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macht, wohl aber den staatlichen Vorschriften strenger unterstellt, was nur recht und billig ist. Man sollte sie überhaupt so wenig als möglich be-. günstigen, denn sie sind vielfach Ursache, daß so viele Reiche eine Mißachtung gegen das ärmere Volk beibehalten, weil sie dasselbe niemals kennen gelernt haben. Wir finden unter Kindern der Minderbegüterten Eigenschaften, die den sog. Hochgeborenen sehr zu wünschen wären. Aber wie schon bemerkt, sollen auch die Privatschulen bestehen bleiben.

X.

Was beabsichtigen die Gegner?

Ihre Kundgebungen aus der letzten Zeit können hierüber kaum mehr Zweifel bestehen lassen. Sie wollen eben keine bessere Volksbildung und würden nur zu gern die wieder aus der Welt schaffen, die wir heute haben. Sie wollen überhaupt alles Das nicht, was zur weiteren Volksbefreiung dienen könnte. Das Ziel ihres Kampfes ist selbstverständlich am allerwenigsten der Schulsekretär. Von diesem Schulsekretär, der die Aufgabe bekäme, den Stand des Volksschulwesens in den verschiedenen Kantonen zu untersuchen, um zu erfahren, ob und für welche Verhältnisse nachher gesetzliche Bestimmungen erlassen werden müßten, — von diesem habe ich mit Absicht bis jetzt nicht gesprochen, weil es sich in diesem großen Kampfe, wie schon gesagt, längst nicht mehr um diesen handelt. Diese Herren sind nicht so unklug, den Schulsekretär mit seinen paar tausend Franken Gehalt als das Hauptmotiv für einen Referendumssturm hinzustellen; aber als „Bölima“ für die uneingeweihte Masse hat er ihnen gute Dienste geleistet, das müssen wir zugebeu.

Nein, ihr Ziel ist der ganze Schulartikel und in zweiter Linie die Bundesverfassung überhaupt in allen den Bestimmungen, die einer freiheitlichen Entwicklung unseres republikanischen Staatswesens Vorschub leisten, und die wir als die Perlen der Verfassung mit Jubel begrüßt haben.

Dieser Vorwurf gilt aber durchaus nicht den 180,000, welche die Referendumsbogen unterzeichnet; wir hätten Unrecht, denselben so weit auszudehnen. Glauben wir nur, daß weitaus die Mehrzahl dieser 180,000 die Ueberzeugung hat, dem Wohle des Volkes und der Republik zu dienen und somit in guten Treuen handelt. Ein gerechter Tadel trifft nur das Offizierscorps der Armee, die Nädelsführer, welche das Volk mit allerlei unwahren Vorgaben bethörten. Das sind unsere Gegner. Sie sind uns alte Bekannte; denn ihr Schlachtenruf tönt durch die ganze Geschichte hin= durch, wo immer die gebeugte Freiheit des Volkes ihr Haupt erheben wollte. An Vorwänden hat es diesen Leuten nie gefehlt.

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„Er hat Gott gelästert, was bedürfen wir weiterer Zeugen“ — so hat einer ihrer Gesinnungsgenossen vom hohenpriesterlichen Stuhle zu Jerusalem herab dem großen Nazarener, dem größten Freunde der Volksbefreiung zugerufen. Wie ertönte ihr Geschrei in unserem Vaterlande, als zur Zeit der helvetischen Republik auf den Trümmern der alten Vorrechte einzelner Familien, Städte und Stände der neue Bund für die gleichberechtigten Bürger aufgerichtet wurde; und wie bemühten sie sich bei jeder Gelegenheit, die Errungenschaften des Volkes wieder zu untergraben. Nicht minder zeigt sich der hartnäckige Widerstand dieser Partei gegen die Verwirklichung volksbefreiender Ideen in den Dreißigerjahren, und ebenso erinnern uns an diese Kämpfe die Jahre 1845, 47, 72 und 74.

