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Auch der freundliche Arzt hat seine Freude daran und führt eines Tages der Familie ein Lamm zu, das geschlachtet wird und an dem Genesende und Schwestern wie an einer Opfermahlzeit sich erlaben. Von acht erkrankten Personen sind sieben gerettet; das ganze Dorf ist über das frohe Ereigniß entzückt, und während das Haus im Anfang wie die Pest gemieden war, so stellen sich jetzt Besuche von Jung und Alt ein.

Ist das nicht ein Stück Kriegsleben mitten im Frieden? Immerhin noch ein ziemlich harmloses Bild, wenn wir es mit den Anforderungen vergleichen, welche etwa in Thyphusepidemien des sächsischen Erzgebirges an die Albertinerinnen aus Dresden oder vor Jahren an die russischen Schwestern vom rothen Kreuz bei einer furchtbaren Diphtheritis-Epidemie im südlichen Rußland gestellt worden sind. Und doch ein der unmittelbaren Wirklichkeit entnommenes Bild dessen, welche Dienste eine Schwester dem Arzte leisten kann, welche Verantwortung auf ihre Schultern gelegt ist. Es war etwas schlimm hergegangen", schreibt eine derselben, „solche Nächte habe ich noch nie erlebt. Dennoch finden wir es hier prachtvoll, eine wunderschöne Pflege ist es, ich habe es mir immer so gewünscht:

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Wo die Pflegerin in solcher Weise ihren Beruf auffaßt und versteht, da entwickelt sich in der Regel zwischen Arzt und Schwester ein Verhältniß gegenseitigen Vertrauens, der Achtung und des Wohlwollens, wie es in dem Maße in der gewöhnlichen Privatpflege kaum sich entwickeln kann. Beide wissen, was sie an einander haben und was ihre vereinte Kraft vermag. Arzt und Pflegerin, dadurch, daß sie Gefahren, Freud und Leid miteinander getheilt haben, sind Freunde, Kriegskameraden geworden, ohne daß die Dizziplin, die Autorität des Arztes und die Subordination der Schwester darunter gelitten hätte: im Gegentheil !

Soziale Hülfe.

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Aus dem wüsten Treiben gegen den umgebrachten, eidgenössischen Schulsekretär hörten wir doch wenigstens einen uns sympathischen Ton. Die Gegner redeten sehr laut von sozialen Nothständen, wie Bund und Kantone dem armen Volk zu Hülfe kommen sollten und ein Erdäpfelsekretär viel nothwendiger wäre, als ein Schulsekretär. Von der Seite war uns dieser Ton neu; daß das bloße Almosengeben niemals die Quellen der Armuth verstopft, eher Bettler und Heuchler pflanzt, daß den nothleidenden Klassen in viel wirksamerer Weise geholfen werden muß, Erkenntniß bricht durch und dato hat kein Gesez vom Volk angenommen zu werden Aussicht, wenn es den unteren und mittleren Klassen neue Lasten aufbürdet, statt die alten zu erleichtern. - Der jezige Große Rath Basels ist auf Grund ziemlich deutlicher Versprechungen in dieser Richtung gewählt worden und zeigt sich bestrebt, dieselben zu erfüllen. Er hat bis jezt einige ganz kleine, bescheidene Schritte gethan, indem er z. B. die mindestbegüterte Klaffe von der Gemeindesteuer erleichterte und die Banknotenemission mit einer bescheidenen Steuer, drei vom Tausend, belastete, aber wer trat auch diesen leisen Fortschritten entgegen? Eine Aufgabe viel tiefergrei=

fender Natur, welche dem Basler Großen Rath obliegt, ist indeß die obligatorische Kranken- und Begräbnißversicherung für alle Einwohner des Kantons. Eine dafür niedergesezte Kommission hat darüber einen Bericht zu Handen des Großen Rathes veröffentlicht, der eine Richtung einschlägt, in welcher dieses Werk zu einer Lösung führen würde, die man als wichtige soziale Hülfe bezeichnen dürfte. Die Kommission will nämlich die obligatorische Kranken- und Begräbnißversicherung nicht, wie die Regierung und ein Vorschlag des Herrn Dr. Fr. Müller, bloß für einzelne Kategorien von Einwohnern, sondern auf sämmtliche Einwohner ausdehnen. Der große Unterschied springt in die Augen. Bei dem Zwang der Versicherung bloß für eine einzelne Klasse müßte ein so hoher Versicherungsbeitrag erhoben werden, daß die Einführung derselben eher als Last denn als Wohlthat empfunden würde. Dagegen, wenn von jedem Einwohner über sechszehn Jahren ein bestimmter Beitrag an die Anstalt gefordert wird, so ist vorauszusehen, daß wenigstens ein Fünftheil der Versicherten, nämlich die Begüterten, von dem Vortheil der Versicherung keinen Gebrauch machen, sondern den Hausarzt beibehalten, somit dem übrigen Vierfünftheil der Bevölkerung auf dem Weg des Gesetzes eine große Wohlthat erweisen würde. Die Kommission vertheidigt diese Lösung in ausgezeichneter Art und kommnt auf Grund von statistischen Erhebungen zu dem Schluß, die jährliche Prämie von 12 Franken für einen Erwachsenen würde genügen, um ihm selbst und allen seinen Kindern unentgeldliche Arzthülfe, Medikamente und Beerdigung zu verschaffen. Der unbemittelte und wenig begüterte Familienvater rechne einmal aus, was das für ihn und seine Familie für eine große Hülfe und Beruhigung wäre! Die Armenpflege würde dadurch von enormen Ausgaben entlastet und könnte den Armen im Nothfall die Prämie bezahlen helfen. Schon bestehende Krankenkassen könnten ihre gesegnete Wirksamkeit dadurch fortseßen, daß sie statt der bisherigen Pflege ihren Betheiligten ein entsprechendes Krankengeld verabreichten. Der Anstaltsärzte müßte die Anstalt jedenfalls eine so große Zahl haben, daß jedem Einwohner die Wahl zwischen mehreren seines Bezirks freigestellt werden könnte. Als Besoldung dieser Anstaltsärzte ist pro Jahr 6-8000 Franken in Aussicht genommen. Daß die Gesellschaft der hiesigen Aerzte diesem großartigen Projekt nicht sehr freundlich gesinnt ist, indem sie eine daherige Schädigung des ärztlichen Standes in materieller und ideeller Hinsicht befürchtet, dieß kann man bedauern, darf aber nicht zu schwer in's Gewicht fallen, denn es handelt sich um eine eminente, soziale Hülfe für das Volk, wobei nicht das Interesse eines einzelnen Standes entscheiden kann.

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Einem andern Einwand, der natürlich auch erhoben werden wird, dem nämlich, daß diese Versicherung der Bedürftigen auf Kosten der Wohlhabenden eine sozialistische Maßregel sei, begegnet sogar der sehr konservative Professor von Miastowsky mit folgendem Worte: „Es ist das Wesen der Versicherung, daß sie die Lasten der Alle bedrohenden, aber nur einen Theil wirklich treffenden Gefahr für diejenigen, die sie trifft, erträglich macht, indem sie die Lasten auf Alle, von derselben Gefahr Bedrohten vertheilt. Und eine Bevölkerung, die aus eigenem Willen die progressive Einkommenssteuer, den Schulzwang, den Normalarbeitstag u. s. w. besigt,

die wird sich von der Einführung des Kassenzwangs durch das nur auf politische Kinder berechnete Schreckgespenst, daß diese Maßregel eine sozialistische oder gar kommunistische sei, wohl kaum abhalten lassen." Das ganze Werk ist wie gesagt erst im Stadium der Vorberathung und in den Tagen des vor seiner Geburt erstickten Schulsekretärs läßt sich auf nichts mehr schwören; aber nach unserer Ansicht kann der Basler Große Rath seine Thätigkeit mit keinem andern Werk schöner krönen und möchten wir den Bericht der Kommission (Dr. J. G. Wackernagel, Rob. Bindschedler, Prof. Fr. Burckhardt, Dr. Göttisheim, Prof. Kinkelin, Dr. Fr. Müller, Karl Ryhiner, R. Schweizer, Dir. P. Weißenbach) Jedermann zur Prüfung empfehlen. In andern Kantonen ist die Reduktion der Mitglieder des Großen Rathes im Werk, weil das Volk doch über jede wichtige Vorlage entscheiden kann, und weil so manche Behörde das bemühende Schauspiel darbietet, daß eine Partei die andere systematisch an der Arbeit hindert, wobei ein Pferd den Wagen vorwärts, ein anderes ihn rückwärts zieht und der Wagen bei aller Kraftanstrengung an gleicher Stelle verharrt. Wenn aber Basels Großer Nath in nächster Zeit auch noch die Krankenversicherung zu einem glücklichen Ende bringt, so hat er seine Lebensfähigkeit mehr als bewiesen.

