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wie Ovid mit übertriebener Schmeichelei sich dem Herrscher zu nähern suchte und später im Unglück nur unwürdige Klagen fand, wundert uns nicht. Wohl aber nahm es ihn selbst wunder, dass seine Poesie die altväterliche Religion in den Fasti verherrlichte. Die Bedeutung des Gedichts als Quelle für unsere Kenntnis römischer Kultgebräuche haben wir bereits gewürdigt; hier erwähnen wir die Fasti nur als Beweis der Gewalt, mit welcher der mächtige Strom der Reformbewegung des Augustus auch die Gegner mit sich fortriss.

Ein ganz anderer Mann als Ovid war Horaz. Auch er war von Haus aus nicht fromm, sondern parcus deorum cultor et infrequens; einer der hellenistisch gebildeten Römer aus der letzten Zeit der Republik. Dieser Mann wurde nun als Roms grösster Dichter für die Reform des Augustus gewonnen. Wir fühlen es ihm aber an, dass er nicht ohne einen gewissen inneren Zwang zum Lobredner der alten römischen Tugend, des stillen Landlebens, der bescheidenen Verhältnisse wurde. Wohl war sein Geist einer praktischen Lebensweisheit und einer sinnigen Betrachtung nicht abhold, und er sah die Vorteile der sittlichen Reformen des Kaisers bald ein. So wurde er nicht ohne Ueberzeugung der Dichter, der sowohl den Kaiser persönlich feierte, als auch dessen Ideen Ausdruck gab. Die ersten Oden des dritten Buchs sind ein förmlicher Traktat der Moral; die Satiren geisseln die gelockerten sittlichen Verhältnisse, in den Epistolae hat er sich ganz der Philosophie zugewandt; freilich hat er sich keiner besonderen Schule angeschlossen, sondern aus allen Systemen nahm er eklektisch ernste Betrachtungen und Vorschriften der Lebensweisheit herüber.

Eine Gemütsart aber, welche seinen Zwecken diente, fand Augustus am meisten beim Historiker Titus Livius und beim Dichter Virgilius. Beide kehrten sich mit warmer Bewunderung der Vergangenheit zu und schlossen sich aufrichtig dem Streben an, altrömische Gesinnung und Sitte zu erneuern. Es mag nicht ohne Einfluss gewesen sein, dass beide nicht aus Rom selbst stammten, sondern der erste aus Padua, der zweite aus Mantua, wo sie in Kreisen aufgewachsen waren, in welchen der Glaube weniger angefressen war als in der Hauptstadt, und dass wenigstens der zweite in bescheidenen, ländlichen Verhältnissen gross geworden war. Beide, sowohl der Historiker als der Dichter, haben eine feste Ueberzeugung von der welthistorischen Mission des römischen Volks gehabt. Livius, übrigens mehr Geschichtschreiber als Geschichtsforscher, ist gerade merkwürdig durch die antike Gesinnung, die er zur Schau trägt. Wesentlich dazu gehört das Lob, das er der Gottesfurcht spendet, und der Glaube, den er

den Prodigien entgegenbringt. Freilich verteidigt er wohl die Wunder im allgemeinen, allzu wunderliche Geschichten teilt er aber nur unter Vorbehalt mit.

Für die Religionsgeschichte kommt aber keine Gestalt des Zeitalters des Augustus dem Virgil an Bedeutung gleich. Virgil war der Bildung seiner Zeit nicht fremd geblieben: deutliche Spuren verraten, dass er sogar der epikureischen Philosophie eine Zeitlang huldigte, und seine Gedichte zeigen in der Behandlung des Materials selbst zu viel fleissige, gelehrte Arbeit. Dennoch zieht ihn sein Geschmack sowohl zum Landleben als zu den populären Sitten und Gebräuchen hin, die er in seinen Werken feiert.

Am vollendetsten treten die Eigenschaften Virgils in den Georgica hervor, wo er das Landleben mit seinen Beschäftigungen, Ackerbau, Baumzucht, Viehzucht, Bienenzucht, beschreibt. Die Bucolica. sind zehn eclogae, Nachahmungen von Theokrit, mit häufigen Seitenblicken auf die Gegenwart. Die Gestalt, welche die Aeneassage in der Aeneis erlangt hat, kennen wir bereits. In allen diesen Werken Virgils steht die Gottesfurcht obenan. Angeblich preist er den althergebrachten Glauben; faktisch sind aber auch seiner Anschauung so viel verschiedenartige, mehr moderne, philosophische Gedanken eigen, dass es unmöglich wäre, eine einheitliche Ansicht von der Religion bei ihm zu finden. Er hat eben sehr verschiedenartige Materialien oft nur rein äusserlich zusammengefügt: die populäre Tradition, die er soviel als möglich seiner Darstellung einflickt, eigene Glaubensansichten, mythologische Erzählungen, die er mit bewunderungswürdiger Keuschheit behandelt, deren Anstössigkeit er aber nicht überall ganz verdecken kann. Die Geistesrichtung Virgils hat, im Unterschiede von Homer, der oft sein Muster ist, die Aeneis zu einem durchaus religiösen Epos gemacht. Der Held ist pius Aeneas. Gegenstand des Gedichts ist eigentlich die Uebertragung der sacra von Troja nach Lavinium. Diese fortwährende Bezugnahme auf die Vorgeschichte Roms und die Beschäftigung mit den Heiligtümern beraubt die Gestalt des Helden zum Teil ihrer Lebendigkeit und ihres Interesses. Dass er mit seinem Epos nicht bloss die Vorzeit verherrlichen, sondern vornehmlich der Gegenwart predigen wollte, zeigt Virgil am deutlichsten im sechsten Buch, das von der Unterwelt handelt. Hier will er den Glauben an ein zukünftiges Leben und an die strafende und belohnende Gerechtigkeit mit besonderem Nachdruck einschärfen. Discite justitiam moniti et non contemnere divos. So wird er zum Vorläufer Dantes, und uns kann es nicht wundern, dass dieser ihn dichterisch als den Heiden beschreibt, der eine Fackel hinter sich trug,

bei deren Licht er allerdings selbst nicht sehen konnte, mit welcher er aber der Nachwelt vorleuchtete. Dies sechste Buch ist aber nicht die einzige Ursache, weshalb Christen den Virgil oft als den Propheten der Heiden geehrt haben. Die vierte ecloga schildert beim Anlass der Geburt eines Söhnchens des Konsuls Pollio den angeblichen Beginn des goldenen Zeitalters. Die Farben und Züge, deren sich der Dichter hier bedient, erinnern so lebhaft an prophetische Beschreibungen, dass man öfters die Aehnlichkeit als nicht bloss zufällig angesehen hat. Allein das Gedicht enthält nichts, was den heidnischen Erwartungen eines goldenen Zeitalters, welche die Regierung des Augustus besonders wieder belebt hat, nicht entsprechend wäre. Das Zusammentreffen dieser erneuerten Hoffnungen mit der Erscheinung Christi bleibt freilich überraschend. Wir sehen deshalb in Virgil einen Repräsentanten der heidnischen Frömmigkeit, die sich in der Richtung nach dem Christentum zu bewegte. Das christliche Gefühl, welches im Mittelalter ihn annektierte1, ist also nicht auf unrichtiger Fährte gewesen.

§ 11. Die Religion der zwei ersten Jahrhunderte der Kaiserzeit.

Das Prinzipat galt von Rechts wegen als ein seinem Inhaber vom Senat aufgetragenes Amt. Doch machte der Einfluss der monarchischen Idee sich auch darin geltend, dass das Prinzip der Erbfolge von selbst eindrang. Unzweifelhaft hat bereits August darauf abgezielt. Auch machte die Verehrung, welche das julische Geschlecht genoss, eine andere Lösung fast unmöglich. Nach den Juliern kamen die Flavier, nach diesen die sog. Adoptivkaiser von Nerva bis zu den Antoninen. Es bezeichnen diese drei Dynastien die Periode, innerhalb welcher die politischen und sakralen Anordnungen des Augustus im grossen ganzen für die staatlichen und kultlichen Verhältnisse massgebend blieben.

Noch in einer andern Weise wurde ein gewisser Zusammenhang zwischen den einander nachfolgenden Herrschern hergestellt. Cäsar wurde nach seinem Tode als Gott verehrt; er erhielt einen Tempel. Dasselbe geschah mit Augustus; war zu seinen Lebzeiten nur sein

1 Wir erinnern an die Zeilen über Paulus auf dem Grabe Virgils:
Ad Maronis mausoleum
Ductus, fudit super eum

Piae rorem lacrimae.

,,Quem te, inquit, reddidissem,
Si te vivum invenissem,

Poetarum maxime!"

Genius verehrt worden, jetzt, nach seinem Tode, wurde er öffentlich vom Senate unter die Götter versetzt; er erhielt Priester und Tempel. Die Konsekration des Augustus lieferte das Beispiel für die folgenden principes. So bildete sich eine lange Reihe auf einander folgender divi imperatores, die von dem Genius des noch lebenden princeps abgeschlossen wurde; denn auch die Sitte, in Rom nur diesen Genius zu verehren, erhielt sich. In den Provinzen wurde nach wie vor der princeps als Gott verehrt, doch auch hier wurde in der Kaiserverehrung gewissermassen ein dynastischer Zusammenhang hergestellt. Hatte auch hier der Gründer der Dynastie, der divus Augustus, seine Tempel und Priester, bei diesem Augustuskult schlossen die der nachfolgenden divi imperatores, hier auch der des jeweilig lebenden princeps selbst, nicht seines Genius, sich an. Besonders in Municipien und Provinzen wurzelte die Kaiserverehrung sehr bald tief ein. Beinahe nur bei den Juden stiess sie auf Widerstand. Sie wurde in den Provinzen zum einfachen Prüfstein des Christentums. Das Opfer an den Kaiser war ein völlig genügendes Kriterium der heidnischen Rechtgläubigkeit. Wer dieses darzubringen geneigt war, galt als ein Anhänger des alten Glaubens.

Wie klug aber auch die Anordnungen des Augustus erdacht waren, auf die Dauer konnten auch sie die natürliche Entwicklung der Dinge nicht aufhalten. Neben der Gewalt der principes stand noch immer die der res publica. Allein die res publica war der Staat der Bürgerschaft und sogar der Begriff derselben verschwand immer mehr. Rom war schon längst Italien geworden, aber auch als Italien behauptete es sich nicht. Die bevorzugte Stellung Italiens wurde fast zu einer Fiktion. Das römische Bürgerrecht wurde mit immer grösserer Freigebigkeit auch an Leute in den Provinzen erteilt; es wurde mehr ein Zierat als ein Recht. Die Idee einer über allen nationalen Unterschieden sich erhebenden Menschheit, welche schon zur Zeit der Republik sich aufdrang, wenn sie auch wohl kaum je vollkommen zum Bewusstsein gelangte, gewann fortwährend einen tiefgehenderen Einfluss auf die Geister. Unter Hadrian wurde eine gewisse Gleichheit aller Bürger des Weltreichs öffentlich anerkannt. Das Interesse für die Staatsgeschäfte verwandelte sich fortwährend mehr in das für Gladiatorenspiele und Tierkämpfe. Die Gleichgültigkeit für das öffentliche Wohl machte auch in den Municipien und Provinzen eine Beteiligung der Gemeinde an Regierung und Verwaltung immer unmöglicher.

Unter solchen Umständen musste das Prinzipat, das ursprünglich als eine zeitlich einer bestimmten Person übertragene Würde gedacht

wurde, zu einer fest gegründeten, vielseitig organisierten Staatsgewalt aufwachsen. Diese zog fortwährend mehr von der Regierung, Verwaltung, Rechtspflege an sich; die Staatsgewalt der res publica wurde immer mehr ein blosser Schatten. Selbstverständlich entwickelte sich das Prinzipat ausschliesslich nach seiner monarchischen Seite. Die Imperatorwürde gewann an Bedeutung. Freilich zeigten sich in diesen Zeiten auch bereits die grossen Gefahren der Soldatenherrschaft. Sogar der Dominusgedanke trat mehr hervor. Die Deuswürde bildete einen Grundpfeiler der neuen Gewalt.

Begreiflicherweise wurde es mit dieser nicht immer ernsthaft genommen. Vespasianus soll sterbend gesagt haben: Deus fio; Caracalla verspottete später offen die Konsekration seines ermordeten. Bruders: sit divus, dum non sit vivus. Dies gab jedoch nicht die allgemeine Gesinnung wieder, möge auch der eine princeps mehr auf seine bürgerliche, der andere mehr auf seine monarchische Würde gegeben haben. Tiberius war in dieser Hinsicht äusserst zaghaft. Caligula wollte seine Statue sogar im Tempel zu Jerusalem aufstellen, was die alexandrinische Judenschaft veranlasste, ihm eine Gesandtschaft zu schicken, deren Erlebnisse Philo, Legatio ad Gajum, erzählt. Freilich erhielten nicht alle principes nach dem Tode die Konsekration. Anderseits wurden auch andere Mitglieder der kaiserlichen Familie konsekriert, zuerst Livia, die Gemahlin des Augustus. Auch war die Verehrung der Kaiser von Anfang an noch fast mehr eine Sache der privaten Initiative als der staatlichen Verordnung. Auch entstand die Gewohnheit, Kaiser und kaiserliche Frauen bestimmten anerkannten Hauptgöttern, z. B. dem Apollo, dem Hercules, der Ceres, der Juno, gewissermassen gleichzusetzen und ihre Bilder mit den Attributen derselben auszustatten. Diese Menschenvergöttlichung galt immer mehr als ein gut berechtigter religiöser Glauben; sie wurde eine geläufige religiöse Vorstellungsweise. Eine eigentümliche Erscheinung ist die des Antinous, des phrygischen Lieblings Hadrians. Antinous hatte sein Leben aufgeopfert, um das seines Herrn zu verlängern; dafür erhob ihn dieser in den Himmel und stiftete ihm einen Kultus, der im ganzen Reich ungeheuer verbreitet gewesen ist. Zahlreiche Statuen zeigen Antinous als Dionysos.

Die Religion der res publica, der alte römische Staatskult, musste selbstverständlich immer mehr verkümmern. Freilich gelang es der kapitolinischen Trias, noch einmal den Einfluss ihrer Nebenbuhler vom Palatin und forum Caesaris, Apollo und Mars Ultor, völlig zurückzudrängen. Besonders die flavischen Kaiser und Trajan erhöhten den Glanz ihrer Verehrung. Jupiter o. m. mit seinen beiden Genossinnen

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