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Im Atharvaveda finden wir ihn lediglich als Gott des Wassers und des Regens angebetet, und die Brahmanas wie das Mahabharata beschreiben ihn als einen recht hässlichen Dämon, wassersüchtig, kahlköpfig, rotäugig, mit Raffzähnen; noch im heutigen Indien wird hie und da ein Gebet an Varuna geflüstert, wenn man über Wasser passieren muss.

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Varunas Name wird gewöhnlich von var umgeben, bedecken", abgeleitet und mit dem Namen des griechischen Oopavós identifiziert. Begrifflich oder historisch berührt er sich jedoch gar nicht mit diesem Gotte, und der Charakter des Himmelsgottes, der dem Varuna gewöhnlich zugeschrieben wird, ist nicht genau nachzuweisen. OLDENBERG und HARDY haben ihn neuerdings zu einem Mondgott machen wollen, der erstere sogar zu einem Gotte semitischen Ursprungs, indem er eine gewisse Aehnlichkeit mit babylonischen Göttervorstellungen zu einem historischen Schluss verwendet hat. (Dagegen MACDONELL a. a. O. S. 28.)

Die Devas. Die friedliche Herrschaft der Asuras ging schon in früher Vedazeit zu Grunde. Dem stärkeren Leben der immer mehr

kriegerischen Inder genügten so scheint es diese ruhigen, geheimnisvollen Geister nicht. Man hat offenbare, lichtvolle, kühne, kämpfende Götter gewollt, die in Schlacht und Arbeit Hilfe leisten. konnten und an der Lebensfreude teilnehmen wollten. Als solche boten sich die Devas dar, und ihnen brachte man zuerst überwiegend, zuletzt ausschliesslich die Opfer. Dieser historische Prozess spiegelt sich in mehreren Vedaliedern ab; man hört, wie die Deven den Asuren den Göttertrank rauben und wie sie das Opferfeuer (Agni) zu sich locken. Auch friedliche Verträge finden sich, wobei dem Varuna vorgeschlagen wird, sich unter die Herrschaft der Deven zu fügen. Der Sieg der letzteren war so absolut, dass deva überhaupt das Wort für Gott und asura eine Bezeichnung für Dämonen wurde, die man sich als a-sura, „unheilig" erklärte.

Der Unterschied zwischen Asuren und Deven ist am deutlichsten zu erkennen, wo Indra dem Varuna gegenübergestellt wird. „Der eine fällt der Feinde mehr in Schlachten, der andre wahrt die Satzungen ewiglich." Würde man nach dieser Charakteristik wohl die Deven für die roheren, die Asuras für die erhabeneren halten, so ist doch nicht. zu verkennen, dass das Kulturbild, das sich in der Verehrung der Deven abspiegelt, ein lichteres ist als das der Asurenzeit. Das Leben scheint erfreulicher und tatkräftiger geworden zu sein, das Verhältnis

zu den Göttern ist freier, die Furcht vor dem unheimlichen Varuna wird von dem fröhlichen Vertrauen auf Indra abgelöst.

Der Charakter der Deven offenbart sich am deutlichsten in dem Hauptgott dieser Götterfamilie Indra, dessen Name neuerdings von JACOBI als „Mann" (verwandt mit àvýp) erklärt worden ist. Indra ist der Liebling des Inders, der nationalste und volkstümlichste der vedischen Götter, der am häufigsten genannte, der höchstgepriesene. Schon seine mächtige männliche Fülle: „Ein träufelnder Stier", strotzt er von Manneskraft, und Riesenstärke wohnt in seinen Armen. Im Kampf ist er der unbezwingliche Recke, der gewaltige Zerschmetterer der Feinde. Hellhaarig - nicht ein finsterer Sohn des Südens steht er in seinem Wagen, von glänzenden Hengsten durch die Luft gezogen; den Donnerkeil in der Hand, schleudert er Blitze nach allen Seiten. Seine Macht und Grösse haben keine Grenzen. Er ist ein Gott sondergleichen, der alleinige König der Welt, Schöpfer und Erhalter der Dinge. Himmel und Erde gehorchen seinem Willen; er dehnt sich über die beiden mit seinem Körper aus; die Erde deckt er mit der einen Zehe, in seiner geballten Faust verschliesst er die ganze Welt.

Seine Feinde sind alle Dämonen, die die Natur verderben und den Menschen bedrängen: die Dasyus mit der schwarzen Haut werden häufig genannt. Diese Dasyus sind ursprünglich die Urbewohner Dekhans, die von den Indern verdrängt wurden; in der mythischen Sage leben sie als Dämonen weiter, die im Lande unheimlich spuken; auch in dem Luftkreis treiben sie ihr Spiel und wollen gar in den Himmel hineinschleichen. Ferner werden erwähnt die Rakshasas, die schädlichen Unholde der Nacht, die Yâtus, geheimnisvolle Zaubergeister, die Panis endlich, die Geizhälse, die den Reichtum des Regens nicht ausliefern wollen. Sie haben die Kühe gestohlen, von denen der Regen strömt, und halten sie in ihrer Felsenhöhle verborgen; nur durch die Hilfe Brháspatis, des Gottes der Gebete, gelingt es Indra, in den Felsen hineinzudringen und die Kühe zu befreien.

