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Leideuschaft entflohen. Der verstorbene Bißius sagte einmal: Und wenn die Orgel gut wäre, so ist der Organist schlecht. Wer auf ein längeres Leben zurückschaut, wird bestätigen, daß dem so ist. Die Orgel ist dato heiser, die Zeitlage gedrückt, aber des Fatalste sind die schlechten Organisten, sind wir Menschen selber. Wir befinden uns mitten in einer stark rückläufigen Bewegung, weg vom Jdeale, dem Fleisch und der massiven Sinnlichkeit zu, und das auf allen Gebieten. Den Ton gibt die Kirche an, in welcher das Streben nach sinnlichen Effekten, schnellen Bekehrungen, Blut- und Wundertheologie sich stark bemerkbar macht. Ein Echo dieser religiösen Verwilderung ist die Politik mit ihrem Rückwärtsdrängen zu überlebten Formen, zu Zunft und Zopf, Prügel- und Todesstrafe. Ein ähn= liches Echo ist spürbar auf dem Boden der Kunst; davon kann man sich in jedem Musiksaal überzeugen, wo Einfachheit und Tiefe der Melodie bescheidenen Applaus ernten, dagegen fabelhafte Technik und das sinnenaufregende Chanson-Genre des Entzückens, besonders auf dem hohen Balkon, ganz sicher sind; ebendas bezeugt auch ein Besuch bedeutender Gemälde gallerien, in denen das möglichst derb gemalte Fleisch, Folterscenen und allerhand blutrothe Schauerlichkeiten über das still und einfach Schöne triumphiren. Und vollends in der Literatur herrscht eine große Furcht vor Gedanken, die Vorliebe für möglichst realistische Schilderungen des Lebens, wie es ist, voraus seiner Nachtseiten. Die Menschen sind aufgeregt, ihre Nerven überreizt, es ist ihnen bald nichts mehr „stark" genug. Kenner der Geschichte wollen in all Dem Anzeichen grober, gewaltsamer, blutiger Lösungen der großen Fragen unserer Zeit sehen, es seien Vorübungen des sich unbehaglich fühlenden Menschengeschlechts zu einer Tragödie, wie die vor bald hundert Jahren in Paris begonnene eine gewesen ist.

Ich weiß nicht, ob sie Recht behalten. Aber soviel merkt auch der einfachste Verstand: es kann nicht lange mehr so gehen, wie es jetzt ist. Die Wasser der Noth dürfen nicht mehr viel höher steigen, so wird der Zustand von Hunderttausenden unerträglich, und dann müssen Entscheidungen kommen, die zuerst das Uebel zu vermehren scheinen, aber das Heilmittel wenigstens verborgen in sich tragen. Dieses Heilmittel suchen wir in nichts anderem als in einem recht verstandenen Christenthum, ob man ihm auch vielleicht einen andern Namen geben mag. In der nie ganz ergründeten Wahrheit, daß wir Menschen Kinder Gottes und unter einander Brüder sind, in dieser durch das Leben und Sterben Jesu der Menschheit unverlierbar eingepflanzten, in seiner Person verwirklichten Wahrheit erblicken wir den Heiland, der da war und ist und kommt, die Wahrheit, deren organisches Wachsthum die bisherige Geschichte des Menschengeschlechts darstellt, die Wahrheit, welche durch alle Revolutionen vergangener Zeiten nur immer deutlicher geworden ist, und die aus allen Kämpfen und Stürmen der Gegenwart und Zukunft nur immer leuchtender hervorgehen kann, die, so wahr Gott ist, nie Lügen gestraft, sondern immer nur leuchtender in Erfüllung gehen wird. Dieser Glaube ist der Fels, auf dem wir stehen, das Zelt, unter dem wir ruhen, das Schwert, mit dem wir kämpfen, und der Friede, in dem wir Alles überwinden. A.

Zwingli's Tod und dessen Beurtheilung durch Zeitgenossen, von A. Erichson, Direktor des theologischen Studienstifts in Straßburg. Am 1. Januar 1884 werden es 400 Jahre, seit Zwingli in der Hütte zu Wildhaus geboren worden ist und am 11. Oktober 1881 waren es 350 Jahre, seit der Held auf dem Feld bei Cappel fiel und die Katholiken in ihrer Wuth den Leichnam des Edeln geschändet haben. Es gab damals keine Zeitungen, welche das verhängnißvolle Ereigniß den Zeitgenossen mitgetheilt hätten. Aber in zahlreichen, meist noch ungedruckten lateinischen und deutschen Briefen von Freunden und Feinden Zwingli's findet sich ihre namenlose Bestürzung und ihr Schmerz oder auch ihre Schadenfreude lebendig ausgesprochen. Auszüge aus solchen Briefen bietet der liebe Verfasser in der angezeigten Schrift, außer= ordentlich fleißig und schön zu einem Ganzen verwoben. Wir möchten jedem Leser anempehlen, sich diese Schrift zu verschaffen. Sie ist ein sprechender Beleg für Zwingli's Größe, der ,,an evangelischer Freisinnigkeit, an Klarheit und Einsicht die übrigen Mitarbeiter am Reformationswerk überragte, wie die Berge seines Vaterlandes die Höhen der übrigen Länder". Die Schrift weckt zwar auch wehmüthige Gefühle, weil sie die Gemeinheit offenbart, mit welcher katholische Zeitgenossen und stellenweise auch der leidenschaftliche Luther das unglückliche Ende Zwingli's beurtheilen. Aber dann freut es uns wieder hoch, daß ein elsässischer Pfarrer der lutherischen Kirche unserm Schweizer gerecht wird, ja dem Heldenmann pietätsvolle Begeisterung weiht. Ihm sagen wir herzlichen Dank für seine schöne Gabe! A.

Danksagung.

Seit vielen Jahren besteht in Basel ein Frauenverein, der außerordentlich segensreich wirkt, besonders durch Verabreichung von Krankenkost, Anstellung von wackern Krankenschwestern und namhafte Beiträge an die freiwillige Armenpflege für Spital und Landaufenthalt. Zur Seite dieses ältern Vereins sind in allen vier Kirchgemeinden junge Frauenvereine getreten, die besonders für Ausstattung der Armen mit Kleidungsstücken arbeiten. Diese vier Vereine haben über Weihnachten ihre Bescheerungen abgehalten, wobei im Münster 80, zu St. Peter 80, zu St. Theodor 115 und zu St. Leonhard 267 Angemeldete, ohne Unterschied der Richtung, bedacht worden sind. Allen Gebern herzlichen Dank und den Empfängern Gottes Segen zu der kleinen Gabe!

Basler Kirchenzeddel Sonntag den 31. Dezember.

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