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Mächten ist im Avesta eben das Konstituierende, aber eine solche Weltansicht fliesst nicht aus Naturmythen oder Volksglaube, wenn sie auch schon daran vielleicht anknüpfen kann, sie ergibt sich nur durch die Vermittlung eines prophetischen Genius, dessen Werk dabei das Wesentliche ist.

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In dem älteren Avesta ist der Dualismus vollkommen geistig, in jüngeren Teilen der Schrift sieht man aber das ideelle Verhältnis sich in der Natur widerspiegeln, oder man begegnet einem Naturdualismus, der vielleicht eine Neubelebung früherer primitiverer Vorstellungen vom Kampfe in der Natur darstellt. Hier ist besonders das Lied an Tishtriya Sirius (Yasht 7) zu nennen. „Tishtriya, der lichte strahlende Stern, der uns gute Wohnstätten bereitet; der Stern, nach dem Herden und Triften und Menschen sich sehnen; wann wird Tishtriya aufgehen, der weisse, leuchtende Stern, wann werden die Quellen strömen mit schäumenden Wellen?" In allerlei Gestalten tritt Tishtriya auf und begehrt das Opfer der Menschen, damit er ihnen rechtzeitig zu Hilfe kommen kann, als schöner Jüngling, als weisser, goldhörniger Ochs, als weisses Ross mit goldenen Ohren und goldenen Zügeln. In dieser letzten Gestalt muss er mit dem schwarzen kahlen Ross, mit dem Dämon Apaosha kämpfen, und des Streites Gegenstand ist der See Vourukasha, der himmlische Regenteich, aus dem alle Gewässer herströmen. Zweimal wird Tishtriya von dem See weggetrieben, dann ruft er Ahura Mazda um Hilfe an; dieser opfert dem bedrängten Stern und verleiht ihm dadurch die Kraft, das schwarze Ross von dem See zu vertreiben, und nunmehr öffnen sich die Ströme des Sees Vourukasha und fliessen nach allen Seiten über die Erde hinaus." Dieser Streit ist die iranische Parallele zum Vṛtrakampfe der Inder.

Die zarathustrische Religion.

§ 5. Ueberblick.

Das theologische System, das Zarathustra auf diesem Hintergrund aufbaute, hat von dem volkstümlichen Glauben sehr wenig übernommen. Vielmehr bezeichnet seine Reformation einen entschiedenen Bruch mit diesem Naturdienst und der dementsprechenden ungesitteten Lebensart. Die Verehrer der Deven, die er in den iranischen Stämmen ringsumher sieht, sind Götzendiener; ihr Opferschlachten und ihre Tierquälerei sind ihm ein Gräuel; sie sind böse Herren, schlechte Bauern, sie sind alle in des Teufels Gewalt. Nur ein Gottesdienst ist der wahre: der Dienst des Ahura Mazda, weil er der Dienst der Reinheit und des Lebens ist. Dem neuen Gottesbegriff entspricht ein umfassender Weltbegriff: Die reinen Mächte des Lebens bilden mit

einander ein Gottes reich, das sich auch durch die physische Natur erstreckt und sich durch den Weltlauf realisieren soll. Die Frömmigkeit der Menschen besteht in der persönlichen Ueberzeugung, dass Ahura Mazdas Wille das Rechte und sein Reich das Gute ist; praktisch äussert sich diese „gute Gesinnung" in einem Leben der Reinheit, in der Erfüllung lithurgischer und moralischer Pflichten, welche „die Förderung des Lebens" bezwecken.

Dieser Gehorsam dem Gotte gegenüber ist zugleich eine Lossagung vom Teufel und allen teuflischen Mächten: der Unreinheit, der Bosheit und des Todes. Wie die Macht des Bösen sich indessen nur über einen Teil der Welt (die schädliche Natur, die ungläubigen Menschen und die bösen Geister) erstreckt, ist ihr auch zeitlich eine Grenze gesetzt. Der Dualismus bildet nur eine Episode des Weltlaufes, aus der die Macht und das Recht des alleinigen wahren Gottes um so herrlicher und einleuchtender hervorgehen soll, wenn am Ende der Weltzeit die Teufel besiegt und die Welt erneuert werden wird. Jede Unreinheit wird dann verschwinden und das Gottesreich allein bestehen.

Der Monotheismus und die Eschatologie bilden den zentralen Inhalt der Verkündigung Zarathustras, wie wir diese aus den Gathas kennen; der Kampf gegen die Teufel ist die praktische Seite beider Ideen; einen theoretischen Dualismus finden wir allerdings in gathischen Lehrgedichten; herrschend wurde diese für persische Religion so charakteristische Ansicht erst im jüngeren Avesta.

Zur Zeit der ersten Achämeniden scheint die zarathustrische Lehre sich noch in dieser älteren und reinen Form erhalten zu haben. Darius betet in den Keilinschriften den einen Gott Aurmazd an und bittet ihn, Feinde, Dürre und Trug" (Lüge, d. h. Unglauben) von seinem Reiche abzuwenden.

