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Sie schrieb im Jahr 1711: Unser König ist sehr devot, aber sehr unwissend in den Angelegenheiten der Religion. Nie in seinem Leben hat er die Bibel gelesen. Er glaubt Alles, was ihm die Priester und die falschen Gläubigen sagen. Es ist also nicht zu verwundern, daß die Dinge eine so schlimme Wendung genommen haben.

Sie schrieb 1719 (nach dem Tode ihres königlichen Schwagers): Unser verstorbener König wußte nicht das Geringste von dem Unterschied zwischen den Religionen. Der Beichtvater sagte ihm einfach, alle Nichtkatholischen seien Kezer und verdammt. Und er glaubte es ohne jede Untersuchung. Ich bin der Ansicht des Paulus, der nicht will, daß man für ihn oder Petrus Parthei nehme, sondern für Chriftus allein. Dabei will ich verbleiben, so viel es von mir abhängt, will mit Gottes Hülfe in diesem Glauben leben und sterben.

So schrieb eine Fürstin vor fast 200 Jahren, allerdings bloß unter dem Schutz des Briefgeheimnisses. Wie viele Hundert und Tausend solcher liberaler Christen mag es im Verborgenen geben, die unter dem Bann einer unduldsamen Umgebung es öffentlich nicht sagen dürfen, auch heute noch, nach zwei Jahrhunderten nicht.

A.

Stöcker über die Schweiz. Dem Berliner Hofprediger und Agitator Stöcker ist schon wiederholt direkt nachgewiesen worden, daß er leichtsinniges Zeugniß gibt. Von einer Erholungsreise zurückgekehrt, brachte er seiner ,,christlich-sozialen" Versammlung im Wirthshaus Grüße aus der Schweiz und erklärte: „Die kirchlichen Verhältnisse in der Schweiz sind noch trau= riger, als bei uns; es gibt dort keine kirchliche Ordnung mehr; das Band zwischen Kirche und Volk ist fast ganz zerrissen; man hat dort die Hoffnung nicht mehr, wie wir, daß uns Gott den Sieg verleihen kann." Diese Erklärung kann nur so viel bedeuten, wie wenn ein strammer Monarchist über unsere Republik nach Hause schreibt: In der Schweiz gebe es keine bürgerliche Ordnung und Sicherheit, nicht einmal einen Kaiser und ein stehendes Heer und Hinrichtungen. Stöcker will ja doch nur sagen, in der Schweiz gebe es kein Kirchenregiment, welches liberale Pfarrer vertreibt, die Gemeinden verwirrt und die Gewissen knebelt. Und da hat Stöcker vollkommen Recht, Gott sei Dank!

Basler Kirchenzeddel Sonntag den 15. Oktober.
St. Leonhard St. Theodor
E. Stähelin Altherr

Morgenpredigt 9 Uhr Stockmeyer

Münster

St. Peter
Böhringer

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Preiswerk
Wirth
Pfisterer

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Der Leitfaden für den kirchlichen Religionsunterricht von Pfarrer Blaser zu Langenthal, fünfte umgeänderte Auflage, ist im Selbstverlag des Verfassers zu beziehen, das Exemplar gebunden zu 50 Centimes, auf ein Dußend je ein Freiexemplar.

Druck und Expedition von J. Frehner, Steinenvorstadt 12, Basel.

Fünfter Jahrgang.

No 42. Samstag, 21. Oktober 1882.

Schweizerisches Proteftantcublatt

Herausgeber:

Pfr. A. Altherr und E. Linder in Basel, Pfr. Bion in Zürich.

Wir sollen nur nicht in Sinn nehmen, daß der heilige Geist gebunden
sei an Jerusalem, Rom, Wittenberg oder Basel, an deine oder eine andere
Person. In Christo allein ist die Fülle der Gnade und Wahrheit.
Qecolampad an Futher.

