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Ein bedeutsames Buch, ein rechtes Adventwerk, ist die alttestamentliche Weissagung von Professor C. v. Orelli, Preis. Fr. 12. 50. Es hat einmal den großen Vorzug, daß es die Frucht wissenschaftlicher Forschung in einer, jedem Gebildeten verständlichen Sprache mittheilt, und zwar, ohne daß dem Leser der Weg mit dem Handwerkzeug des Gelehrten, d. h. mit zahllosen Citaten verlegt wird. Das Buch wirkt erbaulich, nicht allein duch die edle Sprache, sondern auch durch seinen Inhalt, aus dem der Leser erfährt, wie Jahrhunderte vor Christus im Herzen der erleuchtetsten Israeliten die Hoffnung auf ein Herbeikommen des Reiches Gottes entstanden ist, sich entwickelt und durch die Propheten den mannigfaltigsten, großartig bilderreichen und schönen Ausdruck erhalten hat. Aber bedeutsam nennen wir das Buch deßhalb, weil hier ein der sog. „positiven“ Richtung angehörender Theologe die bisher so vielfach blind verlästerten Ansichten der freisinnig kritischen Richtung zum großen Theil muthig anerkennt und sie dadurch hoffentlich in den spezifisch strenggläubigen Kreisen einbürgern wird, denn diesem Manne wird man es endlich glauben, daß eine mit frommem Sinn geführte Kritik das Bibelbuch oder also zunächst das alte Testament dem Christen nur noch großartiger erscheinen lassen und theurer machen muß. Das große Zugeständniß wird allerdings vom Verfasser in einer bisweilen noch sehr gewundenen Form gemacht, wie z. B. beim Danielbuch, aber schließlich wird es doch auf den Antiochus Epiphanes gedeutet und dessen jezige Redaktion als in seinen Tagen entstanden anerkannt. Wir sehen den Tag kommen, wo alle wissenschaftlichen Bibelauslagen nicht bloß über das alte, sondern auch über das neue Testament in allen Hauptfragen einig sein werden, dann muß es allmälig auch die Gemeinde werden, und in diesem Sinn ist uns das Buch eine rechte Adventsstinıme.

A. Anzeige. Dem ungenannt sein wollenden Armenfreund M. wieder herzlichen Dank. Basler Kirchenzeddel Sonntag den 17. Dezember.

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Einladung zum Abonnement.

Das Schweizerische Protestantenblatt" hofft auch im neuen Jahr er= scheinen zu können, wenn nämlich seine bisherigen Leser ihm treu bleiben. Kann Jemand in seinem Freundes- und Bekanntenkreis ihm einen neuen Leser gewinnen, so ermuthigt er die Herausgeber in ihrer nicht unbeträchtlichen Arbeit, für die ihre Zeit oft außerordentlich knapp bemessen ist, und er hilft eine Lebensanschauung verbreiten, welche den Frieden Gottes im Herzen drinn und in der Welt draußen schaffen helfen möchte.

Das Blatt kann auf jedem Postamt abonnirt, aber auch bei der Expedition, Steinenvorstadt 12, Basel, direkt bestellt werden. Preis halbjährlich 2 Fr.

Druck und Expedition von J. Frehner, Steinenvorstadt 12, Basel.

Fünfter Jahrgang.

No 51. Samstag, 23. Dezember 1882.

Schweizerisches Proteftantenblatt

Herausgeber:

Pfr. A. Altherr und E. Linder in Basel, Pfr. Bion in Zürich.

Wir sollen nur nicht in Sinn nehmen, daß der heilige Geist gebunden
sei an Jerusalem, Rom, Wittenberg oder Basel, an deine oder eine andere
Person. In Christo allein ist die Fülle der Gnade und Wahrheit.
Qecolampad an Luther.

Erscheint jeden Samstag. Man abonnirt auf jedem Postamt der Schweiz und des Auslandes. Preis halbjährlich franko zugesandt 2 Fr. Wer das Blatt in Basel gratis erhalten will, kann dasselbe in der Buchdruckerei J. Frehner, Steinenvorst. 12, abholen.

