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tiationsriten, die sog. „sacramenta", verschieden. Wir sind nicht genau darüber unterrichtet, welcher Art das für jeden Grad erforderliche Sakrament war. Dasjenige für die Zulassung zum niedrigsten Grade bestand aus gewissen Waschungen, einer Art Taufe. Bei einem andern Sakrament wurde dem Einzuweihenden, wie dem römischen Soldaten bei seiner Aufnahme ins Heer, ein Mal eingebrannt; die Christen verglichen es mit ihrer confirmatio. Mit ihrer communio verglichen sie eine heilige Mahlzeit aus vom Priester geweihtem Brot und Wasser, das wohl mit Wein gemischt war. Diese Mahlzeit galt als eine Gedächtnisfeier des Mahles von Mithra mit der Sonne vor ihrer Himmelfahrt. Sie stärkte den Einzuweihenden zu seinem Kampf gegen die bösen Geister. Auch Kasteiungen und asketische Uebungen waren vorgeschrieben. Ebenso erprobte man den moralischen Mut des Einzuweihenden, indem man ihn die wunderlichsten, schreckenerregendsten Proben bestehen liess; er wohnte fingierten Morden bei u. a.

Es war die mithrische Gemeinde durch ein Band brüderlicher Liebe verbunden. Ein Glaube vereinigte Reiche und Arme, Herren und Sklaven; manchmal kam es vor, dass der Sklave einen höheren Weihungsgrad erreicht hatte als sein Herr. Vor allem war diese Religion eine der Tat, der sittlichen Stärke. Deshalb, wie schon zur Zeit der Achämeniden, war Mithra der Gott des Heeres. Ganz anders als in den übrigen orientalischen Kulten, spielten die Frauen in dem des Mithra nur eine untergeordnete Rolle.

Aber auch im allgemeinen, abgesehen von den besonderen Kulten, welche man einführte, war die Kaiserzeit eine der tiefsten religiösen Erregung. Sie war eine der Frömmigkeit und des Aberglaubens. In hohem Grade war sie wundersüchtig. Obgleich die alten Bestimmungen der XII Tafeln gegen die Magier noch nicht ganz vergessen waren, und z. B. Apulejus sich des Verdachts der Magie zu erwehren suchte, so blühte doch allerlei Gaukelei und geheime Kunst im Orient wie in Rom. Wundertäter wie Apollonius von Tyana gelangten schon im 1. Jahrh. zu Ruhm und Ansehen. In Rom fanden allerlei Betrüger eine reiche Erwerbsquelle in der Leichtgläubigkeit des Publikums, das sie durch allerlei Künste täuschten. In den höchsten Ständen und unter den Kaisern hegte und pflegte man allerlei Aberglauben und ehrte man die fremden Priester, welche mystische Weihen und magische Zeremonien vornahmen. Allerlei Beschwörungen und Zaubermittel kamen in Gebrauch, sowohl zur Abwehr von Uebeln als zur Erlangung von Gütern oder zur Schädigung von Feinden.

Wie die Magie, so war auch die Divination in allerlei neuen und alten Formen sehr verbreitet. Die altrömischen Auspizien blieben

bestehen, hatten aber wohl etwas von ihrem Ansehen eingebüsst und genügten jedenfalls den Bedürfnissen des Privatlebens nicht. Dafür gelangten die sortes, ebenfalls eine altitalische Form der Mantik, zu grösseren Ehren. Das alte Orakel in Delphi, das eine Zeitlang zwischen Nero und Trajan verstummt war, erteilte zwar immer noch Antworten, doch hatte es seine Blütezeit hinter sich, und Plutarch klagt über seinen Verfall. Dagegen traten andere Formen und Orte der Mantik mehr in den Vordergrund. Zuerst die Astrologie. Orientalische Wahrsager, in Rom allgemein als Chaldäer bezeichnet, gewannen mit der Berechnung der Konstellationen und der Stellung der Nativität Geld und Einfluss. Auch das Einschreiten gegen diese Mathematici oder die Warnungen vor ihren Betrügereien verfehlten ihren Zweck. Schon unter Augustus verfasste Manilius im festen Glauben an die Wahrheit dieser Berechnungen sein astronomisches und astrologisches Gedicht. Ausser an die Sterne glaubte man in dieser Zeit allgemein an die Träume. Selbst ein so ungläubiger Mann wie der ältere Plinius wagte es nicht, die Vorbedeutung durch Träume zu leugnen. Zahlreiche Beispiele beweisen, wie grossen Einfluss bedeutungsvolle Träume damals hatten. Die symbolische Erklärung der Traumgesichte entwickelte sich zu einer förmlichen Wissenschaft, welche Artemidor unter den Antoninen in seiner griechisch verfassten Oneirokritik zuerst systematisch zusammenfasste. Namentlich aber erteilten die gesuchtesten Orakel, wie die des Asklepios, des Serapis, des Mopsus u. a., ihre Auskünfte wie im Traume, durch Inkubation. Meist ging man sie um Heilung an. Ein treffendes Bild des religiösen Unwesens der Zeit gibt uns Lucians Erzählung von Alexander von Abonoteichos, dem Betrüger, der durch die Stiftung eines Traumorakels des Heilgottes Asklepios unter dem Symbol der Schlange sich einen sehr grossen Anhang verschaffte, und selbst den Rutilianus, einen angesehenen Römer zur Zeit Marc Aurels, zu betören wusste.