Erscheint jeden Samstag. Man abonnirt auf jedem Postamt der Schweiz und des Auslandes. Preis halbjährlich franko zugesandt 2.Fr. Wer das Blatt in Basel gratis erhalten will, kann dasselbe in der Buchdruckerei J. Frehner, Steinenvorst. 12, abholen.

Das Vergängliche und das Ewige.

(Aus dem Leserkreis.)

I.

Wo du wandelst, schreitet dein Fuß auf Gräbern;
Dich umweht der Staub von vergang’nen Welten
Und in's Reich der Schatten wirst selbst du folgen
Bald auch den Andern.

Jugend schützt dich nicht vor dem Pfeil des Todes ;
Wie der Schnee im Lenz, so vergeht die Anmuth.
Auch, die uns so hold und so reich beseligt,
Liebe ist leidvoll.

Selbst der Erdball, der in gemess'nen Bahnen
Seit Aeonen fort durch den Aether kreiset,
Kehrt zurück dereinst in den Schooß des Chaos,
Müde des Wanderns.

Wie das Felsriff schäumend umstürmt die Woge,
Dann in tausend Tropfen zerstiebt und hinsinkt,
So zerschellt, was ist, an dem Fels der Zeiten
Alles und Jedes.

II.

Ew'ger Frühling herrscht in dem All der Welten;
Blum' an Blume drängt sich am Baum des Lebens;
Rastlos, wie am Morgen der Schöpfung, treibt er
Knospen und Früchte.

Ob Geschlecht abblüht auf Geschlecht, ermattet,
Doch erschöpft sich nicht der lebend'ge Urquell;
Stets ersteh'n, zum Kampf und zum Sieg gerüstet,
Frische Geschlechter.

Hehr, wie damals, als aus den Meeresfluthen
Aphrodite stieg, ist noch jetzt die Schönheit

Und noch immer strömt in den Klang der Lieder
Liebe und Leid aus.

Mag der Erdball splittern in tausend Scherben,
Nur der Schein vergeht und die Formen brechen.
Was von ew'gem Werth, wird durch alle Zeiten
Neu sich gestalten.

Eine neue Kirche in Basel.

Aus freiwilligen Gaben ist im äußern St. Albanquartier eine große hübsche Kapelle erbaut und Sonntag den 15. Oktober feierlich eingeweiht worden, das erste christliche Vereinshaus auf dem Boden der Münstergemeinde, in welchem neben Gottesdiensten und Abendandachten auch Sonntags- und Kleinkinderschule abgehalten werden soll. Der hauptsächliche Förderer dieses Bau's, welcher vom St. Jakobsdenkmal aus sich recht hübsch ausnimmt, Herr Ad. Vischer-Sarasin, Garante der seit drei Wochen in Basel betriebenen Erweckungen, sprach den eigentlichen Zweck dieser freien Kirche sehr offenherzig aus mit den Worten: „Und nun zieht das Volk, die Menge ein in die Kapelle, getrieben von einem noch unbestimmten, unbewußten Gefühl: diese Kapellen sind die Brücklein von den immer mehr und mehr versiegenden Heilsquellen und verödenden Stätten der Landeskirche zu neuen Sammelstätten, wo das Lebenswasser, das Heil in Christo, umsonst quillen möge." Das Wort „umsonst" war hier nicht am Plaz, da auch die Landeskirche von ihren Angehörigen keine Steuer irgend welcher Art bezieht; der Unterschied liegt nur darin, daß die Landeskirche allem Volk, die neue Kapelle dagegen einem Verein angehört, welcher in der Landeskirche nicht mehr wie früher allein Herr ist. An der Einweihung betheiligten sich mit Reden und Gebeten nicht weniger als fünf Geistliche, darunter drei Filialpfarrer der Münstergemeinde. Die Kosten für den siebenhundert Personen fassenden Bau sind erst zur Hälfte gedeckt; aber bei den für solche Bestrebungen in Hülle und Fülle vorhandenen Mitteln wird es die zweite Hälfte ohne Zweifel in kürzester Zeit auch sein.

