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doxismus der Mazdaisten, der doch in älterer Zeit selten fanatisch wurde, nicht immer diesen Lehrsatz achtete, wird man begreifen; auch ist es unbestreitbar, dass die Treue in der persischen Politik häufig nicht gewahrt wurde eine ernstliche Rüge wird sich jedoch erst aus diesem Umstand finden lassen, wenn man eine Diplomatie aufweisen kann, die sich je nach dem Gesetz der Treue gerichtet hat.

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Dass die stets gebotene Reinheit nicht nur als eine liturgische aufzufassen sei, sondern als wirklich ethischer Zustand erstrebt wurde, geht besonders aus der geschlechtlichen Moral hervor; mag diese vielfach in dem materiellen Gedeihen ihr Motiv gehabt haben, zweifellos ist, dass wirkliche Keuschheit und Schätzung der menschlichen Würde zu diesen Bestimmungen beigetragen haben; so, wenn es für schändlich gilt, dass eine Frau sich mehreren Männern hingibt u. ä. Die Strenge, mit der gegen unnatürliche Lüste verfahren wurde, scheint oft genug aus einem wirklichen Abscheu entsprungen zu sein, wiewohl die Sünden auch schon von dem Gesichtspunkte des zarathustrischen Systems auch als lebenshemmende verworfen werden mussten. Der Schluss, den man aus diesem Kapitel des Vendîdâd gezogen hat, dass, wenn so gegen die Perversitäten geeifert wurde, dies vielleicht notwendig war, mag seine Gültigkeit haben; dass indessen so energisch eingegriffen wurde und dass diese Schändlichkeiten nicht, wie im Altertum Europas, gebilligt oder gar verherrlicht wurden, das gereicht dem persischen Volke nur zur Ehre.

Mit dem Geiste des Avesta harmoniert es vor allem, dass Fleiss und Arbeitsamkeit oft gelobt werden: Faulheit und Schlaffheit sind dämonische Erzeugnisse, und wenn der Hahn des Morgens zur Arbeit ruft, ist es der langhändige Dämon Bushyăsta, der die Menschen überreden will, noch im Bette zu bleiben. Dagegen ist es auffallend, dass die Tapferkeit in dem Kodex des kriegerischen Volkes in den Hintergrund tritt; wohl werden die Helden unter Göttern und Menschen um ihrer Tapferkeit willen gelobt, die Tapferkeit selbst aber selten, wenn man von der Schätzung rüstiger Teilnahme an dem grossen Weltkampfe absieht.

Viel mehr als zu kriegerischen Tugenden wird zur Friedfertigkeit, ja sogar zur Demut ermahnt. Der Name der Göttin Spenta Armaiti wird zunächst als heilige Demut zu übersetzen sein, wenn man das nur nicht zu christlich versteht; jedenfalls wird Armaiti als Gegensatz des Uebermuts angeführt, während der Stolz als eine teuflische Eigenschaft angesehen wird.

Schön ist der Sinn für Wohltätigkeit und Barmherzigkeit, der sich im Avesta häufig kund tut. Schon in dem Glaubensbekennt

nis haben wir den Spruch gehört: das Himmelreich für den, der die Armen unterstützt. Dementsprechend wird unter den Buhlern der Druj der Mann als Buhler aufgezählt, welcher, von einem Gläubigen um ein Almosen gebeten, selbiges verweigert; und wenn die Seele im Himmel wegen ihrer guten Taten gelobt wird, heisst es auch: „Selig, weil du denjenigen, welcher sein Korn dem Armen vorenthielt, davon zu bekehren suchtest."

So wird auch Sraosha als der gütigste Beschützer der Armen gelobt, und bei den Totenfeiern werden den Armen der Gemeinde Kleider und Gaben gereicht und feierlich verkündet, wieviel der Verstorbene von seinem Gute für Armenpflege vermacht hat. Diese schöne Sitte hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten, und bei dem Reichtum der Perser in Indien steigen diese Stiftungen mitunter zu einer ganz bedeutenden Höhe an. Das Wohlwollen der Perser hat zwar nicht den Charakter aufopfernder Nächstenliebe wie im Christentum, auf der andern Seite aber auch nicht die Universalität der buddhistischen Sympathie; es scheint vielmehr einem löblichen Sinn für das, was recht und billig ist, zu entspringen, wie es dem Verstandescharakter des Volkes entspricht.

Das Unvollkommene an der avestischen Menschenliebe war das, dass sie nirgends über die Glaubensgenossenschaft hinausreichte. Den Andersgläubigen gegenüber war man ganz gleichgültig, daher war z. B. vorgeschrieben, wenn ein Arzt eine neue Kur versuchen wollte, so müsste er die ersten beiden Versuche der Kur mit Nicht-Mazdagläubigen anstellen, ohne dass der Arzt für den Erfolg verantwortlich gewesen wäre; erst zum dritten Versuch konnte er einen Gläubigen nehmen, aber wehe ihm, wenn er ihn dabei umbrachte. Der Dualismus ist hier für die Ethik verhängnisvoll gewesen: solange man einen Teil der Menschheit als dem Teufel gehörig ansieht, wird die Nächstenliebe auch nur einen Teil der Menschheit umfassen.

