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schlechtern, welche Varro in seiner Schrift über die trojanischen Familien behandelte, zu gute kam. Unter diesen ist die gens Julia zur grössten Bedeutung gelangt, und durch das Imperium des Caesar und des Augustus hat die Aeneassage ihre letzte Gestalt empfangen; diesem Umstande verdanken wir den Besitz der Aeneis, eines Epos, welches trotz aller seiner Schönheiten doch die Spuren des Zwanges verrät, den sein Dichter sich antun musste, um so viele einheimische und ausländische Elemente zu einem künstlichen Ganzen zu vereinigen.

§ 8. Die Perioden der römischen Religionsgeschichte. Die römische Religion war ein Staatskultus, welcher alle Verhältnisse des irdischen Lebens begleitete, nirgends aber eigene Formen des Lebens, der Anschauung oder der Kunst erzeugt hat. Aus dem Dunkel einer halbhistorischen Zeit trat dieser Kultus im wesentlichen schon fertig zum Vorschein, und mehr als ein Jahrtausend lang verwalteten dieselben priesterlichen Kollegien dieselben sacra, bis gegen Ende des vierten christlichen Jahrhunderts das Edikt des Theodosius diesen heidnischen Instituten ein Ende machte. Von einer Entwicklung der römischen Religion kann also im eigentlichen Sinne keine Rede sein: sie selbst änderte sich nicht; nur von aussen her wurden ihr fremde Elemente zugefügt. Ausländische Kulte kamen zu den einheimischen hinzu, sie wurden entweder dem nationalen Leben einverleibt, oder als fremde geduldet und gepflegt. Was die eigene Religion weder berücksichtigte noch gab, übernahm der Römer von den eroberten Nationen: Normen für das Denken und Leben borgte er von den Griechen; die religiöse Erregung und den Glauben fand er bei den orientalischen Göttern. Nur kümmerlich fand sich dies alles mit der trotzdem unangefochten fortbestehenden Staatsreligion ab. Die Entwicklung der römischen Religion ist also lediglich nach dem Umfang und der Bedeutung dieser fremden Einflüsse zu bemessen. Nach diesem Gesichtspunkt unterscheiden wir vier Perioden: die erste läuft bis zu den Tarquiniern, die zweite bis zu den punischen Kriegen, die dritte bis zum Ende der Republik, während die vierte die Kaiserzeit umfasst. Da diese letzte eine besondere, ausführliche Behandlung erfordert, werden wir in diesem Paragraphen die Hauptmomente zusammenfassen, welche für die drei ersten in Betracht kommen.

Die Stiftung des Staatskultus fällt mit der des Staates selbst zusammen; den Römern galt Numa als der Stifter, obgleich man manche Bräuche schon auf Romulus zurückführte. Die mythologische und ethnographische Forschung unserer Zeit beschäftigt sich eingehend mit den Elementen, aus welchen die historischen Institute zusammengesetzt

sind. So versucht ROSCHER1 mehrere römische Gottheiten auf dem Wege der vergleichenden Mythologie zu erklären, und MANNHARDT, etliche Kultusbräuche durch ähnliche, namentlich bei Griechen und nordeuropäischen Völkern (Germanen) vorkommende, zu erläutern 2. Während man früher gern von den pelasgischen Ursprüngen auch der römischen Religion redete, kommt bei neueren Forschern jener Name kaum mehr vor, und hat sich der Gesichtskreis erweitert, indem die indogermanische Vorzeit und die allgemeinen ethnographischen Parallelen in Betracht gezogen werden. Allerdings sind die auf diesem Wege gewonnenen Ansichten von sehr ungleichem Wert; während nämlich die Deutung der Götternamen und der spärlichen Mythen mit den Mitteln der vergleichenden Mythologie nur sehr unsichere Resultate liefert, ist durch die Forschung MANNHARDTS die treffende Uebereinstimmung aufgedeckt worden zwischen den Volkssitten der Germanen und manchen Bräuchen, welche dem organisierten Kultus der Römer wie der Griechen einverleibt waren. So wissen wir nun, dass die Riten des Luperkalienfestes, welche der Papst Gelasius im Jahre 496 mit Mühe abschaffte, nicht bloss in der italischen Vorzeit wurzeln, wie denn die Sage ihren Schauplatz mit Romulus in Verbindung bringt, sondern dass sie mit allerlei Frühlingsbräuchen der Germanen zusammenhängen, und dass also der alte SEBASTIAN FRANCK, ohne es zu wissen, einen sehr wesentlichen ethnographischen Zusammenhang aufdeckte, als er den Fastnachtumlauf „nit seer ungleich den heydnischen Lupercalischen festen schalt. Aehnlich verhält es sich mit den Palilien, mit dem Oktoberross, mit der Argeerprozession und mit noch manchen andern Bräuchen. Die Elemente des römischen Kultus waren sehr primitiv; man kann dies auch daraus entnehmen, dass ihre Beziehung zu den persönlichen Gottheiten, zu den Hauptgöttern, so wenig ursprünglich und wesentlich war. Es waren eben „Wald- und Feldkulte", die auf die Jahreszeiten, die Ernte, die Viehzucht sich bezogen.