Um das Jahr 400, zur Zeit des ersten Verfalls des achämenidischen Reiches, tritt indessen eine Veränderung der religiösen Zustände ein. Artaxerxes Mnemon erwähnt in seinen Inschriften neben Aurmazd der Gottheiten Mithra und Anahita, eines älteren arischen Gottes und einer neuen semitischen Göttin. Dieser Uebergang zu einem Polytheismus, der sich im jüngeren Avesta breit entfaltet und dessen Hauptunterschied von den Gathas bezeichnet, ist gewiss mit dem Emporkommen der mächtigen Geschlechter unter den späteren Achämeniden zu erklären. Ihnen genügte die priesterliche Frömmigkeit einer prophetischen Zeit keineswegs; sie haben ihre eigenen Götter gehabt, (wie schon Darius neben Ormuzd seine Klangötter hatte), aus denen die fügsame Priesterschaft allmählich ein Pantheon gebildet hat. Die ritterlichen Gestalten dieser neuen Götter, der epische Charakter ihrer

Hymnen und die weltliche Art der Frömmigkeit zeugt von ihrer adlichen Herkunft.

Um die neuen Gottheiten bildete sich ein neuer oder erneuerter, jedenfalls in den Gathas nicht erlaubter Kultus. Tempel erheben sich, wo früher nur der offene Altar stand; Götterbilder werden errichtet, Opfermahlzeiten gefeiert. Der Soma (Haoma), dessen die Gathas nie erwähnen, wird Hauptsache des Opferdienstes. Immer bleibt doch Ormuzd der höchste und gewissermassen der einzige Gott. Die hinzugekommenen Götter stehen nur als „Verehrungswürdige" (yazata, neupers. ized) neben und unter den Ahurischen (Mazda und seine Engel) und haben nur göttliche Rechte, insofern sie Mazdas Willen Ausdruck geben.

Der Gedanke von einem Gottesreich ist von dem Pantheon des jüngeren Avesta nicht beseitigt worden, hat sich vielmehr erweitert und grössere Schärfe gewonnen, indem der Dualismus zwischen der Welt der Reinheit und der Unreinheit über alle Gebiete des Daseins ausgebaut und durch den jetzt ritualistisch ausgebildeten Kultus wie durch die lithurgischen und moralischen Observanzen des alltäglichen Lebens praktisch ausgeübt wird. Es wird jetzt von einer doppelten Schöpfung gesprochen; nur die reinen Wesen können von Ormuzd geschaffen worden sein: die Natur, die Geister, die Moral, die Geschichte, alles wird jetzt nach dem Schema des Dualismus erklärt.

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Die Theologie der Arsaciden- und Sasanidenzeit hat aus diesem Systeme Scholastik gemacht und die Systematik wird noch dadurch starrer, dass die Religion sich jetzt gegen Ketzer, wie die Manichäer, und wetteifernde Religionen, wie das Christentum, wehren muss. Der Fanatismus - im Avesta ein seltener Gast ist in dieser späteren Periode unverkennbar, und die Disputationen resultieren in Verfolgungen.

In einigen Beziehungen haben diese Scholastiker und Scholiasten trotzdem Originelles geleistet: sie haben versucht, den Dualismus mit einem spekulativen Monismus zu überbrücken, indem sie die Zeit (Zervan) als ein uranfängliches Prinzip aufstellen; sie haben die Moral geistiger und menschlicher aufgefasst und vor allem die Eschatologie nicht nur mit grosser Energie, sondern mit wirklicher Phantasie ausgeführt. Das herrliche Weltende, auf das schon der Prophet sehnsuchtsvoll hinschaute, wird in den Zeiten, da das persische Reich auf die Neige ging, mit immer sich steigernder Inbrunst erwartet, bis der Chiliasmus in hellen Flammen ausbricht, und der gesunde Sinn für das Weltliche, der immer das Avesta auszeichnete, in den späteren Pehlevischriften verloren geht.

Der jetzige Parsismus der indischen Gemeinden ist von einem gewissen Rationalismus angehaucht. Man versucht, die ursprünglich für Bauern eingerichete Religion den Städtern anzupassen; von den Zeremonien stösst man das Widersinnige und Widrige ab, der Dualismus wird von monistischen Gedanken besänftigt und man bemüht sich überhaupt, in der allgemeinen Konkurrenz der Religionen in Indien den Parsismus als einen rationalen und gebildeten Gottesdienst zu geben.

§ 6. Das Gottesreich.

Die Lehre von Gott in den Gäthas.

