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den drei ersten Kasten) stand es frei, auch die öffentlichen Opfer zu begehen, diese wurden aber wegen des komplizierten Rituals meistens den Priestern überlassen, die sie auf Bestellung und auf Kosten des Opferherrn vollzogen. Die Bestellung des Opfers verteilt sich zwischen dem Hotar (dem Opferer), dem die Rezitation der Gebete oblag, dem Udgâtar (dem Sänger) und dem Adhvâryu (dem Ministrant), der die praktischen Verrichtungen auszuführen hatte. Der ganze Vorgang stand unter der Aufsicht des Oberpriesters, des Brahman. Dieser musste das Ritual (alle drei Veden) auswendig können und die Verrichtungen alle genau beobachten, damit kein Versehen vorkäme, das verbessert werden müsste, oder das gar die ganze Opferhandlung ungültig machte.

Denn diese bestand aus einem System von zahlreichen umständlichen Verrichtungen, die mit der grössten Sorgfalt und in bestimmter Ordnung vollzogen werden mussten. Schon die Vorbereitungen zum Opfer waren eine Arbeit. Der Opferplatz musste gereinigt, der Altar errichtet und mit schützenden Furchen umzogen werden. Von besonderem Gewicht war das Feuerreiben und die Bestellung der Feuerherde; die ganze Bereitung der Opferspeisen war mit Zeremonien umgeben, vom Melken der Kühe und Mahlen der Körner an bis zu der umständlichen Zerlegung und dem Kochen des Opferfleisches; die Somapressung war ein besonders feierlicher Teil dieser Vorbereitungen. Die Priester mussten sich waschen und salben, kleiden und gürten und hatten während der Opferhandlung selbst unzählige Vorschriften zu beobachten betreffs der abgemessenen Schritte und Körperstellungen, der Beachtung der Himmelsgegenden, des bestimmten Wechsels zwischen den verschiedenen Opferrufen und geheimnisvollem Schweigen, wozu dann noch die schwierige Aufgabe kam, die Lieder und Sprüche ohne den geringsten Fehler herzusagen und mit der richtigen Handlung zu verbinden.

Doch wird der Opferherr dabei mit nichten in Ruhe gelassen. Er samt seiner Gattin müssen sich durch eine sorgfältig vollzogene reinigende Vorweihe für die heilige Handlung vorbereiten. Dieselbe bestand wenigstens in Baden, Fasten und ehelicher Enthaltsamkeit, was schon den Tag vorher begann; scheren von Bart und Haar gehörte ebenfalls dazu. Bei den grösseren Opfern war diese Weihe (dîks hâ) ein sehr kompliziertes und langwieriges Verfahren, das mit der äussersten Strenge gehandhabt wurde, „bis der Opfernde mager ist“; „bis ihm das Schwarze in den Augen vergeht", „bis seine Knochen nur noch in der Haut hängen". Ein ganzes Jahr konnte eine solche Diksha dauern.

Die einzelnen Opfer. Die einfachste Form des offiziellen Opfers war das Feueropfer (agnihotra), das jeden Abend und Morgen vollzogen wurde und auch mit allen grösseren Opfern sich verband. Da verweilen sie ehrerbietig bei den drei Feuern oder machen davor ihre Verbeugung. Die materielle Seite des Opfers ist eine Spende von heisser Milch.

Alle 14 Tage wird das Neu- bzw. Vollmondsopfer dargebracht. Die Zeremonie bei demselben ist typisch und wiederholt sich bei allen grösseren Opfern. Die Spende ist hier Fladen oder Kuchen; Ströme von Butter werden in das Feuer gegossen, und dem Opferherrn und den Priestern wird eine gemeinsame Mahlzeit bereitet.