Noch in historischer Zeit gab es heilige Bäume (Eichen, Feigenbäume) und Haine (wie der der Arvalen, der Diana beim Nemisee). Die Heiligkeit des Wassers ist bezeugt in der Sage, welche die Inspiration des Numa auf die Quellnymphe Egeria zurückführt, die des Feuers dauerte im Vestadienst fort. Heilige Tiere, wie Wolf und Specht, wurden zuerst selbst verehrt und später mit einem Gotte (die

1 W. H. ROSCHER, Apollon und Mars (1873); Hera und Juno (1875), womit die betreffenden Artikel seines Lexikons zu vergleichen sind.

2 W. MANNHARDT, Antike Wald- und Feldkulte (1877), Mythologische Forschungen (aus dem Nachlasse, 1884).

zwei genannten mit Mars) kombiniert. Inwiefern hinter heiligen Gegenständen, wie dem Stein der Fetialen, dem lapis manalis, den man bei der Dürre umherführte, dem Speer des Quirinus, den Schilden der Salier, dem Palladium Roms usw., alte Fetische sich bergen, lassen wir dahingestellt. Im einzelnen bleiben viele Fragen unbeantwortet; wir wissen aber genug, um schliessen zu dürfen, dass in der alten italischen Religion dieselben Züge wiederkehren, denen wir überall begegnen. Alte Fetische, Baum- und Tierdienst, Naturkult und Geisterverehrung, Seelen- und Ahnenkultus: dies alles lässt sich in der römischen Religion um so deutlicher erkennen, als es hier nicht früh durch Mythologie oder Lehre überwuchert und verdeckt wurde.

Zweck des Kultus war, die Götter oder Geister günstig zu stimmen oder auch im allgemeinen Unheil abzuwenden. Die Divination namentlich aus dem Vogelflug trat bei den alten Italikern sehr in den Vordergrund. Unter den Opfern finden wir hier das altindogermanische Pferdeopfer; sonst waren das Schwein, Schaf und Rind die gewöhnlichsten Opfertiere. Spuren von alten Menschenopfern erkennt man in mehreren Sinnbildern und Bräuchen der späteren Zeit; so in der schon erwähnten Herabstürzung der Strohpuppen, Argei, in den Tiber; die oscilla, wollene Puppen, welche man zur Beschwichtigung von Unterweltsmächten an Kreuzwegen und Haustüren aufhängte, vertraten lebende Menschen; bei dem ver sacrum weihte man die Jugend eines Frühlings dem Mars, indem sie aus dem Lande zog, um sich eine neue Heimat zu gründen. Diesen Schlüssen widerspricht allerdings MOMMSEN, der die Menschenopfer bei den Römern auf die Tötung von Verbrechern und die freiwillige Hingabe Unschuldiger beschränkt.

Aus solchen Elementen war der römische Staatskultus zusammengesetzt. Dass man diese Einrichtungen grösstenteils dem Numa zuschreibt, gehört völlig dem Gebiet des ätiologischen Mythus an. Wir dürfen daraus nicht einmal folgern, dass die Sabiner die wesentlichen Elemente beigesteuert haben. Was davon im einzelnen den latinischen Bewohnern der palatinischen Altstadt, was den Sabinern des Quirinal gehörte, ist nicht mehr zu bestimmen. Bei ihrem Aufzug an den Lupercalia zogen die sog. Luperci nur um den Palatinus herum. Daraus scheint sich schliessen zu lassen, dass dieses Fest aus der Zeit stammt, wo die Stadt noch auf den Palatinus beschränkt war. Die mehrfach erwähnte Kultverbindung des Septimontium umfasst die Stadt etwa mit Ausschluss der sabinischen Hügel Quirinalis und Viminalis. Man hat wohl gemeint, dass das Septimontium etwa die Kultzustände des alten Roms vor seiner Vereinigung mit der sabinischen Stadt wiedergäbe. Doch ohne genügenden Grund. Auch wissen wir vom Septimontium zu wenig,