Vor Weihnachten.

Welch ein Leben ist das vor Weihnachten! Man wird mit seinen zwei Händen kaum fertig. Allenthalben wird die Bescheerung gerüstet. Die für das eigene Haus ist noch am schnellsten bereitet. Mehr zu thun gibt schon das Ein- und Auspacken an Verwandte und Freunde in der Ferne, und von ihnen. Am meisten Arbeit bringt so eine größere Bescheerung in Verein und Gemeinde, bis da jede Anmeldung berücksichtigt, der Vorrath sortirt und repartirt ist. Wohl bekomm's, ihr armen Leute! Ja, das ist prächtiges Leben. Wie nie sonst das Jahr über thun sich die Herzen und die Hände auf. Gar kein Mensch weiß, wie viel da gethan wird, denn diejenigen, die ihre Bescheerungen an die große Glocke der Zeitung hängen, sind glücklicherweise Ausnahme. In aller Stille arbeiten hunderte von kleinen und großen Vereinen, orthodoxe und freisinnige, Pensionatsvereine, Jungfernkränzchen, Billard-, Jagd- und sonstige Clubs aller Art, Sonntagsschulvereine und Gemeindevereine, selbst Gesellschaften, die sonst lediglich ihrem Vergnügen dienen, mühen sich jetzt, Andern eine Freude zu machen. Das ist die Zaubermacht des Christuskindleins, die große Verheißung einer bessern Zukunft, wo „im Himmel und auf Erden glänzt der Liebe Gnadenschein, Friede soll's noch einmal werden und die Liebe König sein.“ Aber wenn das geschehen soll, so darf die Liebe nicht bloß über die Weihnacht am Nachthimmel wie ein Meteor erscheinen und wieder verschwinden, sondern sie muß Sonne und Mond werden unseres Lebens. Es ist gar wohlfeil, ja nichtssagend, ein paar Tage lang mitleidig und das ganze übrige Jahr durch hart zu sein. Sorgen wir darum, daß die Weihnachtsstimmung nicht ein schnell verfliegender Traum, sondern daß es unsere Lebensstimmung werde: wie Gott die Welt geliebet in Jesu Christo, so laßt uns ihn wieder lieben in den Menschen.

Ansere Zeit und ihr Heiland.