Der schlimmste Feind ist doch Vṛtra, das Ungeheuer der Luft, das über den Gewässern brütet und sie mit Argwohn verschlossen hält. Hoch in der Luft stand Indra und warf sein Geschoss gegen Vṛtra. Dieser, in Nebel sich hüllend, stürzte sich jählings über ihn. Doch Indra mit der scharfen Waffe bewältigte den Feind." So furchtbar ist der Kampf, dass Himmel und Erde und alle Geschöpfe zittern; vom Schnauben des Vṛtra erschüttert, fliehen die Götter alle, der Himmel leuchtet von Indras Blitzen, selbst Tvastar, der den Donnerkeil geschmiedet hat, fällt ohnmächtig um vor seiner schrecklichen Wirkung.

Vrtra bedeutet „Hindernis", „Verhalten" - des Regens und der Fruchtbarkeit nämlich während der trockenen Zeit. Oft wird er durch seinen Beinamen Ahi als Schlange bezeichnet; auch Cushna, der schlechte Ernten verursacht, ist ein solcher Dämon der Sterilität.

HILLEBRANDT fasst Vrtra als einen Winterriesen auf, und verleiht dem ganzen Indramythus dadurch einen nördlichen Charakter. Eben der Vergleich mit der avestischen Parallele Apaosha, den er herbeizieht, zeugt gegen ihn, denn dieser ist unzweideutig ein Dämon der Dürre. Ohne den in der heissen Zone herrschenden Gegensatz von trockener Zeit und Regenzeit ist der Indramythus und besonders der Indrakultus nicht zu begreifen. Wie sich in Indien dieser Gott gestaltet hat von seiner ausserindischen Vorzeit wissen wir ja nichts — besteht seine eigentliche Naturtat in dieser Bewältigung des Dämons der Dürre, wovon alles Leben und Weben in Indien abhängt. Indra ist vor allem der Gott, der den jährlichen Regen bringt, und das grosse Somaopfer, das ihm zu dieser Jahreszeit gebracht wird, ist der offizielle Regenzauber. Drum wird auch Indra mit dem Sondergotte des Regens, dem Parjanya identifiziert. In diesem Gotte von alter Herkunft (sein Name ist mit dem des slavischen Donnergottes Perkunas identisch) ist vielleicht der Prototyp für den Regengott Indra zu suchen; er scheint aber früh von dem allbeherrschenden Götterkönig absorbiert worden zu sein.

Auch nach der Regenzeit wirkt Indra als der Erfreuende, wenn die Menschen genug der Nässe haben und wieder nach der Sonne verlangen. Dann zeugt er aufs neue die Sonne, dann giesst er Licht in das Licht und enthüllt die himmlische Morgenröte; die Finsternis treibt er von dannen und lässt die Erde den Himmel schauen. Das grosse alljährliche Drama spiegelt sich in dem kleineren täglichen wieder: Indra ist überhaupt der Geber der Sonne und der Morgenröte, Schöpfer und Herr des Lichtes und der Feind aller Mächte des Dunkels.

Wie Indra in der Natur als Lenker des Regens und der Sonne auftritt, so sehen wir ihn als helfende Macht überall im menschlichen Leben. Vor allem steht er im Kampfe dem frommen Krieger bei; sein Freund ist nie bewältigt worden; ohne ihn wird keine Schlacht gewonnen. Ein gütiger Gott fürwahr, „der einzige Gott, der sich der Menschen erbarmt". Er spendet mit beiden Händen, mit der linken wie mit der rechten, er gibt nicht wenig, sondern viel; nie nimmt er etwas für sich selbst.

Nur dem Bösen kann er zürnen; denn auch Indra ist ein Rächer des Frevels und richtet über gut und schlecht. Die erhabene Weisheit

eines Varuna erreicht er jedoch nicht. Er hat die Schwächen wie die Tugenden des Kriegsmannes, ist sinnlich und roh, voreilig und gewaltsam, im Essen und Trinken masslos, „Teiche voll Soma" verschlingt er; kein Wunder, dass er nachher im Luftraum umhertaumelt und nicht mehr weiss, was oben oder unten ist. Auch die Heiligkeit der Ehe steht nicht ganz fest in seinem moralischen Bewusstsein, und Frau Indrânî muss sich allerlei gefallen lassen.

Von Grausamkeit merkt man jedoch bei Indra nichts; er ist jähzornig, aber leicht zu besänftigen, überhaupt von gutmütigem Charakter und zeichnet sich nicht durch praktische Klugheit aus. Darum gerät er trotz aller seiner Kräfte oft in ernste Verlegenheiten, daraus er nur durch die Schlauheit seiner Gehilfen gerettet wird. Ueberhaupt wird Indra mit vielem Humor geschildert; aus den lustigen Indraliedern erkennt man recht, wie populär der Gott gewesen ist; auch in dieser Hinsicht erinnert er an den Thor der Germanen.

