ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

schützer des Seeverkehrs, welche dann von den Seefahrern der griechischen Inseln übernommen wurden. Für fremde Kulte schien die Mysterienform besonders geeignet. So werden in späterer Zeit besonders Isismysterien vielfach erwähnt, auch die des Mithras.

§ 13. Oeffentlicher Kult und Volksglauben.

Vergegenwärtigen wir uns im folgenden noch einmal, wie das griechische Kultwesen geordnet war. Im wesentlichen war der Kult Staatskult. Die ständige Verehrung der Gottheit bestand aus den Kultakten und Komplexen von Kultakten, welche im Festkalender einer jeden Stadt verzeichnet waren; unter besonderen Umständen, z. B. in Zeiten von Seuche und Krieg, wurden manchmal besondere Kultakte vollzogen. Der einzelne konnte, z. B. durch Schenkung von Opfertieren, den Glanz eines Staatsfestes erhöhen. Zahllos waren vor allem die Weihgeschenke, welche den Heiligtümern von allen Seiten zuströmten. Auch für sich opferte und betete der einzelne in den öffentlichen Heiligtümern, doch gab es auch einen häuslichen Gottesdienst. Neben den Staatskulten bestanden auch noch jene besonderen Kultgenossenschaften, Oiasot, pavot. In den Amphiktionien vereinigten sich mehrere Staaten zu einem gemeinschaftlichen Kultus. Dann gab es noch jene ideellen Kultgenossenschaften des ganzen Hellenentums; aber auch diese lehnten sich besonderen staatlichen Kulten an, so dem des elischen Staates in Olympia. Die Mysterien waren ihrem Wesen nach kirchliche Gemeinden; doch waren auch diese häufig in die Staatskulte eingereiht.

Der öffentliche Kultus umfasste also die meisten Aeusserungen. des religiösen Lebens, wie verschieden sie manchmal ihrer ursprünglichen Natur nach gewesen sein mögen. Und bereits dieser Umstand wirkte einer scharfen Trennung auf religiösem Gebiete entgegen. Grundsätzliche Unterschiede zwischen der Religion der Gebildeten und der der niederen Volksklasse gab es vor der Zeit der Philosophie und der Sophistik eigentlich nicht. Es werden die Ungebildeteren die mit Fetischismus und Zauber zusammenhängenden Kulthandlungen anders betrachtet haben als die geistige Aristokratie, doch nahm diese daran noch keinen Anstoss. Mythen konnten in grossartigerem oder naiverem Sinne aufgefasst werden. Pindar1 beschreibt die Athenageburt in unbestimmten Umrissen als ein mächtiges Naturereignis. Soviel lässt sich über die Komposition des östlichen Parthenongiebels noch wohl ermitteln, dass Athena darin in voller Grösse neben dem Vater stand.

1 Ol. VII 38.

Phidias stellt den Moment, nachdem die Göttin geboren ist, dar: das Wunder ist geschehen, der ganze Olympos, ja die Welt ist ergriffen von dem, was dort vor sich gegangen ist; wie dies aber geschehen ist, sieht man nicht. Dagegen ist bei den Vasenmalern Athena ein kleines Püppchen, das aus dem Kopf des Vaters kriecht. Hierin herrscht also grosse Verschiedenheit der Auffassung vor, und dennoch ist der Mythos genau derselbe. Es erfüllte das geheimnisvolle Walten der göttlichen Gesetze Geister wie Aeschylos und Sophokles mit Ehrfurchtsschauer. In welcher gedankenlosen Weise aber dieselben Gesetze als etwas rein Aeusserliches betrachtet werden konnten, zeigt die Geschichte, welche uns Plato in seinem Eutyphro erzählt. In Zorn und Trunkenheit hatte ein Sklave vom Vater des Eutyphro einen andern ermordet. Der Vater wirft den Mörder mit gebundenen Händen und Füssen in einen Graben und sendet jemand nach einem Exeget, um zu erfahren, was die Blutgesetze in solchen Fällen vorschreiben. Der Vater aber vergisst die ganze Geschichte und der Gebundene stirbt vor Hunger und Kälte. Nun aber ist der Vater selbst Mörder geworden und der Sohn glaubt, dass die göttlichen Gesetze ihn verpflichten, den Vater als solchen zu verklagen.

