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der Hauptzweck des Lebens. Harmlos übergibt man sich seinen Leidenschaften, aber ebenso den edelsten Trieben seiner Natur. Mit dem tiefsten Grauen denkt man an die Orte, wo nur ein elendes, trauriges Nachspiel aller dieser Herrlichkeiten stattfindet, den Erebos, das Haus des Hades, den Tartaros, so tief unter diesem Haus des Hades, wie der Himmel über der Erde. Ueber Tartaros und Erebos erfahren wir wenig Besonderes. Der eigentliche Wohnort der Toten ist das Haus des Hades. Dieses lag unter dem Erdboden, war aber auch nach homerischer Vorstellung erreichbar, indem man nach Westen fuhr. Hüter der Pforte ist der Kerberos. Hades ist der verhassteste der Götter. Seine Frau ist die furchtbare Höllenkönigin Persephassa (Persephone); diese hält den Gorgokopf. Schrecklich ist der Gedanke, solchen Mächten anheimzufallen. Der entsetzlichste Schwur ist der bei dem Unterweltsflusse Styx.

Die furchtbarsten Todesmächte jedoch blieben noch immer die Erinnyen, und diese dachte man sich noch umherschweifend über der Erde. Es gelang wenigstens nur sehr unvollkommen, auch sie in die Unterwelt einzusperren. Man dachte sie im Erebos, brachte ihre Rachegewalt, wenn auch in sehr unbestimmter Weise, in Zusammenhang mit der Herrschaft von Hades und Persephone, dachte sie sogar als Vollzieherinnen von Höllenstrafen. Doch versetzt, was wir tatsächlich von ihren Wirkungen erfahren, uns fast immer in die Oberwelt und sind sie noch immer gewissermassen eine dämonistische, betörende Macht, die das Böse fast ebenso sehr hervorruft als bestraft, ja die Urbedeutung als Seele des Erschlagenen selbst scheint noch in Ausdrücken wie „Erinnye der Mutter" erkennbar. Dagegen hat ihre ethische Bedeutung sich mächtig gehoben, die Sphäre ihrer Wirksamkeit sich bedeutend erweitert und verschoben. Sie gelten wirklich als die Hüterinnen der heiligsten Grundgesetze der gesellschaftlichen und natürlichen Ordnung, denen auch die Götter unterworfen sind; sie repräsentieren gleichsam selbst diese Grundgesetze, welche Hades und Persephone auszuführen haben. Besonders beschützen sie den Eid; sie rächen die an Heiligtümern verübte Schändung, die alle Gesetze der Natur umstürzende Blutschande, nicht zum mindesten auch die Impietät gegen Eltern; furchtbar ist der den Erinnyen aufgetragene Elternfluch; unter ihrer Obhut stehen, - ein schönes Zeugnis ritterlicher Sitten, alle Schwachen, schutzbedürftigen Fremden, schutzflehenden Bettler. Auffallend ist, dass, während der Glaube an die Erinnyen an sittlichem Gehalt gewonnen hatte, eine Beziehung auf das, was ihr ursprünglicher Wirkungskreis bezeichnet, die Blutrache, nicht hervortritt. Diese selbst aber war zu einem Schatten ihres ursprünglichen Wesens herabgesun

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ken. So gut wie die Germanen kennt Homer das Wergeld, nový. Die Blutrache wird abgekauft. Wenn dies geschehen ist, bleibt der Schuldige einfach im Lande, und der das Geld empfangen hat, freut sich in seinem Herzen, den Tod des Bruders oder Sohnes leicht verschmerzend'. Ganz gewöhnlich war der Streit über die Frage, ob das Geld wirklich schon bezahlt sei oder nicht2. Was ist dabei noch übrig von jenem heiligen Pflichtgefühle gegen den Verstorbenen, von jenem tiefen Schauder, mit dem einst die Befleckung der Heimat durch vergossenes Blut vernommen wurde?

