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praktisch-religiösen Zweck. Es galt, der Welt das Bild eines heiligen, göttlichen Menschen zu zeichnen, dieses Bild als Objekt der Verehrung hinzustellen und darin die Züge der wahren Religion anschaulich zu machen.

Die vielen Begebenheiten und Gespräche auf den Reisen des Apollonius durch alle Länder bis an die Grenzen der Welt, welche den Inhalt der acht Bücher des Philostratus bilden, können wir natürlich nicht mitteilen. Nur die Hauptzüge der Gestalt seines Heiligen und den Zweck seines Buches wollen wir kurz behandeln. Apollonius hatte sich schon früh durch asketische Uebungen ausgezeichnet und befolgte die pythagoreische Lebensweise in seiner leinenen Kleidung, in dem Abscheu vor animalischer Nahrung, in der ganzen Reinheit seines Wandels. Seine Anbetung widmete er der Sonne; in diesem Zug erkennen wir den Geist der syrischen Fürstin, die das Buch inspirierte. Diesen Sonnenkult fand Apollonius auch bei den Brahmanen in Indien, bei denen er vier Monate verweilte. Auf dem Berg der Brahmanen wurde Apollonius durch ihr Haupt Jarchas in die höchste Weisheit eingeweiht, der alle andern Anschauungen, auch die griechischen, nachstehen. Diese Weisheit bestand in theoretischen Lehren über die Seelenwanderung, die Schöpfung durch den höchsten Gott, den Ursprung griechischer Götter aus Indien, noch mehr aber in geistigen Fähigkeiten, indem die Brahmanen die Zukunft schauten, die Kranken heilten und überhaupt göttlicher Kräfte teilhaftig waren. In dem Umgang mit den Brahmanen erreichte Apollonius nun die höchste Stufe des religiösen Lebens; als er später in Aegypten zu den Gymnosophisten kam, hatte er von ihnen nichts mehr zu lernen oder zu erhalten. Merkwürdig ist nun, dass, während Apollonius durchweg Beweise übermenschlichen Wissens und Könnens gibt, seine Biographie den Verdacht der Magie mit Nachdruck abweist. Philostratus will durchaus nicht, dass man seinen Helden für einen Zauberer halte; die Feindschaft des Hierophanten zu Eleusis, der Priester von Trophonius und so vieler, die ihn für einen Magier ansehen, beruht ganz auf einem Missverständnis. Was er mehr wusste und konnte als andere Menschen, verdankte er nur seiner Reinheit. Der tugendhafte Mensch ist göttlich; das hatte er auf dem Berg der Brahmanen gelernt und gesehen. Hier und dort scheint eine metaphysische Erklärung durchzublicken, als wäre die besondere Kraft des Apollonius göttlichen Ursprungs, allein der Hauptgedanke ist gewiss ein anderer. Apollonius war ein göttlicher Mensch; nicht ein Gott, sondern göttlich, weil er vollkommen weise, rein, tugendhaft war. Und diese offenbarend, zog er durch die Lande, heilend und segnend, sogar die Geschichte des

Reichs beeinflussend, indem er künftigen Kaisern ihre Erhebung vorhersagte.

Ein Hauptinteresse bei unserer Betrachtung von Philostratus' Buch liegt in der Frage nach dessen Verhältnis zum Christentum. Positive Daten fehlen. Die Biographie erwähnt das Christentum nirgends, es ist aber vollkommen deutlich, dass sie öfter evangelische Wundererzählungen oder Geschichten aus dem Leben des Paulus kopiert, und dass auch mehrmals die Erscheinungen des auferstandenen Christus dem Philostrat vorschwebten. War es nun dessen Absicht, das Christentum zu bekämpfen, wie ein Jahrhundert später Hierokles den Heiligen von Tyana auf Kosten des Christusbildes erhob? Die Annahme einer solchen Tendenz ist nicht wahrscheinlich. Im Kreise der syrischen Fürstinnen war man gegen das Christentum nicht feindlich gesinnt. Deshalb zog auch die Biographie des Apollonius dieses heran, freilich ohne es zu nennen, und benutzte für die Zeichnung ihres Heiligen Farben aus dem Neuen Testament. Es galt, ein geistiges, reines, erhabenes Lebensbild zu schaffen. Dafür benutzte man allerlei Material. Die Grundzüge lieferten die pythagoreische Lebensweise und der syrische Sonnenkult, als höchstes Ideal galt die indische Weisheit, ausgemerzt wurden allerlei unreine Elemente: das blutige Opfer, der ägyptische Tierkultus, sogar manche griechischen Vorstellungen, vor allem aber die Magie. Der Versuch hatte freilich keinen grossen und nachhaltigen Erfolg. Man stiftete dem Heiligen einen schönen Tempel in seiner Vaterstadt Tyana, und Caracalla ehrte ihn eifrig. Alexander Severus nahm ihn unter seine Heiligen auf neben Orpheus und Christus.

Noch vorübergehender war der Kult des syrischen Sonnengottes, den Heliogabal nach Rom brachte. Der Sohn der Julia Soaemias, Bassianus, war ein schöner Knabe, ganz dem Kultus des Gottes, dessen Namen er schliesslich selbst annahm, und den sinnlichen Ausschweifungen ergeben. Durch die Soldaten auf den Thron erhoben, widmete er gleich dem Gotte, dessen Priester er war und der auf den Münzen Deus Sol Elagabal heisst, einen ausschliesslichen Kult. Ueber die Bedeutung des Namens Elagabal gehen die Meinungen noch auseinander; so viel ist aber sicher, dass man sich den Gott von Emesa als Sonnengott dachte. Sein Symbol war ein schwarzer Stein, wohl ein Aërolith, den Heliogabal nach Rom bringen liess. Hier feierte der Kaiser mit Prozessionen und allerlei Festen den Gott, dessen Dienst sein einziges Interesse war. Das Schlimmste dabei waren die Orgien und sinnlichen Ausschweifungen, welche Heliogabal mit einer selbst in Rom unerhörten Unverschämtheit zur Schau trug. Es war der alte Geist der syrischen Religion, welcher in Rom eine kurze Zeit

auf dem Thron sass. Aber es war nur ein kurzer Rausch. Die Reaktion konnte nicht ausbleiben: Heliogabal und seine Mutter wurden in einem Aufstand, den sein zur Selbsterhaltung bewaffneter Vetter angezettelt hatte, getötet. Dieser bestieg nun als Alexander Severus den Thron. Der Stein des syrischen Gottes wurde nach Emesa zurückgebracht und genoss dort noch göttliche Ehren, mit seiner Herrschaft in Rom war es aber aus.

Unter Alexander Severus (222-235) traten die synkretistischen Bestrebungen der Zeit am klarsten hervor. Er war ein durchaus ehrenwerter und frommer Mensch, der alle Tugenden des Privatmannes, freilich nicht die des Herrschers, besass. Er ehrte alle Götter, nahm sowohl an den Hilarien der Mater Magna teil, als an den Opfern auf dem Kapitol, er ehrte die Isisdiener wie die Juden; für Christus wollte er einen Tempel bauen, aber die Auspizien der väterlichen Religion, an die er glaubte, hielten ihn davon ab. Merkwürdig ist, dass er seine persönliche Devotion nicht den grossen Göttern, sondern den vergötterten Menschen widmete, die er in seinem Palast täglich anbetete. Es war eine Art heidnischen Heiligenkultes. Der Kaiser betete seine Ahnen, manche divi unter seinen Vorgängern als göttliche Schutzherren an; daneben die grössten Wohltäter der Menschheit: Abraham, Orpheus, Christus, Apollonius von Tyana, Alexander den Grossen und ausserdem noch Heilige zweiten Ranges, wie Cicero und Virgil. In die allgemeine Toleranz dieses Regiments waren die Christen mit einbegriffen. Ja sie genossen in der Umgebung des Kaisers, bei diesem wie bei seiner Mutter, Ansehen und Sympathie; Mamaea hatte sogar in Cäsarea mit dem berühmten Origenes eine Zusammenkunft und war den Christen so gewogen, dass Kirchenväter ihre Frömmigkeit und Tugend lobten. Gewiss lag es sowohl dem Kaiser als seiner Mutter fern, durch Uebertritt zum Christentum ihren synkretistischen Standpunkt aufzugeben; dass aber die Christen unter Alexander Severus Grundbesitz hatten und ihre Bischöfe frei wählten, steht fest, obgleich nicht alle diese Freiheit billigten und der Jurist Ulpian es angemessen fand, die Edikte, welche früher gegen die Christen erlassen worden waren, zu sammeln.

Die religiöse Bewegung unter der syrischen Dynastie ist merkwürdig, weniger durch die neuen Kulte, welche sie einführte, als durch die Bedürfnisse und Stimmungen, welche sie zu Tage förderte. Es war eine Zeit der Toleranz und des Universalismus, eine Zeit, in welcher man in der Fassung des Göttlichen dem Monotheismus zustrebte, daneben aber ein Heiligenideal suchte und das Bild eines göttlichen Menschen entwerfen wollte. So arbeitete man auf verschiedene Weise für

das Christentum, das zuerst im öffentlichen Leben durch die synkretistische Politik Anerkennung fand.

§ 14. Der Ausgang des Heidentums.

Die Entwicklung der römischen Monarchie näherte sich ihrem Abschluss. Aurelian (270-275), der nach den furchtbaren Wirren der Mitte des 2. Jahrh. die Reichseinheit wieder herstellte, nahm ausdrücklich den Titel dominus et deus an und umgab sich dieser orientalischen Vorstellung fürstlicher Würde gemäss mit orientalischer Pracht. Bald nach ihm hörte jede Teilnahme des Senates an der Einsetzung des princeps in sein Amt völlig auf. Diocletianus (285-305) führte ein vollständiges Hofzeremoniell ein, nach dem Muster desjenigen der sassanidischen Könige. Er und nach ihm Constantin bildeten ein vollendetes System einer hierarchisch organisierten Reichsregierung aus.

Doch entbehrte dieses stolze Gebäude immer noch den religiösen Boden, dessen es so sehr bedurfte. Niemals erhielt die Monarchie einen ständig allgemein anerkannten Schirmgott. Niemals kam man zu irgend einer klaren Vorstellung von dem Verhältnis zwischen dem irdischen und dem himmlischen Gotte. Der Reichsgott des Aurelian war der deus Sol invictus, und es ist noch streitig, welcher orientalische Gott hinter diesem steht. Wahrscheinlich war er nur der orientalische Sonnengott in ganz allgemeiner, nach altrömischer Art fast nur begrifflicher Auffassung. Diocletian schlug wieder andere Pfade ein: er nannte sich jovius, seinen Mitregenten Maximianus herculeus, womit zugleich das Verhältnis des letzteren, seines Mithelfers, zu ihm, dem obersten Herrscher, ausgedrückt war. Es waren wieder einmal römische Götter, Jupiter und Hercules, von denen diese Herrscher als deren Abkömmlinge ihre Macht herleiteten. Die schwankende Denkart des Synkretismus war nicht im stande, die festen Formen zu verleihen, deren staatliche Gebilde bedürfen. Später trat das Christentum dieser ganzen Entwicklung in den Weg. Der Christ konnte noch weniger ein Gott sein als der Römer. Doch ahnte damals niemand, dass erst das Christentum, freilich in viel späterer Zeit, in seiner Vorstellung von einer fürstlichen Macht von Gottes Gnaden dem stolzen Gedanken Cäsars, sei er auch wesentlich umgestaltet, eine lebenskräftige Daseinsform verleihen würde.

In den Perioden, die uns bis jetzt beschäftigt haben, war der Gegensatz zwischen Christentum und Heidentum noch nie scharf hervorgetreten. Die Verfolgungen unter Nero, Trajan, Marc Aurel und Septimius Severus waren lokal und vorübergehend gewesen. Am Ende

dieser Zeit schien selbst das Christentum, in die allgemeine Toleranz mit einbegriffen, unter kaiserlichem Schutz eine gesicherte Stellung in der Welt zu erhalten. Im zweiten Drittel des 3. Jahrh. änderten sich diese Verhältnisse. Von da an bis Constantin trugen die Verfolgungen, die allerdings mit Zeiten der Ruhe abwechselten, aber immer wieder von neuem aufgenommen wurden, mehr einen allgemeinen, systematischen Charakter. Maximinus Thrax, Decius, Valerianus, Aurelianus, zuletzt und am heftigsten Diocletianus und Galerius waren Verfolger der Christen. In diesen Verfolgungen gab sich besonders die Stimmung des Heeres kund. Die grossen Christenverfolger unter den Kaisern, wie Maximinus und Decius, waren die Feldherrn dieser Zeit, vom Soldatengeist belebt, zum Teil der Bildung nicht gewogen. Im Heere waren Glaube und Aberglaube am lebendigsten geblieben, man fühlte sich in den Kriegszügen auf den Schutz der Götter besonders angewiesen, und die Hauptkulte dieser Zeit, wie der Mithradienst, waren daher gerade unter den Soldaten verbreitet. Die Christen zeigten sich dem Kriegsdienst immer abgeneigt, was den Hass der Legionen gegen sie noch besonders anfachte. Aber nicht nur mit der Armee, mit der ganzen damaligen Welt lag das Christentum in unversöhnlichem Streit. Dem Pöbel verdammte es das einzige, was nach dessen Ansicht dem Leben noch einen Wert gab, die Gladiatorenspiele. Dem zwischen den verschiedensten Vorstellungen hin- und herschwankenden Synkretismus stellte er seine felsenfeste Ueberzeugung des sittlich Absoluten und des einzig wahren Gottes gegenüber. Das ganze römische Reich war für ihn eine Herrschaft des Bösen, die vorübergehen sollte. Solche Widersprüche schienen unlöslich, der Kampf zwischen beiden Mächten ungleich. Dennoch hat die scheinbar schwächere gesiegt.

Die Verfolgungen der Christen durch die Kaiser waren unter solchen Umständen ganz erklärlich. Man kann sich fast darüber wundern, dass sie lange Zeit nicht noch viel strenger und nachhaltiger ausfielen. Denn sie hatten es nicht so sehr auf die Vertilgung der Christen abgesehen, wie christliche Schriftsteller oft zu sagen scheinen. Mehrere Berichte beweisen deutlich, dass die Todesstrafe nicht allgemein war und dass oft Nachsicht in der Ausführung die Edikte milderte. Auf die sittlich durchaus nicht ganz reinen christlichen Kreise wirkten die Verfolgungen läuternd, indem manche falschen oder halben Christen abfielen und die übrigen durch das Beispiel der Märtyrer erstarkten. Beim Uebergang in das 4. Jahrh. war das Christentum bereits eine grosse Macht geworden. Schon so weit war es damals gekommen, dass der Herrscher, der es bekämpfte, befürchten musste, den Erdkreis aufzuregen. Dies wagten Galerius und Diocletian, allein ihr heid

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