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zeugungen und unsern Seelenfrieden, sondern auch die Bande der Zucht, der Sitte und des Rechtes löst, wenn sie zur Religion der Menge geworden ist. Viele Ursachen befördern in unserer Zeit diese Zersehung der sittlichen Fundamente und fast möchte es scheinen, als ob die schlimmen Früchte bereits zur Reife gedeihen wollten. Mord häuft sich auf Mord in unsern Tagen, Verbrechen reiht sich an Verbrechen. Das Gefühl der Unsicherheit nimmt mitten in unserem zivilisirten Lande überhand. Nicht mit Unrecht verweist man auf die herrschende Noth, denn auch das Sprichwort sagt: „Noth kennt kein Gebot." Darum wollen wir hingehen, lindern die Noth, wo immer wir sie antreffen, speisen die Hungernden, kleiden die Entblößten. Aber wo ist derjenige, der diese Quelle der Uebelthaten völlig verstopft, der den Nothstand gänzlich hinwegnimmt? Müssen wir nicht diesem seine Spitze noch auf andere Weise abbrechen, um Ruhe und Frieden zu sichern?

Nicht jede Krankheit läßt sich vermeiden oder durch Arzneien heilen, aber der menschliche Leib überwindet manche Störung, wenn ihm die Kraft erhalten oder wieder eingeflößt wird. So wird auch die Noth von einem Volke, Geschlecht oder Zeitalter durchgekämpft und überwunden, wenn seine sittliche Kraft mächtig genug ist, die Leiden des Mangels zu tragen, lieber zu hungern, als einen Finger breit von Gotteswegen abzuweichen. Sagt nicht auch der Gottesstreiter Paulus: Ich kann Ueberfluß haben, ich kann auch Mangel und Hunger leiden. Muß nicht jeder Krieger im Felde diese sittliche Kraft besißen, wenn er treu bei der Fahne bleiben will? Ohne sie wird die größte Armee sich in kurzer Zeit auflösen, mit ihr aber die größten Strapazen und Gefahren ertragen. Darum bleibt das beste Schußmittel gegen den Bruch der Rechtsordnung und gegen die Auflösung der Gesellschaft die Stärkung der Widerstandskraft, der Selbstbeherrschung, der Geduld und des Leidensmuthes. Es gibt zwei Wege, die dazu führen. Die Strafgeseze der Kriegsheere sind mit Blut geschrieben, aber sie werden dennoch übertreten. Auch mit den schärfsten Strafen ist es schwer, eine Söldnerschaar in Zucht zu halten. Aber ein Heer, das von heiliger Begeisterung für seinen Gott, seine Freiheit und sein Vaterland erfüllt ist, fügt sich willig der Zucht und wenige Vergehen kommen in seiner Mitte vor. Hingabe also für solche edleren Güter der Geisteswelt schafft Ehrfurcht vor Sitte und Recht, und solche Hingabe blüht und reift nur aus der ungebrochenen Ueberzeugung, daß es besser sei, Alles, Hab und Gut, ja selbst das Leben zu verlieren, um die Wahrheit und Tugend sich zu erhalten. Mit einem Worte: Die begeisterte Hingabe stammt aus dem ächten, lebendigen Glauben an das Göttliche und Ewige! In allen Zweifeln und Anfechtungen dürfen wir diesen Glauben, dieses Vertrauen, diese Freudigkeit in Gott nicht ver

Darum sagen wir wir finden ihn nur

lieren, sonst würden wir auch Schaden nehmen an unserer Seele, an der sittlichen Kraft, welche der Versuchung widersteht. nochmals: Wir müssen Frieden machen mit Gott und aus dem Glauben, der durch die Liebe thätig ist. entreiß' dich dem Wahn und den himmlischen Glauben bewahre.“

