theodorsgemeinde mit 562 Stimmen und am 29. September 1878 die St. Petersgemeinde mit 348 Stimmen ihren ersten freisinnigen Geistlichen.

Am 2. Februar 1879, bei der Wahl eines Hauptpfarrers, siegten die Freisinnigen zu St. Leonhard mit 685 Stimmen.

Am 16. März 1879 wählten die Freisinnigen zu St. Leonhard mit 597 Stimmen einen Vermittlungstheologen.

Am 23. Mai 1880, bei den Erneuerungswahlen in die Synode, siegten die Vorschläge der Freisinnigen in 3 Gemeinden, unterlagen aber in der Münstergemeinde, so daß die jeßige Synode 27 orthodoxe, 8 vermittelnde und 20 freisinnige Mitglieder zählt.

Am 12. September 1880, bei der Wahl des zweiten Helfers zu St. Leonhard, drang der Vorschlag der Freisinnigen mit 561 gegen 418 Stimmen durch.

Wie der nächste 5. Februar 1882 auf den gelegten Grund fortbauen wird, bleibt abzuwarten. Die freisinnige Partei im Großen Rath hat einen Versuch, die Wahlen aufzuschieben, am 16. Januar 1882 mit 64 gegen 39 Stimmen abgeschlagen.

Eine musterhafte Kindergeschichte.

Das Papier nimmt Alles an. Die Bücher, die heutzutage gedruckt werden, zahlreich wie der Sand am Meer, sind denn auch darnach: es ist meist Abgeschriebenes von Abgeschriebenem. Spare dein Geld. Besonders

selten sind gute Kindergeschichten. Entweder kranken sie an einem krassen Wunderglauben und verderben die junge Seele mit einer völlig falschen Weltanschauung, oder aber sie entbehren aller Nahrung für die Phantasie, find öde und trocken im Inhalt, und kindisch statt kindlich im Ton. Diese beiden Frrwege vermieden und den Kindern unserer Tage eine musterhafte Geschichte gegeben zu haben, ist das große Verdienst einer Schweizerin, der Johanna Spyri in Zürich. Ihre zwei Büchlein: 1) Heidi's Lehr- und Wanderjahre, 2) Heidi kann brauchen, was es gelernt hat

sind zwei Perlen, die ganze Magazine von Traktätchen aufwiegen. Der Gegenstand ist ein überaus einfacher: die Bewohner einer Almhütte bei Maienfeld droben und die Bewohner eines Herrenhauses in Frankfurt oder wie ein reiches Kind durch ein armes Kind glücklich wird. Das erste Bändchen führt das arme Kind nach Frankfurt und das zweite Bändchen bringt das reiche Kind auf die Alm. Von Anfang bis zu Ende ist Alles Leben, Handlung, nicht unterbrochen durch Moralpredigten und geistreiche Reflexionen und doch ist das ganze Werklein eine großartige Moralpredigt, daß das sogenannte Glück, das reinste und höchste Glück, in der Almhütte gerade so gut Platz hat, wie im Palast des Herrn Sesemann in Frankfurt. Das Leben des Naturkindes Heidi, seine unaussprechliche Freude unter Blumen und Geißen am Fuß des ewigen Schnees, der Segen, den dieses liebliche Wesen in die Tage eines wettergebräunten Großvaters, einer blinden Großmutter, eines rauhen Peter, eines kranken Herrenkindes und eines gelehrten Doktors bringt, ist so reizend beschrieben, wie selten etwas. Und das ganze Büchlein ist vom Hauche eines so zarten und innigen, nicht pictistischen, Geistes durchweht, daß man davon wahrhaft erquickt wird, besonders in Basel. Wir danken der Verfasserin von ganzem Herzen und bitten sie um Mehreres.

A.

Ein Predigten-Wert. Es gibt kaum ein undankbarer Geschäft, als Predigten empfehlen. Denn sie sollten nicht gelesen, sondern angehört werden und jede geschriebene Predigt ist eine Art Leichnam. Aber ich denke an so viele Glieder der christlichen Gemeinde, die am Kirchenbesuch verhindert sind. Viele Männer müssen leider auch am Sonntagmorgen noch arbeiten. Hausfrauen, welche eine Schaar Kinder waschen, ankleiden, zu Morgen und zu Mittag für sie kochen müssen, kommen auch schwer zum Kirchgang. Dann gibt es immer unzählige Schwache, Gebrechliche und Kranke, die an's Zimmer gefesselt sind. Unter diesen mag doch da und dort eine Seele sein, welche nach Erbauung verlangt. Solche mache ich auf sechsundsechszig Predigten von C. W. A. Krause aufmerksam, die in zehn Lieferungen à 65 Centimes erscheinen. Der Verfasser war Hauptpastor in Breslau und Hamburg, hat in freiem und doch frommem Sinn das Evangelium gepredigt, und seine geistgesalbten Arbeiten verdienen es wohl, nach seinem Tode noch von solchen Christen gelesen zu werden, die sich in einer edlen und tiefen Auffassung der christlichen Wahrheit befestigen wollen.

Druck und Expedition: Vereinsbuchdruckerei, Spalenvorstadt 3, Basel.

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