น.

Ein krasses Beispiel von Wunderglaube.

Im Stuttgarter evangelischen Wochenblatt erzählt Einer das Eisenbahnunglück bei Hugstetten folgendermaßen: Er sei mit dem Kolmarer Jünglingsverein am 3. September nach Freiburg gefahren. Mit vielen Brüdern und Schwestern aus Freiburg und Umgebung verbrachten sie den Sonntagnachmittag in ernster Betrachtung des Wortes Gottes. Nachts bei

der Rückfahrt von Freiburg fanden sich die dreiundzwanzig vom Jünglingsverein im achten Wagen rückwärts von der Lokomotive zusammen. Aus allen Wagen tönte Gesang, „auch wir stimmten ein Lied an zum Preise unseres Heilandes, dessen Worte und Melodie uns sofort als Gläubige erkennen ließ, so daß die Nachzügler, welche noch Plätze suchten, unsern Wagen mieden. Einer von uns hatte angestimmt: Jesu geh' voran auf der Eisenbahn! Nun geht's fort, gewaltiger Regen prasselt an die Wagenfenster, ein mächtiges Gewitter beginnt, sich zu entladen . . . . Mit zunehmender Schnelligkeit durchfliegen wir ein Wäldchen bei Hugstetten Wenn jezt ein Unglück geschähe in dieser grausigen Finsterniß, bei solchem Gewittersturm, im rasenden Flug des Zuges, da plötzlich verspüren wir einen furchtbaren Stoß, dann einen zweiten, unser Wagen wird aus den Schienen gehoben, er neigt sich rechts und stürzt wunderbar, unbegreiflich! langsam um! Wir Insaßen liegen theils unter den Bänken, theils übereinander. Herr Jesu hilf, Herr, erbarme dich! also schreien wir zu dem Gott, der da hilft. Und siehe! . . . die Engel Gottes haben unsern Wagen umlagert, daß die Todesmächte nicht nach uns greifen dürfen, daß auch nicht Einem ein Leid geschehen darf! Ein Bruder, der oben zu liegen kam, sieht die Thüre offen, (wer hat diese Thüre, die während der Fahrt verschlossen war, geöffnet ? !) er steigt hinaus und in wenig Minuten sind alle dreiundzwanzig heil und unverlegt dem Wagen entstiegen! Laut riefen wir mitten im Sturm zum Nachthimmel unser Dankgebet empor, unsagbar bewegt von solcher Wunderhilfe und Wundererrettung, daß wir unter Thränen einander zujubeln mußten; das hat der Herr gethan, das ist unseres Gottes Arm, der sich an uns also verherrlicht hat! ... Unser achter Wagen ist der einzige, der außer dem Schienengeleise liegt . . . Die Wagen vor uns sind ein Chaos von Trümmern und Menschenleibern und Blutlachen Die Wagen hinter uns demselben Verderben preisgegeben. Vor und hinter uns Tod . . . Nur dem achten Wagen in der Mitte dieses großen Zuges entstiegen lauter heile, unversehrte Reisende, denen eigentlich kein Haar gekrümmt war Das haben wir nun auch dir erzählt, lieber Leser, daß auch du wissest: „Die auf seinen Wegen wandeln, werden nicht umkommen!"

Soweit der Bericht, welcher also glauben machen will, der Jünglingsverein wandle auf des Herrn Wegen, darum sei der achte Wagen langsam umgefallen, darum sei er neben das Geleise gefallen und darum sei keinem Insaßen ein Haar gekrümmt worden. Das ist eine Selbstverherrlichung des Jünglingsvereins, wie uns noch keine vorgekommen ist. Als Mitglied dieses Vereins brauchte man also keine Lebensversicherung bei der Baloise mehr. Ein wirklicher Christ hätte, aus so großer Gefahr errettet, freilich auch Gott gedankt, aber sich dabei gesagt, er sei deshalb nicht besser, als die Umgekommenen. A.

Wie verbringen eure Kinder den Sonntag ?

Ich bin jüngst, sagt H. Lang, vor einem Gemälde gestanden, das zugleich freudige und schmerzliche Gefühle hervorgerufen hat. Es stellt eine Arbeiterfamilie am Sonntag Morgen dar. Da ist die kleine Hütte, das Gärtchen daneben und im Hintergrunde sieht man die schmucke Dorfkirche. Eben gibt der Vater das Kleinste, das er auf dem Arm getragen, der Mutter zurück und sie reicht ihm das Gesangbuch; so schreitet er mit den sonntäglich gekleideten, älteren Kindern dem Gotteshause zu. Es braucht nicht viel Phantasie, um die dürftigen Pinselstriche des Malers zu ergänzen. Der Mann hat die Woche über seinem Hause eigentlich nicht angehört. Am Abend, wenn schon die Kleinsten schliefen, ist er müde und abgearbeitet heimgekommen und hat sich frühe zur Ruhe begeben; Morgens in der Frühe rief schon die Arbeit wieder und halb schlaftrunken hat ihm die Gattin das Frühstück bereitet und den Mittagstisch mit auf den Weg gegeben. Aber heute ist's Sonntag; heute darf er einmal ausschlafen; kaum erwacht, hat er das Kleinste zu sich in's Bett genommen und mit ihm gespielt und geplaudert. Dann sind sie, alle reinlich angethan, zum Frühstück gesessen ; die Kinder haben sich gefreut, einmal den Vater wieder unter sich zu haben; in Ernst und Scherz gehen die Gespräche herüber und hinüber. Dann ist er, während die Mutter im Hause ordnet, mit den Kindern in's Gärtchen gegangen, das Kleinste auf dem Arm, und hat sich der Kräuter und Blumen gefreut, wie sie so mächtig emporgewachsen sind. Jetzt läuten die Glocken von der Dorfkirche her. Diez Mal muß die Mutter zu Hause bleiben, aber sie ruft den Kindern nach, daß sie recht andächtig seien, und ihre Augen folgen ihnen mit seligem Entzücken. Wenn sie wiederkehren, dann ist der Tisch gedeckt; der Sonntag bringt etwas Besseres, als gewöhnlich, vielleicht ein Glas Wein; der Tisch ist mit weißem Tuch belegt. Nachmittags dann ein Gang in Feld und Wald, eine Stunde bei den Großeltern, des Abends vielleicht, wer will's tadeln ? einige Stunden zusammen mit Freunden. Siehe da den Sonntag eines Arbeiters! War das nicht wirklich ein Tag der Sonne, ein Tag des Gemüths, des Glaubens und der Liebe? Gewiß! der Mann, der einen solchen Sonntag gefeiert hat, geht auch an die Arbeit des Montags mit freudigem Gemüth; er betrachtet die Arbeit nicht als einen Frohndienst, dem sich der Sklave der Gesellschaft mit Widerwillen unterzieht, sondern als eine Speise, die nährt und erquickt; er steht der bürgerlichen Gesellschaft nicht mit Unmuth und Troß gegenüber, sondern fühlt sich als ein nüßliches Glied derselben und ist glücklich in dem engumfriedeten Kreise.

Welch' ein freundliches Bild ist das! Möchte es das Bild jeder Arbeiterfamilie auch in der Stadt sein! Aber, wenn ich nicht irre, ist der Sonntag für Viele eine Verlegenheit, besonders wegen der Kinder. Auch wo man an der christlichen Sitte festhält, sie jeden Sonntag einmal zur Kirche zu halten, und was noch viel schöner ist, wo die Mutter ihre Kinder dahin begleitet, bleibt eben noch gar viel Zeit übrig, bis die Bet= glocke läutet. Es erfreuen sich darum in Basel die Sonntagabendschulen

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