Eine besondere Bewandtnis hat es mit jenen sog. Orphikotelesten. Diese waren, indem es, wie wir wissen, dem orphischen Kult nicht gelungen war, sich in Athen eine Stellung im öffentlichen Religionswesen zu erwerben, ganz in die Kreise des niedrigen Volkslebens, wo kleinlichere Tendenzen und Auffassungen vorherrschten, herabgesunken. Sie wurden allgemein verachtet und verlacht, was sie auch wohl nicht besser gemacht haben wird. Plato' spricht von Zauberern und Weissagern, welche den Türen der Reichen entlang gingen mit der Versicherung, dass sie durch Opfer und Zauber einen jeden von seinen Sünden, sogar von den ererbten, auf die genussreichste Weise, mit Festlichkeiten, genesen könnten, ja, dass sie sogar bereit wären, für wenig Geld die Götter zu zwingen, jemand gegen seinen Feind, auch wenn dieser ein Gerechter war, beizustehen. Dies ist freilich der Zauber in seiner naivsten Form. Doch hat Plato hier wohl auf das freilich sehr abstossende Aeusserliche zu viel Gewicht gelegt; vielleicht ist seine Vorstellung auch stark übertrieben. Jedenfalls begegnet uns hier, allerdings in sehr roher Form, derselbe Glaube, der in seiner orphisch-pythagoreischen Verklärung auch von Plato selbst sehr hoch gestellt wurde.

Betrachten wir jetzt etwas genauer, wie sich die religiöse Idee in

1 Republ. S. 364.

den edelsten Geistern Griechenlands gestaltet hat und so auch, wie das philosophische Denken sich ihr gegenüber verhielt.

§ 14. Die religiösen Beziehungen in der Philosophie
und der Poesie.

Literatur: Für die Philosophie gebrauche man die Quellensammlung von H. RITTER und L. PRELLER; die knapperen Uebersichten in den Handbüchern, namentlich von Fr. UEBERWEG, M. HEINZE und von W. WINDELBAND; vor allem aber das klassische Werk von E. ZELLER, die Fundgrube für jeden Forscher der alten Philosophie. Für diese ältere Periode ist auch wichtig. J. BURNETT, Early greek philosophers (1892); während A. W. BENN, The greek philosophers (2 vol., 1882) namentlich die kulturgeschichtlichen Momente beleuchtet. Von höchster Wichtigkeit ist auch GOMPERZ, Griechische Denker (2. Aufl. 1903). Ueber die Lyrik gebrauche man die einschlägigen Kapitel in den Literaturgeschichten.

Obgleich, wie wir bereits hervorhoben, die griechische Kultur durchaus von hieratischen Fesseln frei war, und die Literatur, das Denken und Dichten, einen weltlichen Charakter trug, so haben die griechische Philosophie und Poesie doch für die Religion eine zu grosse Bedeutung gehabt, als dass sie in einer Religionsgeschichte übergangen werden dürften. In einer gedrängten Uebersicht wollen wir, ohne die vielen Fragen zu beleuchten, welche sich auf die uns nur fragmentarisch überlieferte alte Naturphilosophie beziehen, ihre vielfach verschlungenen Beziehungen zur Religion andeuten. Man hat die ältesten Philosophen von Thales an allzu oft als reine Denker dargestellt und den Zusammenhang ihrer Lehren mit der Religion übersehen. Doch mag die Naturphilosophie mit den mythischen Theogonien manche Berührungspunkte gehabt haben. Wahrscheinlich würden wir den Zusammenhang zwischen den mythischen und den philosophischen Kosmogonien besser beurteilen können, wenn uns mehr bekannt wäre von jenen nachhesiodischen Theologen, Verfassern von theogonischen Systemen, wie Pherecydes von Syros, Akusilaos u. a.