Die Heilgötter waren, wie z. B. Serapis (Osiris), oft zugleich Todesgötter; in ihrem Dienst suchte man ein Geleit nach dem Jenseits und eine Hoffnung für die Zukunft. In der Traumsymbolik des Artemidor wechseln die Gedanken Heilung und Tod oft miteinander. Während die Platoniker den Unsterblichkeitsglauben kräftig bejahten, liessen andere, wie der Arzt Galen, Quintilian, Tacitus, die Frage nach der Immaterialität und Fortdauer der Seele unentschieden, während Plinius der Aeltere sie entschieden und heftig verneinte1. Den verschiedenen Ansichten der Philosophen entsprachen verschiedene Stimmungen im

1 Histor. Nat. VII 188-191

Publikum. Im allgemeinen war der Glaube an eine Fortdauer nach dem Tode lebendig, und manche mythologischen Darstellungen auf Sarkophagen deuten symbolisch das Schicksal der Seele im jenseitigen Leben an. Dennoch geben sich auch in manchen Grabschriften materialistische Ansichten des Lebens, das man geniessen will, ohne sich um die Zukunft zu kümmern, kund. Securitati, somno aeterno und dergleichen, ja sogar scherzhafte oder obszöne Darstellungen und Aeusserungen findet man auf den Gräbern. Mehrere Inschriften enthalten die Versicherung, mit dem Tode sei das Dasein beendet, andere die Aufforderung, sich des Weins und der Liebe zu freuen, weil nach dem Tode nichts mehr sei. Diesen ungläubigen Ausdrücken steht aber eine weit grössere Anzahl religiöser Grabschriften und Symbole gegenüber. Freilich mag hier manches, wie das D(iis) M(anibus), das selbst auf christlichen Gräbern vorkommt, konventionell gewesen sein, und insofern beweisen ungläubige Grabschriften mehr als gläubige. Es gibt auch manche, die weder zur einen, noch zur andern Kategorie gehören, sondern bloss der Liebe der Angehörigen und dem Schmerz der Trennung Worte leihen.

Eine eigentümliche Erscheinung der Kaiserzeit waren die schon im 1. Jahrh. durch einen Senatsbeschluss autorisierten collegia funeraticia. Es waren Vereinigungen von meist kleinen Leuten, Sklaven, Freigelassenen u. a., die mittels eines regelmässigen Beitrags ihren Mitgliedern ein gemeinschaftliches (in besonders dafür eingerichteten Kolumbarien) oder jedenfalls ein ordentliches Begräbnis sicherten. Die Mitglieder dieser Sterbekassen hielten regelmässige Zusammenkünfte, bei festlichen Gelegenheiten gemeinschaftliche Mahlzeiten. Zuweilen bildeten sie zugleich als cultores Dei eine Genossenschaft zur Verehrung irgend einer bestimmten Gottheit, wie dies der Fall war mit dem Verein der Diener der Diana und des Antinous, der unter Hadrian entstand. Im einzelnen kennen wir weder die Einrichtungen noch die Anschauungen, welche in diesen Kreisen herrschten. Sie mögen wohl sehr verschieden gewesen sein, entsprechend der Verschiedenartigkeit der religiösen Strömungen in den unteren Schichten der Gesellschaft. Auch konnte die Form dieser autorisierten Gemeinschaften von allerlei religiösen Gemeinschaften benutzt werden: gewiss leistete sie auch der Verbreitung des Christentums Vorschub.

12. Denker und Lehrer.

Die Bildung unter den römischen Kaisern war eine vielseitige, der Philosophie fehlte es aber an Tiefe und Originalität. Es hat Gelehrte gegeben, welche wie der ältere Plinius und Plutarch so ziemlich das

ganze Wissen ihrer Zeit beherrschten; die lateinische Literatur hat in dieser Zeit noch namhafte Autoren aufzuweisen, die griechische im 2. Jahrh. eine Renaissance erlebt, die Rhetorik ihre grösste Blütezeit gefeiert; auch die Philosophie hat einen grossen Einfluss ausgeübt, aber eine einseitig praktische Richtung befolgt. Die Probleme der Logik und der Physik blieben meist im Hintergrund; man wandte sich ganz der Ethik zu und suchte aus den verschiedenen Systemen eklektisch dasjenige zusammen, was sich praktisch im Leben verwenden liess. Allerdings war die Folge davon, dass man mit den philosophischen Gedanken wirklich Ernst machte. Was Cicero noch als eine Ausnahme verzeichnete, dass man sich nämlich mit der Philosophie beschäftigte non disputandi causa, sed ita vivendi, war in dieser Zeit die Regel. Die Philosophie ward zur Lehrerin des Lebens, zur Trösterin im Leid: merkwürdig ist die Literatur der Trostschriften, in welchen Seneca und Plutarch, wie schon früher Cicero, philosophische Gründe zusammensuchten, um den eigenen Schmerz oder die Trauer ihrer Angehörigen und Freunde zu lindern. In dieser Zeit war die Philosophie wirklich, wie Ficinus sie Jahrhunderte später nannte, nihil nisi docta religio. Daher muss die Religionsgeschichte auf diese Rolle der Philosophie näher eingehen.

Die äussere Stellung der Philosophen war sehr verschieden und nicht immer ungefährdet. Ihr Einfluss erweckte bei manchen Cäsaren Verdacht; den Tyrannen sind die Ideologen immer unbequem. In den aristokratischen Kreisen der Opposition unter Nero gingen stoische Grundsätze und republikanische Sympathien Hand in Hand; selbst Vespasian ergriff Massregeln gegen die Philosophen, und Domitian verbannte sie aus Rom. Nach ihm fand ein förmlicher Umschwung auch in dieser Hinsicht statt: mit Marc Aurel bestieg die Philosophie den Thron, und die Philosophen kamen zu hohen Ehren.

In einer Zeit, wo alle Stände Hilfe und Rat bei der Philosophie suchten, waren natürlich die äusseren Umstände der Philosophen sehr verschieden: neben dem reichen Minister Neros, Seneca, steht der freigelassene Sklave Epiktet. Auch gab es viele, die durch die Philosophie für ihren Unterhalt sorgen mussten, und es entstand also neben der freien, meist schriftstellerischen Wirksamkeit eines Seneca und eines Plutarch das Amt des Philosophen. Die Literatur dieser Zeit zeichnet uns das Bild des Philosophen in den verschiedensten Verhältnissen und zwar zuerst als Hausfreund. Manche vornehmen Familien hielten sich einen Hausphilosophen als geistigen Berater und Erzieher der Jugend. Von der unwürdigen Behandlung, welche ein solcher Beichtvater oder Hauskaplan oft erfahren musste, hat Lucian ein

grelles Bild entworfen. Merkwürdig bleibt es immerhin, dass so viele vornehmen Leute dieser Zeit das Bedürfnis nach geistiger Führung fühlten. Sogar in die Provinz nahm man seinen Beichtvater oft mit. Mehrere Beispiele zeigen uns, dass man, um sich auf den Tod vorzubereiten, seinen Philosophen rufen liess und in den letzten Augenblicken sich mit ihm über die Natur der Seele und die Trennung von Geist und Körper unterhielt. Diese individuelle Seelenleitung war aber nicht beschränkt auf die Wirksamkeit der Philosophen, die zur Klientel vornehmer Häuser gehörten; manche schöne und freie Verhältnisse sind diesem Bedürfnis entsprossen; so blieb Marc Aurel seinen Lehrern herzlich dankbar, und Seneca beschäftigte sich eingehend mit dem Seelenheil derjenigen, die ihn um Rat und Hilfe angingen; in den Briefen erteilt er dem Lucilius Belehrungen über allerlei Fragen, in De tranquillitate animi bekämpft er das taedium vitae seines Freundes Serenus, in De vita beata belehrt er seinen Bruder Gallio usw. Der Gesichtspunkt, unter dem Seneca dieses Verhältnis betrachtet, ist der einer Krankenstube oder eines Spitals, der Philosoph ist der Arzt der Seele.

Unabhängiger als die Stellung der Hausphilosophen war die der Lehrer an den öffentlichen Schulen oder der wandernden Redner. In Rom, in Athen, sogar in kleineren Städten, wie Nikopolis in Epirus, wo Epiktet lehrte, nachdem er infolge des Edikts Domitians Rom hatte verlassen müssen, hielten Männer, wie Musonius, Epiktet, Plutarch, Apulejus und viele andere, Vorträge, meist um die erwachsene Jugend in die Philosophie einzuführen. Freilich rügt die Literatur dieser Periode auch an dieser Tätigkeit starke Schattenseiten. Die Lehrer forderten von ihren Schülern Geld und suchten deshalb zum Teil durch rhetorische Künste, Wortschwall und Schmeichelei eine grössere Zuhörerschaft anzulocken und zu fesseln. Aber auch die Schüler vereitelten oft den Zweck des Unterrichts, indem sie ohne Vorbildung und Ernst in die Schule liefen, bloss um die Zeit zu vertreiben, wie man ins Theater geht oder den Rhetor deklamieren hört. Trotz dieser Schäden haben aber mehrere Philosophen mit diesen öffentlichen Vorträgen eine sittlich erspriessliche Tätigkeit entwickelt; wir wissen dies namentlich von Epiktet durch seinen Schüler Arrian. Dass es sich bei diesem Unterricht nicht um theoretische, sondern um sittliche Bildung handelte, beweist u. a. die Beschreibung des Musonius von der Wirkung, welche die Rede des Philosophen beim Schüler, der sich im Gewissen gepackt fühlt, hervorbringt 1.

1 Bei Gellius, V 1, 3.

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