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So ungefähr war die Religion des homerischen Griechentums beschaffen und es kann uns nicht wundernehmen, dass die Griechen der geschichtlichen Zeit in ihr die ihrige erkannten. Doch war dies nur in gewisser Beschränkung wahr. Denn abgesehen davon, dass sowohl Mysterienkultus als dionysischer Orgiasmus dem religiösen Leben, soweit wir es aus Homer kennen, fern lagen, so war doch erstens der Anthropomorphismus der späteren Zeit gewöhnlich, nicht z. B. wenn man, wie in der Kleinkunst, von epischen Vorbildern inspiriert wurde, — von einer weit weniger derben Natur als der homerische. Eine gewaltige Kluft trennt die Götter nicht nur des Aischylos, sondern auch des Sophokles von den homerischen, und wenn Phidias, wie überliefert wird, wirklich gesagt hat, dass der Zeus des Homer, der durch eine leise Kopfbewegung den Olymp erbeben liess, ihn zu seinem olympischen Zeus inspiriert habe, so steht dem gegenüber, dass das allgemein Göttliche in den Konzeptionen des grossen Meisters stark vorherrschte und in der Grosskunst eine scharfe Spezialisierung der göttlichen Wesen erst einer späteren Entwicklung angehört. Ja die spezialisierteren Göttergestalten des Praxiteles waren doch von so feinempfundener, tief ideeller Natur, dass sie im Grunde göttlicher waren als die Olympier Homers. Im allgemeinen wirkte auch die Vorstellung des Uebernatürlichen, sogar des Dämonistischen weit stärker auf den Geist der geschichtlichen Griechen ein als auf den der homerischen; ja gewissermassen war die religiöse Kultur der späteren Zeiten ihrem Wesen nach altertümlicher als die homerische. Merkwürdig ist besonders das Verhältnis des späteren Griechentums gegenüber der Blutrache. In Betreff der Erinnyen stimmen die späteren Vorstellungen insoweit mit den homerischen überein, als sie besonders Impietät gegen Eltern, Vergewaltigung von Leuten, wie Schutzflehende und Sklaven, ahnden; doch blieb man auch dabei insoweit mehr bei der ursprünglichen Auffassung, als es doch wohl immer ein an Eltern oder Schutzflehenden verübter Mord

1 II. IX 628.

2 II. XVIII 498.

war, den die Erinnyen zu rächen hatten. Anstatt des Wergeldes kennt das nachhomerische Griechentum apollinische Reinigungen und die Beseitigung der Blutrache durch Richterspruch. In Athen hatte das Gericht des Areopag die hochheilige, von den Erinnyen vertretene Ordnung aufrecht zu erhalten. Und die Befleckung des ganzen Landes durch vergossenes Blut wurde so tief gefühlt wie nur je. Als einst am Ende des 7. Jahrh. die Alkmaioniden, die Anhänger des Kylon, Schutzflehende, einige sogar bei dem Altare der Erinnyen, hier Semnai genannt, am Fusse des Areopagos, ermordet hatten, schien es, als wäre das attische Land aus der nach Rechtsgrundsätzen organisierten Welt herausgefallen, so dass die Mächte der Unterwelt freies Spiel hatten. Ein berühmter Sühnepriester, Epimenides aus Kreta, musste kommen, um das Land zu reinigen. Die Alkmaioniden wurden ausgewiesen; die ganze Familie galt als unrein. Sie blieb während aller folgenden Geschlechter unrein. Allerdings kamen sie später in ihr Vaterland zurück, doch erinnerte man sich sehr bald des einst verübten Greuels und wies sie abermals aus; sogar die Gebeine Verstorbener wurden fortgeschafft. Als noch nach zwei Jahrhunderten die Spartaner die Forderung stellten, die Athener sollten sich von dieser Blutbefleckung befreien, konnten diese die Berechtigung eines solchen Antrages nicht leugnen. Sie konnten hierüber nur bemerken, die Spartaner sollten mit „der Austreibung" (λaóvatv) ihrer eigenen „Blutschulden" (1⁄4¡ŋ) anfangen, darunter derjenigen jenes Mordes der Heloten im Heiligtum von Tainaron, von dem man meinte, er hätte 40 Jahre vorher das grosse Erdbeben verursacht.

Nun ist freilich nicht zu vergessen, dass Homer uns in seiner Erzählung nur ein Abbild einer menschlichen Gesellschaft gibt, während wir durch die Texte, Inschriften, Monumente späterer Zeit mehr unmittelbar in die Welt, die wir kennen zu lernen haben, versetzt werden. Manches, was bei Homer nicht vorkommt, kann doch in seiner Zeit und in den Zeiten, von denen er spricht, sehr gut bekannt gewesen sein. Ebenso hat man zu bedenken, das Homer eine Welt halbgöttlicher Wesen ausmalt, deren Ruhm zu verkünden sein Hauptzweck ist, Wesen, die mit den Göttern in unaufhörlichem Verkehr lebten, ja sogar den Kampf mit ihnen aufzunehmen wagten, wie Herakles, als er den Kerberos nach oben hinaufführte, sogar den Hades verwundete. Das Verhältnis von den Heroen zu den Göttern war wesentlich anders als das von den Menschen zu diesen, und indem man die Heroenwelt erhob, mag man die der Götter herabgesetzt haben. Doch ist es unmöglich, die homerische Kultur als den einzigen Boden zu betrachten, auf dem das spätere Griechentum emporgewachsen ist. Die spätere

religiöse Kultur der Griechen hat sich unter dem Einfluss geistiger Bewegungen gestaltet, welche an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten aufgekommen sind. Das, was ihr wohl am meisten ihren Stempel verlieh, begegnet uns zuerst bei Homer, aber in einseitiger Entwicklung, mehr oder weniger als eine Sonderbildung, die nicht vollständig in das Spätere überging. Es fragt sich, in welcher Zeit, in welchen Kreisen der griechischen Welt, unter welchen Einflüssen die homerische Religion entstanden ist?

Auf diese Fragen werden wir bald zurückkommen. Bezeichnen wir nur noch den Standpunkt, von dem aus dieselben beurteilt werden müssen. Auch hier wiederum haben wir uns zu vergegenwärtigen, dass die homerischen Sänger die Taten eines halbgöttlichen Vorgeschlechtes verherrlichen, von dem sie sich durch Jahrhunderte getrennt wussten. Es klingt darin ein Ton tiefer Wehmut, wenn der Dichter bemerkt, dass ein Stein, den ein alter Heros mit der Hand fasst, nicht einmal von zwei Männern getragen werden kann, wie die Sterblichen jetzt sind" 1. Man könnte darüber zweifeln, wie weit der Dichter eine Welt ausmalt, die er wirklich kannte, und ob er nicht Anschauungen seiner eigenen Zeit in jene Heroenwelt hineingetragen hat, die für diese nicht im geringsten charakteristisch sind. Wir werden sehen, dass ein solcher Zweifel nicht berechtigt ist. Vorher aber noch einiges über Hesiodos, der im Altertum ebenfalls als ein Urvater der griechischen Religion betrachtet wurde.

§ 5. Hesiod.

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Literatur. Eine Reihe interessanter Abhandlungen enthält G. F. SchoEMANN, Opuscola Academica II, Mythologica et Hesiodica (1857).

Hesiodos aus Askra in Böotien war der älteste griechische Moralist und Theologe. Ausser seinen zwei Hauptwerken „Werke und Tage" (pra xai quépa) und die „Theogonie" trägt noch ein Gedicht, der Schild des Herakles, Hesiods Namen; es ist aber für uns von geringer Bedeutung. Bedauernswert dagegen ist der Verlust der Eoeën, in denen die Mythen der Liebschaften der Götter mit sterblichen Frauen und die Söhne aus diesen Verbindungen als Stammherren berühmter Familien aufgezählt wurden.