Doch war jedenfalls mit der Philosophie der Ionier ein neues Prinzip gegeben. Die Philosophie, die gleich mit einer Welterklärung beginnt, sucht die apyý des xóouos nicht in persönlichen Wirkungen, sondern in unpersönlichen Kräften, sie erzählt nicht mehr phantastische Geschichten aus einer Urzeit, sondern erklärt den gegenwärtigen Zustand der Welt. Inwiefern dieser Gegensatz den ältesten Philosophen selbst bewusst gewesen ist, müssen wir freilich dahingestellt sein lassen; dass aber mit Thales ein neuer, wesentlich antimythologischer Ausgangspunkt für das Denken gewonnen war, ist unleugbar.

Im Laufe der Entwicklung kommt der hier berührte Charakter der alten Naturphilosophie scharf zum Vorschein. Mit den Atomisten

§ 14. Die religiösen Beziehungen in der Philosophie und der Poesie. 373 Leukippos und Demokritos liefert sie eine Welterklärung, welche jeglichen religiösen Gedankens bar ist. Auch wird wenigstens bei einem der Philosophen der Gegensatz zu den herrschenden religiösen Vorstellungen bestimmt ausgeprägt. Xenophanes, der Stifter der eleatischen Schule, hat der mythischen Religion gegenüber entschieden eine sehr negative Stellung eingenommen. Er protestierte gegen die àdepistia αθεμίστια pra, das Stehlen, Huren, Betrügen, Laster, welche Homer und Hesiod den Göttern andichteten. Seine Opposition erstreckte sich sogar noch weiter, denn er erklärte sich dagegen, dass man den Göttern menschliche Gestalt (pac) und menschliche Vernunft (vórua) zuschriebe. Solches verhinderte ihn aber nicht, vom Sehen, Verstehen, Hören der Gottheit zu reden: ούλος ὁρᾷ, οὗλος δὲ νοεῖ, οὗλος δὲ τ ̓ ἀκούει. Aber er verspottete die Menschen, welche die Götter nach ihrem Gleichnis bildeten: hätten Rinder oder Pferde Hände, sie würden die Götter als Rinder oder Pferde darstellen. Wie viel Gewicht in diesem Zusammenhang die bekannte monotheistische Aussage hat, εἰς θεὸς ἔν τε θεοῖσι καὶ ἀνθρώ Tоto μéotos, lässt sich nicht leicht bestimmen; jedenfalls wohl weniger, als man ihr gewöhnlich zuerkennt.

Schwieriger ist es, die verschlungenen Fäden zu entwirren, welche die älteste griechische Philosophie mit religiösen Kreisen verbunden haben. Es ist so viel über orientalische Einflüsse auf die alten griechischen Denker gefabelt worden, dass besonnene Forscher sich fast scheuen, dieses Gebiet zu betreten. Dennoch muss hervorgehoben werden, dass, wenn auch das einzelne im Dunkeln bleibt, es durchaus den allgemeinen, uns bekannten Verhältnissen entspricht, dass Griechen im 6. Jahrh. mit der vorderasiatischen und der ägyptischen Kultur Fühlung hatten, und dass es daher zulässig ist, in griechischen Gedanken und Lebensformen diesen Einflüssen nachzuspüren. Sicher war auch für das griechische Denken jene thrakische religiöse Geistesströmung von der höchsten Bedeutung. Oben wurde bereits der Versuch gemacht, einigermassen klarzulegen, wie der Orphismus sich im Pythagoreismus gleichsam fortsetzte. Dass auch Empedokles unter direktem orphisch-pythagoreischem Einfluss stand, ist ebenfalls schon angedeutet. Inwieweit noch für andere vorsokratische Philosophen, wie z. B. für Heraklit, ein Zusammenhang mit bestimmten orphischen Lehren nachzuweisen ist, lassen wir dahingestellt sein. Dies aber lässt sich mit Bestimmtheit sagen, dass ein tieferes Nachsinnen über den Kosmos und die Stellung des Menschen innerhalb desselben kaum möglich gewesen wäre, wenn das Interesse allzu einseitig auf die Ziele des diesseitigen Lebens beschränkt geblieben wären. Der ursprüngliche Jenseitsglaube der Griechen, wie er unter jenen thrakischen