D'rum edle Seele

Oder können wir es nicht? Soll der Zweifel siegen und uns Gottvertrauen und Frieden rauben? Ja, wenn wir Gott suchen weit hinter den Wolken nur, oder ihn herabziehen in's sündige Treiben der Menschen, so bleibt uns Alles räthselhaft. Aber er ist ja in uns als das Gute, das Vollkommene in dem Unvollkommenen, er ist Recht und Gesez, Richter und Rächer.. Dem Menschen läßt er die Wahl zwischen Tugend nnd Laster, zwischen Gottesnähe und Gottesferne, zwischen Himmel und Hölle in seiner Brust. Wehe dem Menschen, durch welchen Aergernisse kommen, aber sie werden immer kommen, Kummer, Leiden und Tod, wie von den blinden Mächten der Natur, so auch von der frevelnden Hand verblendeter Menschen. Sie müssen uns treffen können, denn wer nicht Schmerz em pfindet, fühlt auch keine Freude und welches Geschöpf nicht Böses thun kann, vermag auch nichts Gutes zu wirken. So hat Gott den Menschen frei geschaffen, daß der Eine heranwächst zu einem Engel des Lichts und der Andere zu einer Schreckgestalt aus der Hölle. Der Eine erlöset seine Brüder, der Andere bringt sie um, der Eine mit Gott, der Andere wider Gott, aber keiner macht seine Rechte und Gerichte zu Schanden, keiner bereitet eine Grube, ohne selbst hineinzufallen. Dürfen wir mit Gott hadern und sprechen: Warum thust du also? hadern, mit Gott, daß er die Welt nicht besser geschaffen, da wir doch keine Bessere einzurichten vermöchten, da wir Sünde und Schmerz nicht zu verbannen wüßten, ohne unsere Freiheit aufzugeben und zu Geschöpfen herabzusinken, die nicht wissen, was gut und böse, was Lust und Schmerz, was Tag und Nacht sei, die ihr Dasein in dumpfem Traumleben dahin brüten müßten. Können wir hadern, daß Gott zum Lichte den Schatten schuf, da wir doch ohne Schatten auch von einem Lichte nichts wüßten? Können wir nicht zu der geistigen Höhe des Dulders im alten Testamente uns aufschwingen: „So wir das Gute von Gott empfangen haben, sollen wir denn nicht auch das Böse annehmen ?“ Vergessen wir Christen Den, der dem Kreuzestode nahe, sich in heißem Gebete Frieden mit Gott errungen, obwohl er von den Menschen das größte Unrecht erlitt? Auf dieser Höhe des Glaubens und der Ergebung verstummt die Klage und der Zweifel, wir können Frieden machen mit Gott, wenn wir

wollen !

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O sprechet: Wir wollen es, wir geloben es! Wir wollen Alles hin

wegthun, was uns von Gott trennt. Ein ernstes Wort tönt herüber aus dem alten Testament: „Euere Missethaten scheiden euch von euerem Gott!" Wie deutlich vernehmen wir heute an diesem frisch aufgeworfenen Grabhügel einer Ermordeten das Echo dieses Strafwortes. Wie furchtbar predigt uns derselbe von menschlicher Verworfenheit und von dem Abgrund jenes Lasters, das kein Erbarmen, keine menschliche Rührung mehr kennt, das keine Schranke, keine Grenze der Ruchlosigkeit mehr hat. Da spricht wohl Mancher leise zu sich: Ich danke dir Gott, daß ich kein solcher Verbrecher bin.

Aber laßt uns hinblicken auf die Sünden, die gleichsam die Vorstufen für das Verbrechen sind, bei Menschen, für die wir Verantwortlichkeit haben, hinblicken auf die eigenen Gedanken. Ein Jeder, der Zorn und Haß gegen seinen Bruder hegt, wird ja des göttlichen Gerichtes schuldig. O, daß wir eingedenk werden, wie oft so wenig zur Thatsünde fehlt. Wie viele Menschen sind erfüllt von jener Gewinnsucht, deren Auswuchs das gegenwärtige Verbrechen ist. Ja der Geiz ist die Wurzel unzähliger Uebelthaten und seine Sklaven sinken von Stufe zu Stufe unter die Menschlichkeit hinab. Beuget Euch vor dem heiligen Gotte in ernster Buße, daß er die Schuld tilge und Frieden mache mit unserm fündigen Geschlechte. Ja, thut ein ernstes Gelübde: wir wollen nicht mehr so gleichgültig sein gegen das Heilige, so träge in der Selbstüberwindung, so begierig nach mühelosem Erwerb und leichtem Genuß! Wir wollen es unsern Kindern einprägen, wir wollen unsere Freunde und Bekannten mit Bitten und Flehen dazu anhalten, ein frommes und gewissenhaftes Leben zu führen in Gottseligkeit und Genügsamkeit! Solch' eine sittliche Wiedergeburt in Glauben und Leben würde unser Volk retten vor den Versuchungen und Gefahren unserer Zeit.