Die Ethik der Perser hat einen streng formalen Charakter; sie schätzt im Leben des einzelnen Wahrheit, Selbstzucht und Tätigkeit, im gesellschaftlichen Leben Gerechtigkeit, Ordnung und Eintracht am höchsten. Für den Aufbau einer Kultur und eines politischen Lebens ist diese Moral vorzüglich, auch kann es nicht fehlen, dass sie durch die Reinheit ihrer Gesinnung und die Unerschütterlichkeit ihrer Bestimmungen einen erhabenen Eindruck macht. Ihre Kehrseite aber zeigt eine abstrakte Steifheit, die sich dem Leben nicht anpassen will und sich mit ihren sinnlosen Konsequenzen oft gegen das Leben richtet; dazu eine Härte, die oft zur Brutalität wird. Wie die Gerichtspraxis der Perser überaus grausam war, so verrät sich auch eine ge

wisse Roheit in der Rücksichtslosigkeit, mit der sie in ihrer Ethik immer nur zwischen Gut und Böse und Böse und Gut zu unterscheiden weiss und den Zwischenbestimmungen der Wirklichkeit, dem Individualen und Spontanen, jeden Spielraum verschliesst. Die uninteressierten Gefühle haben für die Perser wenig Geltung gehabt; auch in dem religiösen Gefühle vermisst man nur allzu häufig die lyrische Seite, fühlt aber um so öfter den Druck der Gesetzmässigkeit. Dementsprechend wird die Religion im Avesta Gesetz (daêna) genannt und die Perser konnten zwischen diesen beiden Begriffen sprachlich nicht unterscheiden.

Wo die Vorschriften einer Religion so bestimmt als Gebote der Gottheit aufgefasst werden, wird die Uebertretung derselben als Streit mit dem göttlichen Willen, als Sünde aufgefasst werden. Dieses ist im Avesta in so hohem Masse der Fall, dass das ganze Vendîdâd als ein Sündenkodex aufgefasst werden kann; stets kehrt die Frage wieder: wenn ein Mann das und das begangen hat, welche Strafe steht darauf, welche Sühne? Jede Sünde bewirkt eine doppelte Strafe, eine auf Erden und eine im Himmel. Die erste wird mit den erwähnten Reinigungen gesühnt, die himmlische Strafe lässt sich nur durch religiöse Leistungen sühnen. Der gewöhnliche schwere Fall der Sünde ist derjenige, welcher den Menschen zu einem Peshôtanu (einem der an seinem eigenen Körper büssen muss) macht: ein Peshôtanu bekommt wenigstens 200 Schläge. Doch lassen sich nicht alle Sünden vergeben, es gibt untilgbare Schulden (anâperetha), die weder hier noch im Jenseits vergeben werden, die hier mit dem Tode und danach in der Hölle bestraft werden, wie Leichenverbrennung, Aasessen, unnatürliche Sünden.

Zunächst herrscht also das juristische Prinzip der Vergeltung in der persischen Religion, nebenher sehen wir aber ein religiöses Element gehen, eine Sündenvergebung. Dieses wirkt aber nur für die jenseitigen Strafen, kann also nicht von den irdischen befreien. Es besteht in Reue, d. h. im Bekenntnis der Sünde und dem Versprechen, dieselbe nicht wieder begehen zu wollen; dieses Sündenbekenntnis heisst Patet; es wird bei vielen Gelegenheiten abgelegt, besonders auf dem Sterbebette und in den Fürbitten bei der Totenfeier tritt es hervor. Den absoluten Todsünder, der durch sein Vergehen ahrimanisch geworden ist, kann jedoch das Patet nicht erretten, so wenig wie es jemanden von irdischer Genugtuung befreien kann. Wenn es im Avesta heisst, dass das Bekennen der Mazdareligion alle Sünden hinwegräume, so ist dabei zu bemerken, dass dies nur für den gilt, der als Nichtgläubiger die Sünden begangen hat und jetzt mit dem Bekenntnis in den Mazda

glauben übertritt; auch er muss dabei das Vermeidenwollen ähnlicher Fälle versprechen. Von einer Rechtfertigung durch den Glauben ist also im Avesta nicht die Rede.

