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Christen zu halten, die gleich gesinnet seyn, wie Christus und also leben, wie er gelebet hat. Die Küchlein pfeifen immer und offenbaren dadurch ihre fast immerwährende Noth; wir haben den Befehl Christi, daß wir immer beten und nicht müde werden sollen u. s. w.“

Ein Johann Adam gab 1702-1715 nicht weniger als fünfzehn Bände evangelische Ergötzlichkeiten heraus. In einer dieser Predigten, deren Thema war: „Das von Gott uns bereitete Abendmahl, nach einigen Umständen betrachtet", erging sich der Verfasser in folgenden Bildern:

„Die Tafelstube, darin dies Abendmahl gehalten wird, ist der große Saal der Christenheit. Die Tafel ist das heilige Predigtamt, Davids Tisch. Das Tafeltuch von reinem, lauterm Zwilch ist das reine, lautere, zweifache Wort Gottes alten und neuen Testaments in Gesetz und Evangelium bestehend. Die Gießkanne ist die heilige Taufe. Die silberne Kredenz sind die Schriften Mosis und der Propheten, und der Apostel und der Evangelisten. Der Vorleger ist Gott der heilige Geist, der durch Lehrer und Prediger aus dem Schatz des Wortes Gottes einem jeden Gast sein Theil auf sein Herz und Gewissensteller legt, sprechend: Da nimm das Bißlein hin, so warm du kannst, es wird dir wohl bekommen zu deiner Besserung. Die Gänge, die bei diesem großen Abendmahl gehalten werden, sind drei, nach den drei Artikeln unsers Glaubens. In dem ersten wird uns vorgetragen Gottes Allmacht, Weisheit u. s. w., in dem zweiten wird einem aufgesetzt das himmlische Manna und das Brod des Lebens, das rechte Osterlamm, in heißer Liebe gebraten, die feiste, saftige Henne, das rare Wildpret, die frühgejagte Hindin, nämlich Christus selbst; in dem dritten wird uns angeboten die Vergebung der Sünden, sammt der Hoffnung der Auferstehung des Fleisches und ewigen Lebens. Der erste Gang wird verrichtet auf die heil. Weihnachten, der andere auf Ostern, der dritte auf Pfingsten u. s. w. Die schöne und liebliche Tafelmusik ist das Hallelujah und Hosiannah!

Es ist doch gut, daß das Predigergeschlecht unserer Tage seinen Geschmack, seine Sprache, seinen Styl an den großen Mustern unserer klassi= schen Literaturperiode von Lessing an gebildet hat; es ist doch gut, daß selbst die Predigt, der unmittelbarste Ausdruck des geistigen Lebens einer Kirche, der Fortentwicklung unterworfen und derselben fähig ist. Die Prediger sind selbst schuldig, wenn die Predigt noch in manchen Kreisen als Symbol der Langweiligkeit gilt.

And're Zeiten and're Vögel,
And're Vögel and're Lieder!

Wir wollen Gott danken, wenn er uns nur zu allen Zeiten rechte Sänger schenkt. O. B.

Bern. Die Heiliggeist-Gemeinde in Bern hat letten Sonntag mit 749 gegen 507 Stimmen Herrn Pfr. Herm. Kistler in Neuenegg, welcher der freisinnigen Richtung angehört, gewählt. Diese Richtung besteht in der Landeskirche des Kantons Bern längst zu Recht, sie ist an der Hochschule, unter der Geistlichkeit und in den kirchlichen Behörden bereits kräftig vertreten, das Neue liegt blos darin, daß sie die erste Kanzel in der Hauptund Bundesstadt erobert hat. Es ist ein schlimmes Zeichen, daß eine solche Wahl so gar viel Aufsehen macht, denn ein sogenannter Reformer ist ja im Grunde nichts Anderes, als ein wirklicher Protestant, der allen Glaubenszwang verwirft, nichts Anderes, als ein Prediger der Religion Jesu Christi, seines unverfälschten Evangeliums, wornach die Seligkeit nicht abhängig gemacht wird vom äußern Bekenntniß, sondern von dem Glauben, der in der Liebe thätig ist. Aber die Wahl eines solchen Reformers an jeden hervorragenden Posten wird dadurch immer zu einem großen Ereigniß aufgebauscht, daß die pietistische Partei die enormsten Anstrengungen zur Verhinderung macht, fogar mit dem Zusammensturz der Kirche, dem Untergang der Welt und derlei Kleinigkeiten droht. Das Alles hat sich nun aber bereits recht gründ lich abgenutt und wirkt leicht das Gegentheil. Dem Neugewählten wird die große und schöne Aufgabe, die Liebe zur Religion und Kirche unter Tausenden von Gleichgültiggewordenen wieder zu beleben. Seine Amtsbrüder werden, obschon anderer Richtung, ihm nicht die Gemeinschaft, die christliche Bruderliebe und den Anstand versagen. Dazu sind die Berner Theologen zu ruhig und verständig, zu unterrichtet und landeskirchlich, zu frei und vaterländisch.