Indras Diener und Gefährten sind die stürmischen Maruts, eine zahlreiche Schar von wilden, ungestümen Windgöttern. Regenausbreiter werden sie genannt, der Regen ist ihr Schweiss, der auf die Erde strömt, wenn sie unter Toben und Geheul mit Indra durch die Luft ziehen; wie dieser sind sie Wagenkämpfer und stehen ihm im Kampfe bei, doch sind sie an Mut und Eifer bei weitem nicht mit dem grossen Gotte zu vergleichen. Das sieht man aus einem Liede (I, 165), wo Indra sie in den Kampf hineingelockt hat unter dem Vorwande, dass die Fahrt zu einem fetten Opfer ginge; allein die List enthüllt sich bald, und da die Maruts den Vṛtra erblicken, ergreifen sie die Flucht und werden später von dem Gotte mit wohlverdientem Hohn verspottet. —

Mit den Maruts verwandt und verknüpft ist Rudra, der böse Gott des Veda. Rudra ist offenbar eine sehr alte Gottheit; schon der Umstand, dass in der vedischen Mythographie eine ganze Gruppe „Rudras“ neben den Vasus und Adityas sich vorfindet, spricht dafür; er ist zugleich einer der wenigen vedischen Götter, die ihre Macht bis auf die Jetztzeit bewahrt haben, denn er lebt in dem Çiva des modernen Hinduismus weiter. Da der Gott Prajapati, heisst es, mit seiner Tochter Incest begangen hatte, trugen die Götter, um ein Wesen hervorzubringen, das grausam genug wäre, diese Schuld zu strafen, die furchtbarsten Substanzen, die in ihnen wohnten, auf einen Haufen zusammen, und daraus entstand Rudra. Diese brahmanische Legende, die gewiss einen groben Anachronismus enthält - denn Prajâpati ist ohne Zweifel eine viel jüngere Gestalt als Rudra -, gibt einen deutlichen Begriff davon, wie bestimmt man Rudra als den schreckhaften und rächenden Gott aufgefasst hat. Er ist der wilde Jäger, der mit

seiner Schar über die Erde dahinstürmt und die Menschen, die ihm zuwider sind, mit Bogenschüssen niederstreckt; „blauschwarz ist sein Bauch, rot sein Rücken; mit dem Blauschwarz bedeckt er den Feind, mit dem Rot trifft er den, der ihn hasst." Besonders wird er mit dem Vieh verbunden, über das er herrscht und über das er, wenn er übelgesinnt ist, Krankheiten bringt; da er indessen, durch Opfer besänftigt, die Krankheit zurückziehen kann, wird er auch als heilender Gott betrachtet. Auch über Menschen übt er die Macht der Krankheit und des Genesens aus: über den Kranken spricht man den Spruch: „Der Pfeil, den Rudra dir auf Glieder und Herz entsendet hat, den reissen wir dir jetzt nach allen Seiten heraus.“ Rudra wurde früher gewöhnlich für einen Sturmgott gehalten, OLDENBERG hat aber (Die Religion des Veda 223 f.) eingehend nachgewiesen, dass er ein Berg- oder Waldgott ist, ein Wesen, wie die vielen Faunen oder Silvanen der indogermanischen Mythologie, die als unheimliche Mächte gefürchtet sind und bald als Hirten des Viehs, bald als stürmische Geister die göttliche Macht bezeugen: dass die Maruts die Söhne Rudras sind, ist nach dieser Auffassung ein Zeichen der Verbindung zwischen dem Sturmwind und den Gebirgswaldungen.

Götter des Tages und des Lichtes. „Das Feuer ist auf Erden erwacht; auf geht die Sonne, die grosse glänzende Morgenröte entfaltet ihre Pracht, und Ihr habt, o Açvins! Euern Wagen geschirrt, Gott Savitar hat das Leben weit und breit erregt."

So entwirft uns ein Hymnus das Schauspiel des vedischen Morgens. Die Açvins, an die das Lied gerichtet ist, sind ein Brüderpaar, die hier als Wagenlenker auftreten. Ihr Name, von açva (Pferd = equus) abgeleitet, bezeichnet sie als Reiter oder Pferdelenker. Dass sie der mythologischen Idee nach mit den Dioskuren identisch sind, liegt auf der Hand, ob sie aber mit demselben Sternbild wie diese zu verbinden sind, ist mehr als zweifelhaft. Mit Sicherheit ist nur zu sagen, dass sie im frühen Morgen auftreten. Vielleicht sind sie mit irgend einem Lichtphänomen zu verbinden, dem Zwielicht, das ja doppeltgestaltig ist, o. ä. — ihr Natursubstrat ist um so viel schwieriger zu bestimmen, als es sich wenig bemerken lässt. Die beiden Brüder als Reiter oder gar als Pferde bilden ein in der indogermanischen Mythologie und Sagenwelt weitverbreitetes Motiv.

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Die Açvins sind starke und kühne, zudem immer freundliche, hilfreiche und erhaltende Gottheiten; sie bringen nicht nur das Licht und den Tau des Morgens: in allen Nöten und Gefahren stehen sie dem Menschen bei und begleiten ihn als segenspendende Mächte in den entscheidenden Momenten des Lebens.

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