Ja, verehrte Freunde, machen wir uns klar, daß wir am 26. Novem= ber 1882 wieder die gleichen Gegner vor uns haben. Ihre Stimme ist die Stimme der Reaktion im Allgemeinen und diejenige Roms im Besondern. Sagen wir es frei heraus: das Hauptquartier ihres Generalstabes ist im Vatikan. Unser Kampf ist heute nicht ein Schulkampf, sondern er ist ein politischer Kampf mit eminenter Bedeutung für die Zukunft unseres Vaterlandes.

XI.

Unsere Aufgabe.

Welches ist nun unsere Aufgabe. Ich denke, sie ist uns klar vorgezeichnet. Wir dürfen, wie schon gesagt, nicht müde werden, uns und Andere über die hohe Bedeutung dieser vaterländischen Angelegenheit zu belehren. Es steht uns hiebei der Vortheil zur Seite, daß wir offen hervortreten dürfen mit dem, was wir wollen, weil wir eine gute Sache verfechten. Vertrauen wir auf die gute Sache, aber unterlassen wir nicht, für dieselbe zu arbeiten, ein Jeder an seinem Plaße und nach seinen besten Kräften. Ermahnen wir in unsern Kreisen die Gesinnungsgenossen, damit am Tage der Entscheidung keiner unterlasse, seine Pflicht zu thun. Dann wird es vielleicht möglich sein, die stattliche Freiheitsarmee von 1874 wieder unter die Fahne des Fortschrittes zu rufen. Möge sie wie damals mit der Macht der redlichen Ueberzeugung an die Urne treten, um auf diesem Kampfplage der Volkssouveränität über die Frage zu entscheiden, ob es heute noch ein freisinniges Schweizervolk gebe, das willens sei, die schönen Errungenschaften mit Erfolg zu vertheidigen, die wir vor acht Jahren so freudig begrüßten, oder ob es der Reaktion gelingen soll, mit der Zerstörung des schönen Werkes beginnen zu können.

Indem wir mit hoher Begeisterung für die Sache einstehen, sind wir anderseits weit davon entfernt, die überspannte Behauptung aufstellen zu wollen, daß die Volksbildung allein willens sei, alle die Uebelstände auf den verschiedenen Gebieten des sozialen Lebens zu heben; aber das dürfen wir behaupten, daß in der Jugendbildung eine mächtige Kraft liegt, um eine Besserung der gesellschaftlichen Zustände herbeizuführen. Handeln auch wir nach dem Loosungswort: Wer die Jugend hat, dem gehört die Zukunft. Die Zukunft unseres Landes aber gehört dem Fortschritt und der Freiheit; darum wollen wir uns geloben: Wir überlassen die Erziehung unserer Kinder nicht den Mächten der Lüge und der Finsterniß, die zur Knechtschaft führen, sondern wir wollen sie erziehen im Lichte der Wahrheit zur Freiheit, damit sie nach uns die treuen Wächter seien für die heiligsten Güter eines republikanischen Volkes.

Hoffen wir, daß uns der 26. November eine neue Gasse öffne für eine freiheitliche Fortentwicklung unseres republikanischen Staatswesens! Es lebe unsere Jugend!

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Fünfter Jahrgang.

No 47. Samstag, 25. Novbr. 1882.

Schweizerisches Proteftantenblatt

Herausgeber:

Pfr. A. Altherr und E. Linder in Basel, Pfr. Bion in Zürich.

Wir sollen nur nicht in Sinn nehmen, daß der heilige Geist gebunden
sei an Jerusalem, Rom, Wittenberg oder Basel, an deine oder eine andere
Person. In Christo allein ist die Fülle der Gnade und Wahrheit.
Decolampad au Suther.

Erscheint jeden Samstag. Man abonnirt auf jedem Postamt der Schweiz und des Auslandes. Preis halbjährlich franko zugesandt 2 Fr. Wer das Blatt in Basel gratis erhalten will, kann dasselbe in der Buchdruckerei J. Frehner, Steinenvorst. 12, abholen.

Die chriftliche Hirtenpflicht der rettenden Liebe.

(Lukas 15, 3-7.)