Noch reicher sind die grossen Opfer am Anfang der drei Jahreszeiten: Frühling, Anbruch der Regenzeit und Herbst. Das Feuerreiben, das Anzünden des neuen Feuers hat bei dem Beginn dieser neuen Zeitperioden symbolische Bedeutung. Bei dem Regenzeitfest wird aus Mehlteig und Wolle ein Widder und ein Schaf geformt, wahrscheinlich zur Mehrung der Herde. Dergleichen Symbolisierungen oder Bildzauber sind in den Opfern häufig. Die Maruts, die Götter des Windes und der Wassergott Varuna werden bei diesem Regenopfer besonders mit Spenden bedacht.

Erstlingsopfer wurden bei der Gersten- und Reisernte (doch nicht als Dankopfer) dargebracht. An den entscheidenden Punkten des Jahreslaufes, an den beiden Solstitien und beim Beginn der Regenzeit, begnügte man sich nicht mit den vegetabilischen ishtis; da wird ein Ziegenbock erdrosselt, zerlegt, gekocht und unter Götter und Menschen verteilt; das fette Magennetz wird hier, wie auch in andern Kulten, den Göttern besonders dargebracht.

Das grösste von den Jahresfesten war jedoch das Somaopfer oder die Somapressung, besonders in der Form des Agnistoma, dės „Feuerlobs" bekannt. Sie wurde einmal jährlich, zur Frühlingszeit vorgenommen und war ein echtes Volksfest, zu dem die Leute von allen Seiten her zusammenströmten. „Die Handlung beginnt in erster Morgenfrühe mit der Litanei der frühwandelnden Gottheiten. Bald ist man mit der Bereitung und Darbringung von Opferkuchen und Milchspenden beschäftigt; bald mit dem Opfer der elf Ziegenböcke an verschiedene Gottheiten, bald mit der Pressung der Somapflanzen, der Reinigung des gewonnenen Tranks, mit mancherlei Mischungen, Hinund Hergiessen in verschiedene Gefässe, Spenden des Soma an die Götter und Genuss des den Priestern zukommenden Anteils. So ziehen sich die Handlungen und Vorträge den Tag über nach der dreiteiligen Reihenfolge der Morgenpressung, der Mittags- und der dritten

Pressung hin, bunt durcheinander Riten alter und junger Herkunft, Anrufungen an die Götter mit Zauberhandlungen einer wilden Vorzeit untermischt" (OLDENBERG S. 460 f.).

Das grosse Rossopfer (açvamedha), „der König der Opfer" ist der Kulminationspunkt des altindischen Kultus. Es wurde zum Schutze des Landes auf des Königs Geheiss und unter der Beteiligung des ganzen Volkes unternommen. Eine grossartige Zeremonie, deren Vorbereitung sich über ein ganzes Jahr erstreckte. Das durch ein Bad geweihte Ross musste in dieser Zeit im Lande umherstreifen, von 400 Jünglingen bewacht. Die Weihe des Opferherrn und seiner Frauen war kompliziert und streng asketisch. Unmittelbar nach der Tötung des Rosses musste die Königin sich bei dem noch warmen Tiere als Gattin hinlegen, eine Zeremonie, die den Priestern zu allerlei Zoten Anlass gab, die aber symbolische Bedeutung gehabt haben wird.

Die Absicht des Rossopfers war offenbar die, die Sonne oder die Lichtgötter mit einem neuen Ross für ihr Gespann zu versehen. Lebendig und unversehrt soll das geschlachtete Pferd zu ihnen emporsteigen, und viel Segen für Land und Reich hoffen die Menschen als Entgelt zu empfangen. Die letzten Strophen des beim Rossopfer gesungenen Liedes (R.-V. I 162) bezeugen dies deutlich: „Nicht wirst du sterben und nicht Schaden leiden; zu den Göttern gehst du auf gangbaren Pfaden; die goldenen beiden und die weissgefleckten (die Sonnenrosse) werden deine Genossen; an der Deichsel des Esels (der Açvinen) sollst du stehen. Viele Rinder und Rosse, Helden und Söhne und allnährenden Reichtum verschaffe uns das Ross! Schuldlosigkeit erwirke uns Aditi und Herrschaft das opferreiche Ross."