Die bernische Kirchensynode gewährte wieder ein Bild des Friedens. Die vermittelnde Partei dominirt darin, die Orthodorie zur Rechten und die Reform zur Linken, gibt sie einer Jeden, was ihr gebührt. Der dogmatische Streit ist für diese Synode vorüber und ebenso sind die organisatorischen Fragen durch das gute Kirchengeseh erledigt. Die evangelisch reformirte Kirchensynode beschäftigt sich mit Fragen des praktischen Lebens, wie dem Pfarrermangel abzuhelfen wäre, wie für die zerstreuten Protestanten in katholischen Bezirken von der Landeskirche aus besser gesorgt werden könnte, wie dem Konkubinat zu steuern und was für die bessere Ernährung und Bekleidung armer Schulkinder zu thun sei. Der Synodalvorstand erläßt ein Cirkular an die Pfarrämter, worin diese aufgefordert werden, in letterer Beziehung die Initiative zu ergreifen und das Werk, wo es von Andern begonnen ist, zu unterstüßen. Das ist einmal eine glückliche Synode. Nachdem in Basel die nothwendigen, organisatorischen Fragen erledigt sind, dürfen wir hoffen, daß auch die Basler Synode sich allmälig aus einem Streitkollegium in eine Gesellschaft guter, christlicher Werke umwandeln werde.

Basler Kirchenzeddel Sonntag den 10. Dezember.

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Anzeige. Der Frauenverein J. St. J. gedenkt auch dieses Jahr armen Kindern der St. Leonhardsgemeinde eine Weihnachtsfreude zu bereiten. Die Mitglieder sind freundlich ersucht, ihnen bekannte, armé, brave Familien anzumelden.

Druck und Expedition von J. Frehner, Steinenvorstadt 12, Basel.

Fünfter Jahrgang.

No 50. Samstag, 16. Dezember 1882.

Schweizerisches Proteftantenblatt

Herausgeber:

Pfr. A. Altherr und E. Linder in Basel, Pfr. Bion in Zürich.

Wir sollen nur nicht in Sinn nehmen, daß der heilige Geist gebunden *
sei an Jerusalem, Rom, Wittenberg oder Basel, an deine oder eine andere
Person. In Christo allein ist die Fülle der Gnade und Wahrheit.
Decolampad an Luther.

Erscheint jeden Samstag. Man abonnirt auf jedem Postamt der Schweiz und des Auslandes. Preis halbjährlich franko zugesandt 2 Fr. Wer das Blatt in Basel gratis erhalten will, kann dasselbe in der Buchdruckerei J. Frehner, Steinenvorst. 12, abholen.

Ein Adventwerk.