A.

Basel. Die seit Jahrzehnten gewünschte und immer wieder verschobene Erbauung einer neuen Frrenanstalt für Basel soll sich endlich verwirklichen. Nachdem das hiesige Spitalamt jüngst das nöthige Areal nebst 300,000 Franken dafür bewilligt, hat in den lezten Tagen die Wittwe des fel. Herrn Christoph Merian zum gleichen Zweck die großartige Schenkung von 400,000 Fr. gemacht. Es gibt Leute, welche bei jeder solchen Schenkung das ceterum censeo erheben: „Wenn von Gefeßeswegen eine richtige Progressivsteuer für die allergrößten Vermögen existirte, so könnten alle diese so höchst nothwendigen Arbeiten, wie das Irrenhaus, statt aus freiwilligen Geschenken aus den ordentlichen Steuern ausgeführt werden." - Aber selbst die eifrigsten Freunde einer starken Progressivsteuer werden sich gestehen müssen, daß sie, in den Verhältnissen der Schenkenden stehend, kaum zu solcher That sich aufschwingen würden, und darum muß ihr der Ruhm einer seltenen Hochherzigkeit ganz und voll zuerkannt werden.

Drud und Expedition: Vereinsbuchdruckerei, Spalenvorstadt 8, Basel.

Fünfter Jahrgang.

N. 11. Samstag, 18. März 1882.

Schweizerisches Proteftantenblatt

Herausgeber:

Pfr. A. Altherr u. Pfr. E. Linder in Basel, Pfr. Bion in Zürich.

Wir sollen nur nicht in Sinn nehmen, daß der heilige Geist gebunden sei an Jerusalem, Nom, Wittenberg oder Basel, an deine oder eine andere Person. In Christo allein ist die Fülle der Gnade und Wahrheit.

Decolampad an Futher.

Erscheint jeden Samstag. Man abounirt auf jedem Postamt der Schweiz und des Auslandes. Preis per Vierteljahr franko zugesandt 1 Fr. Wer das Blatt in Basel gratis erhalten will, kann dasselbe in der Vereinsbuchdruckerei, Spalen 3, abholen.

Heimatlo s.

Am schweiz. Centralbahnhof in Basel sah man letten Sonntag Abend wieder einen großen Zug Auswanderer in die Wagen dritter Klasse steigen. Das war ein nicht endenwollendes Grüßen und Abschiednehmen - zwischen den Schaaren im Wagen und ihren Bekannten auf dem Perron draußen bis zur Abfahrt. Es sind fast lauter junge Männer, darunter einige ganze Familien, einige Frauen, die ihren vor Jahren ausgewanderten Männern nachfolgen, und einzelne Ehemänner, die im Westen Amerika's erst das Reisegeld verdienen wollen, um später Weib und Kinder nachkommen zu lassen. Die Meisten von diesen Leuten drücken sich die Hand zum letzten Mal. Ihre lustigen Lieder, von denen das soeben getrunkene Glas Wein die Hauptursache sein mag, können uns nicht darüber hinwegtänschen, daß diese unaufhörlichen Wanderzüge aus unserm vielgerühmten Vaterland ein ernstes Zeichen der Zeit sind. Während in einzelnen Händen Millionen auf Millionen sich häufen und an der Börse mit Hunderttausenden wie mit Bohnen gespielt wird, finden Tausende von armen Familien nicht mehr das Nothwendigste an Nahrung, Kleidung und Obdach. Der kleine Bauernund Handwerkerstand ist in rapider Vetarmung begriffen, über die Gütchen der Falliten legt sich die feißte Hand des getauften oder ungetauften Wucherers; wer früher eine eigene Werkstatt besaß, geht als Arbeiter in eine der vielen Fabriken des Herrn X., bis die Ueberproduktion diesen den Lohn derart vermindert, daß die Hungernden zum Wanderstab greifen. Wo will das noch enden ?

Da fällt mir ein kleines Büchlein ein: „Heimatlos" von Johanna Spyri, der Verfasserin des jüngst besprochenen Heidi. Es erzählt von einem kleinen Jungen, dessen Vater und Mutter starben und der auch ausgewandert ist, vom Silsersee an den Gardasee, weil er Niemand angehörte. Wie dieser Junge eine Heimat fand, zuerst im Postwagen, dann bei fremden Leuten in Peschiera und zulezt in der. Liebe eines neben ihm aufgewachsenen Bündnermädchens, das wird da wieder so reizend wahr geschildert, daß es einem ganz wohl wird dabei. Man fühlt mit herzlicher Freude, daß doch kein Mensch heimatlos ist, so lange er noch einen andern Menschen liebt und sein Unser-Vater nicht zu beten verlernt. Durch die ganze kleine Geschichte klingt wie ein Orgelton alle Mißtöne des menschlichen Schicksals auflösend das Lied: „Er hat noch niemals was verseh'n in seinem Regiment, und was er thut und läßt gescheh'n, das nimmt ein gutes End.“ Nehmet diesen Glauben mit, ihr heimatlosen Auswanderer, die ihr Basel und das Schweizerland verlasset. Die Erde ist überall des Herrn und seine Liebe höret nirgends auf.