Menschenopfer scheinen in früher Zeit mit dem Rossopfer verbunden gewesen zu sein; bekanntlich waren sie bei den Rossopfern der andern Indogermanen in grosser Ausdehnung üblich; in Indien finden wir nur schwache Rudimente davon.

Die Zeit des Rossopfers war auch vor den eigentlichen drei Opfertagen - die Festzeit des Volkes, eine Kirmes oder Faschingszeit, wo alles, was Geselligkeit und Lustigkeit hiess, sich frei entfaltete, und die Etikette des Lebens ein bischen leichter genommen wurde. Wettrennen und Würfelspiel, die Leidenschaften der Inder, denen man auch einen religiösen Anstrich gab, Spiel und Gesang der Künstler und Tänzerinnen, Märchenerzählungen, Rätselaufgeben und Liedersingen, das alles gesellte sich hier zu einem bunten fröhlichen Volksleben von überwiegend weltlichem Charakter.

Unter den Opfern der vedischen Zeit erscheint das Manenopfer als eine uralte Sitte. Der ganze Vorgang trägt alle Züge des primi

tiven Brauches und besteht in einer einfachen Ernährung der in der Erde wohnenden Väter, die durch Beschwörungen herbeigeführt werden, indem man gleichzeitig die Dämonen von der geweihten Stelle vertreibt. Das Klösseväteropfer wird gegen Abend am südlichen Feuer vorgenommen; nachdem die die Dämonen abwehrenden Furchen gezogen sind, wird der Boden mit Weihwasser besprengt und abgerissenes Gras ausgebreitet, auf dem man Väter, Grossväter und Urgrossväter einlädt Platz zu nehmen. „Es mögen hierher kommen die gedankenschnellen Väter" ist der Spruch, den der Priester dabei rezitiert. Das eigentliche Opfer wird vom Opferherrn selbst vollzogen: er beugt sich auf das linke Knie und begiesst die gegrabene Furche und das Gras mit drei Handvoll Wasser, den Vätern zur Reinigung; dann legt er mit abwärts gerichteter Hand die drei Klösse an die Stellen, wo das Wasser ausgegossen ist, nieder: „Dies dir, o Vater N. N. und denen, die mit dir sind!" Hierauf kehrt er sich sofort um und spricht: „Hier, o Väter, geniesse ein jeder von seinem Anteil"; dazu kommt der Wunsch, dass man durch diese Spende langes Leben erhalten möge. Darauf wird wiederum Wasser ausgegossen, damit die Väter sich nach der Mahlzeit reinigen, ferner bekommen sie Salbe und Kleider oder Wolle: Hier habt ihr Kleider, Väter, nehmt nichts anderes von uns fort!" Erst jetzt kommen die eigentlichen Gebete an die Väter: „Verehrung Eurem Saft und Kraft, Verehrung Eurem Leben, Eurem Zorn und Schrecken; von denen, die in jener Welt sind, möget Ihr die Tüchtigsten sein; von denen in dieser Welt möge ich der Tüchtigste sein." Nunmehr werden die Väter feierlich entlassen: „Stehet auf, ihr Väter! gehet fort den geheimnisvollen alten Pfad entlang, gebet uns Reichtum und Glück und preiset unter den Göttern unsere Gaben.“ Verehrung des Hausfeuers und die Bitte an Agni um Vertilgung aller Sünde folgt dem eigentlichen Opfer; die Klösse werden aufgenommen; den einen gibt der Opferherr seiner Gattin zu essen, damit sie männliche Leibesfrucht empfange, die beiden andern wirft er ins Feuer oder ins Wasser oder gibt sie einem Brahmanen.