Ja, daß doch von diesem Tage voll Todesleid eine solche Erneuerung der Herzen ausginge, daß der Schrecken nicht aus uns wiche, bis wir geläutert, gebessert und geheiligt wären, daß ein neuer Geist anfinge zu wehen durch diese Gemeinde und weit hinaus durch's Land: Der Geist der Kraft, der Liebe und der Selbstbeherrschung! Dann käme uns der wahre, volle Frieden mit Gott."

Großartige Wohlthätigkeit.

Unsere Nachbarstadt Mülhausen im Elsaß sah jüngst ein seltenes und rührendes Familienfest. Der Besizer des größten dortigen Etablissement, durch seine humane Fürsorge für seine Arbeiter weit berühmt, Abgeordneter im deutschen Reichstag, Jean Dollfuß, 84 Jahre alt, feierte seine diamantene

Hochzeit, in Anwesenheit seiner Söhne und Töchter, Enkel und Urenkel, die zusammen eine Festversammlung von 146 Personen bildeten. Den fürstlichen Glanz dieses Familienfestes heiligte der Patriarch durch eine Freude, die er den Armen der Stadt und seinen Arbeitern bereitete. Jede Person in der Stadt, die Armenunterstüßung genießt, erhielt 1 bis 10 Thaler und jeder der Tausende von Arbeitern in den Dollfuß'schen Fabriken einen ganzen Monatslohn zum Geschenk. Eingeweihte wissen, daß das Fest den Jubilar über eine halbe Million kostete; das Schönste daran ist aber nicht die große Summe, sondern des Gebers weitherziger Sinn, der auch bei diesem Anlaß, wie sonst, bei seiner Wohlthätigkeit nur die Bedürftigkeit der Leute und nicht ihren Glauben berücksichtigte. Möchten daran ein Beispiel nehmen Diejenigen unter uns, die nur wohlthun unter der Bedingung, daß man ihren Glauben habe oder diesen ihren Glauben wenigstens heuchle! Gegen dieses „Wohlthun“ sagt A. Lammers im „Deutschen Protestantenblatt :

„Niemand kann etwas dagegen haben, wenn Glaubensgenossen, mögen sie den Begriff ihres gemeinsamen Glaubens weiter oder enger fassen, einander Gutes erweisen wollen vor allen Uebrigen. Es ist auch an sich nichts einzuwenden wider Bestrebungen oder Anstalten, die das Wohlthun mit der Bußpredigt vermischen, vorausgeseßt, daß sie sich zu dieser ebenso offen und frei bekennen, wie zu jenem, und nicht die Falle der Bekehrung aufstellen hinter dem Köder der Hilfe in dringender Noth. Aber man soll sich nicht einbilden, daß auf diese Art in unserer Zeit allen Nachbarn und Landsleuten zu helfen wäre. Derartige Anstalten und Bestrebungen reichen nicht von ferne aus für das Hilfsbedürfniß der vielgläubigen Gegenwart. Besser sind, weil allgemeiner zugänglich, Jedem gleich genehm, diejenigen menschenfreundlichen und gemeinnüßigen Unternehmungen, welche sich auf die leibliche Hilfe beschränken, nicht aus Gleichgültigkeit gegen Religion oder Moral, wie das in den Lagern der Glaubensparteien gewöhnlich angesehen wird, sondern zu einem Theile wenigstens vielmehr aus religiösem Respekt vor dem Heiligthum des inneren Lebens und vor den mancherlei Wegen Gottes zur Menschenseele. Allgemach muß doch jeder hinlänglich gebildete, unbefangene Geist erkennen, daß es keine alleinseligmachende Auffassung von den höchsten und letzten Dingen gibt, sondern daß in gar verschiedenen Auffassungen, heißen sie nun Glaube oder Weltanschauung, seien sie in irgend einem alten Bekenntniß formulirt oder aus gangbaren Philosophien entlehnt oder irgendwoher individuell gewonnen, der Mensch gut, stark, ruhig und selig werden kann. Mit dieser Erkenntniß, die sich, ich möchte sagen, schon statistisch aufdrängt, muß die Achtung vor der geistlichen Selbstbefreiung wachsen; sie

wächst auch thatsächlich bis in die konservativsten kirchlichen Reihen hinein, denn man hört immer seltener von Bekehrungsversuchen einer Diakonissin oder barmherzigen Schwester am Krankenbett, und die Scheu vor der öffentlichen Meinung, der Befehl der sonst eine Art öffentlicher Aechtung besorgenden kirchlichen Oberen können diese glückliche Enthaltsamkeit allein doch faum erklären. Offenbar greift das Gefühl um sich, daß der alte, rohe Seelenfang weder so verdienstlich vor Gott, noch so vortheilhaft auf Erden sei, wie frühere Jahrhunderte wähnten. Grade weil das innere Leben der Menschenseele in unserer gegenseitigen Würdigung gestiegen ist, weil wir es nicht als todten Thon dem von der Kirche geweihten und bestellten Töpfer überlassen wollen, daß er es nach seiner Kunst und seinem Ideal zurechtknete, sondern weil wir die Unabhängigkeit dieses persönlichen inneren Lebens, seine Hoheit im Vergleich zu allen äußeren Eingriffen anerkennen, - grade deshalb wünschen wir die Hilfs-Anstalten von den Heils-Anstalten getrennt, und jene Jedermann ohne Ausnahme offen, diese denen die ihr Heil in der da gebotenen Form am ehesten zu erlangen meinen."

Die Flüchtige Zeit.

Manchem ist es beim Durchblättern eines Kalenders schon aufgefallen, daß der 27. Juni dem Andenken „der sieben Schläfer" gewidmet ist. Mancher hat sich wohl auch schon gefragt, was denn damit gemeint ist; und dem möchte ich die alte Legende erzählen, auf Grund deren die katholische Kirche die sieben Schläfer dadurch auszeichnete, daß sie ihnen einen Ehrenplay im christlichen Kalender gegeben hat.

In der Mitte des 3. Jahrhunderts, als der römische Kaiser Decius jenes furchtbare Edikt erließ, das den Christen nur die Wahl gab, Christum zu verleugnen und den Göttern zu opfern, oder als gemeine Staatsverbrecher zu sterben, damals, als dieses Edikt mit raffinirter Grausamkeit im weiten Gebiete des römischen Reiches durchgeführt wurde, damals - so lautet die Legende flüchteten sich sieben Brüder vor den heidnischen Nachstellungen in eine Höhle in der Nähe von Ephesus, und diese Höhle wurde von ihren Verfolgern hinter ihnen zugemauert.

Da fielen sie denn in einen tiefen Schlaf und schliefen volle zweihundert Jahre. Als dort eines Tages Steinbrecher damit beschäftigt waren, Mauersteine fortzuschaffen, fanden sie die Höhle, und der erste Sonnenstrahl, der hineinfiel, weckte die Schläfer. Sie meinten nur einen Tag geschlafen zu haben. Da sie aber großen Hunger verspürten, schickten sie einen der Ihrigen fort in die Stadt, Speise zu kaufen. Wie erstaunte dieser aber, in der ihm so wohl bekannten Gegend alles so ganz anders zu finden, als er gewohnt war? Eine Ueberraschung folgte der andern. Die Menschen waren alle so auffallend gekleidet; sie redeten einen ihm fast unverständlichen Dialekt; sie staunten ihn an wie eine fremde Erscheinung. Der Dianatempel, dieses Wunder der Welt, war verschwunden. Das ganze Aeußere der Stadt hatte sich gewaltig verändert. Nur wenige Häuser heimelten ihn an. Was ihn am meisten wunderte, das waren die Kirchen, die er sah an

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