Schon der Name des höchsten Gottes verrät den reflektierenden Charakter der zarathustrischen Lehre. Ahura Mazda (in den Gathas ebenso häufig Mazda Ahura oder nur Mazda oder Ahura genannt) ist kein Eigenname, wie die späteren Formen der Keilschrift (Aurmazd) oder in der persischen Literatur (Ormazd Ormuzd); es ist vielmehr eine Bezeichnung des Wesens der Gottheit, wodurch dieselbe als Weisheit (mazdå) bezeichnet wird, indem das Wort Ahura ihn nur als Herr oder als ahurische Gottheit (vgl. S. 13) bezeichnet. Seine Weisheit besteht in der vollkommen Erkenntnis, d. h. in der richtigen Unterscheidung von Gut und Böse oder, wie es häufiger ausgedrückt wird, von Wahrheit und Trug. Dieses Vermögen gibt ihm seine Ueberlegenheit über den Bösen, dessen Schwäche als Verworrenheit und Selbstbetrug geschildert wird.

Kraft dieser Erkenntnis hat Mazda sich für die Reinheit und das Leben entschieden, während der Teufel Tod und Unreinheit vorzog (Yasna 30). Diese Wahl hat sozusagen Mazda zu dem wahren Gott gemacht und ihm seine Gewalt verliehen. Dieselbe besteht in einer absoluten Heiligkeit, dass er vom Bösen und Schlechten in jeder Form vollkommen unberührt ist, also in einer absoluten Reinheit, und zwar betätigt sie sich in einer höchsten Gerechtigkeit. Die drei Begriffe: Heiligkeit, Reinheit und Gerechtigkeit, die im Avesta eine unlösbare Einheit bilden, sind das Grundgesetz des Daseins, ein Prinzip, das sich durch die Welt realiseren will und das in der Tat für Gott wie für Menschen das einzige Lebensprinzip ist. In demselben Grade, wie Reinheit und Gerechtigkeit in der Welt geübt wird, steigert sich die Macht des Gottesreiches, und wie Mazdas Macht sich entfaltet, wird die Welt mit Reinheit und Gerechtigkeit erfüllt.

Die Grundbestimmung des Gottes ist also eine moralische und die für die Menschen geltende Moral ist mit dieser Bestimmung gegeben. Die Offenbarung wird demgemäss als Belehrung aufgefasst;

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Mazda ist zunächst der Lehrer der Menschen, der ihnen die rechte Gesinnung“, die Unterscheidung des Guten vom Bösen verliehen hat.

Aber auch die physische Weltordnung stammt von Mazda. Wo er (im Yasna 44) als Schöpfer gepriesen wird, dankt man ihm besonders für den gesetzmässigen Verlauf der Natur, und die Schöpfung wird als Teil seiner Gesetzgebung betrachtet. Oft wird er aber besonders als „Schöpfer des Viehes" (Geush Taxa) gepriesen, was auf Verschmelzung mit einem Sondergott des Viehes zu deuten scheint. Der Dualismus des jüngeren Avesta schreibt ihm nur das Schaffen der reinen Wesen zu, während alles Böse in der Natur von Ahriman herrührt.

Das Hauptgewicht liegt jedoch in der gathischen Theologie, nicht in der Schöpfung, sondern in der Erhaltung der Welt. Denn die physische Natur wie die lebenden Wesen sind unaufhörlich den Angriffen der teuflischen Gewalt ausgesetzt, gegen welche die göttliche Macht immer schützend und helfend auftreten muss. Dieser wohltätige Beistand Gottes ist die feste Zuversicht der Frommen; er ist aber nicht ein gelegentlicher Dienst, der auf der Menschen Bitte geleistet wird, sondern ein immerwährendes Ausströmen göttlicher Energie, die zur Läuterung und Genesung der Welt dient und sie, zusammen mit der Energie der Menschen, vor dem Unreinen bewahrt.

Der Gesetzgeber der Welt ist zugleich der Weltenrichter und wird am Ende der Zeiten nach denselben Gesetzen urteilen, die er vor alter Zeit gegeben hat. Nach dieser „grossen Entscheidung" sehnt sich der Fromme, denn sie wird ihm recht geben; es wird sich zeigen, dass er nicht in seinem Glauben an die Reinheit geirrt hat; und er wird seinen Lohn, die wohlverdiente Seligkeit, erhalten. Denn Mazdas Urteil ist gerechte Wiedervergeltung: dem Reinen die Reinheit, dem Schlechten „das Allerschlechteste". „Dich habe ich als heilig erkannt, Mazda Ahura, da ich dich zuerst beim Schaffen schaute, da du Lohn für Wort und Tat vorausbestimmtest: dem Bösen Böses, dem Guten Gutes durch deine Macht am jüngsten Tag." Von Gnade oder Milde ist keine Rede: der Richter ist gezwungen, sich streng an seinem eigenen Gesetz zu halten; ist die Verfassung der Welt eine moralische, so ist ihre Verwaltung durchaus juristisch.

Dem geistigen Charakter des Gottes entspricht, dass von einer Körperlichkeit in den ältesten Gesängen nicht die Rede ist. Die rechtgläubige Vorstellung war bei den Persern immer die, dass Ahura Mazdas Körper aus Feuer, als eine im ungeschaffenen Lichte hervorlodernde Flamme, bestehe. In einigen Gathas, die das unverkennbare Gepräge von Lehrgedichten tragen (Yasna 30 und 45), wird er, noch vergei

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