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Die Indogermanen.

Allgemeines.

Literatur. Von den zahlreichen linguistischen und mythologischen Schriften seien hier allein erwähnt die von MAX MÜLLER (namentlich Chips, deutsch Essays, und Lectures on the Science of language); R. Rотн, Die höchsten Götter der arischen Völker (ZDMG 1852); J. DARMESTETER, Le dieu suprême dans la mythologie indo-européenne (RHR 1880, auch in Essais orientaux 1883); A. PICTET, Les origines indo-européennes ou les Aryas primitifs (Neue Ausg. 3 vol., 1878); O. SCHRADER, Sprachvergleichung und Urgeschichte, linguistisch-historische Beiträge zur Erforschung des indogermanischen Altertums (2. Aufl., 1890); Derselbe, Reallexikon der indogerman. Altertumskunde bis 1901; wobei P. VON BRADKE, Ueber Methode und Ergebnisse der arischen Altertumswissenschaft (1890). — Eine philosophische Behandlung des mythologischen Materials, anregend und gedankenreich, gab P. ASMUS, Die indogermanische Religion in den Hauptpunkten ihrer Entwicklung (2 Bde. 1875-77); E. H. MEYER, Indogermanische Mythen (2 Bde. 1883-87.); E. SIECKE, Die Urreligion der Indogerm. 1897 (konstruktiv).

Die indogermanische Familie - von Einigen nach ihren äussersten Gliedern die indokeltische, von andern die arische genannt, welch letzterer Name aber besser auf die Indo-Perser beschränkt bleibt umfasst eine Anzahl von Völkern Asiens und Europas: Inder, Iranier (Baktrer, Perser, Meder, wahrscheinlich auch Skythen), Armenier, Phrygier, Thrakier, Albaner, Griechen, Italische Völker, Balten, Slaven, Germanen und Kelten. Die Einheit dieser Völkerfamilie ist durch die vergleichende Sprachforschung, welche auf diesem Gebiet ihre ersten Lorbeeren gepflückt hat, über jeden Zweifel erhoben worden. Nachdem in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts die Koryphäen der Linguistik: BOPP, RASK, SCHLEICHER u. a. den Grund gelegt hatten, schien es eine lösbare Aufgabe zu sein, mit Hilfe der Namen für Flora und Fauna, für Jahreszeiten und Naturerscheinungen, das Stammland des indogermanischen Volkes ausfindig zu machen und den einzelnen Völkern auf ihren Wanderungen zu folgen. Auch über Kultur, Familienverhältnisse, Sitte und Religion gab die Linguistik reiche Aufschlüsse.

Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. II.

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Heute, mehr als 50 Jahre nach der Zeit der ersten Begeisterung, ist manche Erwartung getäuscht, und man redet vom indogermanischen Stammland und Urvolk mit viel grösserer Zurückhaltung als noch vor 20 Jahren. Angeblich sichere Resultate sind zu Problemen geworden; die jetzigen Linguisten bezeichnen die meisten Schlüsse und Kombinationen der ersten Periode nach der Entdeckung als voreilig und verfehlt. Das indogermanische Stammland hat man schon so ziemlich überall gesucht, auf der Hochebene Pamir, in Armenien, in Südrussland, in Lithauen, in Südschweden; und manche Forscher meinen heutzutage, dass die Frage selber kaum eine wissenschaftliche Berechtigung hat. Man hat eben die Erfahrung gemacht, dass die einschlägigen Fragen viel komplizierter sind, als man anfangs glaubte. Die früheren Theorien gelten nur noch als, allerdings fruchtbare, Arbeitshypothesen. Das bahnbrechende Buch von V. VON HEHN über Kulturpflanzen und Haustiere zwingt zu der Einsicht, wie wenig man auf isolierte Daten Resultate bauen kann. Die Beziehungen der indogermanischen Völker zu den Ureinwohnern in den verschiedenen Ländern oder zu ihren Nachbarn, mit denen sie sich in lebendigem Verkehr vermischten, lassen sich weder leicht klarlegen noch deutlich erfassen. In Indien fanden die einwandernden Arier manche Stämme vor (Bhota, Kola, Gonda, Dravida); die Grenzen der Iranier nach Babylonien einer-, nach Turan anderseits sind schwer zu bestimmen; was in kleinasiatischen Kulten im einzelnen den Indogermanen, was den Semiten zuzuweisen ist; wie die etruskische Kultur mit einer urgriechischen zusammenhängt; welche prähistorischen Völker in Nordeuropa ihre Pfahlbauten, Steine, Gräber und Waffen hinterlassen haben: dies alles sind Fragen, deren Lösung weder die Linguistik noch die Anthropologie in nächste Aussicht stellt. Allerlei vorläufige Kombinationen sind als voreilige Schlüsse beseitigt worden. Nur einige allgemeine Schlüsse über nähere Verwandtschaftsverhältnisse zwischen einzelnen Völkergruppen stehen fest. So bilden gewiss, wie schon gleich anfangs anerkannt wurde, die Perser und Inder eine Gruppe, aber auf der andern Seite stehen die Iranier auch mit den Slaven in näherem Zusammenhang. Von einer graeco-italischen Gruppe zu reden, ist nicht mehr angängig, hingegen haben die Italiker vieles mit den Kelten gemein.

So wissen wir von der altindogermanischen Religion viel weniger zu erzählen als die Mythologen der älteren Generation. Wussten diese für griechische Götternamen bald eine Sanskritwurzel aufzufinden, welche ihr Wesen und ihre Mythen erklärte, so scheint es uns jetzt zu gewagt, diese Erklärung fast ganz auf die Etymologie zu gründen.