Das vedische Opfer ist der Form nach ein Werben um die Gunst der Götter, in der Wirklichkeit aber ein Machtmittel über die Götter: die göttliche Hilfe ist die notwendige Folge des tadellos verrichteten Opfers. „Die Andacht herrscht über die Götter", heisst es, ja noch plumper wird es ausgesprochen: „Der Opferer jagt den Indra wie ein Wildpret; er hält ihn fest wie den Vogel der Vogelsteller; der Gott ist ein Rad, das der Sänger zu drehen versteht.“

Diese vollständige Umkehrung des natürlichen religiösen Verhältnisses ist nur die Konsequenz der durchgängigen, ja grundlegenden.

Vorstellung vom Opfer: dass es die Verpflegung der Götter sei, ihre wesentliche Lebensbedingung. Die Götter wachsen bei dem Opfer", sie holen aus dem Opfer ihre Kraft, so immer Indra aus dem Soma; „wie der Ochs nach Regen brüllt, so verlangt Indra nach Soma". Der Soma treibt ihn wie mächtige Windstösse vorwärts. Er nimmt von dem Opfer seine Waffen her; die Menschen schmieden ihm den Donnerkeil, setzen seine Arme in Bewegung. - So ist das Opfer und der opfernde Mensch den Göttern ganz unentbehrlich. Die Folgerung, dass die Götter dann auch dem Menschen nicht ganz unentbehrlich seien, liegt nahe und wird auch wirklich gezogen. Die magische Wirkung des Opfers macht den Gott entweder zu einem Diener des Opfernden oder häufig ganz überflüssig. Ueberhaupt trägt das vedische Opfer in bedenklichem Grade den Charakter des Zaubers. Nicht nur die Carîranüsse, die beim Regenzeitopfer ins Feuer geworfen werden, um den Regen herbeizuführen, geben dieser Zeremonie das Gepräge einer Beschwörung, der ganze Vorgang ist eigentlich als Regenzauber zu betrachten, und dieses ist nur ein Fall aus vielen. Der Unterschied zwischen dem Opfer und dem, was die Inder Zauber nannten, ist eigentlich bloss der, dass der letztere sich nur auf Dämonen und heimliche Mächte bezieht, während das Opfer sozusagen der offizielle, über die anerkannten Götter geübte Zauber ist.

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§ 7. Der Zauber.

Literatur. M. BLOOMFIELD, The Atharva-Veda (1899, Grundriss). Vom ganzen Atharva-Veda liegt keine Uebersetzung vor; einzelne Bücher finden sich in WEBERS Ind. Stud. I. IV. XIII; eine reiche Blumenlese in LUDWIG, Rig-Veda III, die Mantraliteratur und das alte Indien; hundert Lieder des A.-V. übersetze GRILL (2. Ausg. 1888). BLOOMFIELD: Seven Hymns of the A. V. S. B. E. XLII. Stücke aus einem Brahmana des S.-V. und einem Sutra des A.-V. behandelte WEBER: Zwei vedische Texte über Omina uud Portenta (Abh. d. kön. Ak. Berlin 1858). GROMANN, Medizinisches aus dem Atharva. Ind. Stud. IX. ROTH, Abhandl. über d. Atharva. Progr. Tüb. 1856.

Der Zauber, den wir in dem Rig-Veda manchmal durchschimmern sehen, und der den Atharva ganz beherrscht, ist die praktische Aeusserung der eigentlichen indischen Volksreligion. Er wurzelt ohne Zweifel in dem Glauben der ältesten Vorzeit und hat sich vielfach bis auf unsere Zeit in den unteren Volksschichten Indiens erhalten. So ist der Brahmán, der Priester des Atharva, der wichtigste und volkstümlichste der Geistlichen, ursprünglich wohl ein Zauberpriester gewesen und hat in den Veden noch teilweise diesen Charakter. Das bráhman, von dem er seinen Namen hat, und das gewöhnlich mit „Gebet" oder „Gebetskraft" übersetzt wird, hat nicht nur diese Bedeutung, sondern ist auch

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