Unsere Zeit schaut nach Hülfe, nach einem Helfer aus. Mehr als in manchen andern Zeiten gährt es in fast allen Lebensgebieten und will sich eine Umwandlung vollziehen. Menschen, die vermöge ihrer Bildung und Erfahrung einen weiten Blick haben und auf hoher Warte stehen und nicht allein am Augenblick des Alltagslebens haften, sagen, das sei der Charakter unserer Zeit, daß es dränge und treibe überall, aber das lösende Wort sei noch nicht gefunden, es fehle noch der zündende Funke, der all diese aufgeschichteten Kräfte und Erkenntnisse in Bewegung setze zum Bau einer neuen Zeit, einer neuen Weltanschauung. Einzelne Lebensgebiete sind in ihrem stillen Wirken von diesem Zustande weniger berührt oder empfinden ihn weniger stark, aber wenn einmal die eine große Frage unserer Zeit, die sogen. soziale Frage, die Bildung einer neuen Gesellschaftsordnung, in Gang kommt, werden alle andern Lebensgebiete, Haus, Schule, Kirche und Staat, mit hineingezogen und werden genöthigt sein, Stellung zu nehmen und ihr Gebiet neu zu ordnen. Einstweilen regt sich nur auf allen diesen Gebieten ein gewisses unbestimmtes Unbehagen, eine gewisse Unsicherheit, ein Suchen und Fragen noch ohne rechte Antwort. Wie wenn das Eis eines festgefrornen Flusses zu brechen anfängt, in wenigen Augenblicken die ganze Eisdecke gesprengt und ans Ufer geschleudert und der Fluß wieder frei wird - ähnlich ergeht es in großen Umwandlungszeiten; und wie vor einem erfrischenden Gewitter es schwül und beengend wird und die Wolken sich häufen und thürmen, so spürt unsere Zeit in allen ihren Gliedern ein bedeutungsvolles Uubehagen. Das sind die Zeiten, da falsche Messiasse auftreten, welche, die allgemeine Unzufriedenheit kennend, die Unwissenheit der Menge benüßen und vorgeben, sie seien etwas, die Seelen ängstigen und auf Frrwege ableiten; das sind die Zeiten, da die Pharisäer und die Saducäer, die Allesglauber und die Allesleugner oben auf sind, die Zeiten der Spannung und des Streites. Das sind die Zeiten, da die Religion und ihre einfache Freundesstimme hintangesetzt wird oder aber in einseitiger, abergläubischer Weise gepflegt; da wird in fieberhafter Verbesserungshaft das einfache naturgemäße Heilmittel leicht mißachtet, bei dem Haschen nach materieller Hülfe die Pflege des Gemüths und die Hülfe von innen heraus als unwirksam und altväterisch verlacht; da kann es auch einem sonst bewährten Frommen kommen, ängstlich mit dem Gefangenen zu fragen: Bist du es oder sollen wir lieber eines Andern warten? und an der Knechtsgestalt des sanften Knechtes Gottes Anstoß zu nehmen. Das sind die Zeiten der zerfallenen Hütte Davids, die Zeiten, da wir „nichts als Einsturz schau’n,

Trümmer, schwarzgeraucht vom Brande, während doch schon durch die Lande leise geht ein stilles Bau'n“, und die Getreuen sich von Christus sagen Lassen: Selig ist, wer sich nicht an mir ärgert. Das sind die Zeiten des zerstoßenen Rohrs und des glimmenden Dochts, im öffentlichen Leben wie in den einzelnen Seelen.

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Wie viel hängt nun dran', wer dies zerstoßene Nohr und den glimmenden Docht in die Hände bekommt! Kommen sie in rohe, ungeschickte, selbstsüchtige Hände, übernehmen die Mächte des Materialismus und die aufgeregte Gesellschaftsmasse die Heilung der Zeit dann wehe uns, denn dann wird unter Zank und Geschrei und Blutvergießen das schon zerstoßene Rohr, das unsere dermaligen Zustände darstellt, vollends zerstoßen, gedrückt, gebeugt und zulezt gebrochen, und unter wildem Lärm und Barbarei wird dann der Docht, der die gute Sitte und das Licht der Wahrheit und Bildung in der Nacht der Unwissenheit und Rohheit noch darstellt, und der schon nur noch schwach glimmt, durch ungeschickte Hülfsversuche zerfassert, zerdrückt, ausgeblasen und vollends verlöscht. Es mag nicht mehr viel Rütteln erleiden.

Aber wenn zunächst nur das gelingt, daß alle diese Gefahren nicht eintreten, daß das zerstoßene Rohr nicht zerbrochen und der glimmende Docht nicht ausgelöscht wird: damit wäre schon viel gewonnen. Und wenn vollends ein Geistgesalbter käme, eine geübte sanfte Hand, welche das Rohr aufrichten, schüßen, pflegen, heilen und in kräftiges Wachsthum bringen könnte; wenn Einer käme, der so recht von Gott erwählet wäre als sein Knecht, so recht ein Gottgeliebter, an dem Gott Wohlgefallen hat, so recht ein Friedefürst und Heiland von Gottes Gnaden, zu heilen die zerschlagenen Herzen, zu erquicken die Mühseligen und Beladenen und die unruhigen Seelen zu beruhigen, Einer von dem man getrost sagen dürfte: Was er euch saget, das thut, Einer der in aller Demuth sagen könnte: Der Geist des Herrn ist auf mir, derhalben er mich gesalbt hat und gesandt zu heilen die zerstoßenen Herzen, o dann könnte der bang zweifelnde Fromme unserer Zeit getrost sterben, dann könnte der greise Vorfämpfer einer bessern freien Zeit im Frieden fahren, dann könnte unsere Zeit wieder aufathmen und Zutrauen gewinnen auch über bange Tage; denn unsere Augen hätten den Heiland gesehen, welchen Gott bereitet hat allen Völkern. Das wäre ein Heiland, ein Befreier, ein Menschensohn voll Lieb und Macht. Das wäre der Heiland für unsere Zeit.

Und ist er's nicht, wo man ihm folgt, dem Menschensohn Jesus Christus von Nazareth? Ist nicht sein Geist der Geist der Liebe und der Sanftmuth, der Kraft und der Zucht, der einzig mögliche, der einfache, der er

sehnte Helfer, zwar verkannt heute wie einst. Ist nicht er's, der das lösende Wort gesprochen und besiegelt hat, das lösende Wort für alle Zeiten und selig bindend für die Ewigkeit: Sind wir nicht Brüder allzumal und haben Einen Vater? Ist nicht das eben das selige Geheimniß des Evangeliums, daß der Edelste und Heiligste zugleich der demüthigste Knecht Gottes war und daß sein Geist Alles neu macht, neu vor Allem und freudig das alte lieblose, freudeleere Herz und damit das ganze Leben? Heute wie einst ist es eben eine einfache Glaubenswahrheit: Euch ist der Heiland geboren Christus, der Herr in der Stadt Davids. Heute wie einst überwindet dieser Glaube die Welt: Christus Jesus ist uns von Gott gemacht zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung; die unvergleichlich_entwicklungsfähige Frucht des Geistes. Heute wie einst werden je die Weisesten durch den Stern geführt nach Bethlehem. Heute wie einst liegt die Lösung aller schwebenden bangen Fragen, die Erneuerung der Welt, in dem Geist Jesu Christ selig ist wer an seiner Einfachheit nicht Anstoß nimmt, in dem Vielerlei der Zeitströmung, den verwirrenden Dogmen, das Eine was noth ist, findet und festhält. Unserer Zeit Heiland ist Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Und die Völker werden immer mehr auf seinen Namen hoffen. Wohl Jedem, dessen Stürme sich gelegt haben vor dem sanften und mächtigen Worte dieses Mannes! Wohl uns und unserer Zeit, wenn sie, von blinden Blindenleitern sich abwendend, die schmerzende, aber heilende Hand des Arztes leidend, aufgerichtet wird und sich erneut fühlt an Haupt und Gliedern!

du selige, o du fröhliche,

Gnadenbringende Weihnachtszeit!

Welt ging verloren, Christ ist geboren,
Freue dich, freue dich, o Christenheit!

G. L.

Gedenket an euere Lehrer!

(Zur Erinnerung an J. G. Schoch. †)

Letzten Sonntag den 17. Dezember fand in Zürich wieder eine sogen. stille oder Civilbeerdigung statt; eine kleine Anzahl eingeladener Freunde begleiteten, von der Thalstraße aus, einen der tüchtigsten Lehrer, die ich kennen gelernt habe, direkt nach dem Todtenacker auf die Rehalp, an der schönen Kirche vorbei. Diejenigen würden sich sehr täuschen, welche vermuthen wollten, das sei wahrscheinlich wieder ein Religionsfeind und Kirchenverächter, vielleicht gar ein Nihilist gewesen nein, mit der stillen Be erdigung dieses Mannes hat es eine andere Bewandtniß. Ich bin mit vielen Hunderten, die jezt als Kaufleute, Handwerker, Aerzte u. s. w. in aller Herren Länder zerstreut leben, sein Schüler gewesen, und wenn einer derselben dies Gedenkblatt in die Hand bekommt, so wird es ihn an ein bedeutsames Stück seines Jugendlebens in der appenzellischen Kantonsschule,

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