Als Kain, so erzählt uns eines der ersten Bibelblätter, von Gott gefragt wurde: „Wo ist dein Bruder Abel ?“ da antwortete er mit trohig aufgeworfener Lippe: „Ich weiß es nicht! Soll ich etwa meines Bruders Hüter sein?" Diese Kainsrede war zu allen Zeiten die Rede des Egoismus; jenes kalten Egoismus, für welchen nur das eigene liebe Ich einen Werth und eine Bedeutung hat; welcher lächelnd zusieht, wenn zu seiner Rechten und Linken, vor ihm und hinter ihm hunderte und tausende von Mitmenschen an Leib und Seele verbluten; welcher sogar mit vornehmer Eleganz beseitigt oder niedertritt, wer ihm hindernd ihm Wege steht. „Wenn nur ich satt bin, was geht mich der hungrige Magen der andern an; wenn nnr ich tugendhaft bin, was kümmert mich das Laster der übrigen!“ so brüstet sich immer auf's neue der alte Kainssinn, redet gelehrt vom berechtigten Kampf um's Dasein.

Ueber dem Grabe Kains flogen einige Jahrtausende dahin. Da trat ein anderer Mann mit anderer Rede auf. Er nannte sich den Menschensohn. Den Zweck seiner Sendung faßte er zusammen in das Wort, daß er nicht gekommen sei, daß ihm gedient werde, sondern daß er diene, daß er suche und selig mache, was verloren sei. Er lehrte seine Jünger: „Was ihr dem geringsten unter meinen Brüdern thut, das habt ihr mir gethan!“ Und um den Sinn dieser Worte klar zu machen, nahm er Kinder auf die Arme und segnete sie; rief er zu sich die Mühseligen und Beladenen im Volke allzumal; allen bot er seine rettende Hand, sein erbarmendes Herz

an. Er hielt sogar Tischgemeinschaft, aß und trank mit Zöllnern und Sündern. Und als die Theologen deshalb zum Zwecke der Verdächtigung mit Fingern auf ihn zeigten: „Dieser nimmt die Sünder an!" da erzählte er die Gleichnisse vom verlorenen Schaf, vom verlorenen Groschen und vom verlorenen Sohn und gebot damit auch den Seinigen die Hirtenpflicht, verLorene Menschenseelen zu suchen und zu retten.

Wie erfüllen wir diese schwere Hirtenpflicht der rettenden Liebe ? Die Antwort lautet: indem wir in geduldigem und demüthigem Sinne diejenigen suchen, welche unserer Obhut anvertraut sind.

Wir sollen den Verlorenen nachgehen, die unserer Obhut anvertraut sind. In unserm Gleichniß wird nichts davon erzählt, daß der Hirt das verlorene Schaf eines fremden Hirten gesucht habe. Er hat genug Arbeit, bis er das seinige wieder gefunden hat und dankt herzlich seinem Gott, wenn ihm nur das gelingt. Darum wollen wir nichts gemein haben mit jener zudringlichen Bekehrungssucht, welche in fremde Häuser eindringt, sie zu bekehren, noch ehe das eigene Haus bekehrt ist; welche andern Eltern bange macht um das Seelenheil ihrer Kinder, während die Kinder der Bekehrer und Befehrerinnen es gar sehr nöthig hätten, daß die Eltern zu ihrer Beaufsichtigung zu Hause wären. Wir wollen nichts gemein haben mit dem blinden Bekehrungseifer derjenigen, welche unberufen von außen her in eine Stadt kommen, seit Alters gerühmt um ihres kirchlichen und christlichen Sinnes willen und nun zu ihr reden, als ob es eine Stadt voll unbekehrter Heiden, ein häßliches Sodom und Gomorrha wäre, während doch diese Stadt in allen Jahrhunderten große Opfer für die christliche Erziehung ihrer Einwohner in wohlgeordneten Schulen und Kirchen gebracht hat, heute noch bringt und gewiß zu größeren Opfern völlig bereit ist, wenn sie nothwendig werden sollten. Aber denen, die Gott uns anvertraut hat, wollen wir als treue Hirten in Geduld und Demuth nachgehen. Ihr wisset es, was es heißt, ihr christlichen Väter und Mütter, ihr Freunde und Erzieher der Jugend allzumal, einem Kinde nachgehen und es suchen. Ihr wisset, daß das nicht eine Aufgabe ist, die nur bei ganz außerordentlichen Fehltritten nöthig wird, sondern die zu eurer tagtäglichen Eltern- und Erzieherarbeit gehört. Täglich ist ja euer Kind in Gefahr, in die Frre, verloren zu gehen, indem es dem troßigen, selbstsüchtigen Herzen nachwandelt statt der Stimme der Pflicht und des Gewissens; täglich müsset ihr es darum suchen und immer wieder suchen. Ihr wisset, was es heißt einem Kinde nachgehen und es suchen, ihr Väter und Mütter, die ihr vielleicht unter euern Kindern ein Schmerzenskind befizet, das durch schlimme Gewöhnungen, Neigungen und Charakterfehler euerm Herzen im Blick auf die

