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Gesetz gegürtet hat. Wenn solch ein Mann sagt: „Ich bin ein Âthravan", dann lügt er; nenne ihn nicht Athravan, ehrwürdiger Zarathustra, sagte Ahura Mazda. Den aber sollst du Priester nennen, ehrwürdiger Zarathustra, der die ganze Nacht hindurch wach dasitzt. und nach der heiligen Weisheit verlangt, die den Menschen furchtlos und freudigen Herzens an der Todesbrücke stehen lässt, die Weisheit, durch die er die heilige, herrliche Welt des Paradieses erreicht." Hier ist jedenfalls eine ethische Anforderung gestellt, selbst wenn der Passus übrigens vielleicht auf schismatische Verhältnisse hindeuten sollte.

Die Erziehung der persischen Priester ist der der brahmanischen ähnlich, nur viel einfacher. Mit 7 Jahren, nach der Zeremonie Nozud, wo die heilige Schnur angelegt wird, fängt der Priestersohn an, das heilige Wissen zu lernen, bis er mit 14 Jahren die Probe, Nabar, bestehen und nunmehr als Herbad, Kapellan, beim Altardienst dienen kann. Nach vollem Erlernen des Yasna und Vendîdâd wird er Mobed; bekommt er eine Anstellung, trägt er den Titel Dastur (früher Ratu) und fungiert heutzutage entweder als Zot (Haotar, der die Gebete verrichtet) oder Raspi (der das Feuer bedient). Früher hatte man noch viel andere priesterliche Namen und Funktionen. Eine Art Probst ist noch jetzt der Magu-andar zpat; der Hohepriester, früher der höchste Dignitar des Reiches nach dem Grosskönig, heisst Zarathustrotema.

Der Feuerkultus, der den Hauptbestandteil des avestischen Gottesdienstes ausmachte, ist offenbar nicht erst mit der zoroastrischen Lehre eingeführt worden, sondern vielmehr als die vorgefundene kultische Grundlage zu betrachten, auf der sich die Religion weiter entwickelt hat. Dieser Kult war nicht an Tempel gebunden; die Athravans haben vormals, wie die Mobeds heutzutage, tragbare Feueraltäre mit sich herumgeführt, um an beliebiger Stelle Gottesdienst feiern zu können; der Tempelkult war aber der wichtigste und die Tempel waren schon in früher Zeit ansehnliche Gebäude. Von den Feuertempeln (Dahr-iMihr, Pforte des Mithra) kann man sich aus den Ruinen und aus der Einrichtung der modernen Tempel einen Begriff machen. Das Allerheiligste des Tempels ist das Feuergemach selbst (Ādarān); es liegt im Innern des Gebäudes, von allen Seiten wohl geschützt, besonders gegen jedes Eindringen des Lichtes; der Raum muss vollkommen finster sein, Dach und Türe sind so eingerichtet, dass dies möglich wird. Auf einem quadratischen Stein, in einem metallenen, mit Asche angefüllten Gefäss brennt das heilige Feuer. Keine Menschenhand darf es berühren, kein menschlicher Odem es verunreinigen, darum mussten die Priester bei dem Dienste Handschuhe und Mundbinde tragen und das

Feuer mit Zange und Löffel schüren. Mit rituell gereinigtem, am liebsten wohlriechendem Brennholz wird das Feuer beständig unterhalten, und von diesem heiligen Herde wird jedes neue Feuer geholt, das in den Häusern brennen soll.

In dieses heilige Gemach, wo das Element der Reinheit zur Desinfektion der ganzen Welt ewiglich brannte, tritt fünfmal täglich zur Zeit der Bittstunden (Gah) ein Priester hinein, um das Feuer zu schüren; sonst wurden hier keine Zeremonien vollzogen. Die mannigfaltige Tätigkeit der Priester wird im grösseren Nebenraume (Izishn Gah, der Raum für die Messe) verrichtet. Hier wird der Soma (Haoma) gebraut und das Weihwasser (Zohr) bereitet. Hier werden den Göttern die Fleischopfer (Myazda) und die Flaten (Darun) dargereicht. Ein kleiner Feueraltar, der den grösseren im Adaran vertritt, empfängt diese Gaben. Auch die Zeremonien im Izishn Gah bezwecken eine Reinigung der Welt; es werden in der Tat hier Arzneien gegen die ahrimanische Infektion bereitet. Der Tempel ist ein Mikrokosmus der Reinheit, durch den die Natur wie das menschliche Leben geläutert und mit göttlichen Kräften versehen werden soll. Die grosse Yasnazeremonie (das Hochamt der persischen Kirche) hat eben diesen universalen Charakter: Alles, was rein in der Welt ist, muss herantreten, die Götter von ihrem Himmel, der Haoma von seinem Berg, die Geister der einzelnen Tage, die verschiedenen Gestalten des Feuers, alle heiligen Worte und Gebete, der Engel der Toten und die Göttin der Gewässer samt „allen Häuptlingen" müssen bei der gewaltigen Purifikation beitreten. Der Priester, der den Haoma trinkt, empfängt für die ganze fromme Menschheit die magische Läuterung und Heilung, wie die Bündel der heiligen Zweige (Barsom) und die Krüge mit Weihwasser die Natur vertritt und für diese gereinigt und geheiligt wird. Auch ausserhalb des Tempels wurden lithurgische Dienste verrichtet: Am Tempelbrunnen, durch den die Gewässer der Tiefe symbolisch geläutert wurden und der von einem Garten mit sorgfältig gepflegten Bäumen umgeben war.

Besondere Beachtung verdienen zwei dieser sakrifiziellen Elemente: der Haoma und die Opferzweige. Letztere, im Avesta baresman, später barsom genannt, stehen kaum mit den vedischen barhis, dem Opfergras, in Verbindung. Sie wurden auch nicht als Sitz für die Götter ausgestreut, sondern als Gebetsstäbchen oder Zauberzweige oder ähnliches in verschiedener Anzahl und Länge in die Hand genommen und feierlich emporgestreckt. Das barsom musste man unter Rezitation bestimmter Sprüche und Beobachtung gewisser Zeremonien, zur bestimmten Zeit, das Gesicht gegen die Sonne gewandt u. ä. vom Baume schneiden und als Sühnungsmittel ritueller Vergehen in un

glaublichen Mengen von Bündeln an den Tempel, wo sie die Pflanzenwelt repräsentieren, einliefern. Der Haoma ist offenbar dasselbe Getränk wie der indische Soma, wird aber im Avesta nicht so unbedingt zur Gottheit erhoben wie in den Veden. Er bleibt bei allen Lobpreisungen seiner Göttlichkeit doch immer das Opfergetränk oder vielmehr das Getränk der Unsterblichkeit, das nicht nur den Göttern zum Genuss, sondern der Welt zur Stärkung und Heilung, wie den Menschen. zum ewigen Leben gerät; an hoher und allseitiger Bedeutung weicht der Haoma deshalb keinem Gotte; ja alle Götter und Heroen haben ihm geopfert und von ihm sich Gnadengaben erbeten. Dies Lob des Haoma tönt durch das ganze jüngere Avesta - die Gathas erwähnen, wie genannt, des Trankes nicht. Gepriesen wird die Erde, gepriesen werden Wolken und Regen, die die guten Pflanzen Mazdas wachsen lassen, aber auch durch die Lobpreisungen der Menschen wächst der Haoma. Der goldene Haoma wächst auf den höchsten Gipfeln des Elburz, dorthin ist er vom Himmel herabgestiegen voll himmlischer Kräfte und Heilmittel; alles vermag der göttliche Haoma zu gewähren, alles zu heilen. Er gibt Reichtum und Söhne, er gibt Weisheit und Seligkeit; er macht das Herz des Bettlers dem des Reichen gleich. Die teuflischen Uebel vertreibt er, sie verschwinden alle auf einmal aus dem Hause, wo man den heilkräftigen Haoma hinbringt und lobpreist. Und wer dem Haoma wie seinem kleinen Sohn schmeichelt, dem ist Haoma bereit zur Arznei. Ein starker, weiser, heiliger Held fürwahr ist Haoma.

Wie hier der Haoma gepriesen wird, so herrscht überhaupt im Avesta die Neigung, die Kultusmittel zu verehren und zu vergöttern, was, fast möchte man sagen, auf Fetischismus hinausläuft. Nicht nur, heisst es ganz nach zauberischer Art, dass die geringste Pressung oder gar die geringste Lobpreisung des Haoma zur Vertreibung von 10000 Teufeln dient, sondern auch die Geräte zur Herstellung des Haoma werden wie grosse Heiligtümer angesehen und in Lobliedern angebetet. „Die unterste Presse verehren wir, du Weiser, welche die Haomastengel zusammenhält, die oberste Presse verehren wir, du Weiser, die ich mit Manneskraft drücke"; und wenn der Teufel Zarathustra fragt, mit welchen Waffen er das Böse vernichten werde, antwortet dieser: „Der heilige Mörser, die heilige Tasse, der Haoma und die Worte, die Mazda gelehrt hat, das sind meine Waffen!" So werden auch die Riten und vor allem die Schrift und das Gesetz oder die Religion an und für sich angebetet. „Ich verkünde und verrichte dieses Opfer an die heilige Schrift, die das Recht, die der Wille des Herrn ist; an das Gesetz, das den Teufeln Widerstand leistet, das Gesetz Zarathustras; an die lange

Ueberlieferung und an die gute Mazdareligion." So werden auch auf die Gathas selbst, auf die alten Hymnen, Loblieder verfasst, die durchaus nicht zu den jüngsten Teilen des Avesta gehören; und es ist traurig, zu sehen, wie diese vortreffliche Religion nicht nur zu einem verknöcherten Ritualismus herabsinkt, sondern auch zu einem Orthodoxismus, der bei der rationalistischen Gesinnung der Perser besonsonders doktrinär und geistlos wurde.

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Bei allen Zeremonien der Avestareligion spielen Beschwörungen, Gebete und Bekenntnisse nebst den eigentlichen Opferliedern eine grosse Rolle. Der Ton der Beschwörungen ist, wie man sich denken kann, die eifrige und bestimmte Ausweisung der Teufel, wobei jedoch die bestimmte Art, wie allem teuflischen Wesen und Werke entsagt wird, oft eine gewisse ethische Kraft besitzt. Ebenso ist zu loben, dass die Anknüpfung an die Götter nicht nur in Anrufungen, sondern auch im Bekenntnis besteht. Nach dem ich sage mich los vom Teufel" folgt ein bestimmtes: „ich bekenne mich als Mazdagläubiger“ und dieses Bekenntnis hat seine präzisierte und geheiligte, für das Avesta charakteristische Formel: Ahuna vairya. „Der Wille des Herrn ist das Gesetz der Gerechtigkeit; der Lohn des Himmels für die Werke, die hier in der Welt für Mazda geübt werden; das Reich schenkt Ahura demjenigen, der die Armen unterstützt." Die ethische Schärfe dieses Bekenntnisses wird jedem auffallen: Gerechtigkeit, Tätigkeit in des Gottes Dienste, Barmherzigkeit werden als Kern des Gottesverhältnisses hingestellt, und denselben Charakter bot das zweite ehrwürdige Credo der Mazdaisten: ashem vohu: „Gerechtigkeit ist das beste Gut; selig der Mann, dessen Gerechtigkeit vollkommen ist.“

Dass diese edeln Bekenntnisse in den ritualistischen Entartungen der Religion auf ganz unedle Weise missbraucht werden, erhellt genügend aus einer Yasnastelle, wo gesagt wird: wenn man dieses Gebet nur auswendig könne und fehlerfrei hersage, so gehe man heil durch den Tod zur höchsten Heiligkeit ein, wenn man aber ein Drittel oder Viertel davon vergesse, so entferne man sich von dem Himmel so weit, wie die Erde breit und lang ist.

§ 9. Reinigungen, Kultur und Sitten.

Der Kampf gegen Unreinheit, Tod und Teufel, von dem der Kultus nur ein einzelnes und zwar nicht das wesentlichste Glied ist, erstreckte sich über das ganze Leben des Persers und wurde mit einer Menge von Reinigungen, Observanzen und Sühnungen, aber auch mit wirklichen Kulturarbeiten und mit bewusster Sittlichkeit geführt. Die „Förderung des Lebenden", die sozusagen die Devise der göttlichen

Kämpfer ist, ist auch die Aufgabe der Menschen; sie wird aber zunächst durch ein sich Fernhalten oder Abwehren von allem, was tot und von Teufeln besessen ist, erzielt, und zahllose beschwerliche Reinigungen müssen nachhelfen, wenn der Gang des Lebens den Gläubigen mit der verbotenen Welt in Berührung gebracht hat. Zunächst kommt es nun darauf an, die reinsten aller Mächte auf Erden, die heiligen Elemente, vor Tod und Besessenheit zu schützen. Die eigentümliche Bestattungsart der Perser hängt hiermit zusammen, und es wird nicht nur für die Leichenverbrennung unter jeder Form Todesstrafe verhängt, sondern es werden auch genaue Bestimmungen gegeben, wie das von solcher Schandtat befleckte Feuer wieder gereinigt werden soll. Bei einem Todesfalle ist es eine der ersten Pflichten, das Feuer aus dem Hause zu schaffen, und mit der kleinlichsten Kasuistik werden die Fälle aufgezählt, wo das Feuer besudelt wird oder werden konnte, so z. B. wenn der Topf, in dem Fleisch gekocht wird, überfliesst, wenn ein Vogel, der Aas gegessen hat, das Gegessene über einen Ast ausbricht, welcher später als Brennholz benutzt wird u. ä.

Das Wasser vor aller Unreinheit zu wahren, ist auch eine sehr verdienstvolle Pflicht. Ueberall, wo Totes ist, muss das Wasser abgeleitet werden, so z. B. das Regenwasser von der Leichenstätte, und im Regen darf die Leiche nur ausnahmsweise getragen werden. Wenn ein Mazdagläubiger ein Aas im Wasser findet, so muss er hinausgehen und das Verdorbene aus dem heiligen Elemente entfernen, das befleckte Wasser aber muss abgeleitet werden, bevor jemand aus demselben Bach oder Teich trinken kann. Aehnlich ist es mit der Milch; wenn eine Kuh von aasbeflecktem Gras gefressen hat, ist ihre Milch eine gewisse Zeit ungeniessbar, d. h. von Teufeln besessen.

Die Erde ist allerdings schwieriger von der Befleckung durch den Toten rein zu halten; das Mögliche wird jedoch geleistet, um jedenfalls den befleckten Boden zu reinigen. Ein ganzes Jahr muss das Feld, auf dem ein toter Mensch oder Hund gefunden ist, brach liegen, und wenn jemand absichtlich einen Leichnam oder ein Aas auf ein Feld hinwirft, hat er es streng zu büssen. Die sorgfältige Reinigung aller Geschirre, wenn sie vom Unreinen berührt sind, ist eine Bewahrung irdischer und metallischer Stoffe; ebenso werden Holz und tierische Stoffe, ebenso Kleider, Bettdecken u. ä. vor Befleckung behütet oder nach der Befleckung mit endloser Sorgfalt gereinigt hygieinische Massregeln, die allerdings in der Gestalt von Teufelsaustreibungen auftreten; die Teufel waren aber die Ursache aller Krankheit und Unreinheit, und die „Hygieine" wird somit oft nach unsern Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. II.

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