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Einen entschiedenen Fortschritt vor der steifen Morallehre des Avesta bezeichnet die späteren Pehlevischriften. Vom dualistischen Schema haben sie sich allerdings nicht losgesagt, die einzelnen Tugenden haben sie dagegen vergeistigt und das Prinzip der Sittlichkeit tiefer gefasst. Während im Avesta immer nur die Reinheit als das höchste Gut gepriesen wird, ist im Minokherd (63) die Summe aller Tugenden „Gegen alle dankbar zu sein und allen gutes Glück zu wünschen". Der alte Ernst wird allmählich wohl nicht ohne Einfluss von seiten des Sufismus - mit Freundlichkeit und Milde versetzt; in der langen Reihe der Tugenden, die Minokherd (37) verzeichnet, bemerken wir viele, die den höchsten Standpunkt einer bürgerlichen Moral vertreten und die die innere Seite des Lebens gebührend berücksichtigen: „Freigebigkeit, Wahrheit reden, Dankbarkeit, Zufriedenheit, Wohlsein der Guten zu fördern und allen ein Freund zu sein; jedermanns Fähigkeit und Absicht freundlich zu berücksichtigen; nicht zu grollen; nicht dem Zorne Raum zu geben, den Kranken, Armen und Reisenden Obdach zu gewähren." Die frühere Lobpreisung des Reichtums hört allerdings nicht auf; man hat aber entdeckt, dass der äussere Reichtum nicht das Glück verbürgt. „Der Arme, der zufrieden ist, ist reich, der Reiche, der nicht zufrieden ist, ist arm" (Kap. 25). „Leute gibt es", sagt Minokherd (Kap. 35), „die man notwendigerweise für reich halten muss; das sind diejenigen, die da Weisheit besitzen und bei guter Gesundheit sind; die ohne Furcht leben und mit ihrem Lose zufrieden sind, die in Tugend Fortschritte machen, guten Ruhm geniessen, die an Mazda glauben und ehrlichen Verdienst erwerben." Diese Vergeistigung des Moralischen wirkt auf das Religiöse wieder ein; der Glaube an Mazda ist nicht länger das blosse Fürwahrhalten, sondern eine feste Zuversicht, die daran erkennbar ist, dass sie die Furcht beseitigt und keinem Zweifel weicht: „ohne Furcht zu leben ist der wahre Reichtum" (Minokherd 25 6).

§ 10. Tod und Jenseits. Die letzten Dinge..

Der Tod war für die Perser weder eine Vernichtung des Menschen, noch eine Auflösung oder Aufnahme der Seele in das Göttliche; sie glaubten an eine bewusste und individuelle, ja körperliche Existenz nach dem Tode, die für die Mazdagläubigen sich in die Ewigkeit hinein fortsetzen würde: aber nur für diese. Denn es war nicht von einer blossen Fortsetzung die Rede: ein sorgfältiges Urteil würde

sofort nach dem Tode die Seele prüfen und über ihr künftiges Schicksal entscheiden. Deshalb war der Tod für den Perser ein wichtiges Ereignis, das recht und wohl überstanden werden musste und aus diesem Grunde mit schärfstem Interesse betrachtet wurde. Dieses Interesse war aber weder durch Furcht noch durch Sehnsucht besonders gefärbt; wohl wird die Trennung der Seele vom Körper, die eine Weile nach dem Tode fortdauert, der grausame, entsetzliche, verwüstende Weg genannt; die Schattenseite des Lebens war aber dem Perser nicht der Tod, sondern das Böse; und drohte Hölle und Vernichtung dem Schlechten, so konnte der Mazdagläubige doch immer auf die Hilfe der guten Geister hoffen und sich auf sein Patet verlassen. Er verhielt sich dem Tode gegenüber ernst, aber praktisch und optimistisch.

Die Totenbräuche erhalten von der Verbindung zwischen Tod und Dämonen ihren Charakter. Der Moment des Sterbens setzt den Mazdagläubigen besonderen Gefahren aus, da die Teufel sich sofort einfinden, weshalb alles aufgeboten werden muss, um den Verstorbenen und sich selbst von ihnen frei zu halten. Beschwörungen und Reinigungen, Gebete und Opfer sollen dazu dienen; sie folgen dem Toten, solange überhaupt noch ein Angriff von seiten der Teufel möglich ist. Schon wenn der Tod sich nähert, beginnen die Reinigungen; der Sterbende wird gewaschen und rein gekleidet; dann wird der Priester geholt, damit dieser ihm das Patet, das Sündenbekenntnis, vorsage und den Haoma, das Getränk der Unsterblichkeit, als Vorbereitung für die Ewigkeit in den Mund oder ins Ohr giesse. Wenn nun der Tod eingetreten ist und die Leiche nochmals gereinigt und auf die Bahre gelegt ist, dann ist der Zeitpunkt gekommen, wo niemand anders als die Leichenbereiter und Leichenträger den Leichnam mehr anrühren darf. Denn schon vor dem Augenblick des Todes hat Ahriman die Leichendruj Nasu (vgl. vexóc neco) in Gestalt einer Aasfliege an das Sterbebett gesandt, und jetzt verfällt die Leiche der Gewalt der Druj. Um den Dämon zu bannen, wird ein „vieräugiger Hund“, d. h. ein Hund mit zwei Stirnflecken, in die Stube geführt; denn der Blick des Hundes und besonders des so gezeichneten ist teufelvertreibend. (Der Hundeblick [sag-dîd] wird auch bei andern Reinigungen verwandt.) Demnächst wird die Stube durch Feuer geweiht oder desinfiziert; duftendes Holz wie Sandal wird am liebsten dazu benutzt. An der Feuervase, aber wenigstens drei Schritt von dem Toten entfernt, sitzt der herbeigerufene Priester, unablässig die Totengebete des Avesta rezitierend. Immer müssen mindestens zwei Personen in der Nähe der Leiche bleiben, um die Dämonen abzuwehren; auch müssen die Leichen

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