Die Zukunft der protestantischen Kirche wird sehr verschieden beurtheilt. Die römische Kirche prophezeit laut ihren baldigen Zusammenbruch und ladet die gläubigen Protestanten ein, in ihren alleinseligmachenden Schoß zurückzukehren. Unter ihren eigenen Anhängern begegnet die protestantische Kirche vielerorts einer estalten Gleichgültigkeit, welche den besten Geistlichen die Arbeit für die Kirche verleidet, daß sie aussieht, wie eine Nachthütte im zerstörten Weinberg. Unter diesen Umständen nimmt die Begeisterung für das geistliche Amt zusehends ab. Es sind in den Kantonen Graubünden, Thurgau, Zürich und Bern dato über 40 Pfarreien vakant, zu deren Besetzung die Leute fehlen, und wenn eine Gemeinde noch so klein ist, sie will sich nicht entschließen, mit kleinen Nachbargemeinden sich zu vereinigen, was in so mancher Hinsicht das Allerbeste wäre. Unter dieser wachsenden Noth leidet die pietistische Richtung am wenigsten, denn aus ihren Kreisen entschließen sich noch am meisten junge Leute zur Theologie. In gefährlicher Weise steigert sich dagegen der Pfarrermangel für die freisinnige Richtung, und im Lauf einiger Jahre haben Duzende von liberalen Gemeinden, weil ihnen keine andere Wahl blieb, Pfarrer entgegengesetter Richtung gewählt, in Bünden dankt man Gott sogar für einen Chrischonabruder. Es ist das ein erfreulicher Beweis, daß die Gemeinden noch lieber irgend einen, als gar keinen Gottesdienst wollen. Aber, wenn das länger so fort geht, muß das religiöse Leben und in Folge dessen das geistig sittliche Leben überhaupt den schwersten Schaden nehmen. Freiwillige vor! Warum will keiner deiner Söhne, lieber Leser, sich zum Dienst der protestantischen Kirche entschließen ? Hat denn keiner einen klaren Verstand, ein warmes, für Gott und Vaterland begeistertes Herz, dem es als großer und heiliger Beruf erschiene, das

Evangelium Jesu Christi unter den Menschen zu verbreiten, mit seinen Kräften ewigen Lebens das mühselige Erdendasein zu verklären und zu weihen? Du sagst, das Haupthinderniß sei das zehn Jahre lange Studium, die unerschwinglichen Kosten desselben. Ich kenne aber Leute, die sind vor Jahren einfach ihrem mächtigen Triebe gefolgt und sie haben erfahren where is a will there is a way, aus den armen Knaben sind jezt herzlich_beglückte Land- und Stadtpfarrer geworden. Und siehe, jezt gibt es überdieß eine Lang stiftung, zum Andenken an das früh gefallene Haupt der kirchlichen Reform gegründet. Diese Stiftung verfügt schon über ein Vermögen von circa 60,000 Franken. Aus ihr sind im Jahr 1881 wieder 25 Jünglinge auf Gymnasien und Hochschulen unterstüßt worden, davon fallen 12 auf den Kanton Zürich, 9 auf St. Gallen, 6 auf Graubünden, 3 auf Bern, 2 auf Baselstadt, je 1 auf Glarus, Thurgau und die Waadt. Der Geldpunkt ist also auch für einen Mittellosen keine wirkliche Abhaltung mehr. Es liegt nur noch daran, daß ein braver Sohn von Herzen sprechen könne: Wir glauben an ein Gottesreich! und daß er sich entschließe, zu sagen! Ich will in seinen Dienst! Die Zukunft der protestantischen Kirche fordert solchen Entschluß. Gott will es.

Maria und Martha.

A.

Von Herrn Pfarrer Böhringer in Basel erscheint soeben das 1. Heft einer Reihe von Lebensbildern christlicher Frauen, das in sehr anziehender Weise Wesen und Schicksale der Monika, Mutter des Kirchenlehrers Augustin, schildert. Die später nachfolgenden Hefte sollen behandeln: Elisa= betha, Landgräfin von Thüringen, Jungfrau von Orleans, Elisabetha Fry x. Den Titel der vorliegenden und noch zu erwartenden Lebensbeschreibungen rechtfertigt der Verfasser mit folgenden schönen Worten :

Maria und Martha! — Es ist ein Stillleben der schönsten Art, an das uns diese zwei Namen erinnern. Sie versehen uns in ein kleinės Dörfchen in der Nähe von Jerusalem, in dem der Herr so gerne Einkehr hielt, um auszuruhen von des Tages Mühen und Kämpfen in dem stillen Frieden eines Hauses, darin einträchtig ein ihm treu ergebenes Schwesternpaar schaltete und waltete. In der Liebe und Verehrung für den Herrn waren beide Schwestern einander gleich, so verschieden auch sonst ihre Art und ihr Wesen war. Die eine, die ältere, Martha, ist die geschäftige, praktische, die diensteifrig hin und her eilt und ihren Gast vor Allem aus durch leibliche Erquickung ehren will. Die andere, die jüngere, Maria,

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