Einflüssen gleichsam verklärt wurde, hat den Blick des Denkers zuerst in das Unendliche geführt.

Was die Dichtung der Zeit, etwa vom 7. bis zum 5. Jahrh., betrifft, so waren die mehrmals erwähnten sog. homerischen Hymnen mythischen Inhalts und es ist für dieselben charakteristisch, dass die Göttergeschichten darin fast durchaus in epischem Tone erwähnt oder erzählt werden. Von den grösseren sind besonders der Apollohymnus und der der Demeter, welcher im 18. Jahrh. in Russland gefunden wurde, von hoher Bedeutung. Gefühle und Stimmungen des Zeitalters kennen wir jedoch besser aus der eigentlichen Lyrik. Tyrtaios ist der Sänger der spartanischen Männertugend. Er feuerte mit seinen Liedern die Spartaner im zweiten messenischen Kriege zum Kampfe an. Auch besangen die Dichter die erworbenen Siege, wie Simonides von Keos, der in seinem Alter die Siege über die Perser erlebte, oder nahmen lebendigen Anteil am Parteistreit in ihrer Vaterstadt, wie Theognis von Megara, bei dem sogar die sittlichen Bezeichnungen zu Parteinamen wurden: ἀγαθοί, ἐσθλοί sind die Aristokraten, κακοί, δειλοί das Volk. Auch ganz individuellen Stimmungen gab die Lyrik Ausdruck: der sinnlichen Freude, dem Missbehagen des Alters, der Furcht vor dem Tode. Manchmal rufen die Dichter Götter in ihren Versen an, wie Sappho die Aphrodite; auch haben die griechischen Lyriker eine grosse Zahl eigentlicher Hymnen an verschiedene Götter gedichtet, so z. B. Alkman; das meiste dieser Artistuns jedoch nur fragmentarisch erhalten geblieben. Tiefere religiöse Gefühle wurden in dieser Dichtung wahrscheinlich nicht, oder nur höchst selten, wiedergegeben. Bisweilen konnte es scheinen, als würde die Religion fast ignoriert. Die gewöhnliche religiöse Stimmung war die des aufgeklärten Hellenentums.

So ist der direkte Ertrag aus dieser Lyrik für die Religionsgeschichte nur ein geringer. Die ethischen Anschauungen aber, die wir darin finden, berühren auch die Religion. Im allgemeinen herrscht bei diesen Dichtern eine düstere Stimmung. Wir wissen, welche tiefe Melancholie manchmal auf dem Boden dieser, den irdischen Interessen in so hohem Grade zugewandten Menschenseelen lag. Die öffentlichen Zustände, das viele Unrecht in der Welt erfüllt die Gemüter dieser Sänger mit Bitterkeit. Sie klagen darüber, dass niemand dem Geschick entrinnt; und das Schlimmste ist noch, dass das Unglück den Menschen schlecht macht. In das Dunkel dieser Geistesstimmung dringen nur wenige Lichtstrahlen; man tröstet sich mit dem Ruhm bei der Nachwelt. Der Hauptton bleibt aber schwermütig. Oft forderten diese Dichter von den Göttern Rechenschaft; sie nehmen nicht wie Homer die Verhältnisse wie sie eben sind, und begnügen sich nicht mit der

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »