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weitere Verbreitung zu verschaffen. In 1870 stiftete er in Kalkutta eine Reformassoziation zur Förderung eines mässigen und moralischen Lebens, zur Verbreitung der Literatur und Verbesserung der Stellung der Frauen. Daneben hat er aber viele, zum Teil recht hohe Gedanken zu gestalten gesucht. Sein offener Geist empfing die tiefsten Eindrücke sowohl von der indischen wie von der christlichen Philosophie und Religion, und beide suchte er in einer höheren Einheit zusammenzufassen. Mehr als je einer seiner Landsleute richtete er seine Blicke auf Europa; auf seiner Reise dorthin wurde der geistreiche Mann in den höchsten Kreisen der Bildung übertrieben gefeiert, und mit MAX MÜLLER blieb er seitdem in regem brieflichen Verkehr'. Der Gedanke reifte allmählich in ihm, er könne dem Prinzip der allgemeinen Religionswissenschaft, wie sie in Europa verstanden wurde, eine praktische religiöse Wendung geben und eine Religion stiften, in welcher die Wahrheitselemente aller aufgenommen würden. Christus räumte er unter den Propheten die erste Stelle ein, und als er in einem glänzenden Vortrag Christus als den grossen Wahrheitslehrer auch für Indien vorgestellt hatte, meinten viele schon, er wolle zum Christentum übergehen. Das war aber nicht seine Meinung: er wollte nur den Gegensatz zwischen Europa und Asien, Christ und Hindu, in seiner neuen kosmopolitischen, unitarischen, mystischen Religion überwinden. In dieser Religion nahm seine eigene Person, als die des inspirierten Anführers, stetig mehr Platz ein. Wegen seiner Theorie der Adeça, d. h. der inneren providentiellen Leitung, der Stimme des Gewissens als Autorität in Religionssachen, warnte ihn MAX MÜLLER. Endlich kam es auch äusserlich zu einer neuen Religionsstiftung; 1880 proklamierte Keshub die neue Oekonomie (Nava Bidhan, the new dispensation), worin die Harmonie der Religionen erreicht sein sollte. Die Gedanken dieser geistigen Religion waren aber vielfach in Symbolen ausgedrückt, die er dem Hinduismus entlehnte. Die Bedeutung dieser ganzen Entwicklung des Brahma-Samâj liegt aber mehr im Wert der Personen und der Prinzipien als in der Ausbreitung der Religion, die ihre Anhänger nur unter den Gebildeten in den Städten zählt und keine dauerhafte Wirkung auf das Volk ausübt. Eine charakteristische Gestalt aus diesem halbchristlichen und europäisierten Hinduismus hat MAX MÜLLER in Rāmakrshna, deren Sprüche er auch übersetzt hat, geschildert. Eine Reaktion rief sie hervor im Arya-Samâj unter dem gelehrten und ehrenwerten Dynananda

1 Siehe MAX MÜLLER, Biographical Essays (1884).

Sarasvati (1827-1883), der die Autorität der Veden verteidigte bis zu der Behauptung, alle wahre Kenntnis (auch die unserer Zeit) hätten schon die vedischen Sänger besessen. Diese Aryagemeinde liegt dem indischen Wesen näher als die Brahmagemeinde und gedeihen deshalb besser. - Die Zeitschrift East and West" ist jetzt das Organ der modernen religiösen Strömungen in Indien. Die verschiedenen Sekten bemühen sich hier, ihren Standpunkt dem Europäer begreiflich und möglichst annehmbar zu machen.

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Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. II.

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Die Perser.

Von Dr. EDV. LEHMANN (Kopenhagen).

Literatur. Ueber Persien und dessen Kultur im allgemeinen: Grundriss der iranischen Philologie, herausgegeben von GEIGER und KUHN. (Besonders der 2. Band, wo die Geographie von GEIGER, die Geschichte von JUSTI und P. HORN, die Literaturgeschichte von GELDNER, WEISSBACH, WEST, NÖLDEKE und ETHÉ, die Religion von JACKSON.) DUNCKERS Darstellung in Geschichte des Altertums noch zu gebrauchen, besser aber ED. MEYERS in seiner Geschichte des Altertums I. SPIEGELS Eranische Altertumskunde (3 Bde, 1871/73/78) reichhaltig, aber vielfach veraltet. W. GEIGER, Ostiranische Kultur im Altertum (1882, auch englisch), lehrreich, wenn mit Kritik benützt. TH. NÖLDEKE, Aufsätze zur persischen Geschichte (Achaemeniden und Sasaniden 1887), wie A. VON GUTSCHMID, Geschichte Irans und seiner Nachbarländer von Alexander dem Grossen bis zum Untergang der Arsaciden (1888) grundlegend (beide ursp. Art. in Enc. Br.). J. DARMESTETERS Études Iraniennes (2 Bde, 1883); überwiegend sprachlich.

Ueber die heilige Literatur und die Religion: FR. WINDISCHMANN, Zoroastrische Studien (1863). M. HAUG, Essays on the sacres language, writings and religion of the Parsis (3e ed. 1884, ed. E. W. WEST). OLDENBERG in „Aus Indien und Iran" (1899; auch in D. Rundschau 1898). C. DE HARLEZ, Les origines du Zoroastrisme (1878-79). K. F. GELDNERS, Art. Zoroaster (Enc. Br.) und Zoroastrianismus (Cheynes Enc. Bibl.). F. JUSTI, Die altiranische Religion und ihr Stifter Zarathustra (Pr. Jahrbücher 1897). W. JACKSON, Zoroaster the prophet of ancient Iran (1899). Gesamtdarstellungen ausser JACKSONS im Grundriss: C. P. TIELE, Geschiedenis van den godsdienst in de Oudheit II, auch deutsch (ausführliche Bibliographie). EDv. LEHMANN, Zarathustra, en bog om Persernes gamle tro, 2 Bde, 1899-1902 (deutsche Ausgabe wird vorbereitet). J. DARMESTETER, Ormuzd und Ahriman (1877), teilweise veraltet. Einzeldarstellungen: F. WINDISCHMANN, Mithra (Abh. z. K. d. des Morgenlandes I). CUMONT, Art. Mithra in Roscher. J. DARMESTETER, Haurvatât et Ameretât 1875. N. SÖDERBLOM, Les Fravashis 1899. Derselbe, La vie future d'après le Mazdeisme (A. M. G. 1901). D. MENANT, Les Parsis (A. M. G. I 1898).

Uebersetzungen. J. DARMESTETER, Le Zend Avesta trad. A. M. G. 21, 22, 24, ist das Hauptwerk, reich an Noten und Erklärungen, als Uebersetzung aber sehr stark an die Pehlevitradition gebunden. Englisch hat DARMESTETER das Vendîdâd S. B. E. 4 (mit einer vortrefflichen Introduktion, 2 ed. 1895) die Yashts. S. B. E. 23. (1883) übersetzt. Yasna hat L. H. MILLS daselbst B 31 (1887) übersetzt. Der

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selbe hat mit seinem Study of the five Zarathustrian Gâthas 1892-94 Ausgabe 1900— das Studium dieser schwierigen Texte erheblich erleichtert. Die älteren Uebersetzungen von SPIEGEL (1852-63, mit Kommentar 1865—69),' DE HARLEZ, Avesta trad. (1875-77), und M. HAUG, Die fünf Gâthas (1858–60) sind durch diese Werke überholt. Die Pehlevischriften: F. JUSTI, Der Bundehesh mit Uebersetzung 1868. In E. WEST, Pahlavi Texts S. B. E. 5, 18, 24, 37, 47, ist die wichtigste heilige Literatur mit grösster wissenschaftlicher Sorgfalt übersetzt und erklärt. Dinkard übersetzte PESHOTAN D. BEHRAMJEE SANJANA. Textausgabe mit Erklärungen, Band I-VI, Bombay 1874-91. HAUG, WEST, The Book of Ardâ Virâf 1872. Ausgabe mit Uebersetzung. E. BLOCHET, Ardâ-î-Vîrâf trad.

§ 1. Das medo-persische Volk.

Das geschichtliche Auftreten der Perser ist von dem der Inder so verschieden wie möglich. Die indischen Stämme tauchen in unabsehbarer Vorzeit allmählich auf. Von ihrem nomadisierenden, primitiven Leben haben sie sich noch nicht befreit, als ihre erste Religion schon vollentwickelt und in einer gelehrten Literatur niedergelegt ist. Ihre Kriege sind Stamm- und Rassenkämpfe, ihre Politik ist kleinstaatlich, als Nation treten sie nie in der Weltgeschichte auf. Die grossen Geschicke, die über die indischen Völker hingegangen sind, haben ihr inneres Leben nicht viel verändert, und nach Jahrtausenden finden wir dieselben politischen Zustände, dieselben Sitten, dieselben Lebensanschauungen bei diesen unerschütterlichen Völkern.

Im schärfsten Gegensatz zu diesem seichten Lebenslaufe entfaltet sich das Drama des persischen Volkes. Aus einer ganz verborgenen Vorzeit heraus treten sie plötzlich in das volle Licht der Geschichte. Mit staunenswerter kriegerischer Tüchtigkeit und unter Führern von glänzender politischer Begabung breiten sie ihre Macht über die alten Reiche des westlichen Asiens aus und gründen im Laufe weniger Generationen ein Weltreich von Turan bis Abessinien, vom Indus bis an das ägäische Meer. Durch weise Liberalität und durch wertvolle zivilisatorische Massregeln noch mehr, als durch Härte und Klugheit des Despoten wird dieser ungeheure Staat einer festen Gliederung entgegengeführt, und eine blühende Kultur erwächst auf dem neue Boden, bis das grenzenlose Unternehmen an seiner eigenen Grösse scheitert, und der jähe Sturz des achämenidischen Reiches nach kaum 200jährigem Bestehen erfolgt.

Die Eroberung durch Alexander war indessen noch lange nicht das Ende Persiens, vielmehr eine heilsame Amputation, durch die das an die wirklich iranischen Länder begrenzte Reich an innerer Festigkeit gewann. Die griechische Kultur der Seleuciden erweiterte den Gesichtskreis; selbst bei den kriegerischen Arsaciden bestand dieser Einfluss neben dem mit der aramäischen Sprache eindringenden semiti

schen, und es sammelten sich allmählich so viele Kulturelemente in Persien, dass die nationale Wiederherstellung unter der Herrschaft der Sasaniden den Charakter einer blühenden Renaissance annehmen konnte. Die altertümliche Kultur der Achämeniden wurde von dieser Sasanidenzeit, jedenfalls was Religion und geistige Interessen angeht, bei weitem übertroffen, und an kriegerischer Tüchtigkeit und ritterlicher Pracht gab sie ihr nicht viel nach. Das gewaltsame Hervordringen der Araber zersprengte aber dieses Reich und machte der alten nationalen Selbständigkeit der Perser ein Ende; die persische Kultur hingegen blühte unter den fremden Formen weiter fort: die Wissenschaft, die Poesie, die Mystik, wie die feinen Sitten und die Staatskunst des östlichen Kalifates sind alle persische Erzeugnisse. Selbst die alte zarathustrische Religion bestand noch Jahrhunderte hindurch, ja hat sich bis heute bei den parsischen Gemeinden in Indien sehr lebendig erhalten.

Der Charakter des persischen Volkes ist schon mit diesem seinem Schicksale gegeben und leuchtet überdies nicht nur aus ihren eigenen Schriften, sondern auch aus den bewundernden Beschreibungen der Alten hervor. Dem kräftigen Wuchs und der körperlichen Tüchtigkeit entsprechend, besassen die Perser einen energischen Willen, gestählt in Kämpfen mit einem rauhen Klima und mit den Gefahren ihres Nomadenlebens im Gebirge und auf der Steppe. Mut und Ernst haben sie dort erworben, aber auch eine Scheu vor der finsteren, unheimlichen Seite des Daseins, die sich in ihren Sitten und ihrer Religion immer und immer bezeugt, und die für ihre ganze geistige Existenz verhängnisvoll geworden wäre, wenn sich nicht ein ebenso fühlbares Streben nach Licht und Macht und Besiegung des Bösen in ihnen geregt hätte.

Die intellektuelle Begabung der Perser ist ein klarer, oft nüchterner Verstand. Das üppige Phantasieren der Inder ist ihnen fremd; wo ihre heiligen Dichtungen Schönheit besitzen, was im Altertum selten vorkommt, besteht diese meistens in der Energie und der Realität des Ausdruckes und in dem Fluge, wozu die Erhabenheit des Gedankens hinreisst. Selbst die theologische Spekulation ist mehr ein praktisches Zurechtlegen der Mächte des Daseins, als Grübeln oder beschauliche Betrachtung, und ihr religiöser Kult trägt, so wertvoll er für die Erziehung des Volkes gewesen sein mag, mit seinen trockenen Hymnen und ermüdenden Observanzen ein recht ödes Gepräge.

Doch fehlte es den alten Persern keineswegs an Einbildungskraft. Sie besassen die Phantasie, die zu grossen Taten und zu grossen Gedanken notwendig ist. Wie es ihnen nicht zu weit schien, nach Aethiopien und dem Donaulande vorzudringen, so war auch der Blick, den

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