A.

Die geplante Spaltung der Landeskirche.

Seit Wochen durchschwirrte das Gerücht die Luft, daß die Orthodoxen und Pietisten in Basel die reformirte Landeskirche in zwei selbstständige Kirchengruppen spalten wollten. Da dasselbe nun durch ein sozusagen offizielles Aktenstück seine volle Bestätigung gefunden hat, so dürfen unsere Leser über diesen neuesten, kirchenpolitischen Plan nicht im Unklaren bleiben. Die Allg. Schwz. Zeitung" berichtet nämlich von einem Referat des Herrn Professor V. und der daraus entstandenen Diskussion im sog. Hülfsverein. Für diesen Bericht sind wir überaus dankbar. Es ist darin in erster Linie beachtenswerth, wie geringschäßig das kirchliche Patriziat immer wieder von den Reformern redet. Sie werden nur „Eintagsfliegen“ ge= nannt! Ein besonderer Grimm bricht los über den letzten Vortrag von 3. Wirth zu St. Martin als ein „falsches Prophetenthum". Solche und ähnliche Schmähungen bildeten die liebliche Ergöglichkeit und Tafelmusik bei der Glaubensmahlzeit des Hülfsvereins. Und nun das Hauptgericht, welches aufgetischt wurde! Es seien schreckliche Zustände! Sie, die positiven, allein wahren Christen stehen seit 1880 unter einer politisch radikalen Herrschaft in der Basler Kirche (besonders wohl in der Münstergemeinde)! Aber so schrecklich die Zustände seien, der Austritt aus der Landeskirche wäre ver

früht! Man würde sich damit des Einflusses auf die Massen des Volkes begeben! Aber als Etappe nach diesem Ziel hin müsse eine Scheidung „innerhalb“ der Landeskirche in zwei selbstständig organisirte Gruppen angestrebt werden! Im Ganzen biete die Scheidung wenig Schwierigkeiten. Der Eintritt in jede der zwei Kirchen müßte bedingungslos sein, ohne Bekenntniß! (Man erinnere sich, wie sonst gerade diese Bekenntnißlosigkeit als Unheil erklärt wurde!) Es gäbe dann aus jeder Gemeinde zwei Gemeinden, zwei Wahlkörper, zwei Kirchenvorstände, zwei Kirchenräthe, zwei Synoden! Nicht gesagt wird leider, ob daraus mit der Zeit auch zwei Sigriste, zwei Organisten, zwei Vorsänger, zwei Orgeltreter an jeder Gemeinde durchaus nothwendig würden. Man kann es nicht wissen.

Dieser Vorschlag fand eine ungetheilt freudige Aufnahme. Der ganze „Hülfsverein“ ist zu dieser „Hülfe“ durch Spaltung der Kirche bereit. Ein Redner nach dem andern (leider werden ihre Namen verschwiegen) erhob sich und bekannte, wie dankbar er sei und wie er sich an dieser „Hülfe“ aus der Noth förmlich erlabe. Und offen gestanden, wir sind im Falle, diese Freude vollständig zu theilen. Nämlich die Freude darüber, daß wir nun einmal mit aller wünschbaren Deutlichkeit erfahren, wohin die maßgebenden Führer der Orthodoxen zielen. Seit Jahren haben wir von ihrer Agitation immer behauptet, sie treibe auf die Separation und auf die Zerstörung der Landeskirche hin. Man hat es bestritten, hat es geleugnet in Rede und Schrift. Und nun fällt mit einem Mal das Visir und die falsche Flagge verschwindet. Jetzt wird es laut und ehrlich ausgesprochen : Ja, wir wollen die eine Landeskirche wirklich trennen in zwei Kirchen, zwei Synoden, zwei Kirchenräthe, zwei Kirchenvorstände, aber, wir wollen

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Das

das Alles ohne Austritt und mit Fortbezug der Staatsbesoldung. einmal zu wissen und schwarz und weiß vor sich zu haben, das halten wir für einen großen Gewinn, für eine überaus werthvolle Klärung der ganzen Sachlage. Wenn wir nicht sehr irren, werden nun fortan alle kirchlichen Wahlen sich vollziehen unter der Losung, wer die Landeskirche spalten oder sie zusammenhalten will! Und der Ausgang kann nicht zweifelhaft sein.

Ein Wort von Berthold Auerbach.

Es mag wohl Uebertreibung sein, wenn der Tod des ausgezeichneten Schriftstellers auf die Gemüthsbewegungen zurückgeführt wird, welche ihm die

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