Auch haben manche sehr einleuchtende Kombinationen sich als irrig oder wenigstens unsicher erwiesen, wie z. B. sogar Varuna-Ouranos, und viele der heutigen Linguisten haben sehr viel gegen die vergleichende Mythologie einzuwenden. Auch die Völkerkunde hat ein Wort mit dareingeredet, und für dies und jenes, was man zu dem indogermanischen Grundstock rechnete, Analogien nicht bloss bei Semiten und Aegyptern, sondern sogar bei Rothäuten und andern Wilden nachgewiesen. Freilich bleibt einiges unangefochten. Für die indopersische Periode lassen sich der Yama-Yima, Soma-Haoma, der Vritratöter und manches andere als gemeinschaftlicher Besitz nicht wegleugnen. Auch ist für die ältere indogermanische Periode die Vorstellung von dem leuchtenden Himmelsgott, von dem Kampf von Göttern und finsteren Dämonen und noch einiges mehr zu behaupten; dass aber, wie in späterer Zeit noch u. a. von RYDBERG entwickelt wurde, diese Urzeit eine ausgeprägte Kosmogonie und Eschatologie gehabt habe, ist nicht anzunehmen.

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Die allgemeine Charakteristik der indogermanischen Religion stützt sich aber nicht in erster Linie auf diese prähistorischen Daten, sondern muss den Platz bestimmen, den die Indogermanen im Lauf der Entwicklung in der Religionsgeschichte eingenommen haben. Gewöhnlich zieht man dabei eine Parallele mit den Semiten: hier die Religion, dort die Kultur; hier Gott in der Geschichte, dort Gott in der Natur (MAX MÜLLER). Den Wert solcher allgemeinen Betrachtungen kann nur der absprechend beurteilen, der überhaupt bloss für Detailforschung, nicht aber für das Allgemeine, die Philosophie der Geschichte, Sinn hat. Die Hauptreligionen der Indogermanen die indische, persische, griechische, römische, welche untereinander wieder sehr verschieden sind sind die klassischen Repräsentanten des entwickelten und vergeistigten Polytheismus. Während die Semiten ihren Sinn auf das Ueberirdische richteten, und ihre Religionen den Geist der Unterwerfung (Islam), der absoluten Abhängigkeit atmen, so sind die indogermanischen Völker bei dem innerweltlichen Lebensprozess stehen geblieben, ihre Religion hat nie eine scharfe Grenzlinie zwischen Göttlichem und Menschlichem gezogen. Dies wird die historische Behandlung der einzelnen indogermanischen Religionen dartun.

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Die Inder.

Von Dr. EDV. LEHMANN (Kopenhagen).

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Literatur. Den Stand der heutigen Indologie gibt das von BÜHLER gegründete und von KIEHLHORN fortgesetzte Sammelwerk: Grundriss der indo-arischen Philologie, wo jeder Bereich der Indologie von vorzüglichen Kennern in monographischer Form erschöpfend behandelt wird. Ueber Indien im allgemeinen: LUDWIG, Geographie, Geschichte und Verfassung des alten Indiens (1875) W. W. HUNTER, The Indian Empire (1893, gut und authentisch). CHR. LASSEN, Indische Altertumskunde (4 Bde, 1847-61, 2. Aufl. v. Bd. I und II 1867-74), war früher eine Hauptquelle der Indologie. · Geschichte Indiens: EDUARD MEYER Gesch. des Altertums I, und LEFMAN in ONCKEN. Literaturgeschichte: A. WEBER, (Akademische Vorlesungen 1852, 2. Aufl. 1875), MAX MÜLLER, A history of ancient sanskrit Litterature (1859), L. v. SCHROEDER, Indiens Literatur und Kultur (1881), A. A. MACDONELL, Hist. of Sanser. Lit. 1900. Ueber indische Kultur A. WEBER, Indische Streifen (3 Bde, 1868-79), Max MÜLLER, Chips from a German workshop (deutsch: Essays 4 vol.); MONIER WILLIAMS, Indian Wisdom (gibt u. a. ein Bild der indischen Wissenschaft), H. ZIMMER, Altindisches Leben. DUTT, Hist. of Civilization in Anc. India. I-III. (1890); E. W. HOPKINS, India old and new (1902).

Für indische Religionsgeschichte sind die älteren Werke von H. F. COLEBROOKE (Misc. Essays ed. by. Cowell) und H. H. WILSON (Works, ed. by. Rost, 5 vol., 1861-65) und vor allem J. MUIR, Original Sanskrit Texts (3. ed. 1890), besonders Bd. III—V, noch wertvolle Quellen; ebenso WEBER, Indische Studien (eine seit 1849 erscheinende Zeitschrift). - Als Handbücher für die gesamte Religionsgesch. Indiens sind A. BARTH, Les religions de l'Inde (1870), zuerst in LICHTENBERGER, Enc. des sc. rel., dann erweitert in engl. Uebersetzung in Trübner Or. Serien 1882 (hier ist die ganze notwendige Literatur verzeichnet) und E. W. HOPKINS, The Religions of India (1895), heute unbedingt empfehlenswerte Bücher. E. HARDY, Indische Religionsgeschichte (1898) sehr kurz. MAX MÜLLER, Hibbert Lectures on the origin and growth of religion as illustrated by the religions of India (1878), bleibt immerhin ein sehr lesenswertes Buch, dem seine Gifford lectures (4 vol., auch deutsch) nichts prinzipiell Neues zugefügt haben. MONIER WILLIAMS, Religious thought and life in India: Vedism., Brahmanism. and Hinduism., und P. WURM, Kurze Geschichte der indischen Religion, sind teilweise noch brauchbar. H. OLDENBERG, Aus Indien und Iran (1900). Umfassende Literaturangaben in BARTHS Bulletins in RHR.

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