Die „Werke und Tage" versetzen uns nicht in eine Götter- oder Heroenwelt, sondern mitten in die persönlichen Verhältnisse des Dichters. Dieser war in einem Rechtsstreit von seinem Bruder Perses, der die Richter, „Könige", durch grosse Geschenke für sich gewonnen. hatte, stark übervorteilt worden. Die kümmerlichen Verhältnisse, welche

1 1 II. V 33, XX 283, XII 383 444.

davon die Folge waren, quälen den Dichter nur sehr wenig. Er meint aber sowohl den Bruder als die Richter durch Ermahnungen auf den richtigen Weg bringen zu müssen und tut dies manchmal in parabolischer Form. Perses muss alle Versuche, sich durch Prozesse zu bereichern, aufgeben; durch schwere, unaufhörliche Arbeit hat er sich eine ziemlich gute Existenz zu erwerben. Denn das Leben haben die Götter für die Menschen, zur Strafe für den Feuerraub des Prometheus, nun einmal zu einem mühseligen gestaltet. Darauf erzählt der Dichter diese Geschichte, die auch in der Theogonie, freilich in etwas anderer Fassung, vorkommt. Prometheus hat der Menschheit das wohltätige Feuer geschenkt, das er ev xoiλą vápnx entwendet hatte; als heilloses Gegengeschenk gab Zeus der Menschheit das Weib mit seinen verlockenden Reizen. Prometheus warnte noch vor dieser gefährlichen Gottesgabe, aber Epimetheus nahm die Pandora auf, welche sofort ein Fässchen öffnete, aus welchem aller Jammer sich über die Erde ergoss; nur die Hoffnung blieb darin und wurde also der Menschheit bewahrt. Am traurigsten ist die Zeit, in welcher der Dichter selbst lebt; denn diese ist die letzte von fünf Weltaltern, die in ihrer Aufeinanderfolge eine stetige Abnahme des Lebensglückes bezeichnen. Wahre Glückseligkeit gab es nur im ersten goldenen Zeitalter. In diesem lebten die Menschen unter Kronos ohne Sorgen und Mühen, den Göttern gleich; nach einem glücklichen Leben war ihr Ende eher ein Einschlafen als ein Sterben; nach ihrem Tod wurden sie zù Dämonen, die als Wächter des Zeus der Menschen Handel und Wandel durchschauen, Reichtum austeilen, den Tugendhaften Segen bescheren. Die Dämonen werden hier zum ersten Male in der griechischen Literatur als eine besondere Klasse von Wesen genannt. Nach dem goldenen Geschlecht schufen die Olympier das silberne; die Menschen lebten wohl 100 Jahre lang als Kinder, glücklich, aber ohne Einsicht, dann kehrten sie sich in Uebermut (ößpts) gegeneinander und ehrten die Götter nicht, darum raffte sie Zeus hinweg. Auch sie sind selige Unterirdische geworden und empfangen Ehren, aber weniger als die Dämonen des früheren Geschlechts. Dann kam die kupferne Zeit: die Menschen waren furchtbar und kriegerisch, nährten sich von tierischer Nahrung und rieben sich in Kämpfen auf, um schliesslich ruhmlos zum Hades zu fahren. Das vierte Geschlecht war das der Heroen, der Göttersöhne, die bei Theben und Troja Ruhm erworben haben. Dort waren sie früh gefallen, aber Zeus hat sie in die seligen Inseln versetzt, ferne, wo der Okeanos strömt. Dort schenken ihnen Aecker und Bäume dreimal jährlich ihre Früchte, und sie führen ein herrliches Leben. Auch dieses Geschlecht lebt also nicht mehr auf Erden; der Dichter

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