als dass es der Forschung nützen könnte, wenn dem so wäre. Varro gibt ein Verzeichnis der Götter, welchen Titus Tatius in Rom zwölf Altäre errichtet haben soll, und fügt diesen noch einige andere sabinische Gottheiten hinzu. Allein diese Liste enthält offenbar auch latinische und auf der andern Seite nicht sämtliche sabinischen Götternamen. Wichtig ist, dass die meisten Götter und Bräuche den latinischen Stämmen mit den sabinischen gemeinsam waren. Beide Gemeinden standen unter dem Schutz ihres Mars und kannten Salier in dessen Dienst; beide liessen die Opfer durch Priester (flamines, Zünder) darbringen. Neben diesem gemeinsamen Besitz finden wir einiges, was nur dem einen Stamm angehörte: so Janus und Faunus den Latinern, Quirinus und Sancus den Sabinern. Wenn nun die Sagen der Königszeit anzudeuten scheinen, dass die politische und kriegerische Organisation den Latinern (Romulus, Tullus), die sakrale den Sabinern (Numa, Ancus) zufällt, so müssen wir dagegen bemerken, dass beide Seiten zu sehr zusammen gehören, um getrennt werden zu können. Numa ist bloss der Eponymus der römischen Religionsstiftung. Zu betonen ist dabei aber, dass wir hier wirklich von einer Stiftung reden müssen, indem isolierte Kulte zu einem Ganzen und zum Kitt eines bürgerlichen Gemeinwesens, eines Staates, gemacht wurden. Im Pontifikat und Augurat erhielt diese Staatsreligion ihren Mittelpunkt und ihre Organe, während neben diesen beiden Hauptkollegien die weniger einflussreichen, aber nicht weniger ehrwürdigen Brüderschaften der Salii, der Arvales, der Luperci die Kulte des Mars, der Dea Dia, des Faunus Lupercus mit alten Riten besorgten. Die Hauptgötter dieser alten Periode, Janus, Jupiter (Diovis), Mars, Quirinus, Vesta, kennen wir bereits. Die Bedeutung der Religionsstiftung des Numa bestand also darin, dass das Positive, vom Staate Verordnete statt des früheren Volkstümlichen in den Vordergrund trat, und die Religion in der genauen Befolgung der vielen Zeremonien und Riten aufging.

Kann aber die Forschung schwerlich höher hinaufreichen als die angebliche Religionsordnung des Numa, so können wir uns doch von dieser eine ziemlich gute Vorstellung machen, besonders weil, wie schon bemerkt wurde, der älteste Bestand des Kalenders sie in ihren Hauptzügen wiedergibt. Die Anschauungen und Kultgebräuche, welche sich in derselben bekundeten, waren die oben beschriebenen echt römischen, wie sie sich noch gar nicht unter fremdem Einflusse umgestaltet hatten. Die Götter waren ziemlich unpersönliche Wesen; man bildete Götterpaare, die jedoch fast gar nicht in ein persönliches Verhältnis (z. B. von Mann und Frau) zueinander traten: Janus, Vesta, Jovis, Jovino, Faunus, Fauna usw. Die Phantasie machte sich wenig

geltend. Einfache Begriffe genügten, oder so allgemeine Vorstellungen wie Lares, Penates, Genii. Es kam darauf an, und die Priester hatten dafür zu sorgen, dass alles geschah, was zur Erhaltung eines guten Verhältnisses mit den Göttern erforderlich war. Die genaue Beobachtung aller Kultgebräuche und Zeremonien war alles. Was dabei gedacht und gefühlt wurde, war fast gleichgültig. Teilnahme der Nichtmitfunktionierenden wurde kaum vorausgesetzt. Was man von den Göttern erwartete, war das Gedeihen des Viehstandes, die Fruchtbarkeit der Aecker, die Erhaltung der eigenen Person und der Familie, und Hilfe in den Kämpfen, auch gegen menschliche Feinde. Dass die Römer, wie Varro berichtet, 170 Jahre ohne Tempel und Bilder waren, braucht nicht so aufgefasst zu werden, als hätten sie gar keine Götterwohnungen, Höhlen z. B. und kleine Kapellen, keine Kultmale oder Idole gekannt; wir hören z. B. vom Speere des Mars und silex des Jupiter. Aber äusserer Pomp und menschenähnliche Götterbilder müssen jenen Zeiten fast ganz fremd gewesen sein.

Im Gegensatz zur italischen Religion trug die der Etrusker das Gepräge düsterer Anschauungen, welche in grausamen Kulten, finstern Vorstellungen von der Unterwelt, symbolischem Zahlenspiel und ängstlicher Zeichendeuterei sich bekundeten. Das Mass des etruskischen Einflusses auf die römische Religion lässt sich schwer bestimmen, man darf es aber nicht überschätzen. Von den Göttern Roms ist nicht ein einziger unzweifelhaft etruskischen Ursprungs; auch der schädliche Veiovis, das Gegenbild des guten Diovis, ein böser Gott, dessen Kult aber schon früh in den Hintergrund trat, ist gewiss alt-italischer Herkunft. Die etruskische Mantik war zwar in Rom gesucht, aber ihre Vertreter, die haruspices, betrachtete man immer als Fremde. Der eigentlich etruskische Einfluss beschränkte sich wesentlich auf die Ausbildung einzelner Begriffe und Gebräuche, wie des saeculum, der Blitzmantik und der Eingeweideschau, ohne dass man auch solche ursprünglich den Italikern ganz absprechen dürfte. Die etruskische Kultur aber hatte sich, wie schon bemerkt wurde, in hohem Grade nach der griechischen umgestaltet, und letztere hat in ihrer etruskischen Form überaus mächtig auf die römische eingewirkt. Die geschichtliche Ueberlieferung bringt diese etruskisch-griechischen Einflüsse mit der Herrschaft der Tarquinier in Verbindung.

Es bezeichnet die diesen Fürsten zugeschriebene Gründung des kapitolinischen Tempels eine ganz neue Periode in der Geschichte der römischen Kultur. Varro legt Gewicht auf jene Nachricht, dass die Römer 170 Jahre ohne Tempel und ohne Bilder gewesen sein sollten; da habe der Verfall angehoben, als mit dem Bilderdienst die Gottes

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