Zukunft angst und bange macht; die ihr täglich dieses Kind suchet mit Reden und Schweigen, mit Seufzern und Thränen, mit Bitten und Gebeten, mit Freundlichkeit und mit Strenge, hingebender Liebe und harter Züchtigung. O werdet nicht müde im Werke der Liebe und wenn die Geduld euch auszugehen droht und ihr mißmuthig die Hand von euerm Kinde abziehen und zu ihm sprechen wollt: „da siehe du selbst zu!“ da faltet die Hände, Geduld von euerm Gott zu erflehen und denket dabei in Demuth der Geduld, die Gott mit euch hatte, bis euer Herz und euer Leben sein eigen war. Wenn aber die Last euern Schultern und euerm Herzen zu schwer werden will, da rufet die Hülfe der Lehrer und Seelsorger euerer Kinder herbei, die alle Zeit bereit sind, des Hauses Arbeit zu ergänzen, freilich sich alle Zeit bewußt, daß an Gottes Segen und Gnade Alles geLegen ist.

„Geh' nach und suche die verlorenen Kinder dieser Zeit!" Das gilt aber nicht bloß den Eltern, das gilt auch der ganzen christlichen Gemeinde. Sie hat ein großes Haus voll verirrter, verlorener Menschenkinder. Da sind verwahrloste Knaben und Mädchen ärmer als arme Waisen, weil ihre Eltern gewissenlose Eltern sind. Da sind so viele Charakterlose, die allen sittlichen Halt verloren haben und nun wie schwankende Rohre hin- und hergeworfen werden von den Begierden und Leidenschaften ihrer Seelen; da sind, ach unsere Zeit ist so reich an solchen Armen, da sind so viele zerrissene Herzen, zerfallen mit den Menschen, zerfallen mit sich selbst, ohne Glauben an die Liebe Gottes und an die Liebe der Menschen; da sind so Viele, die geheim oder öffentlich die Faust ballen wider alle menschliche und göttliche Ordnung und dem Gott im Himmel wie dem Menschen auf Erden fluchen: Alle diese sind verirrte, verlorene Kinder der christlichen Gemeinde. Sie hat Elternpflichten und Bruderpflichten an ihnen zu erfüllen. Sie muß ihnen nachgehen und sie suchen, bis sie wieder Frieden finden und festen Grund an der Seite ihrer Brüder, am Herzen ihres Gottes. Es wird freilich viel Geduld nöthig sein, alles Mißtrauen, alle Verbitterung, allen Groll, allen Neid, alle Bosheit, alle niedrige Gesinnung zu überwinden. Ich wundere mich nicht, wenn Hunderte ohne Glauben an einen Erfolg von dieser Arbeit sich abwenden und die unglückseligen Armen ihrem Schicksal überlassen. Aber wir ernsthafte Christen dürfen nicht also handeln. Wir müssen diese verlorenen Kinder suchen mit Vertrauen, mit Glauben, mit Nachsicht, mit Freundlichkeit, mit Güte; wir müssen im privaten Verkehr wie durch öffentliche Einrichtungen, durch Anstalten, durch Hebung der Volksbildung, durch Weckung gesunden religiösen Lebens, durch freundliche Theilnahme an ihrem Wohl und Wehe den bessern Menschen in ihnen

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